- Gesamtausschüttung sinkt in diesem Jahr um 0,2 Prozent auf 54 Milliarden Euro – zweithöchster Wert aller Zeiten
- 23 Unternehmen erhöhen die Ausschüttung, zehn zahlen weniger – bei drei Unternehmen gehen die Aktionäre leer aus
- Allianz, Deutsche Telekom und Mercedes-Benz zahlen am meisten
- Konzernergebnisse sinken um 21 Prozent, Ausschüttungsquote steigt von 44,5 auf 56,3 Prozent
Die Dividendenausschüttungen der DAX-Konzerne liegen in diesem Jahr nur minimal – um 0,2 Prozent – niedriger als im Vorjahr und damit auf dem zweithöchsten Wert aller Zeiten: Insgesamt 54,0 Milliarden Euro zahlen die 40 Unternehmen ihren Aktionären in diesem Jahr, nach 54,1 Milliarden Euro im Vorjahr.
14 der 40 DAX-Konzerne schütten so viel Geld an ihre Aktionäre aus wie nie zuvor – nur drei Unternehmen zahlen keine Dividende. Im Vorjahr gingen die Aktionäre noch bei vier Unternehmen leer aus.
Größter Dividendenzahler Deutschlands ist in diesem Jahr der Versicherungskonzern Allianz, der damit Mercedes-Benz an der Spitze des Rankings ablöst. Während die Allianz ihre Dividendenausschüttung um zehn Prozent auf 5,9 Milliarden Euro erhöht, schrumpft die Dividendenzahlung bei Mercedes-Benz um 25 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Vor Mercedes-Benz liegt in diesem Jahr auch die Deutsche Telekom mit einer Ausschüttungssumme von 4,4 Milliarden Euro (plus 15 Prozent).
Auf besonders hohe Zuwächse können sich in diesem Jahr auch die Aktionäre der Commerzbank (plus 81 Prozent) und der Deutschen Bank (plus 48 Prozent). Das sind Ergebnisse einer Analyse des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY. Die Angaben zu den Dividenden für das Geschäftsjahr 2024 gelten bei den meisten Unternehmen noch vorbehaltlich der Zustimmung der anstehenden Hauptversammlungen.
Während die Dividendenausschüttungen in Summe fast auf Rekordniveau liegen, war die Gewinnentwicklung im vergangenen Jahr eher negativ: Die für die Dividendenzahlung ausschlaggebenden Konzernergebnisse der DAX-Konzerne (Jahresüberschuss nach Steuern) sanken in Summe um 21 Prozent auf 96 Milliarden Euro. Dieser Rückgang ist allerdings vor allem auf die nicht zahlungswirksamen Wertberichtigungen von 23,3 Milliarden Euro zurückzuführen, die die Holdinggesellschaft Porsche SE bei ihren Beteiligungen Volkwagen AG und Porsche AG vorgenommen hat. Ohne Berücksichtigung von Porsche SE lagen die Konzernergebnisse insgesamt nur 0,4 Prozent niedriger als im Vorjahr.
Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY in Deutschland, betont: „Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage und großer konjunktureller und politischer Risiken ist die fast rekordhohe Dividendenausschüttung der DAX-Konzerne eine sehr positive Nachricht. Etliche DAX-Unternehmen haben sehr gute Zahlen für 2024 vorgelegt und sind auf gutem Weg, auch 2025 zu einem Rekordjahr zu machen. Davon profitieren die Anleger.“ Allerdings weist Brorhilker auch auf die sehr heterogene Entwicklung innerhalb der Gruppe der DAX-Konzerne hin: „Einige Unternehmen kämpfen mit starkem Gegenwind und Gewinneinbrüchen. Wir sehen bei vielen Unternehmen einschneidende Sparmaßnahmen bis hin zum Stellenabbau. Entsprechend deutlich fällt bei einigen Unternehmen in diesem Jahr das Minus bei der Dividende aus.“
Insgesamt neun Unternehmen haben allerdings trotz eines Gewinnrückgangs ihre Dividende auf dem Niveau des Vorjahres gehalten oder sogar erhöht. Brorhilker betont: „Die Unternehmen müssen immer abschätzen, was es ihnen wert ist, das Vertrauen ihrer langfristigen Investoren zu erhalten und sich als stabiles Investment zu präsentieren. Sind die Gewinnrückgänge auf Sondereffekte zurückzuführen und nicht das Ergebnis tiefer liegender Probleme, kann es durchaus sinnvoll sein, an einer hohen Dividende festzuhalten – trotz Gewinneinbußen.“
Automobilunternehmen mit sinkendem Gewinn und sinkender Dividende
Deutliche Einbußen hinnehmen müssen in diesem Jahr vor allem die Aktionäre der Autokonzerne: Die insgesamt ausgezahlte Dividendensumme aller sieben Unternehmen aus der Automobilindustrie sinkt in diesem Jahr um 21 Prozent bzw. etwa vier Milliarden Euro. Der Konzerngewinn dieser Unternehmen brach allerdings auch um 72 Prozent ein – allerdings vor allem aufgrund der nicht zahlungswirksamen Wertberichtigung von 23,3 Milliarden Euro, die die Beteiligungsgesellschaft Porsche SE bei ihren Beteiligungen Volkwagen AG und Porsche AG vorgenommen hat. Ohne Berücksichtigung von Porsche SE schrumpfte der Konzerngewinn der Automobilunternehmen „nur“ um 30 Prozent.
„Die deutschen Autokonzerne mussten zuletzt nach einigen sehr guten Jahren kräftige Gewinneinbußen hinnehmen“, sagt Brorhilker. „Angesichts der Vielzahl an Problemen, mit denen die Autohersteller konfrontiert sind und die durch die 25-Prozent-Strafzölle der USA jetzt nochmal verschärft wurden, dürfte es auch mittelfristig schwer werden, wieder die hohen Gewinne der Vorjahre zu erreichen. Dass die Hersteller in dieser Lage die Dividenden kürzen, ist nur folgerichtig. Auch in den kommenden Jahren wird es in dieser Branche wohl eher keinen Geldregen für Aktionäre mehr geben. Denn die Unternehmen müssen an ihrer Zukunftsfähigkeit arbeiten. Das heißt vor allem: in Innovationen investieren.“
Ausblick: Kein Anstieg der Dividenden erwartet
Brorhilker rechnet damit, dass die Dividendensumme im kommenden Jahr etwa auf dem aktuellen hohen Niveau liegen wird. „Einige DAX-Konzerne sind in sehr guter Verfassung und dürften auch zukünftig hohe Dividenden auszahlen. Allerdings befinden sich gleichzeitig viele führende Industrieunternehmen mitten in einer tiefgreifenden Transformation, verbunden mit Restrukturierungs- und Kostensenkungsmaßnahmen. Hinzu kommen die lahmende Konjunktur, die erheblichen geopolitischen Spannungen und das Risiko eines eskalierenden Handelskriegs. Da sind große Sprünge bei den Dividenden eher nicht zu erwarten. In Summe rechnen wir für das kommende Jahr mit einer Gesamtausschüttung auf dem aktuellen Niveau.“