Sektorkopplung ist die Grundlage für eine zukünftige Kreislaufwirtschaft, um die Ressourceneffizienz drastisch zu erhöhen.
Welche Branchen stehen dabei im Fokus?
Sobald man nicht nur über Energie, Zement oder Transport spricht, sondern über den größeren Zusammenhang, geht es um Sektorkopplung. Dass also über die Branchen hinweg Unternehmen zusammenkommen und neue Lösungen finden. Das ist übrigens auch die Grundlage für eine zukünftige Kreislaufwirtschaft, um die Ressourceneffizienz drastisch zu erhöhen.
Grüner Wasserstoff als Energieträger ist sektorübergreifend zwingend für die Klimawende, taucht unter den Projekten der aktuellen Studie aber nur am Rande auf.
Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass die Studie sich auf startbereite Projekte beschränkt, die in den nächsten ein, zwei Jahren angepackt werden. Schließlich geht es um Gelder, die jetzt ausgeschüttet werden, um einen schnellen konjunkturellen Effekt zu erzielen. Grundsätzlich gilt aber: Wasserstoff wird zum kostbaren Gut werden, ich erwarte einen regelrechten Verteilungskampf.
Gibt es weitere Felder oder Sektoren, die in der Studie nicht abgebildet werden, weil es dazu kaum startbereite Projekte gibt?
Landnutzung zum Beispiel spielt in Deutschland bisher nicht so eine große Rolle. Die Landwirtschaft hinkt hinterher, wenn es ums Klima geht. Daher fehlen in der Studie auch die Projekte dazu.
Gebäudesektor
5 %Sanierungsquote jährlich müsste Deutschland im Altbaubereich erreichen, um die Klimaziele einhalten zu können.
Wie sieht es im Gebäudebereich aus?
In Deutschland zeigt sich, wie schwierig Regulierung in einem solchen Sektor sein kann: Es gibt einerseits den Konflikt um bezahlbaren Mietraum. Mieter müssen sich zum Beispiel nur teilweise an Modernisierungsumlagen beteiligen, um sie vor hohen Mieten zu schützen. Das führt auf der anderen Seite dazu, dass der Gebäudebestand nicht so schnell wie eigentlich möglich saniert wird. Die Neubauquote ist in Deutschland ohnehin sehr niedrig im Vergleich zu vielen anderen Ländern, so dass es schwierig wird, hier die Klimaziele einzuhalten. Im Altbaubereich müsste Deutschland dazu etwa eine Sanierungsquote von jährlich fünf Prozent erreichen, davon sind wir aber mit einer Quote von rund einem Prozent weit entfernt.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Dinge, die Unternehmen jetzt anpacken sollten, um die Klimawende zu schaffen?
Erstens müssen die energieintensiven Industrien Stahl, Zement und Chemie jetzt die Sprunginnovationen anpacken. Also das pilotieren, was 2030 marktreif sein muss. Zweitens müssen auch der Mittelstand und das verarbeitende Gewerbe das Thema Energieeffizienz verstärken sowie den Umstieg auf grüne Energieversorgung. Drittens müssen wir über Branchengrenzen hinwegdenken: Emissionsfreie Energie setzt Sektorkopplung voraus und ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft lässt sich nur im Zusammenspiel vieler Branchen erreichen.
Fazit
1.000 startbereite Projekte für die Klimawende listet die Studie „A Green Covid-19 Recovery and Resilience Plan for Europe“ von EY und ECF auf. Die Corona-Krise wirkt als Beschleuniger, um die Wirtschaft Richtung Klimaneutralität umzubauen. Sektorkopplung und Kreislaufwirtschaft sind entscheidend, damit Unternehmen über Branchengrenzen hinweg zusammenkommen und grüner produzieren.