Zartes Pflänzchen sprießt aus dunkler Erde, symbolisiert Hoffnung und Wachstum.

Wie Unternehmen Dekarbonisierung neu denken

Warum Wirtschaftlichkeit der Schlüssel für erfolgreichen Klimaschutz ist – und wie Unternehmen trotz aller Unsicherheiten Kurs halten.


Überblick

  • 41 Prozent der Industrieunternehmen in Deutschland sehen Dekarbonisierung als Top-Priorität – trotz geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten.
  • Fokus auf wirtschaftlich sinnvollen Handlungsfeldern: Energieeffizienz, grüne Energie und die Reduktion von Scope-3-Emissionen stehen im Mittelpunkt.
  • Unternehmen investieren weiter in Dekarbonisierung und planen steigende Ausgaben – fordern aber weniger Bürokratie, bessere Finanzierung und mehr Flexibilität.

Jahrelang war Klimaschutz der große Hype. Für viele Unternehmen bedeutete das: ambitionierte Ziele zur Klimaneutralität und umfassende Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen. Die neue Realität ist geprägt von wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischen Herausforderungen. Wo einst große Ziele formuliert wurden, herrscht vielerorts Zurückhaltung – manchmal gar Frustration.

Doch genau darin liegt eine Chance. Denn Dekarbonisierung ist kein Luxus, den man sich nur in wirtschaftlich stabilen Zeiten leisten kann, sie ist eine Notwendigkeit – und vor allem: ein wirtschaftlicher Hebel. Das zeigt das aktuelle EY-Dekarbonisierungsbarometer 2024/2025, für das über 200 Nachhaltigkeitsverantwortliche in der deutschen Industrie befragt wurden.

EY-Dekarbonisierungsbarometer 2024/2025

Das EY-Dekarbonisierungsbarometer 2024/2025 zeigt: Trotz wirtschaftlicher Unsicherheit bleibt Dekarbonisierung für viele Unternehmen strategisch relevant – als Schlüssel zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz.

Luftaufnahme eines Waldes mit leuchtenden Lichtspuren eines Fahrzeugs.

Dekarbonisierung in Unternehmen: strategisch relevant trotz Krise

Entgegen gängiger Kritik gehört Dekarbonisierung nach wie vor zu den Top-Themen in deutschen Unternehmen. 41 Prozent der Befragten messen ihr die höchste strategische Priorität bei, direkt hinter Umsatz- und Gewinnentwicklung. Die Diskussionen um CO2-Reduktion und Energieeffizienz sind dabei realistischer, fokussierter und ökonomischer geworden. Es geht nicht mehr um „Grüner, höher, weiter“, sondern ausschließlich um wirkungsvolle Maßnahmen, die gleichzeitig wirtschaftlich sind und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärken. 

Dekarbonisierung in Unternehmen
der befragten Unternehmen messen der Dekarbonisierung die höchste strategische Priorität bei.

Viele Unternehmen haben darauf bereits eine klare Antwort: 78 Prozent setzen auf grüne Energie, 76 Prozent auf Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz – etwa durch die Umstellung auf LED-Beleuchtung und Wärmerückgewinnung beziehungsweise die Nutzung von Abwärme. Mehr als die Hälfte befasst sich mit der Reduktion der Scope-3-Emissionen, Technologieinnovationen und der Kreislaufwirtschaft. Und: Sechs von zehn Unternehmen planen, ihre Investitionen in die Dekarbonisierung weiter zu steigern – trotz schwieriger Konjunktur.
 

Geopolitik verändert Prioritäten, aber nicht den Kurs

Die aktuelle geopolitische Lage bringt neue Herausforderungen: Rückschritte bei der US-Klimapolitik, eine strategische Neujustierung des Green Deal der Europäischen Union, die Energiekrise als Folge des Krieges in der Ukraine. Dennoch: Nur 17 Prozent der Unternehmen haben deshalb geplante Maßnahmen auf Eis gelegt. Ein Drittel verfolgt die bestehenden Strategien unbeirrt weiter, 13 Prozent priorisieren die Dekarbonisierung sogar höher – gerade weil Resilienz und Unabhängigkeit in Lieferketten und Energieversorgung wichtiger sind denn je.
 

Wirtschaftliche Vorteile der Dekarbonisierung: vom Ideal zur Investition

Was die Studie besonders deutlich zeigt: Der wirtschaftliche Nutzen von Dekarbonisierung steht zunehmend im Mittelpunkt. Im Durchschnitt investieren Unternehmen 2,2 Prozent ihres Umsatzes in entsprechende Maßnahmen – mit steigender Tendenz. Ambition trifft dabei auf Realität: Nur jedes zweite Unternehmen hat sich bisher einen Zielwert für die Reduktion des Energieverbrauchs gesetzt, lediglich 29 Prozent haben detaillierte Reduktionsziele für alle drei Emissionsbereiche (Scopes 1–3) formuliert.
 

Hürden? Ja – aber auch Lösungen

Bürokratische Anforderungen (85 Prozent) und Finanzierungsfragen (59 Prozent) bremsen zwar viele Vorhaben. Doch Unternehmen entwickeln auch Strategien, um damit umzugehen. Sie investieren in Personal, bauen Know-how auf und verankern Nachhaltigkeit zunehmend fest in ihren Organisationsstrukturen. Rund die Hälfte hat bereits zentrale Verantwortliche für das Thema etabliert, im Schnitt arbeiten 2,3 Vollzeitkräfte ausschließlich an der Dekarbonisierung. Zwei Drittel der befragten Unternehmen setzen auf Trainings und Weiterbildungen, um Kompetenzen im Bereich Regulierung und Datenmanagement zu stärken.


Zwar werden Dekarbonisierungsvorhaben von Hürden wie bürokratischen Anforderungen und Finanzierungsfragen noch häufig gebremst – doch Unternehmen entwickeln auch Strategien, um damit umzugehen.


Die Zukunft der Dekarbonisierungsstrategie: drei Hebel für Unternehmenserfolg

Die Studie zeigt nicht nur den Status quo, sondern gibt klare Impulse für die Weiterentwicklung. Drei Handlungsfelder wurden dabei als besonders entscheidend identifiziert:

  1. Scope 3 konsequent integrieren – denn hier liegt der größte Hebel zur Reduktion von Emissionen
  2. Flexible Strategien etablieren, um auf politische und wirtschaftliche Dynamiken reagieren zu können
  3. Neue Technologien in konkrete Business Cases übersetzen, um Wachstum und Klimaschutz zu verbinden

Fazit

Das EY-Dekarbonisierungsbarometer 2024/2025 räumt auf mit dem Vorurteil, Dekarbonisierung sei ein Thema für gute Zeiten. Im Gegenteil: Gerade die neue Ernsthaftigkeit in der Diskussion macht deutlich, wie sehr wirtschaftlicher Erfolg und Klimaschutz heute miteinander verbunden sind. Unternehmen, die dies erkannt haben, nutzen die Transformation nicht nur zur Emissionsreduktion, sondern auch als Wettbewerbsvorteil.

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