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Wie Investor Relations in volatilen Zeiten Vertrauen stärken können

Permanente Volatilität, komplexe Risiken und steigende Anforderungen prägen die Arbeit im Bereich Investor Relations.


Überblick

  • Investor Relations steuern Erwartungen, schaffen Transparenz und bewahren Vertrauen in einem von permanenter Volatilität geprägten Kapitalmarkt.
  • Permanente Abstimmung mit Risikomanagement, Compliance und Vorstand ist entscheidend, um Risiken frühzeitig zu erkennen und wirksam zu kommunizieren.
  • Durch proaktives Erwartungsmanagement und klare Kommunikation lassen sich Unsicherheiten reduzieren, Aktien fair bewerten und der Unternehmenswert steigern.

In einer Welt, in der Krisen zugenommen haben, die Volatilität am Kapitalmarkt nachhaltig gestiegen ist und Risiken für Unternehmen vielfältiger und zunehmend komplex geworden sind, sind Investor Relations Officer gefordert, die Erwartungen der Investoren immer stärker zu managen. An den Kapitalmärkten zeigt sich eine „Permavolatilität“, verursacht durch die größere Häufigkeit von global wirkenden Schocks und Krisen wie geopolitischen Spannungen und wirtschaftspolitischen Konflikten, Unruhen und Kriegen, Pandemien, konjunkturellen Belastungen sowie Inflations- und Zinsentwicklungen. Diese Krisen prägen nachhaltig das Nachrichtenbild und haben direkte Auswirkungen auf die Fieberkurven der Volatilitätsindizes. Aufgrund der damit einhergehenden Verunsicherung von Investoren bremst eine hohe Volatilität die Kapitalaufnahmeaktivität von Unternehmen, zum Beispiel beim Börsengang und in der Zeit danach.

Investor Relations sind Navigator in einem dynamischeren Risikoumfeld

In diesem dynamischen Risikoumfeld sind Investor Relations (IR) mehr denn je gefordert, navigierend und zielgerichtet Erwartungen zu managen, um im Multi-Risiko- und Krisenmodus weiterhin die Glaubwürdigkeit des Unternehmens zu erhalten. Ein Risiko kann dabei als negative Abweichung vom Erwartungswert beschrieben werden. Der IR-Wirkmechanismus ist klar: Da an der Börse Erwartungen gehandelt werden, können Misstrauen, Skepsis und Vertrauensverlust die Folge sein, wenn die Erwartungen der Investoren nicht erfüllt werden. In Kombination mit einem vorausschauenden Erwartungsmanagement gegenüber Investoren lassen sich potenziell negative Meldungen bei Eintritt von Risiken am Kapitalmarkt zwar nicht vermeiden, aber Überraschungen mit entsprechend starken Auswirkungen auf den Aktienkurs weitgehend eingrenzen. So können IR durch eine offene Kommunikation potenzieller Risiken Investoren sensibilisieren und ihr Vertrauen weiter stärken.

Erwartungsmanagement von Investor Relations im Multi-Risiko-und-Krisenumfeld

In einer Welt, in der Krisen zugenommen haben, Volatilitäten am Kapitalmarkt nachhaltig gestiegen und die Risiken für Unternehmen komplexer geworden sind, sind IR-Officer immer stärker im Erwartungsmanagement gegenüber Investoren gefordert.

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Aktive Einbindung in ein verbessertes Risikoassessment und -reporting notwendig


Hier können IR idealerweise auf die Infrastruktur, Prozesse und Zusammenarbeit mit dem Risikomanagement, dem Internen Kontrollsystem (IKS) und der Internen Revision zurückgreifen und somit auf einer Risikokultur aufbauen. Grundlagen zu den Anforderungen an die Risikosysteme finden sich weltweit in nationalen Gesetzen, Prüfungs- und Marktstandards, Corporate-Governance-Kodizes und internationalen Richtlinien von Stimmrechtsberatern großer Investoren. So hat die überwiegende Mehrheit der befragten IR-Officer Einblick in das Risikomanagementsystem (RMS) ihrer Organisation sowie die Arbeit des Risikokomitees und profitiert so von der fortlaufenden Früherkennung, der Matrik und dem Reporting von Risiken. Nach Angaben der IR-Officer wurden in den letzten Jahren gerade RMS und IKS weiter institutionalisiert und verbessert.

