Wie Führungskräfte aus dem Finanzsektor in Europa generative KI sehen

Wie Führungskräfte aus dem europäischen Finanzsektor den Einsatz generativer KI beurteilen

Eine optimale Verbindung von menschlichen Erkenntnissen und den Möglichkeiten generativer KI ist der Schlüssel zur Mehrwertgenerierung.


Überblick

  • Die europäische Finanzbranche sieht in der nutzbringenden Anwendung generativer KI große Chancen und plant eine Steigerung der Investitionen bereits im laufenden Jahr.
  • Finanzdienstleister sind überzeugt, dass generative KI die Produktivität ankurbeln wird, aber sie sehen auch den Bedarf an langfristigen Aus- und Weiterbildungskonzepten.
  • Größte Bedenken der Entscheidungsträger gelten dem Verständnis für generative KI innerhalb der Belegschaft sowie künftiger Regulierung und ethischer Fragen.

Nach über drei Jahrzehnten voller digitaler Transformation im Finanzsektor bieten Künstliche Intelligenz (KI) und speziell generative KI-Technologien (GenAI) neue Möglichkeiten zur Wertschöpfung sowie zur Gestaltung der Zukunft der Arbeit in der gesamten Branche.

In den Vorstandsetagen der europäischen Finanzinstitute steht KI auf jeder Agenda ganz oben – aus der Perspektive von Chancen, Risiken, Kunden, Recht, Regulierung und Compliance. Führungskräfte sehen das Potenzial großer Sprachmodelle (LLMs), die Dienstleistungen von der Kundenzufriedenheit über die Kundenerfahrung bis hin zu internen Prozessen verändern können, und prüfen aktiv Wege zur Produktivitätssteigerung.

Eine EY-Befragung zur KI im europäischen Finanzsektor 2023, bei der Führungskräfte aus 60 Finanzinstituten in der Region befragt wurden, zeigt die Begeisterung, den Optimismus und das Gefühl der Chance auf, das die Führungskräfte teilen, wenn sie den Weg für die Implementierung von KI und GenAI in ihren Organisationen bewerten.

Die Chance der Künstlichen Intelligenz nutzen

Der Optimismus und das Vertrauen des europäischen Finanzsektors in die Zukunft der GenAI-Einführung ist groß: 63 Prozent der Befragten dieses Sektors sehen in der Beschleunigung von Systemen, Anwendungen und Modellen potenzielle Chancen für ihr Unternehmen.

Durch die fortschreitende Entwicklung von GenAI bietet sich vielen Unternehmen die Möglichkeit, bestehende KI-Anwendungsfälle zu erweitern, sei es zur Verbesserung des Kundenverständnisses und der Kundenkommunikation, zur Automatisierung von Back-Office-Aufgaben oder zur Personalisierung des Kundenengagements.

Bei den europäischen Banken, Versicherern, Vermögensverwaltern und Asset-Managern ist der Einsatz von KI in den Bereichen Data Science, Operations, IT, Marketing und Vertrieb sowie Kundensupport am stärksten ausgeprägt.

Fast die Hälfte (47 Prozent) der befragten Führungskräfte plant, innerhalb eines Jahres GenAI-Fähigkeiten in einer größeren Bandbreite von Anwendungsfällen einzusetzen. Etwa ein Fünftel möchte mit der Implementierung von GenAI experimentieren, um langfristige Pläne aufzustellen. Ein weiteres Fünftel plant, die Einführung von GenAI schnell voranzutreiben, um der Konkurrenz voraus zu sein.

EY geht davon aus, dass das Tempo der Veränderungen die Anpassungs- und Reaktionsfähigkeit von Unternehmen weiter auf die Probe stellen wird. Die Geschwindigkeit und Effizienz, mit der Unternehmen KI einsetzen, könnte zu einem immer bedeutsameren Wettbewerbsvorteil werden.

Da bereits 60 Prozent der Unternehmen im vergangenen Jahr in GenAI-Technologien investiert haben, wird die strategische Umsetzung von KI-Implementierungs- und ­Anwendungsplänen den Unterschied zwischen den führenden Unternehmen in diesem Sektor ausmachen. Wir gehen davon aus, dass dieser Wettbewerb auch in diesem Jahr weitergehen wird, da 75 Prozent der Führungskräfte planen, die Investitionen in KI-Anwendungen zu erhöhen.

