Slackline über dem Meer – Balance zwischen Felsen im goldenen Abendlicht
Man practicing slackline over the sea in Minorca Balearic Islands Spain

Wie verantwortungsvoll genutzte KI Investitionen effektiver macht

KI zahlt sich aus, wenn sie verantwortungsvoll einbezogen wird: höhere Gewinne, zufriedenere Mitarbeitende und weniger kostspielige Fehler.


Überblick

  • Unternehmen mit KI-Governance und Echtzeit-Überwachung verwandeln KI von einem Risiko in einen Wachstumstreiber.
  • Erhebliche finanzielle Verluste durch KI-Risiken sind real und drohen auch künftig allen, die keine ausreichenden Kontrollen einrichten.
  • Führungskräfte mit Wissenslücken erhöhen das Risiko für ihre Unternehmen; sogenannte Citizen Developers müssen beaufsichtigt werden.

Unternehmen, die andere dank ihrer KI-Nutzung übertreffen, entwerfen nicht nur bessere Modelle, sondern auch intelligentere Schutzmechanismen. So können sie auch Marktchancen ergreifen, die eine echte Herausforderung darstellen. Unsere aktuelle globale Umfrage zum verantwortungsvollen Umgang mit KI, der Global Responsible AI Pulse oder kurz die RAI-Pulse-Umfrage, zeigt: Unternehmen, die KI mit klareren Grundsätzen, robuster Umsetzung und starker Governance verantwortungsvoll nutzen, haben gerade in Bereichen, in denen KI-basierte Vorteile am schwersten zu realisieren sind, die Nase vorn – bei Umsatzwachstum, Kosteneinsparungen und Mitarbeiterzufriedenheit. Ihr Vorsprung ist recht deutlich und liegt darin begründet, dass diese Unternehmen in der KI-Nutzung keinen Kostentreiber, sondern einen Wettbewerbsvorteil sehen.

Nahezu jedes der befragten Unternehmen hat bereits finanzielle Verluste durch KI-bedingte Vorfälle erlitten. Im Schnitt wird der erlittene Schaden konservativ auf mehr als 4,4 Millionen US-Dollar geschätzt. Diejenigen, die auf Governance-Maßnahmen wie Echtzeit-Überwachung und Aufsichtsausschüsse setzen, sind jedoch weit geringeren Risiken ausgesetzt und haben einen größeren Nutzen.

Verantwortungsvoller Umgang mit KI ist keine Compliance-Aufgabe, er ist ein Hebel zur Leistungssteigerung. Aktuelle Daten beweisen das.

Verantwortungsvoller Umgang mit KI: Unternehmen verfolgen einen umfassenden Ansatz
 

Eine verantwortungsvolle KI-Umsetzung lässt sich am besten als eine Reise verstehen – eine Reise in drei Etappen. An erster Stelle steht die Kommunikation. Unternehmen müssen nach innen und außen klare Grundsätze für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI formulieren. Im zweiten Schritt folgt die Umsetzung. Nun müssen die formulierten Grundsätze durch Kontrollen, Leistungsindikatoren und Mitarbeiterschulungen in die Tat umgesetzt werden. Im dritten Schritt kommt die Governance hinzu, also die nötige Aufsicht, mit der sichergestellt wird, dass die Maßnahmen den Grundsätzen folgen. Diese Aufsicht erfolgt zum Beispiel durch Ausschüsse und unabhängige Prüfungen.
 

Für die meisten Unternehmen hat diese Reise bereits begonnen. In unserem zweiten Global Responsible AI Pulse befragten wir die oberste Führungsebene, welche Schritte sie auf dem Weg zu einer verantwortungsvollen KI-Einführung in diesen drei Etappen unternimmt. Im Schnitt haben die Unternehmen sieben von zehn Maßnahmen bereits umgesetzt.
 

