Sustainable packaging practices in retail

Einzelhandel: Was ist wichtig für die Twin Transformation?

Die Twin Transformation verbindet Digitalisierung und Nachhaltigkeit, um den Einzelhandel zukunftsfähig zu machen.


Überblick
  • Die Kombination aus digitaler Innovation und Nachhaltigkeit steigert die Effizienz, die Wettbewerbsfähigkeit und die Ressourcenschonung im Einzelhandel.
  • RPA, Process Mining, IoT und KI optimieren Prozesse, reduzieren Emissionen und verbessern Logistik und Kundenerlebnisse.
  • Nachhaltige Digitalisierung stärkt soziale Verantwortung, fördert Innovation und sichert Erfolg in einem dynamischen Marktumfeld.

Der Einzelhandel steht heute an einem Wendepunkt, an dem die Notwendigkeit einer Transformation nicht nur durch die rasante Entwicklung digitaler Technologien, sondern auch durch das zunehmende Bewusstsein für Nachhaltigkeit vorangetrieben wird. Kunden fordern verstärkt umweltfreundliche Produkte und transparente, ethische Geschäftspraktiken, während sie gleichzeitig ein nahtloses digitales Einkaufserlebnis erwarten. In diesem Spannungsfeld bietet die Twin Transformation einen hilfreichen Ansatz, der es Einzelhändlern ermöglicht, digitale Innovationen zu nutzen und gleichzeitig ein starkes Engagement für Nachhaltigkeit zu demonstrieren.

Die Twin Transformation ist ein strategischer Ansatz,  der Unternehmen dabei unterstützt, diese beiden kritischen Transformationspfade zu vereinen. Sie beschreibt das synergetische Zusammenspiel der digitalen und der nachhaltigen Transformation, um Wettbewerbsvorteile zu schaffen und Unternehmen auf ihrem Weg zu einer nachhaltigeren und technologisch fortschrittlicheren Zukunft zu leiten. In einer wissenschaftlichen Studie von EY und dem Fraunhofer-Institut wurden spezifische Handlungsfelder herausgearbeitet, die ein hohes Hebel- und Innovationspotenzial im Kontext der Twin Transformation besitzen. Der Twin-Transformation-Kompass  ist ein zentrales Ergebnis der Studie  und fungiert als Leitfaden, der über 20 Handlungsfelder umfasst. Diese Felder sind so konzipiert, dass sie helfen, sowohl digitale als auch nachhaltige Initiativen effektiv zu implementieren und zu nutzen, um echte Geschäftswerte zu schaffen.

Eine besondere Bedeutung für den Einzelhandel haben die Handlungsfelder Prozessmanagement, integrierte Logistikplanung und digitales Serviceangebot.   Diese Bereiche sind entscheidend, um die Effizienz zu steigern, Emissionen zu reduzieren und das Kundenerlebnis zu verbessern. Sie bieten Einzelhändlern  das Potenzial, sich in einem Marktumfeld, das sich immer wieder schnell verändert, zu behaupten und zu florieren.

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Prozessmanagement  

Auch Einzelhändler stehen vor der Herausforderung, ihre Abläufe effizient zu gestalten und gleichzeitig mit der rasanten Entwicklung digitaler Technologien Schritt zu halten. Repetitive und zeitintensive Aufgaben belasten die Produktivität und behindern die Agilität von Unternehmen. Zudem führt mangelnde Transparenz in Prozessen oft zu Ineffizienzen und verhindert die Identifikation von Optimierungspotenzialen.
 

Im Rahmen der Twin Transformation spielt das Prozessmanagement eine zentrale Rolle, da es die Grundlage für die Integration digitaler Technologien in bestehende Abläufe bildet. Technologien wie Robotic Process Automation (RPA) und Process Mining ermöglichen es, repetitive und zeitintensive Aufgaben zu automatisieren und Prozesse transparent zu machen. 
 

