4 Minuten Lesezeit 22 November 2018
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Wie der Kampf gegen BEPS zu Steuerrisiken führt

Von Rob Hanson

EY Global Tax Controversy Leader

Frequent lecturer on legislative and regulatory tax policy issues.

4 Minuten Lesezeit 22 November 2018

Die globalen Anstrengungen, um Gewinnkürzung und Gewinnverlagerung (Base Erosion and Profit Shifting, BEPS) zu bekämpfen, haben die internationale Steuerlandschaft von Grund auf verändert.

Die anhaltende Unsicherheit über die Implementierung der BEPS-Empfehlungen kommen auch in den Ergebnissen unseres EY 2017 Tax Risk and Controversy Survey zum Ausdruck. Laut den Teilnehmern unserer Umfrage sind die Unternehmen noch in einer frühen Phase, wie sich die BEPS-Reformen auf ihre Geschäftstätigkeit und ihre Steuerstrategien auswirken werden.

Die globalen Initiativen der G20 und der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), um Gewinnkürzung und Gewinnverlagerung multinationaler Unternehmen zu verhindern, haben die internationale Steuerlandschaft von Grund auf verändert und eine Reihe neuer Risiken geschaffen.

Die Änderung althergebrachter Definitionen, Vorschriften und Verfahren hat mit der extremen Ausweitung von Transparenz und Offenlegung erhebliche Folgen für die Steuer-Compliance, das Berichts- und Prüfwesen, Steuerkontroversen und das Reputationsrisiko betroffener Unternehmen.

Auch wenn das BEPS-Projekt durch die Veröffentlichung der Abschlussberichte der OECD im Oktober 2015 von der Theorie in die reale Welt übergegangen ist, wird BEPS für viele noch nicht wirklich als Realität wahrgenommen. Bestimmte Bereiche sind zwar etwas transparenter geworden, insbesondere mit den neuen Country-by-Country-Berichtspflichten (CbCR) nach Punkt 13 des BEPS-Aktionsplans, doch es herrscht immer noch eine große Unsicherheit darüber, wie sich die Implementierung gestalten wird.

Unternehmen sind immer noch dabei, die gesamten Folgen von BEPS zu verstehen, aber in vielen Fällen wissen wir einfach noch nicht genau, was das Ergebnis sein wird.
Peter Griffin
EY Global and Americas Transfer Pricing Leader

Handlungsschritte

Durch den umfangreichen Geltungsbereich der BEPS-Empfehlungen und ihre vielfältigen Konsequenzen für verschiedene Branchen gibt es für den Umgang mit BEPS noch keinen einheitlichen Ansatz. Unabhängig von der Größe des Unternehmens empfiehlt es sich, die steuerrechtlichen Veränderungen in allen Ländern systematisch im Blick zu behalten, in denen Sie tätig sind. Auch eine eindeutige und einheitliche Steuer- und Verrechnungspreispolitik trägt dazu bei, Risiken zu minimieren und Steuerstreitigkeiten zu vermeiden.

Wenn Rechtsstreitigkeiten nicht zu vermeiden sind, ist dafür ein solides Managementsystem entscheidend.
So können Fragen der Steuerbehörden im Einklang mit der globalen Steuerpolitik des Unternehmens effektiv beantwortet werden. Daraus resultieren konkrete Schritte, die Unternehmen ergreifen können:

1. Entwicklung eines leistungsfähigen Konfliktmanagements abgestimmt auf das Risikoprofil Ihres Geschäftsmodells

Die Compliance-Anforderungen an Unternehmen mit risikoreichen Geschäftsmodellen Risiko haben eine komplexere und damit teurere Compliance. Eine Reihe von Aktivitäten ist hier denkbar, wie zum Beispiel vollständige Transparenz entlang der Wertschöpfungskette, eine multilaterale Verrechnungspreisanalyse der globalen Wertschöpfungskette und vermehrter Einsatz von Vorabvereinbarungen über die Gestaltung von Verrechnungspreisen (Advance Pricing Agreements, APA).

2. Das mit der größeren Transparenz verbundenen Risiko aktiv managen

Die Steuerfunktion eines globalen Unternehmens im 21. Jahrhundert wird äußerst flexibel für eine Reihe technischer, kommerzieller, technologischer, politischer und sozialer Fragen gestaltet sein. Es ist unter anderem der steuerliche Fußabdruck zu analysieren, indem zum Beispiel die Entwürfe für die dreistufige Berichterstattung (CbC-Report, Master und Local File) zu den Verrechnungspreisen überprüft werden, um Auffälligkeiten zu identifizieren und potenzielle Abhilfemaßnahmen zu überdenken. Diese könnten beispielsweise in der Überprüfung der zugrundeliegenden Geschäftsmodelle, eine Revision der Verrechnungspreispolitik und/oder in einer Optimierung der Verrechnungspreisdokumentation münden.

3. Den Dialog mit den zuständigen Behörden suchen

Auch wenn Verständigungs- und Schiedsverfahren nach wie vor überwiegend zwischen Regierungen stattfinden, können Steuerpflichtige und ihre Berater die zuständigen Behörden bei der Durchführung und erfolgreichen Beilegung von Streitigkeiten unterstützen. Sie können rechtzeitig den Dialog suchen, bevor sich die Positionen polarisieren, möglichst präzise Informationen von höchster Qualität bereitstellen und bestätigen, dass jedes Land die gleichen Informationen erhält.

4. Das Thema Betriebsstätte aktiv angehen

Es ist unbedingt empfehlenswert, die Entwicklungen zum Thema Betriebsstätte in den Ländern genau zu beobachten, in denen Sie tätig sind. Es geht dabei nicht darum, sich nur auf die vertraglichen Vereinbarungen zu verlassen. Die Mitarbeiter des Unternehmens müssen vielmehr das Steuermodell tatsächlich auch in der Praxis umsetzen.

Bei der BEPS-Implementierung auf Kurs bleiben

Das BEPS-Projekt, das es auf der Agenda der größten Volkswirtschaften der Welt oben steht, will nicht nur den Rahmen für die internationale Besteuerung ändern, sondern auch das Verhalten der Unternehmen.

Die BEPS-Reformen, die Regierungen auf der ganzen Welt durchführen, verändern Geschäftsmodelle, Industrien und Schlüsselkonzerne in verschiedenen Sektoren. Sie lassen die Unternehmen darüber nachdenken, wie ihre Steuerentscheidungen ihren Ruf, ihre Marke und die Kommunikation mit internen und externen Anspruchsgruppen beeinflussen.

Für die Privatwirtschaft war die Veröffentlichung der finalen BEPS-Empfehlungen im Oktober 2015 nicht nur der Startschuss für die Implementierung, sondern auch der Beginn einer Reise ins Ungewisse.
Aufgrund des unterschiedlichen Tempos, mit dem die Länder die BEPS-Maßnahmen umsetzen, und ihre individuellen und zum Teil uneinheitlichen Auslegungen der Empfehlungen, sind neue Risiken entstanden. Auch ist die Besteuerung der Unternehmen wie nie zuvor in den Blickpunkt gerückt.

Fazit

Mit sorgfältiger Planung und Anpassung an die neue globale Steuerpolitik bleiben Sie auf dem Weg zur BEPS-Implementierung auf Kurs.

Über diesen Artikel

Von Rob Hanson

EY Global Tax Controversy Leader

Frequent lecturer on legislative and regulatory tax policy issues.