Pressemitteilung
14 Juli 2025  | Stuttgart, Germany

Mehr als ein Drittel der Beschäftigten fürchtet wegen Künstlicher Intelligenz um den eigenen Job

  • Acht von zehn Befragten in Deutschland nutzen inzwischen KI-Tools – ein Plus von 14 Prozentpunkten im Vergleich zu 2024
  • Sieben von zehn Beschäftigten rechnen wegen der Konkurrenz durch KI damit, dass Jobs in Deutschland abgebaut werden
  • 36 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sorgen um negative Auswirkungen auf ihren Arbeitsplatz – europaweit sogar 42 Prozent
  • Immer mehr Angestellte bilden sich auch deshalb in puncto KI weiter – die Qualität der Fortbildungen lässt laut den Befragten allerdings zu wünschen übrig

Ist Künstliche Intelligenz Helfer oder Herausforderung aus Sicht der Angestellten in Deutschland? Fakt ist: Immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nutzen Künstliche Intelligenz in ihrem beruflichen Alltag, 81 Prozent der hierzulande für eine aktuelle EY-Studie Befragten geben dies an. Zum Vergleich: Vor zwölf Monaten waren es noch zwei Drittel der Befragten (67 Prozent). Mit einem Plus von 14 Prozentpunkten stieg der Anteil der KI-Nutzerinnen und -Nutzer in Deutschland damit überdurchschnittlich stark, verglichen mit dem europäischen Durchschnitt (78 Prozent insgesamt, plus sechs Prozentpunkte). Je mehr Nutzerinnen und Nutzer KI-Tools verwenden und sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzen, desto positiver wird auch ihre Einstellung gegenüber der Technologie: Im europäischen Durchschnitt sagen mehr als sieben von zehn Befragten (73 Prozent), dass sie aufgeschlossen gegenüber Künstlicher Intelligenz sind – ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Jahr 2024.

Mit zunehmender Verbreitung und wachsenden Anwendungsmöglichkeiten realisieren offenbar immer mehr Angestellte, dass KI-Anwendungen dazu führen könnten, dass Unternehmen weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen könnten: Sieben von zehn Befragten (70 Prozent) in Deutschland denken, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu Arbeitsplatzabbau führen wird. Besorgt über die Auswirkungen von KI auf den eigenen Job ist mehr als ein Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (36 Prozent). Europaweit fürchten 42 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, dass der eigene Job wegen KI in Gefahr sein könnte.

Diejenigen, die KI nutzen, verwenden die Anwendungen am häufigsten für die Texterstellung (64 Prozent), bei Sprachassistenten und Chatbots (je 44 Prozent) sowie Übersetzungsprogrammen (33 Prozent). Die größten Potenziale für KI-Anwendungen sehen Befragte in den Bereichen Zeitersparnis (54 Prozent), Kostensenkung (44 Prozent) und Fehlervermeidung (39 Prozent). Allerdings: Nur knapp jede und jeder Dritte (31 Prozent) darf KI-Anwendungen im Job ohne Einschränkungen nutzen, der Anteil derjenigen, die dies nur mit Einschränkungen dürfen (35 Prozent), liegt leicht höher. Ein Fünftel der Befragten der aktuellen EY-Studie darf gar nicht auf Künstliche Intelligenz im Joballtag zurückgreifen.

Dies sind Ergebnisse der zweiten Ausgabe des „EY European AI Barometer“. Für die Umfrage wurden 4.942 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in neun europäischen Ländern und insgesamt 21 Branchen repräsentativ befragt, 1.000 davon in Deutschland.

EY-Partner Alich: „KI wird Angestellte nicht einfach ersetzen, aber …“

Dr. David Alich, Partner bei EY-Parthenon und AI Lead der Region Europe West: „Wenn sich in Deutschland mehr als jeder dritte Beschäftigte und in Europa sogar vier von zehn Befragten wegen Künstlicher Intelligenz Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz machen, zeigt das: Die Menschen sind alarmiert! Und zwar durchaus zu Recht. KI-Anwendungen sind in vielen Bereichen schneller und machen weniger Fehler als Menschen. Allerdings muss es immer eine menschliche Kontrollinstanz geben. KI wird also nicht einfach Angestellte ersetzen. Eine Fachkraft mit KI-Kompetenzen wird jedoch wahrscheinlich einen oder sogar mehrere Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter ohne diese Fähigkeiten ersetzen.“