RPA nutzt Software-Roboter, um menschliche Interaktionen mit digitalen Systemen nachzuahmen, was zu einer schnelleren und fehlerfreien Bearbeitung von Aufgaben führt. Beispielsweise können Einzelhändler durch den Einsatz von RPA-Bots ihre Bestandsdaten präzise, regelmäßig und ohne manuellen Aufwand aktualisieren. Die Bots erfassen automatisch Verkaufsdaten aus den Filialen, analysieren und harmonisieren ähnliche Produktbezeichnungen und sorgen so für eine einheitliche Datenqualität. Dieser automatisierte Ansatz schließt die Lücke zwischen Systemen, die bisher nicht automatisiert über ein Interface kommunizieren. Dies spart Arbeitszeit, reduziert Fehler und gewährleistet eine verbesserte Lagerhaltung (Robotic Process Automation (RPA) for Retail | IBM) .


Technologien wie Robotic Process Automation (RPA) und Process Mining ermöglichen es, repetitive und zeitintensive Aufgaben zu automatisieren und Prozesse transparent zu machen.


Process Mining hingegen analysiert die in IT-Systemen hinterlassenen Daten, um Prozesse zu visualisieren und Optimierungspotenziale aufzudecken. Durch diese Technologien können Unternehmen ihre Prozesse nicht nur beschleunigen, sondern auch wichtige Einblicke gewinnen, um kontinuierliche Verbesserungen, beispielsweise durch RPA, voranzutreiben. Ein konkretes Beispiel ist die Automatisierung des Managements von Lieferungen zwischen Distributionszentren und Filialen großer Lebensmittelhändler, wodurch sowohl die Effizienz als auch der Warentransfer verbessert werden.

Neben RPA und Process Mining ist künstliche Intelligenz (KI) ein wesentlicher Treiber für Innovationen in diesem Bereich. KI-Anwendungen erweisen sich insbesondere im Bereich der Prozessautomatisierung als stark, wo sie die klassische, regelbasierte Automatisierung ergänzen. Dies zeigt sich unter anderem mit dem Einsatz von KI in der präzisen Vorhersage von Kundenbedürfnissen innerhalb der Produktionsplanung im Modehandel. Indem KI hilft, die Produktion an den tatsächlichen Verbrauch anzupassen, leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Textilabfällen und zur Schonung natürlicher Ressourcen. Überproduzierte Ware darf in Europa entsprechend der neuen Ökodesignverordnung nicht mehr vernichtet werden. Diese Ware  legt so gegebenenfalls weite Entfernungen zurück, bis sie auf Deponien landet, verbrannt wird und so dennoch erhebliche Umweltbelastungen und zusätzliche Kosten verursacht. Durch den intelligenten Einsatz von KI in der Produktionsplanung können Modeunternehmen ihre ökologischen Fußabdrücke verkleinern, indem sie nur so viel produzieren, wie auch tatsächlich benötigt wird.

Integrierte Logistikplanung

Des Weiteren stehen Einzelhändler vor der Herausforderung, ihre Lieferketten zu optimieren und gleichzeitig ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Störungen zu erhöhen. Es ist unerlässlich, effiziente, kostengünstige und nachhaltige Liefer- und Distributionsnetzwerke zu entwickeln und diese an dynamische Marktbedingungen und steigende Kundenerwartungen anzupassen.

Integrierte Logistikplanung ist ein Schlüsselelement, um die Synergien zwischen digitaler Transformation und Nachhaltigkeit voll auszuschöpfen. Durch den Einsatz datengesteuerter Technologien können Unternehmen Transparenz schaffen, ihren Ressourcenverbrauch optimieren, Abfall reduzieren und den CO2-Ausstoß verringern. Insbesondere das Internet der Dinge (IoT) spielt hier eine zentrale Rolle, da es durch die Vernetzung von Geräten und Sensoren eine umfassende Datenerhebung und -analyse ermöglicht. Dies führt zu einer verbesserten Überwachung und Steuerung der Lieferketten.


Integrierte Logistikplanung ist ein Schlüsselelement, um die Synergien zwischen digitaler Transformation und Nachhaltigkeit voll auszuschöpfen.


