3 Minuten Lesezeit 22 Februar 2023
Mountainbiker überquert steilen Berghang oberhalb des Sees

Immobilien-Investmentmarkt eingebrochen

Autoren
Florian Schwalm

Partner, Strategy and Transactions, EY Real Estate GmbH | Deutschland

Berät große und mittelständische Unternehmen sowie institutionelle Kunden im Bereich Immobilien und Transaktionsmanagement. Lebt mit seiner Familie in München. Ist begeisterter Rad- und Skifahrer.

Paul von Drygalski

Director, Hospitality & Construction, EY Real Estate GmbH | Deutschland

Paul hat 25 Jahre Erfahrung in der Immobilienwirtschaft und spricht Deutsch und Englisch fließend. Privat ist er sportbegeistert, eine Leidenschaft, die er mit seiner Frau und seinen Kindern teilt.

3 Minuten Lesezeit 22 Februar 2023

Weitere Materialien

  • Trend barometer on the real estate investment market 2023

Das bereits 17. Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt gibt einen Einblick in aktuelle Trends und Treiber auf den Immobilienmärkten.

Überblick
  • Transaktionsvolumen um mehr als 40 Prozent geschrumpft, sinkende Preise in fast allen Nutzungsarten erwartet
  • Zinsentwicklung wieder relevanter als Klimawandel oder Digitalisierung
  • Energiepreise setzen Anreize zur energetischen Sanierung des Gebäudesektors

Der deutsche Immobilien-Investmentmarkt ist 2022 deutlich eingebrochen. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen (Gewerbeimmobilien und Wohnimmobilienportfolios) von rund 67 Milliarden Euro ist er im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 40 Prozent geschrumpft (2021: 113,8 Milliarden Euro). Damit erreicht er ungefähr das Niveau des Jahres 2016. Während der Transaktionsmarkt im Jahr 2021 noch von Großübernahmen wie derjenigen von Deutsche Wohnen durch Vonovia geprägt war, zeichnet sich der Paradigmenwechsel nun klar ab. Fast 80 Prozent der Investoren erwarten auch für dieses Jahr ein noch weiter sinkendes Transaktionsvolumen. Lediglich 4 Prozent prognostizieren einen Anstieg, 18 Prozent eine Seitwärtsbewegung.

Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und der darauf folgenden Energiekrise, der Inflation sowie dann notwendigen Zinsanhebungen erleben wir auch am Immobilienmarkt eine Zeitenwende.
Florian Schwalm
Partner, Strategy and Transactions, EY Real Estate GmbH | Deutschland

Deutschland ist von diesem Paradigmenwechsel in besonderem Maße betroffen und büßt an Attraktivität ein: So hat auch der Anteil derer, die den deutschen Immobilienmarkt als unattraktiver als zuvor einstufen, im Vergleich zum Vorjahr deutlich von 4 auf nun 36 Prozent zugenommen. Das sind Ergebnisse des Trendbarometers Immobilien-Investmentmarkt, für das EY Real Estate rund 250 Investoren befragt hat, die in den vergangenen Jahren am deutschen Immobilienmarkt aktiv waren.

Mit Ausnahme Logistik überall sinkende Preise erwartet

In allen Nutzungsarten außerhalb der Logistik – also bei Büro-, Einzelhandels-, Hotel- und sogar Wohnimmobilien – erwarten die Umfrageteilnehmer mehrheitlich sinkende Preise. Lediglich bei Logistikimmobilien geht eine knappe Mehrheit der Investoren noch von stabilen Preisen aus. Jedoch wird auch hier kaum mehr eine positive Preisentwicklung erwartet. Die meisten Investoren erachten die Diskrepanz der Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern als das entscheidende Hemmnis für Transaktionen – noch vor Unklarheiten über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung oder ESG-Risiken.

In Erwartung sinkender Preise warten potenzielle Käufer lieber ab, während Verkäufer auf das gewohnte Preisniveau bestehen. Dieses Phänomen lähmt den Transaktionsmarkt in Krisenzeiten seit jeher – ist jedoch erfahrungsgemäß vorübergehend.
Paul von Drygalski
Director bei EY Real Estate

Rund zwei Drittel der Befragten erwarten, dass sich Käufer und Verkäufer noch im laufenden Jahr wieder auf eine gemeinsame Preisbasis verständigen werden.

Neubau leidet unter neuen Rahmenbedingungen

Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt 2023

99 %

der Umfrageteilnehmer stimmen zu, dass die veränderten Rahmenbedingungen die Neubauaktivitäten beeinträchtigen.

Mountainbiker überquert steilen Berghang oberhalb des Sees

EY Real Estate: Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt 2023

Der deutsche Immobilien-Investmentmarkt ist 2022 deutlich eingebrochen. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen (Gewerbe- und Wohnimmobilien) von rund 67 Milliarden Euro ist er im Vorjahresvergleich um mehr als 40 Prozent geschrumpft.

