Deutsche bei eigenen Finanzen pessimistisch
In Deutschland sind die Befragten insbesondere beim Thema persönliche Finanzen pessimistisch: Nur 18 Prozent glauben, dass sich ihre finanzielle Situation in den nächsten drei Jahren verbessern wird – 35 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Damit ist die Bundesrepublik Schlusslicht im Vergleich aller befragten Länder. Am optimistischsten sind hier wieder die Menschen aus Indien: Mehr als acht von zehn Befragten gehen von einer Verbesserung ihrer persönlichen Finanzen in den nächsten drei Jahren aus (83 %), lediglich 4 Prozent erwarten, dass sich ihre Situation verschlechtert. Ebenfalls sehr optimistisch sind die Menschen in China (69 %). Auch in den USA (43 %), Schweden (34 %) und Finnland (31 %) überwiegt der Optimismus, allerdings häufig nur knapp. Im Vereinigten Königreich, Frankreich, Italien und Japan glauben mehr Menschen, dass sich ihre Situation verschlechtern wird. Global betrachtet sieht das Bild aber besser aus: 47 Prozent glauben an eine Verbesserung ihrer finanziellen Lage, nur 19 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung.
Auch mit Blick auf andere Aspekte des Lebens zeigt sich der deutsche Pessimismus an vielen Stellen: Nur 8 Prozent glauben, dass sich ihre körperliche Gesundheit in den nächsten sechs Monaten verbessern wird (weltweit: 29 %), 9 Prozent erwarten eine berufliche Verbesserung (weltweit: 25 %). Auch bei der Entwicklung der nationalen Wirtschaft glauben nur 8 Prozent an eine Verbesserung (weltweit: 22 %). Allerdings rechnen in allen Aspekten die meisten Befragten aus Deutschland damit, dass sich am Status quo nicht ändern wird, und gehen nicht zwangsläufig von einer Verschlechterung aus.
Deutschland hinkt in der Versorgungslage hinterher
Auch bei der Versorgung von Produkten schneidet Deutschland im internationalen Vergleich schwach ab. Sagten weltweit im Februar 50 Prozent der Befragten, dass Produkte nicht vorrätig waren, die sie kaufen wollten, waren es in Deutschland nur 36 Prozent. Im Juni hatte sich der internationale Wert um 4 Prozentpunkte auf 46 Prozent reduziert – in Deutschland aber stieg er auf ganze 59 Prozent. Wegen der geringen Verfügbarkeit und gestiegener Preise versuchen 55 Prozent der Deutschen, weniger Geld für nicht notwendige Dinge auszugeben (weltweit: 51 %), 27 Prozent der Deutschen kaufen sogar nur noch notwendige Dinge (weltweit: 49 %). Etwa jeder dritte Deutsche steigt von Markenprodukten auf Eigenmarken um, um Geld zu sparen (35 %).
Insbesondere bei frischen (74 %) und verarbeiteten Lebensmitteln (73 %) fällt es den Deutschen leicht, auf Eigenmarken zu wechseln – damit stehen sie im internationalen Vergleich auf den Spitzenplätzen. Bei Bekleidung, Schuhen und Accessoires können sich zumindest 44 Prozent der Befragten noch vorstellen, auf Eigenmarken zu wechseln. Schwerer tun sich die Deutschen – und die internationale Gemeinschaft – beim Alkohol. Nur jeder Dritte (33 %) würde hier auf das Markenprodukt verzichten. Deutlich mehr sind es in Indien (58 %) und im Vereinigten Königreich (42 %). In Frankeich kann sich das nur gut jeder Sechste vorstellen (18 %).
Nachhaltigkeit: Deutschland in einer Vorreiterrolle
Beim Thema Nachhaltigkeit sind die Deutschen in einer Vorreiterrolle. So benutzen knapp acht von zehn Einkäufern (78 %) eine wiederverwendbare Tragetasche – weit mehr als im weltweiten Vergleich (58 %). 63 Prozent stimmen der Aussage zu, so viel Energie wie möglich zu sparen (weltweit: 47 %). 29 Prozent der Deutschen verzichten auf das Auto und nehmen stattdessen das Fahrrad, den Bus oder die Bahn – auch hier sind es mit 22 Prozent weltweit weniger. So hat das Thema Klimawandel in Deutschland einen vergleichsweisen hohen Stellenwert: Für 40 Prozent der Deutschen gehört es zu den drei dringendsten Themen in puncto Nachhaltigkeit. In den USA sind es nur 27 Prozent, in China 25. Dennoch scheuen sich viele Deutsche vor nachhaltigen Produkten, in erster Linie wegen hoher Kosten (70 % geben das als Grund an), aber auch wegen vermeintlich schlechter Qualität (58 %), irreführender Werbung (56 %) oder schlechter Verfügbarkeit (48 %). 38 Prozent der Deutschen haben kein Interesse daran, nachhaltige Produkte zu kaufen.
Der aktuelle Future Consumer Index zeigt: Die Deutschen weichen in einigen Punkten teils deutlich vom internationalen Durchschnitt ab, insbesondere wenn es um die Einschätzung der Entwicklung der nächsten Jahre angeht – hier ist in der Bundesrepublik tendenziell Pessimismus angesagt. Andererseits zeigen sich die Deutschen als Vorreiter bei der Nachhaltigkeit, sind Weltmeister bei der Nutzung wiederverwendbarer Tragetaschen und betrachten den Klimawandel mehr als die internationale Welt als eine große Herausforderung.
Fazit
Der Krieg in Europa, der Klimawandel und hohe Preissteigerungen – die Verbraucher in Deutschland und weltweit stehen vor mehreren Herausforderungen. Global betrachtet reagieren die Länder unterschiedlich darauf – das zeigt der neue Future Consumer Index von EY. Die Deutschen sind tendenziell pessimistisch und glauben nicht, dass sich ihre Situation bald bessern wird. In Sachen Nachhaltigkeit und Klimawandel können sich die anderen Länder allerdings noch einiges von Deutschland abschauen.