Warum bietet sich Namibia besonders für grünen Ammoniak an?
Vor allem die südlichen Regionen der Welt sind attraktiv. Quellen für Erneuerbare Energien sind in Ländern wie Namibia im Überfluss vorhanden. Exzellente klimatische Verhältnisse und Flächenverfügbarkeit machen es zu einem der weltweit attraktivsten Länder für die kostengünstige Produktion von grünem Ammoniak. Mit mehr als 300 Sonnentagen im Jahr können Photovoltaik-Anlagen in Namibia dreimal mehr nachhaltigen Strom produzieren als in Deutschland.
Zudem ist das Land im Südwesten Afrikas seit mehr als 30 Jahren eine stabile Demokratie. Es bietet Kapitalanlegern also gute Investitionsmöglichkeiten in Produktionsanlagen und Infrastruktur für Erneuerbare Energien. Als Ergebnis der 2021 zwischen Deutschland und Namibia geschlossenen „Green Hydrogen Alliance“ ist Hyphen („Hydrogen Power Hydrogen Energy“) bevorzugter Bieter für ein Gigawatt-Wasserstoffprojekt in Namibia und erhielt die Gelegenheit, mit der namibischen Regierung zu verhandeln, um die Machbarkeitsstudie und die Umsetzungsvereinbarung abzuschließen.
Quellen für Erneuerbare Energien sind in Ländern wie Namibia im Überfluss vorhanden. Exzellente klimatische Verhältnisse und Flächenverfügbarkeit machen es zu einem der weltweit attraktivsten Länder für die kostengünstige Produktion von grünem Ammoniak.
Der geplante Produktionsstandort in der Nähe des Hafens Lüderitz ist besonders geeignet für Windenergie und Photovoltaik. Geplant sind Wind- und Solaranlagen mit einer Kapazität von sechs bis sieben Gigawatt zur Stromerzeugung, Meerwasserentsalzung, Wasserstoffproduktion per Elektrolyse und Umwandlung in Ammoniak. Für die Verschiffung soll ein neuer Hafen errichtet werden. Die erste Lieferung von grünem Ammoniak ist für 2027 geplant.
Die Investitionen ins Hyphen-Projekt versprechen eine klassische Win-Win-Situation:
- Deutschland und die EU erhalten Zugang zu grünem Ammoniak und attraktiven Preisen.
- Als wichtiger Schritt zur Dekarbonisierung werden Erdgasimporte reduziert und Treibhausgasemissionen gesenkt.
- Der demokratische EU-Partner Namibia profitiert in Form einer stabilen Wirtschaft, sozialer Entwicklungshilfe und Arbeitsplätzen für die Menschen vor Ort.
- Es könnte das erste afrikanische Land werden, dessen Strom zu 100 Prozent aus nachhaltigen Energiequellen für die Wasserstoffproduktion stammt.
Welche Risiken und Hürden stehen künftigen Wasserstoffprojekten im Weg?
Um die Versorgung Deutschlands mit „Green Fuels“ am Beispiel von grünem Ammoniak aus Namibia zu fördern, hat EY eine Studie zu bestehenden Hürden und möglichen politischen Instrumenten durchgeführt.
Durch enge Kommunikation mit Hyphen, Banken, potenziellen Investoren, Hersteller (z. B. für Elektrolysen), Lieferanten, Generalunternehmern, Versicherungsgesellschaften und Forschern, konnte EY bestehende und potenzielle Risiken identifizieren. Basierend auf den durchgeführten Interviews hat EY drei Gruppen von Risiken herausgearbeitet, die zu adressieren sind:
- Marktrisiken
- Noch lässt sich nicht vorhersagen, wie schnell sich ein Markt für grünes Ammoniak entwickelt und wie Nachfrage und Preisniveau in 15 bis 30 Jahren aussehen werden.
- Aufgrund hoher Finanzierungskosten ist grünes Ammoniak im Wettbewerb mit seinem grauen Äquivalent noch nicht wettbewerbsfähig.
- ESG, politische und wirtschaftliche Risiken
- Allein das Hyphen-Projekt sieht vor, eine Summe zu investieren, die Namibias Bruttoinlandsprodukt entspricht. Es darf nicht zu Beeinträchtigungen des Tsau-ǁKhaeb-Parks oder zu einer ablehnenden Haltung der lokalen Bevölkerung kommen.
- Bürokratie und Mangel an erforderlichen Kenntnissen können zu Verzögerungen führen.
