Die Erhöhung des Leitzinses könnte die Verfügbarkeit von günstigem Kapital negativ beeinflussen. Joint Ventures bieten hier eine gute Alternative, um gesetzte Wachstumsziele von Unternehmen dennoch zu erreichen.
Risiken eines Joint Venture
Auch wenn Unternehmen JVs eingehen, um Risiken zu verringern, beinhaltet ein solches Vorhaben auch Faktoren, die den Erfolg des Vorhabens beeinträchtigen können. Die zentralen Risiken sind: Der JV Partner als potenzieller Risikofaktor, Komplikationen bei der Zusammenarbeit zwischen den Partnern, fehlende Kompetenz und der Verlust von Wettbewerbsvorteilen.
- JV Partner als potenzieller Risikofaktor
- Komplikationen bei der Zusammenarbeit zwischen den Partnern
- Fehlende Kompetenz
- Verlust von Wettbewerbsvorteilen
JV-Partner als potenzieller Risikofaktor
Da die Wahl des Partners alle weiteren Schritte des JV beeinflusst, sollte genau geprüft werden, ob der gewählte Partner geeignet ist, die gemeinsam festgelegten Ziele zu erreichen. Interne Probleme des Partnerunternehmens können negative Quereffekte auf das JV auslösen. Ein besonderes Risiko stellt hier die finanzielle Situation des Partners dar, aber auch Aspekte wie die Unternehmenskultur und Unternehmensvision sind nicht außer Acht zu lassen. Um das Risiko durch den Faktor „Partner“ zu verringern, sollte die Partnerwahl von einem sorgfältigen Auswahlprozess begleitet werden. Dies könnte zum Beispiel durch eine intensive Due Diligence des Partnerunternehmens sichergestellt werden.
Komplikationen bei der Zusammenarbeit zwischen den Partnern
Allein die Gründung eines JV ist aufgrund der Erstellung komplexer Vertragsdokumente mit einem hohen Organisationsaufwand verbunden. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass es bei allen unternehmerischen Entscheidungen eines intensiven Koordinations- und Entscheidungsfindungsprozesses zwischen den beiden Muttergesellschaften bedarf. Im Zuge dieses Prozesses können Informationsasymmetrien zwischen den beiden Partnern entstehen, was zu einem Vertrauensverlust führen kann. In besonders kritischen Fällen wird das Verhältnis der beiden Partner so stark beeinträchtigt, dass das JV handlungsunfähig wird – ein sogenannter Deadlock. Um dies zu verhindern, sind eine klar vereinbarte Governance, Grenzen der Zuständigkeiten und Beitragsleistungen sowie mögliche Ausstiegsszenarien bereits im Vorfeld zu definieren. Ein weiteres entscheidendes Element ist die Kommunikation zwischen den JV-Partnern. Sämtliche Informationen sind zeitgleich, transparent und ehrlich beiden Parteien zur Verfügung zu stellen. Nur hierdurch wir das Vertrauen der beiden Partner ineinander gestärkt.
Fehlende Kompetenz
Insbesondere im Vorfeld der Transaktion verfügen nur wenige Unternehmen über ausreichend interne Kompetenz in Bezug auf das Aufsetzen und Führen von Joint Ventures. Hinzu kommt, dass in vielen Fällen die Führungskräfte, die ein JV leiten, in das neu entstandene Unternehmen wechseln. Folglich stehen diese Führungskräfte der Muttergesellschaft nicht mehr zur Verfügung, um die erworbene Expertise in zukünftige JVs einzubringen. Sektorenspezifische JV-Erfahrung sowie ein Verständnis der Herausforderungen, Praktiken und Treiber der jeweiligen Branche minimieren das Risiko des Scheiterns infolge mangelnder Kompetenz. Die Zusammenstellung eines engagierten und kompetenten Teams ist daher entscheidend für den Erfolg des JV. Hier ist besonders darauf zu achten, dass die Zuordnung der Mitarbeiter zwischen JV und Mutterunternehmen ausgeglichen ist und die Interessen beider Partner gleichermaßen vertreten werden. Die Begleitung des gesamten Prozesses durch eine erfahrene Drittpartei ist eine stabilisierende und flankierende Maßnahme, um eventuell fehlende Kompetenzen in das Team zu integrieren.
