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Wie wird mit Agentic AI aus einem Kostenblock ein Effizienztreiber?

Agentic AI orchestriert das Schadenmanagement End-to-End. Es beschleunigt Claims, senkt Kosten und liefert neuartige Kundenerlebnisse.


Überblick

  • Viele Versicherer arbeiten mit Legacy-Systemen und manuellen Abläufen; das treibt Kosten, verlängert Wartezeiten und verfehlt Kundenerwartungen.
  • Agentic AI steuert End-to-End: prüft automatisch, routet intelligent, erkennt Betrug in Echtzeit und reduziert manuelle Arbeit deutlich.
  • Das Ergebnis sind um 30–50 Prozent geringere Prozesskosten, schnellere Durchlaufzeiten und spürbar bessere Kundenerlebnisse durch transparente Regulierung.

Das Schadenmanagement ist der „Moment of Truth“ in der Versicherungswelt: hier entscheidet sich, ob ein Kunde Vertrauen fasst – oder zur Konkurrenz abwandert. Gleichzeitig ist dieser Bereich einer der größten Kostenblöcke im Unternehmen. Wer Claims effizienter, digitaler und kundenorientierter gestaltet, kann nicht nur die Zufriedenheit massiv steigern, sondern auch erhebliche Kostenvorteile realisieren.

Ausgangslage: Zwischen veralteten Strukturen und neuen Kundenerwartungen

Das Schadenmanagement vieler Versicherer ist bis heute ein komplexes Geflecht aus alten Kernsystemen, manuellen Workarounds und fragmentierten Prozessen. Eine einfache Schadenmeldung durchläuft oft zahlreiche Stationen: vom Callcenter über die Fachabteilung bis hin zu externen Partnern. Dabei entstehen Medienbrüche, redundante Prüfungen und lange Wartezeiten.

Die Folgen sind gravierend:

  • hohe operative Kosten durch ineffiziente Bearbeitungsschritte
  • überlastete Mitarbeitende, die Routineaufgaben statt wertschöpfender Tätigkeiten übernehmen
  • unzufriedene Kund:innen, die schnelle, digitale Lösungen erwarten – und diese bei InsurTechs oder Direktversicherern längst finden

Gleichzeitig hat die KI-Revolution die Maßstäbe für Kundenerlebnisse neu gesetzt. Verbraucher:innen sind heute aus anderen Branchen an Sofortservices, Transparenz in Echtzeit und intuitive Prozesse gewöhnt – und erwarten dasselbe von ihrer Versicherung. Im Schadenmanagement bedeutet das: Kund:innen wollen Schäden unkompliziert melden, jederzeit den Bearbeitungsstand einsehen und eine schnelle, nachvollziehbare Regulierung erleben.

Versicherer, die hier nicht Schritt halten, riskieren nicht nur steigende Kosten, sondern auch den Verlust von Kundenvertrauen. Umso dringlicher ist es, Prozesse neu zu denken und die Möglichkeiten von Artificial Intelligence (AI; künstliche Intelligenz) und insbesondere Agentic AI konsequent zu nutzen.


Versicherer, die hier nicht Schritt halten, riskieren nicht nur steigende Kosten, sondern auch den Verlust von Kundenvertrauen. Umso dringlicher ist es, Prozesse neu zu denken und die Möglichkeiten von AI und insbesondere Agentic AI konsequent zu nutzen.


Vom Automatisierer zum Orchestrator: Was Agentic AI wirklich leistet

Der Begriff „AI“ wird häufig pauschal verwendet. Für die Schadenbearbeitung ist jedoch eine klare Differenzierung entscheidend: Klassische AI unterstützt in eng definierten Anwendungsfällen: Sie erkennt Muster, analysiert Bilder oder Texte und liefert Prognosen. Typische Beispiele im Claims-Bereich sind Betrugserkennung, NLP für Dokumentenanalyse oder Bilderkennung bei Kfz-Schäden. Der Nutzen: punktuelle Automatisierung und Beschleunigung einzelner Arbeitsschritte. Agentic AI geht deutlich weiter. Diese Systeme handeln nicht nur reaktiv, sondern planen, entscheiden und agieren selbstständig über mehrere Prozessschritte hinweg. Sie orchestrieren Daten, Systeme und Partner entlang der gesamten Prozesskette – und optimieren Abläufe kontinuierlich. Agentic AI ist damit der Hebel für End-to-End-Automatisierung und echte Effizienzsprünge.