- Infrastruktur- und technische Risiken
- Anlagen für Erzeugung von Strom und Elektrolyse müssen termingerecht verfügbar sein.
- Es werden mehr Schiffe und auf der Abnahmeseite Importterminals sowie sonstige Infrastruktur benötigt.
Auf Basis dessen Hürden identifiziert, die eine zügige Umsetzung eines solchen Megaprojekts behindern:
Die Finanzierbarkeit ist dabei das entscheidende Thema. Sie spielt eine zentrale Rolle für den Erfolg von Hyphen und ähnliche Megaprojekte vergleichbarer Größenordnung.
Weil Erneuerbare Energien in Ländern wie Namibia im Überfluss vorhanden sind, wird grüner Ammoniak mit hohen Anfangsinvestitionen zunehmend wettbewerbsfähig werden. Doch den Weg dahin gilt es noch zu gestalten.
Welche politischen Instrumente sollte die Regierung jetzt ergreifen?
Alle Lösungen, um die Energieversorgung der deutschen Wirtschaft zu transformieren, liegen auf der Hand. Nun müssten die Risiken verringert werden – mit den am besten dazu geeigneten politischen Instrumenten.
Im Rahmen der Studie erstellte EY eine Liste mit 12 möglichen Instrumenten und bewertete diese nach Befragung relevanter Stakeholder qualitativ und quantitativ, um nur die wirksamsten Instrumente auszuwählen.
So wurden die Instrumente nach Relevanz und Wirkungsgrad beurteilen und gewichten. Das Ergebnis sind klare Handlungsempfehlungen, die Projekte wie Hyphen beschleunigen und die zukünftige Versorgung Deutschlands mit grünem Ammoniak aktiv unterstützen können.
Vier Instrumente müssen als Priorität umgesetzt werden:
- Die Bundesregierung sollte das Pilotprogramm für Klimaschutzverträge (Carbon Contracts for Difference, CCfD) auf Projekte zur Produktion von grünem Wasserstoff und Ammoniak ausweiten. Mit einem Festpreis könnten Produzenten ihre Kosten decken und eine angemessene Marge erzielen. Dieser garantierte Preis würde über eine Dauer von 15 Jahren sinken. Ohne CfD-Unterstützung können Megawasserstoffprojekte weder finanziert noch preislich wettbewerbsfähig werden.
- Deutschland sollte gemeinsam mit anderen EU-Ländern Experten nach Namibia entsenden, um die Entwicklung von politischen Rahmenbedingungen und die Projektplanung zu unterstützen und die Kapazitäten der lokalen Verwaltung auszubauen.
- In Deutschland muss eine öffentliche Infrastruktur entstehen, die den Import und die Verteilung von grünem Wasserstoff beziehungsweise Ammoniak an die Verbraucher ermöglicht.
- Analog zum Wasserstoff braucht es eine Beimischungsquote für grünes Ammoniak, um einen raschen Markthochlauf zu unterstützen. So würde auch das Risiko von CfD-Kompensationszahlungen sinken.
Ergänzend zu diesen Schlüsselinstrumenten empfiehlt EY zwei ergänzende Politikinstrumenten zu einem späteren Zeitpunkt
- Eine Reform des EU-Emissionshandels. Eine Erweiterung der CO2-Besteuerung oder die Limitierung von Zertifikaten würde die Attraktivität von grünem gegenüber grauem Ammoniak für die Endkunden sicherstellen.
- Eine politische unterstützte Erweiterung der Programme zur Aus- und Weiterbildung von Arbeitnehmern in Namibia. Aufgrund des Umfangs des Hyphen-Projekts, der erforderlichen Innovationen und des benötigten Fachwissens der vor Ort eingesetzten Arbeitskräfte sollte die derzeitige deutsch-namibische Forschungspartnerschaft mit 40 Millionen Euro ausgebaut und weitere ähnliche Programme ins Leben gerufen werden.
Angesichts der aktuellen Wirtschafts- und Energiekrise besteht dringender Handlungsbedarf. Die notwendigen politischen Maßnahmen sollten schnell in die Praxis umgesetzt werden.
Fazit
Projekte wie Hyphen machen deutsche und europäische Industrien zukunftssicher. Sie erhalten Arbeitsplätze, ermöglichen Dekarbonisierung und können Europa unabhängiger von Russland machen.
Deutschland bietet sich eine echte Chance, Technologieführer im Bereich der grünen Energieträger zu werden. Anstatt Klimaprobleme in den globalen Süden zu exportieren, sollten wir anfangen, Lösungen von dort zu importieren.