Büroimmobilien: „Fragt Eure Nutzer!“
Die Büroimmobilie kann als Fundament der deutschen Volkswirtschaft gelten – jeder dritte Erwerbstätige hat hier seinen Arbeitsplatz. Um ihren Nutzern ein optimales Arbeitsumfeld zu bieten, passen Anbieter ihre Konzepte ständig an. Dabei müssen sie sowohl auf die aktuellen Bedürfnisse Rücksicht nehmen als auch den Blick in die Zukunft richten, damit ihre Immobilien gut vorbereitet für künftige Entwicklungen sind.
„Fragt Eure Nutzer!“ ist die Prämisse. Wer seine Kunden konsequent in die Planung miteinbezieht und auf ihre Wünsche reagiert, wird seine Flächen langfristig besser vermieten.
Elektromobilität
66%der Immobiliennutzer legen kaum oder gar keinen Wert auf Angebote rund um Elektromobilität. Dennoch wollen 60 Prozent der befragten Immobilienunternehmen in den kommenden fünf Jahren in entsprechende Infrastruktur investieren.
Wenn Angebot und Nachfrage nicht zusammenpassen
Bei vielen Büroimmobilien besteht eine Kluft zwischen dem, in was Anbieter investieren, und dem, was Nutzer nachfragen. Das zeigt die Studie, für die ZIA und EY 300 Immobilienunternehmen und mehr als 3.000 Büronutzer befragt haben.
- Fast neun von zehn Anbietern gehen von einer hohen Nachfrage nach Ladestationen für Elektrofahrzeuge aus. Teure Investitionen in die entsprechende Infrastruktur sind die Folge. Doch fast zwei Drittel der befragten Nutzer finden solche Angebote zur E-Mobilität unwichtig.
- Unternehmen investieren seit Jahren in Nachhaltigkeitszertifikate, um zum Beispiel die Energieeffizienz ihrer Gebäude unter Beweis zu stellen. Doch für mehr als die Hälfte der befragten Nutzer sind solche Zertifikate bei der Standortwahl eher unwichtig.
- Die meisten Anbieter glauben, dass ihre Kunden sich digitale Türschlösser und „Smart Metering“, also Verbrauchsabrechnung in Echtzeit, wünschen. Doch weniger als die Hälfte investiert tatsächlich in diese Technologien.
Setzen Unternehmen also oft unpassende Prioritäten, die nicht mit den Kundenwünschen übereinstimmen?
Digitale Technologien als Helfer im Büroalltag
Nutzer finden Digitalisierung offenbar vor allem dort sinnvoll, wo sie ihre Arbeit direkt unterstützt oder ermöglicht – und nicht dort, wo sie nur als „nice to have“ wahrgenommen wird. Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Nachhaltigkeitszertifikate eignen sich derzeit also offenbar wenig als Vermarktungsargumente. Gleiches gilt für Convenience-Angebote wie Post-Packstationen.
Nur weil Dinge heute schon möglich sind, heißt es nicht, dass die auch nachgefragt werden. Für Büronutzer ist Digitalisierung ebenso ein Lernprozess wie für Bürovermieter.
Dennoch sollten Unternehmen sich bei ihren Entscheidungen nicht nur von den aktuellen Vorlieben der Nutzer leiten lassen. Das zeigt auch ein weiterer Bereich, in dem die Prioritäten auf Angebots- und Nachfrageseite derzeit scheinbar nicht zusammenpassen: Moderne, flexible Büroraumkonzepte.
Skepsis gegenüber flexibler Raumaufteilung
Freie Arbeitsplatzwahl, offen gestaltete Kreativ- und Allgemeinräume und Telefonkabinen für ungestörte Gespräche: Derlei moderne Flächenkonzepte sind in deutschen Büroimmobilien längst Normalität. Das gilt vor allem für Neubauten, aber auch für sanierte Bestandsgebäude.
Ausgerechnet diese Angebote scheinen bei Nutzern aber auf wenig Gegenliebe zu stoßen. Mehr als die Hälfte der 3000 Befragten gab zu Protokoll, flexible Raumkonzepte seien ihnen weniger oder gar nicht wichtig.
Smart Office
88%der befragten Immobilienunternehmen denken, ihre Kunden bestehen auf Smart Office. Doch nur 32 Prozent der Büronutzer legen tatsächlich Wert darauf.
Jüngere haben andere Anforderungen
Die Bereitschaft, sich auf solche neuen Konzepte einzulassen, hängt offenbar wesentlich vom Alter ab. Jüngere Nutzer bewerteten innovative Angebote im Schnitt positiver als ältere. Über kurz oder lang werden „Digital Natives“ die Mehrheit der Gesellschaft und damit auch der Büronutzer stellen – Menschen also, die in einer digitalen Welt aufgewachsen sind und versiert mit digitalen Technologien und Anwendungen umgehen können. Damit dürfte auch die Bedeutung von Angeboten wie flexiblen Raumkonzepten tendenziell weiter steigen.
Coolness-Faktor: Fintech-Mitarbeiter haben hohe Ansprüche
In besonders jungen Bereichen wie der Fintech-Branche hat sich diese Einsicht bereits durchgesetzt. Die Mitarbeiter dort erwarten und schätzen „coole“, also flexible und moderne Arbeitsumgebungen ohne fest zugewiesene Schreibtische. Ganz sicher wollen sie nicht mehr in als langweilig empfundenen Raumkonzepten aus den 1980er-Jahren arbeiten. Auch in anderen Branchen wird sich die Nachfrage weiter in diese Richtung verschieben.
Analog gilt das für Bereiche wie Elektromobilität. Wer jetzt in Ladestationen oder andere Infrastruktur investiert, die auch mittelfristig noch nutzbar ist, handelt also nicht verkehrt – selbst wenn eine Mehrheit der befragten Nutzer noch andere Prioritäten hat.
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Bislang nutzen die wenigsten Büronutzer Elektroautos. Dennoch müssen wir uns als Branche heute schon damit beschäftigen, um die künftige Nachfrage bedienen zu können.
Unternehmen müssen ihre Kunden überzeugen
Um Desinteresse oder Skepsis auf Kundenseite zu überwinden, sollten Immobilienanbieter sich gezielt an ältere Nutzer wenden und ihnen die Möglichkeiten des digitalen Wandels aufzeigen. Dabei müssen sie die Vorteile neuer Konzepte je nach Zielgruppe unterschiedlich kommunizieren. Hier ist „Change Management“ gefragt.
Besonders vorsichtig sind deutsche Nutzer in Sachen Datenschutz. Um Vorbehalte etwa gegen Arbeitsplatz-Monitoring durch Sensoren zu überwinden, sollten Anbieter auch solche Bereiche in der Kommunikation gezielt ansprechen – und nicht voraussetzen, dass ein Umdenken sowieso früher oder später stattfindet.
Neben „Fragt Eure Nutzer!“ gilt demnach die Prämisse: „Überzeugt Eure Nutzer!“
Fazit
Im Zuge der Digitalisierung konzipieren Anbieter von Büroimmobilien ihre Objekte neu –die Nutzer müssen teilweise noch überzeugt werden. Unternehmen sollten aktiv agieren, um ihre Kunden auch von den Vorteilen zu überzeugen.