In Sektoren wie Technologie, Medien und Unterhaltung sowie Telekommunikation (TMT) ist der KI-Einsatz noch größer. Dort ist ein verantwortungsvoller Umgang mit KI aufgrund der stärkeren Abhängigkeit von Technologie und Daten für das Kerngeschäft besonders wichtig. Unternehmen in diesen Sektoren kommunizieren ihre Grundsätze für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI häufiger als andere an externe Interessengruppen (80 Prozent gegenüber 62 Prozent). Auch in Sachen Governance sind sie schon weiter als andere: 74 Prozent haben einen internen oder externen Ausschuss eingerichtet, der die Einhaltung dieser Grundsätze überwacht (gegenüber 58 Prozent in anderen Branchen), und 72 Prozent führen unabhängige Bewertungen bezüglich verantwortungsvoller KI-Governance und Kontrollverfahren durch (gegenüber 59 Prozent).


Zwar gibt es in jeder Etappe einer verantwortungsvollen KI-Einführung einen leichten Rückgang, doch ist der Abstand minimal und beträgt im Durchschnitt nur ein paar Prozentpunkte von einer Etappe zur nächsten. Und dort, wo noch keine Maßnahmen ergriffen wurden, geben die Unternehmen mit überwältigender Mehrheit an, dass sie noch aktiv werden wollen. Bei allen Maßnahmen für eine verantwortungsvolle KI-Nutzung berichten weniger als 2 Prozent, dass ihr Unternehmen nichts dergleichen plant.

Dieser Fortschritt ist bedeutsam. Ein verantwortungsvoller Umgang mit KI kann nicht allein durch Grundsätze erreicht werden. Alle drei Etappen sind wichtig. Klar formulierte Grundsätze, robuste Kontrollen und eine starke Governance sind unerlässlich, damit es nicht bei Worten bleibt, sondern der verantwortungsvolle Umgang mit KI gelebt wird.

„Verantwortungsvoll“ ist der entscheidende Aspekt

KI hat bereits vielen Unternehmen große Vorteile gebracht. Acht von zehn Befragten berichten von Effizienz- und Produktivitätssteigerungen, die bei vielen frühen Anwendungsfällen im Vordergrund standen. Fast ebenso viele geben an, dass KI ihre Innovationskraft und Technologieeinführung gefördert und Prozesse beschleunigt hat – gerade bei Tätigkeiten wie Ideenfindung, Bedarfsermittlung, Forschung und Entwicklung sowie Rapid Prototyping kann generative KI glänzen. Etwa drei von vier Befragten meinen, dass sie dadurch ihre Kunden besser verstehen und schneller auf sich ändernde Marktbedingungen reagieren können.


In den drei wichtigen Bereichen Mitarbeiterzufriedenheit, Umsatzwachstum und Kosteneinsparungen hat die KI jedoch noch keine vergleichbare Leistungsverbesserung gebracht. In unserer AI-Sentiment-Umfrage haben wir herausgefunden, dass die Hälfte der Bevölkerung befürchtet, dass die KI ihren Arbeitsplatz bedroht, und viele die Rolle der KI in Entscheidungsprozessen am Arbeitsplatz mit Skepsis betrachten. Auch führen bei vielen Unternehmen KI-Investitionen nicht zu spürbaren Verbesserungen ihrer Finanz- und Ertragslage.

Cathy Cobey, EY Global Responsible AI Leader Assurance, erklärt: „Unternehmen haben Schwierigkeiten, eine klare Rendite aus ihren KI-Investitionen zu ziehen, da die Integration von KI in bestehende Prozesse sehr komplex ist und sie zusätzlich in Umstrukturierungen, Weiterbildung und einen kontinuierlichen Datenfluss investieren müssen. Außerdem sind die Einbindung in bestehende Systeme und der Aufbau von Governance-Strukturen häufig eine Herausforderung, die der Realisierung spürbarer finanzieller Vorteile im Weg steht.“

Als wir die Daten dann genauer analysiert haben, zeigte sich jedoch etwas Bemerkenswertes: Unternehmen, die KI verantwortungsvoll nutzen, sind erfolgreich, wo andere ins Stocken geraten. Unternehmen, die Governance-Maßnahmen ergreifen, allen voran Echtzeit-Überwachung und Aufsichtsausschüsse, berichten mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit von Verbesserungen in den Bereichen Umsatzwachstum, Mitarbeiterzufriedenheit und Kosteneinsparungen. Das sind genau die Bereiche, in denen es den meisten Unternehmen schwerfällt, aus ihren KI-Investitionen einen Nutzen zu ziehen.