 

Das Potenzial von KI zur Steigerung der Produktivität nutzen

Die führenden Unternehmen des europäischen Finanzsektors zielen mit ihren Investitionen in GenAI auf höhere Produktivität, höheren Kundennutzen und betriebliche Effizienz ab, aber die Realisierung und Nutzung potenzieller Gewinne erfordert eine gründliche, langfristige Planung. Diese ist in der gesamten Branche noch nicht in vollem Umfang vorhanden.

Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Führungskräfte im Finanzdienstleistungssektor in Europa erwarten, dass KI-Technologien zu Produktivitätssteigerungen führen und dabei erheblichen Einfluss auf ihre Belegschaft und ihre Betriebsabläufe haben werden. Das Potenzial von KI ist enorm und eröffnet neue Wege für Wachstum.

Zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten gehen davon aus, dass für bis zu einem Viertel aller Stellen im nächsten Jahr KI-Schulungen oder -Weiterbildungen erforderlich werden; fast ein Fünftel (17 Prozent) erwartet sogar, dass für die Hälfte aller Stellen Weiterbildungsmaßnahmen erforderlich sein könnten. Maßnahmen zur Unterstützung von Produktivitätssteigerungen durch Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen sind jedoch noch nicht weit verbreitet. Mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) hat keine Pläne für die Schulung ihrer Mitarbeitenden in GenAI-Technologien, während weitere 42 Prozent ihre Pläne als „in den Kinderschuhen stehend“ beschreiben. Sieben Unternehmen, die einen gezielteren Ansatz verfolgen, haben Schulungen für bestimmte Zielgruppen eingeführt, weitere sechs Unternehmen berichten von ausgearbeiteten Plänen.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen aktiv darüber nachdenken, wie KI- und GenAI-Technologien sowohl die Art der Arbeit als auch die Art und Weise, wie Menschen im Laufe ihrer Karriere lernen und Erfahrungen sammeln, verändern können.

Potenzial von KI zur Produktivitätssteigerung
der Führungskräfte im Finanzdienstleistungssektor in Europa erwarten, dass GenAI-Technologien die Produktivität steigern werden.

Anpassungen für KI-gestützte frühe Karrieren

Die Führungskräfte des europäischen Finanzdienstleistungssektors denken über die potenziellen Auswirkungen der Einführung von KI auf die nächste Generation von Talenten nach, die in ihr Unternehmen eintreten.

Mehr als die Hälfte (60 Prozent) der Führungskräfte erwartet, dass neue Technologien erhebliche Auswirkungen auf die Aufgaben und Rollen von Berufseinsteigern und Hochschulabsolventen haben werden. 35 Prozent der Unternehmen planen daher, KI-Schulungen in ihr Programm für Hochschulabsolventen zu integrieren, ein Viertel (25 Prozent) will Rollen und Verantwortlichkeiten in Einstiegspositionen umfassend umstrukturieren.

Durch die Abschaffung sich wiederholender Aufgaben und die Aufstockung nichtmenschlicher Ressourcen kann KI die Verwaltung rationalisieren, die Ausführungsgeschwindigkeit erhöhen und die Kapazität eines Teams steigern – und damit die Möglichkeit schaffen, die Erfahrung der Beschäftigten zu verbessern und ihr Engagement zu fördern. Es ist ermutigend zu sehen, dass es in den europäischen Finanzdienstleistungsunternehmen bereits eine Vorausplanung und Entwicklung von Programmen für Hochschulabsolventen gibt. Letztlich geht es nicht nur darum, was Technologien leisten können, sondern vielmehr darum, wie sie eingesetzt werden und wie sie menschliches Potenzial erweitern.

Die Bewertung von Möglichkeiten zur Integration von GenAI-Technologien als Teil der Talentstrategie von Unternehmen kann auch dazu beitragen, ein ganzheitliches Bild der Rollenstruktur, der Qualifikationslücken und der Weiterbildungsmöglichkeiten in der gesamten Belegschaft zu erstellen.

Mit Blick auf die Zukunft und unter Berücksichtigung der wertvollsten Attribute in einer GenAI-fähigen Belegschaft wollen die Führungskräfte des europäischen Finanzdienstleistungssektors Bewerber mit innovativem und interdisziplinärem Denken anziehen, die „technikaffin“ und experimentierfreudig sind. Von den erfahrenen Talenten erwarten die Führungskräfte des Finanzdienstleistungssektors, dass Datenwissenschaft und Innovation, Information und Technologie sowie betriebliche Fähigkeiten am meisten gefragt sein werden, da sich die Einführung von KI in den nächsten zwei Jahren beschleunigen wird.

