Frau mit Handy in der U-Bahn-Station.

Warum die deutsche Verwaltung mehr KI kann, als sie denkt

In Sachen KI ist Deutschlands Verwaltung weiter fortgeschritten, als ihr zugetraut wird. Jetzt heißt es größer denken und aktiv werden.


Überblick:

  • Die deutsche Verwaltung hat die Grundlagen für den KI-Einsatz gelegt – jetzt braucht es Umsetzung in der Fläche, statt weiterer Pilotprojekte.
  • Erfolgreiche Anwendungsfälle zeigen: KI steigert Effizienz, entlastet Fachkräfte und verbessert Bürgerdienste.
  • Skalierung erfordert Mut, klare Governance und eine Kultur des Machens – nicht weitere Hürden in der Umsetzung.

Deutschland hat in puncto Open Data und Künstlicher Intelligenz (KI) in der öffentlichen Verwaltung weltweit keine Spitzenplatzierung – noch nicht. Denn die Potenziale sind erkannt, die Voraussetzungen geschaffen, die Beispiele ermutigend. Und dennoch arbeiten die Akteure der öffentlichen Behörden zu oft mit Zurückhaltung. Wie eine detaillierte Marktstudie von EY ergab, befinden sich drei von fünf öffentlichen Organisationen bei KI-Anwendungen noch in der Planungs- oder frühen Umsetzungsphase. Doch die Praxis zeigt: Wer bereits gestartet ist, zieht eine positive Bilanz. 98 Prozent der Vorreiter berichten, dass ihre KI-Projekte die Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen haben.

Die Praxis zeigt, KI-Initiativen erfüllen in Deutschland überwiegend die Erwartungen


Wie kann der transformative Einsatz von Daten und KI der Gesellschaft größeren Nutzen bringen?

Laden Sie hier die vollständige Studie herunter. Die öffentliche Hand ist sich des Potenzials von Daten und Künstlicher Intelligenz (KI) bewusst. Die Folgen des Zögerns jedoch werden zunehmend spürbar. Vorreiter der öffentlichen Hand zeigen, worauf es jetzt ankommt.

Frau mit Handy in der U-Bahn-Station.

Das Potenzial der KI in der Verwaltung ist keine ferne Vision mehr – sie kommt bereits zum Einsatz. Schon heute unterstützt Künstliche Intelligenz in der Bundesagentur für Arbeit die Berufsberatung1, analysiert beim Zoll Importdaten auf Betrugsrisiken2, hilft Richtern bei der Recherche oder Bürgern in bayerischen Kommunen als Chatbot beim Behördengang. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg setzt in Ellwangen ein KI-gestütztes System ein, um den Verkehrsfluss für die nächsten Stunden präzise vorherzusagen. Die Schaltzeiten von Ampeln werden dynamisch angepasst, um Staus zu vermeiden und den Verkehr effizienter zu steuern.

Auch international zeigt sich: KI verkürzt Bearbeitungszeiten um ein Vielfaches (Frankreich), hilft bei der Bürgerberatung (UK) oder verhindert in der Steuerprüfung Milliardenbetrug (Australien). In Deutschland jedoch wird noch immer mangels Vernetzung vielerorts der nächste Prototyp geplant, statt vorhandene Lösungen flächendeckend auszurollen.

An fehlenden Mitteln soll es nicht scheitern, wie die Studienergebnisse zeigen. Mehr als die Hälfte der Regierungsorganisationen plant, ihre Investitionen in sämtliche Daten- und Digitaltechnologien in den nächsten drei Jahren zu erhöhen. Bei der Digitalisierung, Datenanalysen und KI rechnen die Befragten teilweise mit einem Fünftel mehr Budget.

Die Bereitschaft ist da, jedoch besteht eine Implementierungslücke

Im globalen Vergleich kann die deutsche Verwaltung einige Erfolge vorweisen: Im Tortoise Global AI Index 2024 erreicht sie bei den KI-Kapazitäten Platz sieben von 83 Ländern. Bezüglich der KI-Bereitschaft belegt sie im Government AI Readiness Index 2024 von Oxford Insights Platz acht von 188 Ländern. Die Dateninfrastruktur ist also vielerorts solide, analytische Fähigkeiten sind im Aufbau, erste KI-Anwendungen existieren. Doch zwischen dem Potenzial der Technologie und ihrer Wirkung herrscht Diskrepanz. Warum?

  • Weil wir KI noch immer behandeln, wie ein Thema der fernen Zukunft – statt als das strategische Werkzeug, das es längst ist.
  • Weil wir glauben, alles bis ins letzte Detail durchplanen zu müssen – statt mutig auszuprobieren.
  • Weil wir uns hinter Datenschutz, Zuständigkeiten und föderaler Komplexität verstecken – statt beherzt zu handeln.