Verlust von Wettbewerbsvorteilen
Durch die Gründung eines JV erhalten die Partner tiefe Einblicke in die Prozesse und Kernkompetenzen des jeweiligen Mutterunternehmens. Durch den Abfluss von Know-how beziehungsweise dessen zweckfremde Verwendung durch den JV-Partner entsteht das Risiko des Verlusts von Wettbewerbsvorteilen. Die Relevanz dieses Risikos wurde in der Vergangenheit bei verschiedenen JVs in China deutlich. Allgemein ist dieses Risiko durch entsprechende vertragliche Regelungen im Vorfeld zu reduzieren. Weitere Maßnahmen zum Schutz von Know-how sind beispielsweise die Verschlüsselung der internen Kommunikation, die Eingrenzung des Informantenkreises und die Durchführung von Taschenkontrollen. Eigenes Wissen sollte immer mit gebotener Vorsicht in das JV eingebracht sowie das Für und Wider sorgfältig abgewogen werden.
Erfolg und Misserfolg – worauf ist zu achten?
Die Gründung eines JV ist grundsätzlich mit Vor- und Nachteilen verbunden. Daher bedarf jede Gründung eines sorgfältigen Evaluierungsprozesses. Um das Chancen-Risiko-Verhältnis zu verbessern, können Risiken durch gezielte Maßnahmen mindestens gemindert oder abgeschwächt werden. Neben diesen Maßnahmen ist die konsequente Umsetzung des Vorhabens der Schlüssel zum Erfolg. Daher fassen wir die wichtigsten Aspekte entlang des Lebenszyklus nochmals für Sie zusammen:
Im Vorfeld der Gründung liegt der Fokus darauf, einen geeigneten Partner zu finden. Im darauf folgenden Prozess der Gründung sind die zentralen Themen die frühzeitige Definition von Zielen und Abläufen für die Führung des neu formierten Unternehmens, die Koordination von Interessenkonflikten und die Festlegung möglicher Ausstiegsstrategien. Um potenzielle Vorteile eines JV bestmöglich zu nutzen, sollte der Deal so gestaltet werden, dass die individuellen Fähigkeiten der eingebundenen Unternehmen optimal kombiniert und so entstehende Synergien genutzt werden können. Während des Bestehens des JV tragen eine transparente Kommunikation und die Zusammenstellung eines eingespielten Teams maßgeblich zur Agilität und damit zum Erfolg der Unternehmung bei. Die richtige Gewichtung, Kombination und Interaktion der oben genannten Faktoren bildet die Basis eines für alle Partner wertstiftenden Joint Venture.
Joint Venture: die zehn kritischen Erfolgsfaktoren
Unternehmen sollten sich vor allem auf die folgenden zehn kritischen Erfolgsfaktoren eines JV konzentrieren:
- Auswahl des richtigen Partners
- Ausgestaltung einer klaren und konsequenten Governance
- klare Definition der JV-Grenzen, sowohl aus Asset- als auch aus operativer Sicht
- Klarstellung der Beitragsleistungen der Parteien und der damit verbundenen vereinbarten Metriken zur Kontrolle des JV-Erfolgs
- Einleitung von frühzeitiger operativer Planung und Ausführung
- Berücksichtigung möglicher Ausstiegsszenarien
- Bereitstellung einer soliden Vereinbarung für alle oben genannten Punkte
- Zeitnahe und konsequente Realisierung von Synergien
- Gewährleistung von Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit unter den Teilnehmern
- Zusammenstellung eines engagierten Teams, um die Umsetzung des JV zu beaufsichtigen
Joint Ventures bieten allen Beteiligten einen außergewöhnlichen Mehrwert, sofern sie gut geplant, umgesetzt und geführt werden.
Fazit
Die Gründung von Joint Ventures hat sich branchenübergreifend durchgesetzt. JVs bieten die Vorteile einer Fusion, beispielsweise erweiterten Marktzugang, sind im Vergleich dazu jedoch risikoarm. Jedoch kann die Umsetzung von Joint Ventures auch mit nicht unerheblichen Unsicherheiten und Wagnissen verknüpft sein. Wichtig sind daher eine umsichtige Planung und die richtige Strategie.