Radio Frequency Identification (RFID) ist ein Beispiel für eine IoT-Technologie, die das Tracking von Produkten entlang der gesamten Lieferkette vereinfacht. Die genaue Erfassung von Warenströmen verbessert die Bestandsgenauigkeit und ermöglicht eine effizientere Lagerverwaltung. RFID, in Kombination mit anderen IoT-Technologien, unterstützt die Echtzeitverfolgung von Produkten und trägt zur Senkung von Zeitaufwand und Produktionskosten bei, während gleichzeitig Markenschutz und Qualitätssicherung gestärkt werden (Digital Transformation and its Impact on Sustainable Service Innovations (springerprofessional.de) ). Die Integration von RFID in ein IoT-basiertes Lieferkettenmanagement macht Prozesse transparenter, effizienter und agiler. Dies hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Bestandsverwaltung und Geschäftseinblicke, sondern auch auf die Ressourcennutzung. Indem Transportwege und Lagerhaltung optimiert werden, leistet die integrierte Logistikplanung einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit, indem sie Energieverbrauch und CO2-Emissionen reduziert (Improving Supply Chain Management by Integrating RFID with IoT Shared Database: Proposing a System Architecture (springerprofessional.de) ). 

Darüber hinaus ermöglicht IoT in der Logistik eine bessere Planbarkeit und Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen in der Nachfrage. Durch die Echtzeitüberwachung der Lieferketten können Einzelhändler schneller auf unvorhergesehene Ereignisse wie beispielsweise plötzliche Nachfragespitzen oder Lieferengpässe reagieren. Dies führt nicht nur zu einer höheren Kundenzufriedenheit durch zuverlässigere Lieferungen, sondern auch zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen. Insbesondere in Zeiten erhöhter Marktvolatilität kann eine solche agile und datengestützte Logistikplanung ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.

Schließlich trägt die integrierte Logistikplanung mittels IoT auch zur Nachhaltigkeit bei. Durch die Optimierung von Transportwegen und Lagerhaltung können Energieverbrauch und CO2-Emissionen reduziert werden. Beispielsweise ermöglicht der Einsatz von IoT-Technologien eine genauere Vorhersage der benötigten Transportkapazitäten, wodurch Leerfahrten vermieden und die Effizienz des gesamten Logistiknetzwerks gesteigert wird. 

Digitales Serviceangebot

Im Bereich des digitalen Serviceangebots haben technologische Fortschritte zu einer Revolution der Vertriebsmodelle im Einzelhandel geführt. E-Commerce ist zu einem festen Bestandteil der Branche geworden und hat die Vertriebswege grundlegend verändert. Omnichannel-Konzepte, die verschiedene Vertriebskanäle zu einer nahtlosen Kundenerfahrung vereinen, erweitern den Zugang zu Produkten und machen diesen inklusiver. Besonders im Bereich des E-Food-Marktes, dem Onlinehandel mit Lebensmitteln,  wird deutlich, wie die Digitalisierung des Einzelhandels soziale Aspekte wie Zugänglichkeit und Inklusion berücksichtigt. Onlineshopping ermöglicht es Menschen, die keinen leichten Zugang zu physischen Geschäften haben, ihre Einkäufe bequem von zu Hause aus zu erledigen, was sowohl den Komfort als auch die soziale Gerechtigkeit fördert. 

Auch Messenger-Dienste repräsentieren moderne technische Tools , die den Verbrauchern eine effiziente und unkomplizierte Interaktion mit Unternehmen ermöglichen. Der Ansatz Conversational Commerce (C-Commerce) erleichtert den Informationsaustausch zu Artikeln oder Dienstleistungen und die Abwicklung von Bezahlungen, wodurch die einzelnen Touchpoints – von der Produktwahrnehmung über den Kaufprozess bis zum After-Sales-Service – kundenfreundlicher gestaltet werden. Diese digitalen Lösungen revitalisieren die zwischenmenschliche Kommunikation im Handel, die durch das Wachstum des E-Commerce und die damit verbundene einseitige Kontaktaufnahme des Kunden teilweise an Bedeutung verloren hat. C-Commerce schafft einen individuellen Austausch zwischen Unternehmen und Konsument in Echtzeit, ohne dass dafür große Mengen an Personalressourcen aufgewendet werden müssen . Neben echten zwischenmenschlichen Konversationen können auch Chatbots eingesetzt werden, die in soziale Netzwerke wie Facebook oder WhatsApp und parallel dazu auch in den Onlineshop des Unternehmens implementiert werden. Der persönliche und freundschaftliche Charakter von Chat-Nachrichten zwischen Kunde und Unternehmen wird auch „Brand as a Friend“-Prinzip genannt. Vor allem die als zügiger empfundene Beantwortung von Kundenanliegen im Vergleich zu den üblichen Servicekanälen steigert die Zufriedenstellung innerhalb der Consumer Journey und bildet somit das Fundament für eine erfolgreiche Beratung. 


