Eine weitere wesentliche Säule ist die Radverkehrsstrategie 2025. Der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen soll bis zum Jahr 2025 auf 16 Prozent steigen. Umgerechnet 1,5 Milliarden Euro will die Stadt in die Verbesserung der Infrastruktur für Radfahrer und in das Radwegenetz von insgesamt 510 Kilometern investieren. 2025 sollen 85 Prozent der Einwohner einen Radweg in weniger als 200 Meter Entfernung von ihrem Wohnort vorfinden. Die Stadt fördert auch den Kauf eines elektrischen Lastenrades mit bis zu 1.100 Euro und weitet das Bikesharing-Angebot auf 145 Stationen und 1.600 Räder aus.
Wie Shenzhen den ÖPNV und die Logistik elektrifiziert
Shenzen ist bekannt als Chinas Technologiezentrum. Doch die Stadt macht nicht nur durch den Bau zahlreicher 5G-Stationen Schlagzeilen. Denn Shenzen gilt auch als kohlenstoffarme und elektrifizierte Vorzeigestadt und ist damit ein Paradebeispiel in China. Die Stadt fördert insbesondere die Infrastruktur zur Elektrifizierung des öffentlichen Nahverkehrs sowie der Logistik. Schon heute sind mehr als 17.000 E-Busse und mehr als 20.000 E-Taxis unterwegs, außerdem ist seit 2020 eine autonome Buslinie im Einsatz. Auch Logistiktransporte stellt die Stadt um, bereits heute sind etwa 30 Prozent der gesamten Frachtflotte elektrisch.
Mithilfe von einer Maut zur Netto-Nullemission: London
London verfolgt das Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050. Statt mit Fahrverboten will die Stadt das Ziel mit Mautgebühren erreichen. Für alle Fahrzeuge, die die Londoner Innenstadt befahren wollen, gilt eine sogenannte Staugebühr (City-Maut). Zudem fallen Gebühren für die Ultra Low Emission Zone (ULEZ) und die Low Emission Zone (LEZ) auf oftmals ältere Fahrzeuge an, die in das Londoner Zentrum Londons einfahren und die entsprechenden Emissionskriterien nicht erfüllen. 2020 betrug eine einmalige tägliche Staugebühr 15 Pfund, die ULEZ-Tagesgebühr liegt bei 12,50 Pfund für die meisten Fahrzeugtypen. Schwere Fahrzeuge wie bestimmte Lastkraftwagen und Busse müssen mit bis zu 100 Pfund rechnen.
Was lässt sich aus diesen Beispielen für die Mobilität der Zukunft ableiten?
- Weniger privater Fahrzeugverkehr: Viele Maßnahmen zielen darauf ab, die Anzahl der privaten Fahrten mit Pkws drastisch zu reduzieren. Es geht nicht nur darum, ein elektrisches Fahrzeug zu fahren, sondern um weniger Fahrzeuge insgesamt und eine höhere Effizienz der Nutzung jedes einzelnen Fahrzeugs.
- Mehr Grün und mehr Platz für Menschen: Begrünungen von bisherigen Verkehrsflächen, mehr Bäume und begrünte Fassaden prägen das Stadtbild. Menschen erobern die Flächen zurück, die bislang für Fahrzeuge und für Parkflächen vorgesehen waren. In diesen Flächen wird private Mobilität anders aussehen: zu Fuß gehen, Radfahren und teils Scooter sind integrale Bestandteile einer künftigen urbanen Mobilität.
- „Öffis“ next level: Mit Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr erhöhen Städte dessen Attraktivität und Leistungsfähigkeit. Gleichzeitig reduzieren mehr Verbote für Pkws, weniger Parkplätze und zunehmende Kosten für die Einfahrt in bestimmte Innenstadtzonen die Attraktivität, ein Auto in der Innenstadt privat zu fahren. Der öffentliche Nahverkehr wird deshalb ein wesentlicher Baustein in der Mobilitätswende sein.
Aktuell liegt der Fokus in der Mobilitätswende meist auf der Elektrifizierung der Fahrzeuge. Dieser wichtige Schritt wird jedoch nicht allein die Mobilität 2030 gestalten. Vielmehr kommt es zu einer heterogenen Mobilitätslandkarte: Städte agieren mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, urbane und ländliche Mobilität entwickeln sich unterschiedlich. Die Herausforderung für die Unternehmen der Automobilbranche, Hersteller und ihre Zulieferer liegt darin, diese übergreifenden Trends rund um „Beyond Electric“ nicht nur mitdenken, sondern aktiv mitzugestalten. Im Dialog mit Kommunen, Städten und Landesregierungen können die Geschäftsfelder für lebenswerte Städte und nachhaltige Mobilität geschaffen werden.