Da die in dezentralen Datenbanken gespeicherten Daten von mehreren Parteien authentifiziert und laufend aktualisiert werden, können Finanzteams Berichte in Echtzeit an die Unternehmensführung und an externe Prüfer liefern. Gleichzeitig wird auch die Zusammenarbeit mit Steuerbehörden effizienter.
Folgen für die Wirtschaftsprüfung
Blockchain kann demnach starken Einfluss auf Unternehmensprüfungen haben. Alex Tapscott meint dazu: „Wenn in einem Unternehmen jede Transaktion automatisch als unveränderlicher Datensatz in einem dezentralen Register gespeichert wird, … könnte man Wirtschaftsprüfungen in Echtzeit durchführen, da alle Transaktionsdaten an einem Ort festgehalten wurden.“
„Ich kann mir gut vorstellen, dass Echtzeitprüfungen die Zukunft sind“, sagt Zukunftsforscher Rohit Talwar, Ko-Autor von The Future of Business. „Wirtschaftsprüfer werden Blockchain-Module zur Verfügung stellen, ihre Prüfung in Echtzeit durchführen und Auffälligkeiten erkennen. Menschen werden nur bei Bedarf genauer nachsehen, nämlich nur dann, wenn die Software nicht weiterweiß.“ Blockchain könne zudem Stichprobentests überflüssig machen, da jede einzelne Transaktion geprüft werden kann.
Darüber hinaus denkt Talwar, dass Blockchain und künstliche Intelligenz die Prozesse im Rahmen forensischer Prüfungen grundlegend verändern können. Denn „Echtzeitsysteme erkennen Auffälligkeiten und ungewöhnliche Transaktionsmuster sofort“.
Trotz aller Automatisierung wird es weiterhin versierte Prüfer brauchen, die jeweils passende Prüfstrategien in komplexen Systemen entwickeln. Sie müssen entscheiden, wie detailliert geprüft wird, welche Daten gesammelt und welche Analysen durchgeführt werden. Zudem werden Absicherungs- und Verifizierungsprozesse in diesem Zusammenhang eine noch größere Rolle spielen. Sie müssen beispielsweise sicherstellen, dass eine Organisation, die Daten im dezentralen Register speichert, auch tatsächlich existiert und die Transaktion von wirtschaftlicher Bedeutung ist.
„Die Arbeit von Wirtschaftsprüfern umfasst weit mehr, als Zahlen zusammenzurechnen und die Richtigkeit von Ergebnissen zu überwachen“, sagt Nigel Smart, Professor für Informationssicherheit an der Universität Bristol. „Sie prüfen auch Kontrollmechanismen sowie Notfallpläne, -prozesse, -resilienz und -systeme. Dementsprechend werden sie auch kontrollieren müssen, dass das dezentrale Datenbanksystem korrekt funktioniert.“
Zu schön, um wahr zu sein
Blockchain ist in ihrem Grundprinzip sehr sicher, da jede Transaktion digital signiert wird. Die Signatur gewährleistet, dass nur eine bestimmte Partei die Transaktion gespeichert haben kann. Zudem werden die Daten von der Mehrheit der anderen Nutzer validiert. Wird jedoch die Mehrheit der Nutzer des dezentralen Registers korrupt, könnte die Blockchain versagen. Auch Programmierfehler können zum Problem werden, wie eine Schweizer DAO mit dem Namen „The DAO“ feststellen musste, als sie im Juni 2016 virtuelle Währung im Wert von 50 Mio. US-Dollar verlor, nachdem ein Hacker einen Programmierfehler ausgenutzt hatte. Kein System ist fehlerfrei. Das gilt auch für Blockchain.