Was also können Beschäftigte tun, um ihre Fähigkeiten zu verbessern? Der wichtigste Faktor, um den sicheren und effizienten Umgang mit KI zu lernen, seien Weiterbildungen, so Dr. Christian Wesp, Partner bei EY-Parthenon: „Angst ist in diesem Fall nachvollziehbar, aber wie so oft kein guter Ratgeber. Klare Kommunikation zum Technologieplan seitens der Geschäftsführung sowie Möglichkeiten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das eigene KI-Wissen aufzubauen oder zu vertiefen, kann dagegen helfen, den Sorgen der eigenen Belegschaft zu begegnen.“ Die Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat entsprechende Angebote inzwischen angenommen, der Anteil der Beschäftigten, die Fortbildungsmaßnahmen im Bereich Künstlicher Intelligenz nutzen, stieg in Deutschland von 37 Prozent im Jahr 2024 auf aktuell 63 Prozent.

Deutsche Angestellte liegen damit im europäischen Vergleich in der Spitzengruppe, hinter Italien und Spanien (je 64 Prozent). Unter den Befragten in Portugal (47 Prozent), Österreich (48 Prozent) und Frankreich (50 Prozent) ist der Wille zur Weiterbildung dagegen deutlich weniger stark verbreitet. Zurück nach Deutschland: Der Anteil derjenigen, die mit den Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema KI zufrieden sind, ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – allerdings liegt er aktuell bei lediglich 25 Prozent (plus neun Prozent). 40 Prozent wünschen sich dagegen ein größeres und besseres Weiterbildungsangebot seitens ihrer Arbeitgeber.

EY-Partner Wesp: „Arbeitgeber stehen bei Weiterbildungsangeboten in der Pflicht“

Dr. Christian Wesp sagt: „Dass die Nachfrage nach KI-Weiterbildungen steigt, ist ein positives Signal der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihre Vorgesetzten. Dies bedeutet aber auch: Die Arbeitgeber stehen bei Weiterbildungen in der Pflicht, sie müssen nun auch liefern. Andernfalls besteht die Gefahr, dass der Technologiefrust der eigenen Angestellten steigt. David Alich ergänzt: „Entscheidend ist dabei vor allem, KI für die Bedürfnisse des eigenen Unternehmens zielgerichtet nutzen zu können – eine Herausforderung, die nicht jede Firma allein bewältigen kann. Auch, weil die Möglichkeiten sowie die Anzahl der KI-Tools fast täglich zunehmen. Hier einen Überblick zu bekommen, ist eine große Herausforderung. Partnerschaften mit externen Experten können ein probates Mittel sein, um das eigene Unternehmen und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter effizient in die digitale Zukunft zu führen.“

Denn aktuell gibt es noch eine deutliche Diskrepanz zwischen der Zufriedenheit der Angestellten und der Einschätzung des Managements bezüglich KI-Schulungen: So glaubt die Mehrheit der Entscheidungsträger (59 Prozent), dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein angemessenes Maß an Fortbildungsmöglichkeiten zur Verfügung hatten und gut auf den Transformationsprozess vorbereitet sind, den die KI-Revolution mit sich bringt. Eine ebenfalls große Kluft ist erkennbar, wenn es um die Einschätzung der Produktivitätssteigerung durch Künstliche Intelligenz geht. So sagt nur etwas mehr als ein Viertel der nicht-leitenden Angestellten (27 Prozent), dass die KI die Produktivität des Managements verbessert habe. Umgekehrt geben dies aber 60 Prozent der Managerinnen und Manager an.

David Alichs Fazit: „Die KI-Transformation läuft in zahlreichen Unternehmen auf Hochtouren, aber die Lage ist meist ähnlich: Daten sind verteilt, unstrukturiert oder regulatorisch schwer nutzbar. Viele Firmen müssen zunächst erheblichen Aufwand betreiben, um ihre Daten für KI-Anwendungen nutzbar zu machen.“ Hinzu komme: „Viele Initiativen sind noch toolgetrieben statt problemorientiert. Dies bedeutet mit Blick auf die Zukunft: KI-Disruption in Großunternehmen braucht mehr Zeit als im privaten Bereich – wird dafür aber nachhaltiger wirken. Zeit zum Verschnaufen haben die Unternehmen deshalb aber nicht, sie müssen ihre Hausaufgaben in puncto Datenaufbereitung und -qualität sowie Qualifizierung der Angestellten sofort angehen.“

Hier können Sie die Studie kostenlos herunterladen.

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