Nutzung der Vorteile von KI für alle Beteiligten

Der Bericht des Alan Turing Institute „AI in Financial Services“ 1 aus dem Jahr 2021 unterstreicht den Bedarf an verantwortungsvoller Innovation in den Bereichen maschinelles Lernen, nichttraditionelle Daten und Automatisierung – ein Bedarf, der mit der Weiterentwicklung der Anwendungsfälle von GenAI weiter steigen wird.

Die wichtigsten Bereiche, die den Führungskräften im Zusammenhang mit der Einführung von KI und GenAI Sorgen bereiten – Wissens- und Qualifikationsdefizite, die Auswirkungen auf die Mitarbeitenden, regulatorische Veränderungen und die ethischen Implikationen von KI –, zeugen von ihrem Engagement für den verantwortungsvollen Einsatz neuer Technologien.

Die Bedenken der Führungskräfte in Bezug auf die Ethik von GenAI konzentrieren sich auf Datenschutz, Transparenz und Erklärbarkeit sowie auf das Risiko der Diskriminierung, Voreingenommenheit und mangelnde Fairness.

Um diesen Risiken entgegenzuwirken, sind einige Unternehmen bereits in Vorleistung getreten. Fast ein Fünftel (18 Prozent) hat bereits einen KI-Ethikrahmen eingeführt, 30 Prozent befinden sich noch im Anfangsstadium der Entwicklung.

Die Festlegung von Verantwortlichkeiten ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Einführung von KI als Teil einer nachhaltigen Geschäftsstrategie vollständig integriert wird. Während die Hälfte (50 Prozent) der Technologieteams von Financial-Services-Firmen für die Integration von KI im gesamten Unternehmen verantwortlich und dem Chief Information Officer (CIO) oder dem Chief Digital Officer (CDO) unterstellt ist, müssen fast vier von zehn Firmen (38 Prozent) die Verantwortlichkeiten noch festlegen.

Ein wichtiger erster Schritt zur Risikominderung besteht darin, genau festzulegen, wie Unternehmen neue Fähigkeiten angehen, entwickeln und in den Betrieb integrieren wollen. Indem sie sicherstellen, dass robuste Governance-Rahmenwerke vorhanden sind, können Finanzdienstleister Vertrauen in ihre Fähigkeit aufbauen, die Vorteile von KI- und GenAI-Technologien sowohl für Kunden als auch für ihre Mitarbeitenden nutzbar zu machen.

Empfehlungen

  • Überprüfung potenzieller KI-Einsatzmöglichkeiten in allen Geschäftsbereichen als Grundlage für die langfristige Planung
  • Einsatz und Koordination bereichsübergreifender Teams zur Integration von KI-Aspekten in langfristige Schulungs- und Rekrutierungsstrategien und zur Schließung eventueller Kompetenzlücken
  • Bewertung potenzieller Kapazitätsengpässe in Schlüsselbereichen und -qualifikationen, um das Wachstum zu unterstützen
  • Sicherstellen, dass die Teamstruktur und das Führungsteam zukunftssicher aufgestellt sind, um strategische Pläne effektiv und nachhaltig umsetzen zu können
  • Sicherstellen, dass ein solider Governance-Rahmen zur Steuerung generativer KI vorhanden ist, um ein breites Spektrum von Risiken abzudecken und den langfristigen Erfolg sicher zu stellen

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Wie Führungskräfte aus dem Finanzsektor in Europa generative KI sehen

Fazit

Europäische Führungskräfte im Finanzsektor zeigen große Begeisterung für die Möglichkeiten, die KI und GenAI-Technologien bieten. Durch die Veränderung von Abläufen, Prozessen und Kundenerfahrungen angesichts neuer Technologien bestehen jedoch weiterhin Bedenken hinsichtlich des Verständnisses, der Qualifikationslücken, der regulatorischen Auswirkungen und der Ethik. Ein langfristiger strategischer Ansatz ist der Schlüssel zur Risikominimierung und zur Maximierung der Wertschöpfung für Finanzdienstleister und ihre Mitarbeitenden.

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