78 % der IR-Officers haben Einblick ins Risikomanagement – Grafik zeigt aktuelle Unternehmenspraxis.

Herausforderungen der Veränderungen in der IR-Praxis

Das Erwartungsmanagement von Risiken ist für IR-Verantwortliche komplexer geworden. Risiken waren und sind Teil von Diskussionen mit Investoren. Die Anforderungen, der Druck und die Erwartungen an eine transparente und nachhaltige Risikokommunikation sind hoch, ein erhöhter Abstimmungsbedarf und die Vernetzung nach innen und nach außen sind wichtiger denn je. Prognosen sind häufiger zu testen und auf Ad-hoc-Pflichten zu prüfen und notwendige Anpassungen in der Analyst Guidance sind durchzuführen. In diesem Zusammenhang betrachtet die Mehrheit der IR-Befragten den zunehmenden Rückgang der Liquidität an den Börsen als besonders herausfordernd, gefolgt von der höheren Kapitalmarktregulierung und dem komplexen Umfeld für die Risikobeurteilung der Ad-hoc-Relevanz. Auch die Entwicklung von Krisenkommunikations-Guidelines und die stärkere Einbindung von IR bei der Risikoevaluation und -bewertung wurden genannt. Zudem gewinnen die Frequenz und der Dialog von IR mit dem Vorstand, Compliance und der Rechtsabteilung an Bedeutung, beispielsweise für die Abstimmung von Disclosure-Prozessen und beim Austausch im Disclosure-Komitee.

IR-Beauftragte arbeiten in einem komplexen Umfeld mit Markt-, Regulierungs- und Sichtbarkeitsdruck.

Etablierte IR-Formate und Kommunikationskanäle stehen bereit
 

IR-Officer sind mehrheitlich der Auffassung, dass Risiko-Assessments integraler Bestandteil des Umsatz- und Ergebnis-Forecasting-Prozesses, der One-Voice-Policy, zum Beispiel im Hinblick auf unternehmensspezifische FAQs, und der Diskussionen rund um die Analyst Guidance sind. Die meistgenutzten Formate im Erwartungsmanagement von Risiken sind der Risiko-, der Prognose- und der Lagebericht. Geeignete Kommunikationskanäle sind nach Ansicht der IR-Officer Analysten-Calls und Investorenkonferenzen.
 

Die Studie und das Feedback aus der IR-Praxis zeigen: Anforderungen an das Erwartungsmanagement von Risiken werden komplexer. Dabei ist eine intensivere inhaltliche Zusammenarbeit der IR-Funktion insbesondere mit Vorstand, Compliance und Recht im Risikomanagement von großer Bedeutung. IR können in einem dynamischen Risikoumfeld Unsicherheiten reduzieren, Wahrnehmungs- und Informationslücken seitens der Investoren schließen und Volatilitäten reduzieren – und somit zu einer fairen Bewertung der Aktie und einer Steigerung des Unternehmenswertes beitragen.

Fazit

In einem von permanenter Volatilität geprägten Kapitalmarktumfeld sind IR zentral für den Erhalt von Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Durch vorausschauendes Erwartungsmanagement, enge Zusammenarbeit mit Risiko- und Compliance-Funktionen sowie transparente Kommunikation können IR Risiken frühzeitig adressieren, Unsicherheiten reduzieren und so zu einer fairen Bewertung und langfristigen Wertsteigerung des Unternehmens beitragen.

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