Konkret bedeutet dies im Schadenmanagement:

  • Automatisierte Erstprüfung: Agentic AI prüft Schadenmeldungen, fordert fehlende Informationen eigenständig nach und validiert Daten vor der Freigabe.
  • Straight Through Processing: Standardfälle laufen nicht nur durch, sondern werden dynamisch mit relevanten Partnern abgewickelt.
  • Fraud-Erkennung in Echtzeit: Auffällige Muster werden mit externen Quellen angereichert, bewertet und nur bei Bedarf eskaliert.
  • Intelligentes Routing: Fälle werden nicht nur verteilt, sondern auch priorisiert – nach Risiko, Aufwand und Kundensegment.
  • Dokumenten- und Bildanalyse: Ergebnisse fließen unmittelbar in die Steuerung des weiteren Prozesses ein.

So entstehen Prozesse, die nicht nur schneller, sondern auch intelligenter und adaptiver sind.

 

Wirkung in der Praxis: Agentic AI im Einsatz

Der Einsatz von Agentic AI im Schadenmanagement eröffnet ein völlig neues Effizienzlevel. Durch die Fähigkeit, nicht nur einzelne Arbeitsschritte, sondern ganze Prozessketten eigenständig zu steuern, lassen sich Bearbeitungszeiten drastisch reduzieren und erhebliche Kostenvorteile erzielen. In der Praxis zeigen sich bereits Einsparungen von 30 bis 50 Prozent bei den operativen Prozesskosten, zugleich können standardisierte Prozesse um 50 oder mehr Prozent schneller abgewickelt werden. Damit wird das Schadenmanagement nicht nur kostengünstiger, sondern auch deutlich reaktionsschneller und kundenfreundlicher.


In der Praxis zeigen sich bereits Einsparungen von 30 bis 50 Prozent bei den operativen Prozesskosten, zugleich können standardisierte Prozesse um 50 und mehr Prozent schneller abgewickelt werden.


Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die Dokumentenprüfung und -verarbeitung. Bislang werden eingehende Unterlagen zwar teilweise digital erfasst, erfordern aber nach wie vor ein erhebliches Maß an manueller Kontrolle und Bearbeitung. Agentic AI kann diesen Engpass auflösen: Ein eingehendes PDF-Dokument kann automatisch in mehrere Einzeldokumente gesplittet und jedes davon zuverlässig identifiziert und typisiert aus einem Kostenblock ein Effizienztreiber – etwa als Gutachten, Rechnung oder Police. Anschließend extrahieren der oder die AI-Agenten die relevanten Informationen und bereiten sie in strukturierter Form auf. Sogar die nächste Handlungsebene wird unterstützt, indem konkrete Tasks für den Claims Handler formuliert werden, etwa die Prüfung einer bestimmten Schadensposition oder die Klärung offener Angaben mit dem Kunden.
 

Das Ergebnis: Ein Prozess, der bislang Stunden oder Tage in Anspruch nahm, lässt sich in Minuten abwickeln – mit deutlich höherer Genauigkeit und Nachvollziehbarkeit. Für Versicherer bedeutet das nicht nur spürbare Einsparungen bei den Prozesskosten, sondern auch eine deutliche Steigerung von Geschwindigkeit und Qualität in der Kundeninteraktion.

 

Erfolgsfaktoren: Was Pilot und Durchbruch unterscheidet

Der Weg von klassischer AI zu Agentic AI ist anspruchsvoll – und verlangt eine strategische Herangehensweise:

  1. Strategie entwickeln und verankern
    Agentic AI verändert das Schadenmanagement grundlegend – von punktueller Automatisierung hin zu selbststeuernden Prozessen mit End-to-End-Verantwortung. Dafür braucht es eine klar definierte strategische Richtung, die AI-Initiativen gezielt auf die Unternehmensziele ausrichtet. Entscheidend ist es, Prioritäten entlang des größten Wertbeitrags zu setzen und erste Anwendungsfälle so zu gestalten, dass sie schnell spürbaren Nutzen stiften. Agilität und ein sequenzielles Skalierungsvorgehen sind Schlüsselfaktoren, um von Pilotprojekten zu einem nachhaltigen Transformationspfad zu gelangen.

