3 Minuten Lesezeit 15 Juni 2018
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Fünf Möglichkeiten, wie Banken ihre Devisenkontrollen verbessern können

Von Dai Bedford

EY Global Banking & Capital Markets Advisory Leader

Transformation leader in Capital Markets. Talent developer. Family man. Welsh rugby fan.

3 Minuten Lesezeit 15 Juni 2018

Wir möchten Ihnen einige entscheidende Schritte vorstellen, wie Investmentbanken das im Zuge der Finanzkrise verloren gegangene Vertrauen ihrer Kunden und der Aufsichtsbehörden zurückgewinnen können.

Seit der Finanzkrise 2007 und trotz schwieriger Konjunktur- und Marktbedingungen haben Investmentbanken viel Geld investiert, um ihre Kontrollsysteme zu stärken. Die Markterschütterungen im Zuge des Devisenhandelskandals und die daraufhin eingeleitete Untersuchung, die zu umfangreichen Geldstrafen, Rechtsstreitigkeiten und Strafverfahren führte, waren ein wesentlicher Treiber für diese grundlegenden Änderungen.

Bislang ist es den Investmentbanken gelungen, auf vier Ebenen umfassende Veränderungen umzusetzen:

  • neue Kontrollansätze für neue Risikoarten (z. B. Interessenkonflikte)
  • klar definierte Kultur- und Verhaltensrichtlinien
  • Anpassung von Richtlinien und Prozessen an neue Regelungen und Kundenerwartungen
  • Vereinfachung von Geschäftsmodellen und Kontrollumgebungen durch die Intensivierung des automatisierten Handels

In den vergangenen drei Jahren haben Investmentbanken, vor allem bedingt durch regulatorische Auflagen, ihre Devisenverkäufe und Handelskontrollsysteme optimiert. Dabei stand die „rasche Ernte“ im Vordergrund, also die Umsetzung eher unkomplizierter Maßnahmen mit kurzfristigen Erfolgsaussichten. Investmentbanken haben ihre Grundsätze, Verfahren und Richtlinien über fünf Bereiche hinweg deutlich erweitert:

  • Benchmarks
  • Aufträge und Preisfestlegung
  • FX-Barriere-Optionen
  • Kommunikation
  • Private Wertpapiergeschäfte

Diese Veränderungen hatten Auswirkungen auf das Devisengeschäft: Unter anderem stiegen die Kosten für Geschäftsabwicklung und Kontrollen signifikant, und es kam zu einer Formalisierung des Kontroll- und Risikomanagements.

Auch der Druck von Kundenseite hat wesentlich zum Wandel beigetragen.

Aufgrund gestiegener Kundenerwartungen haben die Investmentbanken ihr Serviceangebot erweitert:

  • Über 60 Prozent der Unternehmen haben ihr Angebot für den elektronischen Handel ausgebaut, um die volle und sichere Ausführung von Handelsgeschäften zu ermöglichen. Beispiele, die wir in der Praxis beobachtet haben, umfassen:
    • Automatische Ausführung unlimitierter und zeitlich limitierter Aufträge (75 Prozent)
    • Investition in die Entwicklung neuer Aggregatoren und Algorithmen (57 Prozent)
    • Durchführung von Kommissionsgeschäften (18 Prozent)

Da sich immer mehr Kunden für den elektronischen Handel interessieren und die Nachfrage nach Kommissionsgeschäften steigt, kommt es bei den Händlern zu einer Beschränkung – oder gänzlichen Eliminierung – ihrer Dispositionsbefugnis und manuellen „Intervention“, was wiederum menschlichem Versagen und Interessenkonflikten vorbeugt.

  • Mehr als die Hälfte aller Investmentbanken arbeitet derzeit daran, eine größere Transparenz herzustellen, indem sie: 
    • für eine bessere Information der Kunden in Bereichen wie Pre-Hedging, Preiszusammensetzung (z. B. Abwicklungsgebühren, Mehrwert, Auf- und Abschläge) sowie beim Umgang mit Kundenaufträgen sorgen und 
    • Handelsgeschäfte verstärkt über elektronische Handelsplattformen statt über sprachgestützte Broker abwickeln.

Investmentbanken sollten sich nun vor allem fünf transformativen Bereichen widmen:

  • Formalisierung der Prozesse durch die Übernahme des Verhaltenskodexes für den globalen Devisenhandel (Foreign Exchange Global Code of Conduct)
  • Steigerung der Effizienz neuer Kontroll- und Risikomanagementansätze
  • Stärkung der Rechenschaftspflicht des Frontoffice und Beseitigung unnötiger Dopplungen über die drei Verteidigungslinien
  • Implementierung des neuen Ansatzes weltweit in allen Unternehmensbereichen und Ausweitung der Prinzipien auf alle Wertpapierarten (über Devisengeschäfte hinaus)
  • Systematische Nutzung von Informationen, um anormale Situationen und abweichendes Verhalten schneller zu erkennen

Diese konkreten Änderungen in der Kontrollumgebung sind für Investmentbanken entscheidend, um das Vertrauen der Kunden und Aufsichtsbehörden zurückzugewinnen. Die Banken stehen jedoch vor weiteren schwierigen Entscheidungen:

  • Radikale Veränderungen an den drei Verteidigungslinien, um die Kontrollumgebung effizienter und effektiver zu gestalten
  • Halbierung der Gesamtkosten für die Kontrolle bei gleichzeitiger Steigerung ihrer Effektivität
  • Intensivierung präventiver Kontrollen, sodass diese 50 Prozent aller Kontrollen ausmachen

Fazit

Nur mit diesen Änderungen wird es den Investmentbanken gelingen, dass Vertrauen ihrer Kunden und Shareholder zurückzugewinnen und gleichzeitig neue Marktanteile zu erlangen.

Über diesen Artikel

Von Dai Bedford

EY Global Banking & Capital Markets Advisory Leader

Transformation leader in Capital Markets. Talent developer. Family man. Welsh rugby fan.