Diese Verbindung lässt auf eine symbiotische Beziehung schließen. Unternehmen, die auf dem Weg zu einer verantwortungsvollen KI-Nutzung schon weiter fortgeschritten sind, sehen Verbesserungen in den kritischen Bereichen. Warum das so ist, liegt auf der Hand. Besorgte Beschäftigte kann ein öffentliches Bekenntnis ihres Arbeitgebers zu einem gewissenhaften Umgang mit KI beruhigen. Die Kommunikation eines verantwortungsvollen Ansatzes kann den Ruf der Marke und die Kundenbindung stärken und somit auch den Umsatz steigern. Und eine solide Governance kann dazu beitragen, kostspielige technische und ethische Verstöße zu verhindern und die Kosten für die Personaleinstellung und -bindung zu senken. Diese Vorteile schlagen sich letztlich im Ergebnis nieder und können zu größeren Kosteneinsparungen führen.

Die Botschaft an die Unternehmensleitung ist klar: Sie ziehen einen größeren Nutzen aus ihren KI-Investitionen, wenn sie auf einen verantwortungsvollen Umgang mit KI setzen.

Risiken zu ignorieren, kann teuer werden

Während eine verantwortungsvolle KI-Einführung eindeutig vorteilhaft ist, trifft umgekehrt aber auch das Gegenteil zu: Ein nachlässiger Umgang mit KI kann sehr teuer werden. Fast alle Unternehmen in unserer Umfrage (99 Prozent) berichteten von finanziellen Verlusten durch KI-bezogene Risiken. Bei 64 Prozent beliefen sich die Verluste auf über 1 Million US-Dollar. Im Schnitt wird der aufgrund von Risiken erlittene Schaden konservativ auf über 4,4 Millionen US-Dollar geschätzt. Das ergibt einen geschätzten Gesamtverlust in Höhe von 4,3 Milliarden US-Dollar für die 975 befragten Unternehmen in unserer Stichprobe.

Zu den häufigsten Risiken, die sich negativ auf die befragten Unternehmen ausgewirkt haben, zählen die Nichteinhaltung von KI-Vorschriften (57 Prozent), Beeinträchtigungen ihrer Nachhaltigkeitsziele (55 Prozent) und Ergebnisverzerrungen (53 Prozent). Faktoren wie Nachvollziehbarkeit, Haftungsrisiken und Reputationsschäden standen bisher nicht im Vordergrund, aber ihre Bedeutung wird wahrscheinlich zunehmen, wenn KI sichtbarer und in größerem Umfang eingesetzt wird.

Ermutigend ist, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit KI schon jetzt mit weniger negativen Auswirkungen verbunden ist. Diejenigen, die bereits klare Grundsätze für eine verantwortungsvolle KI-Nutzung definiert haben, sind beispielsweise 30 Prozent weniger Risiken ausgesetzt als diejenigen, die dies nicht getan haben.

Im Rahmen der Studie wurden die teilnehmenden Unternehmen zu einer Vielzahl potenzieller Risiken im Zusammenhang mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz befragt. Nachfolgend sind die konkreten Ergebnisse für die befragten Unternehmen in Deutschland aufgeführt. Die Werte zeigen jeweils den Anteil der Unternehmen, die erhebliche oder leichte negative Auswirkungen durch das jeweilige Risiko erlebt haben, sowie den Anteil, für den das Risiko bislang nicht aufgetreten ist:

Inwieweit ist Ihre Organisation von den folgenden Risiken im Zusammenhang mit KI betroffen worden?