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Auch der Immobilienfinanzierungsmarkt ist stark betroffen: Jeweils eine Mehrheit der Investoren sieht erschwerte Anschlussfinanzierungen (99 Prozent), einen zunehmenden Eigenkapitalbedarf (94 Prozent), häufigere Kreditausfälle (89 Prozent), ein weiter steigendes Zinsniveau (88 Prozent) und ein in diesem Jahr geringeres Neugeschäftsvolumen (83 Prozent).

Zinsentwicklung und demografischer Wandel bedeutendste Megatrends

Auch bei den prägendsten Megatrends hat sich etwas verschoben: Die Zinsentwicklung und der demografische Wandel lösen die noch im vorigen Jahr relevantesten Trends Digitalisierung und Klimawandel ab. So leidet nach Ansicht von rund drei Vierteln der Umfrageteilnehmer auch der Proptech-Sektor besonders unter der allgemeinwirtschaftlichen Situation.

Die Zinsentwicklung ist als Megatrend mit Macht wieder aufs Tableau getreten und dominiert derzeit alles in der Immobilienwirtschaft. Umso wichtiger ist es jetzt, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Paul von Drygalski
Director bei EY Real Estate

Steigende Energiekosten forcieren Energieeffizienz im Gebäudesektor

Knapp neun von zehn Befragten sind der Meinung, dass die hohen Energiekosten Anreize zur energetischen Transformation des Gebäudebestandes setzen. Über 60 Prozent gehen davon aus, dass die Energiekosten die Liquidität von Bestandshaltern gefährden werden, und 91 Prozent der Investoren erwarten, dass in diesem Jahr vermehrt restrukturierungsbedürftige Immobilien zum Erwerb angeboten werden.

Die Energiekrise erzeugt immensen Druck auf der Kostenseite und verschärft die Notwendigkeit der energetischen Sanierung im Gebäudesektor. Der Immobilienwirtschaft bietet sich nun die Chance, mit der Umsetzung von ESG-Strategien einen enorm wichtigen Beitrag zu leisten.
Florian Schwalm
Partner, Strategy and Transactions, EY Real Estate GmbH | Deutschland

Allerdings gaben auch 88 Prozent der Befragten an, dass gezielte „Manage-to-Green“-Strategien durch fehlende Erfahrungswerte und Benchmarks erschwert werden. Zudem kennen fast 60 Prozent die Taxonomie-Konformitätsquote ihres Portfolios nicht. Folgerichtig meinen 90 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass die ESG-Due-Diligence künftig wesentlicher Teil der Ankaufsprüfung wird.

Sinkender Flächenverbrauch bei Wohnimmobilien, steigende Auslastung von Büroimmobilien erwartet

Im Segment der Wohnimmobilien erwarten 81 Prozent der Investoren eine Trendumkehr: So könnten die steigenden Nebenkosten zukünftig zu einem geringeren Flächenverbrauch pro Kopf führen. Im Bürosegment sehen die Befragten trotz erschwerter Marktbedingungen auch einen positiven Trend: So könnten die hohen Energiekosten nach Ansicht von 60 Prozent der Umfrageteilnehmer dazu führen, dass Mitarbeitende wieder regelmäßiger im Büro arbeiten.

Für das Einzelhandelssegment erwarten 92 Prozent der Befragten angesichts steigender Verbraucherpreise, sinkender Kaufkraft und hoher Energiekosten Insolvenzen im Non-Food-Bereich. Das Hotelimmobiliensegment wird nach Prognose von 96 Prozent der Investoren weiter erheblich unter dem Fachkräftemangel leiden.

Fazit

Das Transaktionsvolumen ist eingebrochen und fast überall werden sinkende Preise erwartet. Das Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt 2023 erscheint in Zeiten großer Umbrüche. Krieg, Inflation oder Energiekrise – die Auswirkungen auf die Immobilienmärkte zeigen sich in den Ergebnissen der Befragung von rund 250 Investoren. Herausforderungen wie die notwendige energetische Sanierung des Immobilienbestandes gestalten sich in diesem fordernden Umfeld nicht gerade leichter.

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Partner, Strategy and Transactions, EY Real Estate GmbH | Deutschland

Berät große und mittelständische Unternehmen sowie institutionelle Kunden im Bereich Immobilien und Transaktionsmanagement. Lebt mit seiner Familie in München. Ist begeisterter Rad- und Skifahrer.

Paul von Drygalski

Director, Hospitality & Construction, EY Real Estate GmbH | Deutschland

Paul hat 25 Jahre Erfahrung in der Immobilienwirtschaft und spricht Deutsch und Englisch fließend. Privat ist er sportbegeistert, eine Leidenschaft, die er mit seiner Frau und seinen Kindern teilt.