Für das Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt wurden rund 220 am deutschen Immobilienmarkt aktive Investoren befragt.
Nachhaltigkeit: Die Zeit des Zauderns ist vorbei
Nach den im Jahr 2022 bestimmenden Faktoren befragt, prognostizierten knapp 90 Prozent der befragten Investoren, dass Einflüsse des Klimawandels als Ankaufskriterien berücksichtigt werden. Rund 80 Prozent beobachten Kaufpreisaufschläge für ESG-konforme Immobilien.
Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt 2022
90 %der Befragten halten mangelnde Erfahrungen mit ESG-Strategien für problematisch.
Erstmals wurde die Digitalisierung (92 Prozent), die von den Marktakteuren zuletzt als bedeutsamster Megatrend wahrgenommen wurde, vom Klimawandel (93 Prozent) überholt. Allerdings hängen beide Trends unauflöslich zusammen: So teilen 98 Prozent der Investoren die Ansicht, dass erst eine adäquate Datengrundlage nachhaltige Portfoliostrategien ermöglicht.
Fast alle Investoren (98 Prozent) erkennen die Gefahr von Stranded Assets, also aufgrund von Nachhaltigkeitsaspekten unverkäuflichen, nicht refinanzierbaren Immobilien, als Treiber wesentlicher Portfolioumschichtungen. Vor diesem Hintergrund wird der beliebte „Manage-to-Core“-Ansatz, also die gezielte Aufwertung von Objekten, nach Ansicht von 88 Prozent der Investoren künftig um Nachhaltigkeitsaspekte zu einem „Manage-to-Green“-Ansatz ergänzt.
Nachdem der Druck der Finanzmärkte auf den Immobilienmarkt bereits spürbar gestiegen ist, schlägt mit der Offenlegungsverordnung und der EU-Taxonomie nun zusätzlich die volle Wucht der Regulatorik durch.
Die Inflation ist zurück
90 Prozent der Befragten halten Immobilien nach wie vor für einen probaten Inflationsschutz. Die zuletzt deutlich gestiegene Inflation wird laut 83 Prozent der Marktteilnehmer künftig wieder eine größere Rolle auch für die Immobilienmärkte spielen. Ein in der Folge dann steigendes Zinsniveau erwartet rund die Hälfte der befragten Investoren bereits im Jahr 2022.
Die Inflation wird kurzfristig als zusätzlicher Treiber des Immobilien-Investmentmarktes aufs Tableau treten. Langfristig müssen wir uns der Frage stellen, wie lange die Mietenentwicklung der Teuerung nachfolgen kann.
Wohn- und Logistikimmobilien weiter im Aufwind – Shopping-Center verlieren an Wert
In guten Lagen erwarten die Investoren steigende, in peripheren Lagen gleich bleibende Preise am Wohnungsmarkt. Hier liegt auch der stärkste Investitionsfokus für 2022. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Logistikimmobilien. Etwas verhaltener wird der Büroimmobilienmarkt eingeschätzt: Hier werden in guten Lagen überwiegend gleich bleibende, in peripheren Lagen sinkende Preise erwartet. Büros gewinnen bei den geplanten Investitionen allerdings wieder etwas an Zuspruch.
Ein differenziertes Bild zeigt der Hotelimmobilienmarkt. Während die Investoren die Ferienhotellerie vor einer mittelfristigen Erholung sehen, wird die Businesshotellerie diese wohl länger nicht erreichen. Bei Shopping-Centern erwartet eine deutliche Mehrheit der Investoren sinkende Preise in allen Lagen. Nicht betroffen ist der stationäre Lebensmitteleinzelhandel. Insbesondere in guten Lagen werden hier gleich bleibende oder gar steigende Preise erwartet. So rückt insbesondere die Pandemieresistenz als Anlagekriterium stärker in den Fokus insbesondere risikoaverser Investoren, wie 65 Prozent der Befragten angaben.
Die Neuordnung der Assetklassen setzt sich fort. Während Wohn- und Logistiknutzungen stark profitieren, konnte das Bürosegment noch nicht überall zu alter Stärke zurückfinden. Auch Hotelimmobilien kämpfen noch um Erholung.
Co-Autor: Paul von Drygalski
Fazit
Der Immobilientransaktionsmarkt verzeichnete 2021 ein Rekordtransaktionsvolumen. Grund zum Zurücklehnen ist das allerdings nicht: Das Gelingen der nachhaltigen Transformation ist für die Branche überlebenswichtig – hat sie doch großen Anteil an den Gesamtemissionen. Zudem bedarf die anziehende Inflation besonderer Aufmerksamkeit. Zwar gelten Immobilien zu Recht als adäquater Inflationsschutz – steigende Zinsen wirken sich aber ohne Frage auch auf die Immobilienmärkte aus, die in den vergangenen Jahren vom Niedrigzinsniveau profitierten.