Zeile %

Erheblich negative Auswirkungen erlebt

Leichte negative Auswirkungen erlebt

Dieses Risiko ist nicht aufgetreten

Täuschungen oder Fehlinformationen
in KI-generierten Inhalten

8%

40%

52%

Voreingenommenheit oder Diskriminierung in
KI-Ergebnissen

18%

38%

44%

Mangelnde Erklärbarkeit bei
KI-Entscheidungen

10%

42%

48%

Durch KI-Systeme verursachte Schwachstellen 
in der Cybersicherheit

12%

38%

50%

Unzureichender Schutz der Vertraulichkeit von Daten
oder der Rechte

8%

10%

82%

Unzureichende Transparenz des Zwecks, der Gestaltung
und der Auswirkungen von KI-Systemen ggü. Stakeholdern

4%

36%

60%

Ungenaue oder minderwertige Trainingsdaten
 

14%

36%

50%

Rechtliche Haftung aufgrund der Nutzung von KI
 

16%

20%

64%

Reputationsschaden durch sichtbare KI-Fehler
 

8%

32%

60%

Missbrauch von KI durch Mitarbeiter oder Kunden
(z. B. Prompt Injection, Datenlecks)

0%

30%

70%

Nichteinhaltung von KI-Vorschriften
 

18%

42%

40%

Hoher Energie- und Ressourcenverbrauch, der sich auf
Nachhaltigkeitsverpflichtungen und -ziele auswirkt

18%

24%

58%

Führungskräfte mit Wissenslücken erhöhen das Risiko für ihre Unternehmen

Trotz der finanziellen Risiken zeigt sich deutlich, dass viele Führungskräfte nicht wissen, wie sie mit den richtigen Kontrollen ihre KI-Risiken mindern können. Als sie fünf KI-bezogenen Risiken geeignete Kontrollen zuordnen sollten, gelang dies nur 12 Prozent der Befragten bei allen korrekt.

Wie vielleicht zu erwarten, schnitten Chief Information Officers (CIOs) und Chief Technology Officers (CTOs) am besten ab. Doch auch hier löste nur etwa ein Viertel alle fünf Anwendungsfälle richtig.

Chief AI Officers (CAIOs) und Chief Digital Officers (CDOs) schnitten nur geringfügig besser ab als der Durchschnitt (15 Prozent). Dies lässt sich wahrscheinlich darauf zurückführen, dass sie eher über Erfahrung in den Bereichen Datenwissenschaft, Wissenschaft und Modellentwicklung als im traditionellen technologischen Risikomanagement verfügen. Daher haben sie möglicherweise weniger Erfahrung im Umgang mit technologiebezogenen Risiken als CIOs und CTOs.

Besorgniserregend ist, dass die Chief Risk Officers (CROs), also die Führungskräfte, die letztlich für die KI-Risiken verantwortlich sind, mit 11 Prozent sogar leicht unter dem Durchschnitt lagen. CMOs (3 Prozent), COOs (6 Prozent) und CEOs (6 Prozent) landeten abgeschlagen auf den hinteren Rängen.


Dieses mangelnde Bewusstsein hat Folgen. Unternehmen, die aufgrund von KI-Risiken mehr als 10 Millionen US-Dollar verloren haben, geben an, dass sie im Schnitt 4,5 von 10 geeigneten Kontrollen eingerichtet hatten, während Unternehmen mit Verlusten von maximal 1 Million US-Dollar über 6,4 geeignete Kontrollen verfügten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer gezielten Weiterbildung der obersten Führungsebene, nicht zuletzt weil die finanziellen und reputationsbezogenen Kosten im Zusammenhang mit KI-Risiken immer weiter steigen.

Künftige Herausforderungen: Agentische KI und Citizen Developers

Die Zukunft birgt neue Herausforderungen für die Governance. Mit dem Vormarsch agentischer KI am Arbeitsplatz und Beschäftigten, die sich in der Entwicklung betätigen (sogenannte Citizen Developers), werden sowohl die Risiken als auch die Notwendigkeit durchdachter Kontrollen weiter zunehmen.