  2. Technologische Basis schaffen und skalieren
    Agentic AI benötigt eine hoch integrierte, datengetriebene Systemlandschaft, um eigenständig Entscheidungen zu treffen und Aktionen auszuführen. Voraussetzung dafür ist eine konsistente, strukturierte und qualitativ hochwertige Datenbasis, die durch klare Data-Governance-Richtlinien abgesichert ist. Cloud-Infrastrukturen, modulare Architekturen und die Integration unstrukturierter Datenquellen schaffen die Grundlage, um AI-Agenten sicher und skalierbar in bestehende Prozesse einzubetten.

  3. Operating Model und Governance transformieren
    Die Einführung von Agentic AI verlangt ein neues Operating Model: von der Fachabteilung über die IT bis hin zu externen Partnern müssen Entscheidungswege, Verantwortlichkeiten und Schnittstellen neu definiert werden. Nur in einem vernetzten Ökosystem, das Gutachter oder Dienstleister einschließt, können AI-Agenten End-to-End-Prozesse orchestrieren und optimieren. Eine transparente Governance und klar definierte Ownerships stellen sicher, dass Autonomie und Kontrolle in Balance bleiben.

  4. Wert und Wirkung messbar machen
    Agentic AI schafft Effizienzsprünge nicht allein durch Automatisierung, sondern braucht dazu lernende Systeme, die Prozesse kontinuierlich verbessern. Um diesen Mehrwert sichtbar zu machen, ist ein strukturiertes Performance-Framework mit klaren KPIs nötig – von Bearbeitungszeiten über Kostenreduktion bis hin zur Kundenzufriedenheit. Kontinuierliches Monitoring und Impact-Tracking sichern die Legitimation weiterer Investitionen und machen die tatsächliche Wertschöpfung transparent.

  5. Mitarbeitende befähigen und Kultur entwickeln
    Agentic AI entfaltet ihr Potenzial nur, wenn Mitarbeitende die Technologie verstehen, ihr vertrauen und sie aktiv nutzen. Das erfordert eine Kultur, die Veränderung als Chance begreift. Schulungen, Co-Creation-Ansätze und interdisziplinäre Teams fördern Verständnis und Ownership. So wird aus anfänglicher Skepsis eine Innovationsdynamik – und Agentic AI zu einem Werkzeug, das Fachwissen verstärkt statt ersetzt.

 

Was EY-Parthenon für Sie tun kann

EY-Parthenon zählt zu den führenden Häusern, wenn es um den Einsatz von AI und Agentic AI im Schadenmanagement geht. Unsere Projekterfahrungen zeigen, dass sich Prozesswissen, versicherungsspezifische Expertise und modernste AI-Kompetenz optimal verbinden lassen. Durch die enge Vernetzung mit unterschiedlichen fachlichen Einheiten – von Schadenorganisation und IT bis hin zu Data-Science- und AI-Fachleuten – sind wir in der Lage, das gesamte Spektrum von Strategie bis Implementierung aus einer Hand abzudecken. Damit stellen wir sicher, dass Innovation nicht nur konzipiert, sondern auch erfolgreich überführt wird.

Fazit: Übergang zum Effizienztreiber – jetzt ist Handeln gefragt

AI ist ein wichtiger Hebel, um Prozesse im Schadenmanagement zu digitalisieren und effizienter zu gestalten. Doch erst Agentic AI ermöglicht den Durchbruch: Sie verbindet isolierte Automatisierungsbausteine zu einem intelligenten, selbststeuernden Gesamtsystem. Versicherer, die jetzt in Agentic AI investieren, sichern sich nicht nur kurzfristige Effizienzgewinne, sondern schaffen die Grundlage für ein zukunftssicheres, agiles und kundenzentriertes Schadenmanagement. Die Eingangsfrage lässt sich damit klar beantworten: Mit Agentic AI sind zweistellige Kostensenkungen und massive Zeiteinsparungen im Claims-Management keine Vision mehr – sondern ein erreichbares Ziel.

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