Pressemitteilung

26 Dezember 2023 Stuttgart, DE

Deutsche Top-Konzerne im Jahr 2023: Umsatzrückgang, aber Rekordgewinn

Stuttgart, 26.12.2023. Die Autoindustrie ist die einzige Branche, die im Vergleich zum Vorjahr ein zweistelliges Umsatzplus schaffte.

Verwandte Themen Wachstum
  • Gesamtumsatz der 100 Top-Unternehmen Deutschlands sinkt in den ersten drei Quartalen des Jahres um neun Prozent – Energieversorger mit massivem Umsatzrückgang
  • Autokonzerne dominieren Gewinn- und Umsatzranking
  • Beschäftigung steigt leicht
  • Zurückhaltender Ausblick auf 2024

Deutschlands Top-Unternehmen konnten in diesem Jahr mehrheitlich ihre Umsätze steigern – unterm Strich ergibt sich für die 100 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen Deutschlands dennoch ein kumulierter Umsatzrückgang um neun Prozent, der aus der stark rückläufigen Entwicklung bei den Energieversorgern resultiert. Aufgrund des stark gesunkenen Strompreises sank deren Umsatz um 44 Prozent. Immerhin: 66 der 100 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands haben ihren Umsatz gesteigert, nur 34 Unternehmen verzeichneten einen Umsatzrückgang. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatten noch fast alle – 93 Prozent – Unternehmen ein Umsatzwachstum vermeldet.

Mit Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW belegen drei Autokonzerne die ersten drei Ränge im Umsatzranking. Die Autoindustrie ist auch die einzige Branche, die im Vergleich zum Vorjahr ein zweistelliges Umsatzplus schaffte: Während die Automobilhersteller und -zulieferer um 11 Prozent wuchsen, gelang den sonstigen Industrieunternehmen nur ein Plus von 5 Prozent und den Handelsunternehmen ein Wachstum von vier Prozent. Deutlich schlechter lief es für die Gesundheitsbranche, die nach dem Corona-Boom nun ein Umsatzminus von 12 Prozent verbuchte. Logistikunternehmen schrumpften sogar um 14 Prozent, die Chemiebranche verzeichnete ein Minus von 20 Prozent.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Entwicklung der 100 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen Deutschlands im Zeitraum Januar bis September 2023 durch die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Banken und Versicherungen wurden nicht mit einbezogen, da hier der Umsatz keine relevante Kennzahl ist.

„Der Gegenwind nimmt zu“, sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland. „Viele Unternehmen wuchsen zuletzt – wenn überhaupt – nur noch leicht, oft mit Wachstumsraten unterhalb der Inflationsrate. Wachstumstreiber war in diesem Jahr noch die Automobilbranche, aber auch für Deutschlands Vorzeigeindustrie wird die Luft angesichts eines lahmenden weltweiten Neuwagenabsatzes immer dünner. Und die weltweiten politischen Unsicherheiten und Kriege führen zu erheblicher Verunsicherung sowohl bei Unternehmen als auch bei der Bevölkerung. Große Wachstumssprünge sind für das kommende Jahr nicht zu erwarten.“

Autobauer führen auch das Gewinnranking an

Die Autokonzerne erwiesen sich in diesem Jahr erneut als besonders gewinnstark: Volkswagen führt mit einem neun-Monats-Gewinn von 16,2 Milliarden Euro das Gewinnranking an – vor der Deutschen Telekom (15,6 Milliarden Euro), Mercedes Benz (15,3 Milliarden Euro) und BMW (14,1 Milliarden Euro).

Nachdem im Vorjahr noch das Mainzer Biotechnologieunternehmen BioNTech mit einer Gewinnmarge von 71,7 Prozent der profitabelste deutsche Konzern war, führt in diesem Jahr der Chipkonzern Infineon (24,1 Prozent) das Margenranking an. Dahinter folgen die Energieversorger RWE (20,9 Prozent) und MVV Energie (20,2 Prozent). Mit einer Durchschnittsmarge von 8,3 Prozent lag die Profitabilität etwa auf dem Vor-Pandemie-Niveau. „Einige Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Traummargen erwirtschaftet – in der Automobilindustrie etwa führte der Chipmangel zu massiven Lieferengpässen und zu der Situation, dass die Nachfrage das Angebot deutlich überstieg. Auch die Logistikbranche konnte zwischenzeitlich Rekord-Margen erzielen. Derartige Nachwehen der Pandemie und der weltweiten Lieferkettenunterbrechungen gehören aber inzwischen der Vergangenheit an, die Situation normalisiert sich.“ Jetzt bereite eher die Kaufzurückhaltung der Verbraucher und die mangelnde Investitionsfreude der Unternehmen Sorgen, so Ahlers.

NRW ist Heimat besonders vieler Top-100-Unternehmen

An der regionalen Verteilung der Top 100 Unternehmen hat sich im Lauf des vergangenen Jahres relativ wenig geändert. Nordrhein-Westfalen ist mit 27 Unternehmen (plus eins gegenüber 2022) Spitzenreiter. Dahinter folgen Bayern (22; zwei weniger als im Vorjahr) und Baden-Württemberg (16 Unternehmen; minus eins). Die Zahl der Unternehmen mit Sitz in einem der „neuen“ Bundesländer bleibt mit zwei gering: Das Medizintechnikunternehmen Carl Zeiss Meditec mit Sitz im thüringischen Jena belegt im Umsatzranking Platz 92. Ebenfalls im Ranking platzieren konnte sich Verbio, ein Anbieter von Biokraftstoffen aus Sachsen-Anhalt, auf Rang 96.

Gut 60.000 neue Jobs geschaffen

Die Mehrzahl der deutschen Top-Unternehmen – 72 Prozent – stockte im bisherigen Jahresverlauf die Belegschaft auf. Insgesamt beschäftigten die umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen zum 30. September 2022 weltweit 4,3 Millionen Menschen – 1,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 2022 war ein Beschäftigungsplus von 1,2 Prozent verzeichnet worden.

Das börsennotierte Unternehmen mit den meisten Mitarbeitern ist nach wie vor Volkswagen: Bei dem Wolfsburger Autokonzern waren zum 30. September 2023 insgesamt knapp 651.000 Menschen beschäftigt. Auf den Rängen zwei und drei folgen die DHL Group mit etwa 545.000 und Siemens mit 320.000 Beschäftigten.

„Die Beschäftigungskurve zeigte auch in diesem Jahr bei den meisten Unternehmen nach oben. Wir rechnen aber damit, dass sich dieses Wachstum im kommenden Jahr deutlich abschwächt. Viele Unternehmen haben zuletzt Sparprogramme aufgelegt und gehen sehr restriktiv mit Neueinstellungen um“, sagt Ahlers. Gleichzeitig sei der Bedarf an hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aber nach wie vor sehr groß. “Die Anforderungen der Unternehmen an ihre Beschäftigten steigen: Es werden immer speziellere Fähigkeiten gesucht, gerade in Software-bezogenen Bereichen. Und für die Unternehmen wird es immer schwieriger, entsprechende Vakanzen zu füllen.“

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