C-Commerce kann einen individuellen Austausch zwischen Unternehmen und Konsument in Echtzeit schaffen, ohne dass dafür große Mengen an Personalressourcen aufgewendet werden müssen.


Im Kontext der Twin Transformation spielen Messenger-Dienste und C-Commerce eine entscheidende Rolle, indem sie digitale Innovation mit Nachhaltigkeitsbestrebungen verbinden. Dies fördert eine nachhaltigere Konsumkultur, in der digitale Kanäle genutzt werden, um den ökologischen Fußabdruck des Handels zu verringern und gleichzeitig die Kundenzufriedenheit zu steigern.
 

Twin Transformation als Innovationstreiber

Die Twin Transformation ist im Einzelhandel nicht nur eine Antwort auf die aktuellen Herausforderungen der Branche, sondern auch eine proaktive Strategie, um die Zukunft des Retail aktiv zu gestalten. Die konsequente Verknüpfung digitaler Innovationen mit Nachhaltigkeitszielen ermöglicht es Einzelhändlern, ihre Prozesse zu optimieren, die Kundenzufriedenheit zu steigern und gleichzeitig einen positiven Beitrag für die Gesellschaft und die Umwelt zu leisten. Die vorgestellten Beispiele, von der Echtzeit-Datenanalyse zur Warenflusssteuerung bis hin zur Förderung von sozialer Inklusion und Ressourcenschonung durch digitale Vertriebskanäle, zeigen, dass die Anwendung moderner Technologien zu einer signifikanten Effizienzsteigerung und zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise führen kann.
 

Die Rolle der KI als Schlüsseltechnologie ist dabei nicht zu unterschätzen. Sie dient als Katalysator, der die Umsetzung der Twin Transformation beschleunigt und die Verankerung von Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitszielen in der Unternehmensvision und -strategie ermöglicht. 

 

Nachhaltigkeit dient in der Twin Transformation nicht als Einschränkung, sondern ist als Treiber für Innovation und verantwortungsvolle Unternehmensführung zu verstehen. Die Verbindung von technologischem Fortschritt und nachhaltiger Entwicklung bietet Einzelhändlern die Möglichkeit, ihre Rolle in der Gesellschaft neu zu definieren und als Vorreiter in einer Welt des Wandels zu agieren.
 

Der maßgeschneiderte Twin-Transformation-Workshop von EY unterstützt Ihr Unternehmen dabei, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Er wird wahlweise in einem EY wavespace , digital oder direkt bei Ihnen vor Ort durchgeführt und ist speziell auf die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen Ihres Unternehmens abgestimmt.

Gestalten Sie aktiv Ihre nachhaltige und digitale Zukunft

Tiefer gehende Gedanken zur Twin Transformation und zur Begleitung einer nachhaltigen Entwicklung durch EY können Sie folgender Studie entnehmen:

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Fazit

Der Einzelhandel steht an einem Wendepunkt: Kunden erwarten nachhaltige Produkte, ethisches Handeln und nahtlose digitale Einkaufserlebnisse. Die Twin Transformation verbindet digitale Innovationen mit Nachhaltigkeitszielen, um die Effizienz und Wettbewerbsvorteile zu steigern. Technologien wie Robotic Process Automation (RPA), Process Mining und IoT optimieren Prozesse, Logistik und Serviceangebote. So werden Emissionen reduziert, Kundenbedürfnisse besser erfüllt und nachhaltige Geschäftsmodelle gefördert. KI hilft, Überproduktion zu vermeiden und Ressourcen zu schonen.

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