Die autonome Natur der agentischen KI bringt neue Risiken mit sich, die schnell eskalieren können.“

Es ist ermutigend, dass die meisten Unternehmen bereits Governance-Verfahren zur Steuerung dieser Risiken einführen. Mehr als drei Viertel der Befragten setzen bereits acht der zehn von uns identifizierten Governance-Maßnahmen für agentenbasierte KI um. Dazu gehören die kontinuierliche Überwachung (85 Prozent) und Eskalationsprozesse im Falle unerwarteter agentischer Verhaltensweisen (80 Prozent). Obwohl die Unternehmen auf einem guten Weg sind, stellt sie die Konzeption wirksamer Kontrollen, die Systeme angemessen überwachen können, kontinuierlich arbeiten, sich schnell anpassen und nur minimale menschliche Eingriffe erfordern, immer noch vor Herausforderungen.


„Im Zeitalter der agentischen KI, in dem Systeme zunehmend autonom arbeiten und immer komplexer werden, müssen Unternehmen der Echtzeit-Aufsicht Priorität einräumen. Kontinuierliche Überwachung und schnelle Reaktionen sind unerlässlich, um die Feinheiten dieser Technologien zu beherrschen. Die autonome Natur der agentischen KI bringt neue Risiken mit sich, die schnell eskalieren können. Daher sind robuste Kontrollen notwendig, um kostspielige Unterbrechungen zu verhindern und die Systemintegrität zu gewährleisten“, erklärt Sinclair Schuller, EY Americas Responsible AI Leader.

Ein Bereich mit besonders hohem Nachholbedarf ist die Vorbereitung auf eine hybride Arbeitsumgebung, in der Mensch und Maschine kooperieren. Nur ein Drittel (32 Prozent) meint, dass ihre HR bereits an Strategien für die Steuerung solcher Umgebungen arbeitet. Da der Vormarsch der agentischen KI gerade erst beginnt, kann diese Zahl aber auch als vielversprechend interpretiert werden, deutet sie doch darauf hin, dass die Unternehmen beginnen, strategisch über die längerfristigen Auswirkungen der Technologie nachzudenken.

Citizen Developers – Chance oder blinder Fleck?

Das Aufkommen von sogenannten Citizen Developers, also Beschäftigten, die No-Code- oder Low-Code-Tools verwenden, um ihre eigenen KI-Agenten zu erstellen, bringt komplexere Herausforderungen mit sich.

Ein Drittel (32 Prozent) der Unternehmen hat sich dafür entschieden, diese Praxis gänzlich zu verbieten. Bei den anderen reicht die Toleranz von eng begrenzten Anwendungsfällen bis hin zur aktiven Ermutigung. Einige Unternehmen fördern sogar die teamübergreifende Verbreitung von Best Practices.


Was die Verantwortlichen am meisten beunruhigen sollte, ist die mangelnde Übereinstimmung zwischen ihren expliziten Vorgaben und der tatsächlichen Kontrolle. Von den Unternehmen, die Citizen Developers zulassen, verfügen nur 60 Prozent über formale, unternehmensweite Regelwerke, um die Ausrichtung an den Grundsätzen einer verantwortungsvollen KI-Nutzung zu gewährleisten. Gerade einmal die Hälfte hat Klarheit über die tatsächlichen Aktivitäten. Und selbst unter den Unternehmen, die diese Praxis verbieten, räumen 12 Prozent ein, dass sie keinen Einblick in die tatsächlichen Aktivitäten ihrer Beschäftigten haben. So besteht auch bei ihnen eine Governance-Lücke und die Beschäftigten können KI inoffiziell und nicht autorisiert quasi unter dem Radar des Unternehmens entwickeln.

