Die Corona-Krise hat viele Unternehmenskulturen auf den Prüfstand gestellt. Manche Unternehmen sind besser, manche schlechter durch die Krise gekommen. Was macht aus Ihrer Sicht eine gute Unternehmenskultur aus?
Prof. Dr. Gunther Olesch: Eine Unternehmenskultur ist so gut wie die übergreifende Leitidee, die ein Unternehmen hat. Sie zeigt den Mitarbeitenden den Weg in eine sinnvolle und lebenswerte Zukunft, für die es sich lohnt, sich einzusetzen. Sie sorgt für Begeisterung und Mut, Energie und Optimismus und schafft den Flow, der zum Erfolg führt. Jogi Löw ist das beste Beispiel dafür: Er hat vor sechs Jahren der deutschen Nationalmannschaft das Ziel und den Flow gegeben, der sie zum Sieg geführt hat. Wenn ich einen Rat habe, dann heißt er: „Gebt euch eine Vision!“
Neben der Corona-Krise sorgt insbesondere die digitale Transformation bei vielen Mitarbeitenden für Unsicherheit. Wie kann ein Unternehmen gegensteuern und seine Mannschaft für die digitale Reise begeistern?
Olesch: Wenn Populärphilosophen behaupten, dass durch die Digitalisierung 60 Prozent der Arbeitsplätze verlorengehen, ist das nicht nur demotivierend und bremst Innovationen aus, sondern es ist auch schlichtweg falsch. Als Henry Ford sein Model T auf die Straße brachte, gingen die Kutscher auf die Barrikaden, weil sie um ihre Arbeit fürchteten. Es stimmt, die Kutscher verloren ihre alte Arbeit, aber sie erhielten dafür neue, nämlich als Chauffeur, Taxi- und Lkw-Fahrer oder als Tankwart. So wird es auch bei der Digitalisierung sein. Es kommt alles darauf an, dass die Unternehmensleitung deutlich macht, dass in der Digitalisierung die Zukunft liegt und dass sie riesige Chancen bietet – für den Einzelnen und das ganze Unternehmen. Es geht ums „Just do it!“, wie die Angelsachsen sagen.