Deutschland baut Investitionen in Daten- und Digitaltechnologien deutlich aus


Die strukturellen Hindernisse sind nicht wegzudiskutieren: veraltete Systeme, begrenzter Datenzugang, unklare Verantwortlichkeiten, fehlende Fachkräfte. Doch die eigentlichen Probleme sind Angst vor Fehlern und Kontrollverlust sowie eine Kultur, die Innovation oft als Risiko statt als Chance begreift. „Über 20 Jahre haben wir Menschen in Führungspositionen befördert, die keine Fehler gemacht haben – das blockiert den Fortschritt“, sagt ein Verwaltungsinsider. Treffender kann man es nicht formulieren.

Wie kann der transformative Einsatz von Daten und KI der Gesellschaft größeren Nutzen bringen?

Laden Sie hier die vollständige Studie herunter. Die öffentliche Hand ist sich des Potenzials von Daten und Künstlicher Intelligenz (KI) bewusst. Die Folgen des Zögerns jedoch werden zunehmend spürbar. Vorreiter der öffentlichen Hand zeigen, worauf es jetzt ankommt.

Die Vorreiter zeigen, wie es geht – die 3 wichtigsten Erfolgsfaktoren

Es gibt sie, die mutigen Verwaltungen, die vorgemacht haben, wie KI strategisch und verantwortlich eingesetzt wird. Sie überbrücken die Kluft zur Implementierung mit einer klaren Erfolgsformel:

  • Sie schaffen die wesentlichen Grundlagen, bevor sie zu KI übergehen, indem sie zunächst eine robuste Dateninfrastruktur aufbauen, Prozesse digitalisieren und Analysefunktionen entwickeln.
  • Sie entwickeln effektive Daten-Governance- und -Managementverfahren.
  • Sie konzentrieren sich gleichzeitig auf die technischen Grundlagen, wie moderne Architektur und qualitativ hochwertige Datenbestände und die organisatorischen Kapazitäten. Dabei erkennen sie, dass Technologie allein nicht ausreicht, indem sie
    • vorrangig in die Entwicklung von Talenten investieren.
    • Mitarbeitende mithilfe strenger ethischer Verhaltensrichtlinien zur Nutzung von KI befähigen.
    • externe Partnerschaften eingehen, um Qualifikations-, Kapazitäts- und Kompetenzlücken zu schließen.
    • Bürger darauf vorbereiten, KI für Behördendienste anzunehmen und zu nutzen.


Die Ergebnisse überzeugen: Die Vorreiter geben 2,4-mal häufiger an, dass KI-Initiativen ihre Erwartungen übertroffen haben.

 

Öffentliche Institutionen erzielen bereits konkrete Vorteile durch Daten- und KI-Initiativen


Was jetzt zählt: Skalieren statt weiterer Pilotprojekte – in 5 Schritten zum Erfolg

Der Weg ist klar. Statt weiterer Modellversuche braucht es nun eine Allianz der Umsetzer, die den Weg zur Skalierung ebnet. Hier sind die 5 zentralen Schritte:

  1. Vom Prototyp zur Plattform: Viele Projekte funktionieren im kleinen Maßstab, es fehlt aber an Strukturen zur Übertragung in die Fläche. Hier braucht es mehr zentrale Koordination.
  2. Verantwortung statt Vermeidung: Datenschutz und Ethik sollten aktiv gestaltet und nicht als Ausrede für Stillstand genutzt werden.
  3. Standards statt Silo-Denken: Daten teilen, Register modernisieren und Interoperabilität schaffen.
  4. Talente befähigen und halten: Neue Karrierepfade für Daten- und KI-Fachkräfte in der Verwaltung schaffen.
  5. Koordination statt Kontrolle: Weg von der Mikrosteuerung, hin zu Ermöglichung und Vernetzung.

Die deutsche Verwaltung ist besser aufgestellt, als sie selbst glaubt. Die Technik ist da, die Erfahrungen sind positiv, die Beispiele überzeugend. Was fehlt, ist der letzte Schritt, der aus Einzelinitiativen ein System macht. Die Herausforderungen des Föderalismus werden bleiben, aber das darf keine Ausrede sein. Es ist Zeit, in die Umsetzung zu kommen. Nicht noch ein Pilotprojekt. Nicht noch ein Positionspapier. Wir brauchen keine weiteren Absichtserklärungen – sondern konkrete Umsetzung und spürbare Ergebnisse. Und zwar jetzt.


Fazit

Die deutsche Verwaltung steht beim Einsatz von Daten und KI besser da, als oft angenommen. Zahlreiche Pilotprojekte zeigen bereits heute messbare Erfolge in Effizienz, Bürgerfreundlichkeit und Prozessoptimierung. Die technologische Basis ist vorhanden. Strukturelle Hürden wie Föderalismus oder Datenschutz lassen sich nicht umgehen, aber gestalten. Nun gilt es, aus Einzellösungen flächendeckende Systeme zu überführen. Statt weiterer Prototypen braucht es Umsetzung in der Fläche. Entscheidend ist ein Kulturwandel: Weg vom Perfektionismus und hin zu pragmatischer Umsetzung.



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