Digitalisierungsstudie der Immobilienwirtschaft 2022
35 %der Immobilienunternehmen investieren inzwischen mehr als 5 Prozent ihres Jahresumsatzes in Digitalisierungsmaßnahmen.
8 Prozent der Unternehmen haben nach eigener Einschätzung bereits die Phase der digitalen Exzellenz erreicht. Im vergangenen Jahr verorteten sich lediglich 3 Prozent der befragten Unternehmen in diesem Reifegrad. In der Etablierungsphase sehen sich 47 Prozent – ein Anstieg um 6 Prozentpunkte gegenüber 2021. In der Orientierungs- und Entwicklungsphase befinden sich 6 Prozent (2021: 8 Prozent) bzw. 39 Prozent (2021: 48 Prozent) – also jeweils teils deutlich weniger als vor einem Jahr. Insgesamt zeigt sich: Während im Vorjahr viele der Befragten realisiert haben, dass sie doch noch nicht so weit sind, wie sie zunächst vermutet hatten, so scheint es, dass der Digitalisierungsprozess in der Wahrnehmung der Unternehmen dieses Jahr tatsächlich fortgeschritten ist.
Branche nimmt Datentransparenz und Datensicherheit in den Blick
Datenintransparenz und mangelnde Datenqualität bleiben zwischenzeitlich die größten Hemmnisse bei der Digitalisierung. Dem stimmen 67 Prozent der Befragten zu (2021: 65 Prozent). Auch veraltete Software gehört unvermindert zu den größten Herausforderungen, ebenfalls mit steigender Tendenz (2022: 58 Prozent vs. 2021: 44 Prozent). 94 Prozent der Befragten geben zudem an, dass die Immobilienwirtschaft unter einer hohen Anzahl Datensilos leide.
Das Teilen von Daten gewinnt vor diesem Hintergrund an Bedeutung. Vor allem mit Kunden (Zustimmung 82 Prozent), Versorgern (80 Prozent), Technologieanbietern (79 Prozent) und der öffentlichen Hand (75 Prozent) sind die Befragten bereit Daten zu teilen. Bei Wettbewerbern wird dies häufiger gemieden, mit ihnen sind nur 64 Prozent der Befragten bereit Daten zu teilen.
Digitalisierungsstudie der Immobilienwirtschaft 2022
57 %der Immobilienunternehmen nehmen die steigende Gefahr durch Cyber-Angriffe wahr.
Nicht zuletzt aufgrund zunehmender interner wie auch externer Datentransfers erfährt das Themenfeld der Cybersecurity mehr Aufmerksamkeit. 57 Prozent der Befragten nehmen die steigende Gefahr wahr. 93 Prozent betrachten Cybersecurity folgerichtig als wesentlichen Bestandteil ihrer Digitalisierungsstrategie. 82 Prozent sehen sich auf einen möglichen Cyberangriff gut vorbereitet.
Vor allem automatisierte Gebäude bieten ohne entsprechende Vorkehrungen eine erhebliche Angriffsfläche. Seine Zuspitzung erfährt dieser Aspekt im digitalen Quartier, das von der Vernetzung und vom Datenaustausch lebt.
Die Zahl der Cyberangriffe steigt. Daraus können große Schäden mit weitreichenden Konsequenzen entstehen. Vor allem automatisierte Gebäude bieten ohne entsprechende Vorkehrungen eine erhebliche Angriffsfläche.
Wachsender Zuspruch für das digitale Quartier
Der Fokus der diesjährigen Digitalisierungsstudie liegt auf dem „digitalen Quartier“. Zu dessen Kernaspekten gehören laut 97 Prozent der Studienteilnehmer Smart Metering, E-Mobilität und das digitale Mieterportal. Während die Befragten einerseits die Vorteile sehen, beobachten sie andererseits eine mangelnde Investitionsbereitschaft (80 Prozent) und eine lückenhafte IT-Infrastruktur (79 Prozent). Auch die zu gering ausgeprägte Kooperationsbereitschaft zwischen den verschiedenen Anbietern im digitalen Quartier (73 Prozent) wird als Herausforderung ausgemacht.
Blickt man auf die wichtigen Themen unserer Zeit, etwa den Klimaschutz und damit einhergehend die Mobilitätswende, wird schnell klar, dass digitale Quartiere einen entscheidenden Beitrag für lebenswerte Städte leisten können. Doch während die Zustimmungswerte zum digitalen Quartier sehr hoch sind, insbesondere zu einzelnen Funktionalitäten, hapert es auch hier noch an der Bereitschaft, Daten zu teilen.
Digitale Quartiere können einen entscheidenden Beitrag für lebenswerte Städte leisten.
Zielgruppen des digitalen Quartiers sind laut Studie zum einen Zugezogene, Studierende und 1-Personen-Haushalte, zum anderen profitieren Menschen mit Beeinträchtigungen von der Vernetzung der Mieterschaft, sagen 93 Prozent der Befragten. Für Senioren wird dagegen kein großer Vorteil erwartet. Es scheint, als gingen die Umfrageteilnehmer von einer geringen Technologieaffinität dieser Zielgruppe aus.
Vom Dauerlauf zum Staffellauf
Bereits in früheren Digitalisierungsstudien kristallisierte sich heraus, dass Digitalisierung kein Sprint, sondern ein Dauerlauf ist. Inzwischen zeichnet sich ab, dass der Dauerlauf auch ein Staffellauf ist. Besonders eindrücklich zeigt sich das beim Thema „digitale Quartiere“. Denn während es in der Vergangenheit gereicht hat, seine eigenen Hausaufgaben im Unternehmen und der Immobilie zu erledigen, müssen wir heute stärker zusammenarbeiten. Das intelligente Gebäude liefert uns viele wichtige Daten, um es in der Bewirtschaftung und im Investmentbereich zu optimieren. Doch wertvoll werden die Daten erst, wenn wir sie auf Quartiersebene betrachten. Dafür müssen wir uns mit unserer Umgebung vernetzen, also smarte Quartiere schaffen. Der Aufwand lohnt sich, davon zeigt sich die Immobilienwirtschaft in der Digitalisierungsstudie 2022 überzeugt.
Fazit
Digitalisierung ist im immobilienwirtschaftlichen Alltag angekommen, ob im virtuellen Meeting, im Planungsprozess (Stichwort BIM) oder in der Gebäude- und Prozessautomation. Wie tief sie inzwischen in der Immobilienwirtschaft verankert ist, zeigt die siebte Digitalisierungsstudie von ZIA und EY Real Estate. War Digitalisierung in der ersten Auflage im Jahr 2016 nicht mehr als ein zartes Pflänzchen, gepflegt von vergleichsweise wenigen Unternehmen in der Branche, hat sich das heute grundlegend geändert. Die Mehrheit der Verantwortlichen hat endgültig die Handbremse gelöst, auch wenn immer noch ein unterschiedliches Tempo angeschlagen wird.