Datenbasiertes Umsatzsteuermanagement
Das Beispiel zeigt, wie es Steuerabteilungen mit datenbasiertem Umsatzsteuermanagement gelingt, die „staubigen“ Daten in einem umsatzsteuerlichen Glanz erstrahlen zu lassen. Anhand dieser Methodik werden Datenfelder aus dem Vertrieb und Einkauf, der Logistik und dem Finanzwesen in den umsatzsteuerlichen Kontext gesetzt. Die im Grunde ausdrucksleeren Daten werden somit zu wertvollen Informationen. Der eigentliche Geschäftsvorfall ergibt sich dann, wenn diese einzelnen umsatzsteuerrelevanten Informationen zusammengeführt werden.
Mit den aus den Daten gewonnenen Geschäftsvorfällen werden automatisierte Klassifizierungen für die Umsatzsteuer vorgenommen. Nicht nur komplette Leistungskataloge inklusive Bemessungsgrundlagen und umsatzsteuerlichem Compliance Status können abgeleitet werden, sondern auch Potenziale für die Steuerfindung und die Datenpflege.
Die Ergebnisse des Ansatzes sind insbesondere bei Betriebsprüfungen und umsatzsteuerlichen Streitigkeiten erstaunlich. Nicht selten zeigt sich, dass der vom Finanzamt angenommene Sachverhalt auf Basis der Daten in Wirklichkeit ein anderer ist bzw. die geschätzten Bemessungsgrundlagen tatsächlich viel niedriger sind. Häufig kann die drohende Steuernachzahlung dann signifikant gesenkt werden. Ein klarer Erfolg des datenbasierten Steuermanagements.
Vernetzung der Unternehmensfunktionen
Das datenbasierte Umsatzsteuermanagement führt das Wissen der einzelnen Unternehmensfunktionen zusammen. Bisher arbeiteten diese mehr oder weniger unabhängig voneinander. Es geht um das SAP-System, das Stammdatenmanagement, die steuerliche Behandlung durch den erweiterten Finanzbereich mit Accounting und Tax, die Verknüpfung mit operativen Daten aus Ein- und Verkauf und die Verarbeitung der Informationen aus der Produktion und dem Bestandsmanagement. Sämtliche umsatzsteuerlich relevanten Daten werden durch die Algorithmen verbunden und in einen umsatzsteuerlichen Kontext gesetzt. Datenbasiertes Steuermanagement bedeutet für Unternehmen einen Kulturwandel, eine Abkehr vom Silodenken und eine intensive Vernetzung aller Unternehmensfunktionen, insbesondere zwischen Steuern und den operativen Geschäftsbereichen, die die steuerlichen Tatbestände erfüllen.
70 verschiedene Felder
Ein umsatzsteuerlicher Geschäftsvorfall wird in SAP im Durchschnitt von ca. 70 verschiedenen Datenfeldern beschrieben. Die Datenfelder werden zunächst zusammen mit weiteren beschreibenden Informationen über standardisierte Schnittstellen, die auch die Finanzbehörden im Rahmen einer Betriebsprüfung verwenden, extrahiert und anschließend zu einem umsatzsteuerlichen Geschäftsvorfall zusammengesetzt. Mittels Algorithmen erfolgt anschließend die umsatzsteuerliche Würdigung der Geschäftsvorfälle mit dem Ergebnis eines steuerlichen Erwartungswertes, der schließlich mit dem im System aufgezeichneten Steuerkennzeichen verglichen wird. Das mühevolle und langwierige Aufsetzen einzelner Testroutinen, die denselben Rechnungsbeleg im Zweifel mehrfach als auffällig ausweisen und damit ein Vielfaches an Ressourcen binden, gehört damit der Vergangenheit an.
Wenn Systembrüche vorliegen
Was einfach klingt, ist besonders bei der Berücksichtigung von Daten aus umliegenden Systemen alles andere als trivial. In der Praxis gibt es Unternehmen, bei denen ein Teil der umsatzsteuerlichen Informationen aus Vorsystemen ermittelt werden muss. In solchen Fällen sind Berater gefordert, die zielgerichtet und mit fachlich-technischem Sachverstand alle relevanten Datenfelder ermitteln, um die Informationen bei der umsatzsteuerlichen Würdigung zu berücksichtigen. Dies geschieht mit datentechnischen Kompetenzen und unter Anwendung von Umsatzsteueralgorithmen zumeist über einen Zeitraum von ein bis zwei Monaten.
Ein Blick aufs Dashboard
Als Arbeitsergebnis bekommt der Umsatzsteuermanager ein Dashboard samt dazugehöriger Transaktionsübersicht auf Einzelbelegebene, das ihm alle relevanten Steuerinformationen auf einen Blick bereitstellt. Es zeigt die volle Bandbreite der umsatzsteuerlichen Informationen, ruft kritische Transaktionen auf und erlaubt das explorative Validieren der Geschäftsvorfälle. Die Datenanalyse betrifft alles, von der umsatzsteuerlichen Verbuchung einer Maschinenlieferung nach Schweden über das Konsignationslager in Österreich und grenzüberschreitende Reihengeschäfte bis hin zu Sachzuwendungen wie dem 150 Euro teuren Blumenstrauß für den Firmenjubilar am deutschen Stammsitz. Alle Datenflüsse lassen sich auf steuerliche Relevanz und Optimierungschancen überprüfen.