Das Aufkommen von agentischer KI und Citizen Developers unterstreicht ein zentrales Thema unserer Erkenntnisse: Der verantwortungsvolle Umgang mit KI muss mit dem technologischen Fortschritt und dem Verhalten am Arbeitsplatz Schritt halten. Klare Rahmenbedingungen, proaktive Aufsicht und aufmerksame Führungskräfte sind entscheidend, wenn Unternehmen die Vorteile dieser Trends nutzen wollen, ohne ihre Risiken zu erhöhen.

Maßnahmen für die Führungsetage

Wir schlagen drei Maßnahmen vor, mit denen Führungskräfte ihre KI-Governance und -Kontrollen verbessern und die Vorteile für ihr Unternehmen steigern können:

  1. Einen umfassenden Ansatz für den verantwortungsvollen Umgang mit KI einführen
    Die symbiotische Beziehung zwischen verantwortungsvoller KI-Einführung und KI-gesteuerten Leistungsverbesserungen bedeutet für die Führungsetage vor allem eines: Um einen größeren Nutzen aus ihren KI-Investitionen zu ziehen, insbesondere in wichtigen Bereichen wie Finanz- und Ertragslage oder Mitarbeiterzufriedenheit, müssen Unternehmen auf dem Weg zu einem verantwortungsvollen Umgang mit KI weiter vorankommen. Ein umfassender Ansatz beinhaltet die Formulierung und Kommunikation Ihrer Grundsätze für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI, deren Umsetzung bei gleichzeitiger Einführung entsprechender Kontrollen, KPIs und Schulungen sowie die Einrichtung einer wirksamen Governance.
  2. Wissenslücken in der Führungsetage schließen
    KI wirkt sich auf alle Bereiche eines Unternehmens aus. Die gesamte obere Führungsebene muss sowohl das Potenzial als auch die Risiken sehen und verstehen, mit welchen Kontrollen Letztere gemindert werden können. Allerdings zeigt unsere Umfrage, dass das Bewusstsein dafür, welche Kontrollen am besten geeignet sind, noch sehr lückenhaft ist.
    Wie sieht das in Ihrer Führungsetage aus? Ermitteln Sie, wo die größten Lücken sind, und bieten Sie dann gezielt Schulungen an. Zumindest die Personen, die am ehesten mit KI-Risiken konfrontiert sind, sollten mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen vertraut sein.
  3. Die Risiken im Zusammenhang mit agentischer KI und Citizen Developers beherrschen
    Agentische KI verspricht leistungsstarke neue Fähigkeiten, birgt aber auch erhebliche Risiken. Unternehmen müssen diese Risiken erkennen, entsprechende Regelwerke einführen und für eine angemessene Governance und Überwachung sorgen.

In den Unternehmen besteht eine Diskrepanz zwischen den expliziten Vorgaben, die sie machen, und ihrer Kenntnis darüber, ob ihre Beschäftigten eigene KI-Agenten entwickeln. Machen Sie sich mit den Kosten und dem Nutzen für Ihr Unternehmen vertraut, bevor Sie Ihre Position festlegen. Und unabhängig davon, ob Sie die Praxis verbieten, erlauben oder fördern: Stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Vorgaben dadurch untermauern, dass Sie tatsächlich darüber Bescheid wissen, wie Ihre Beschäftigten mit KI umgehen.

Fazit

KI wird in den Geschäftsabläufen der Unternehmen immer präsenter. Führungskräfte sollten sich also jetzt entscheiden: Betrachten sie KI als reine Pflichtübung oder als einen strategischen Wegbereiter? Unternehmen, die sich für die zweite Option entschieden haben, demonstrieren bereits, dass eine solide Governance, klare Grundsätze und eine gut informierte Unternehmensspitze dazu beitragen, potenzielle Risiken in Wettbewerbsvorteile umzumünzen. Die nächste Welle von Entwicklungen, von agentischer KI bis hin zu Citizen Developers, wird den Einsatz weiter erhöhen. Gewinnen werden die Unternehmen, die jetzt darauf hinarbeiten, Verantwortungsbewusstsein und Leistungssteigerung unter einen Hut zu bringen.



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