Was können etablierte Familienunternehmen von Ihnen lernen?
Eismann: Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, eine Infrastruktur zu haben, mit der Trends erkannt, Chancen ergriffen und Ideen ohne langes Zögern in die Tat umgesetzt werden können. Dazu gehören nicht nur Schnelligkeit und Tatkraft, sondern auch die Bereitschaft, Risiken einzugehen und mit seinen Ideen zu scheitern. Es braucht eine Kultur des Wollens, des Handelns und der Akzeptanz, dass nicht immer alles so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat. Aus Fehlern lernt man, und Entscheidungen kann man revidieren. Die Welt ändert sich so wahnsinnig schnell, dass wir den Mut haben müssen, unsere Komfortzone zu verlassen und etwas ganz Neues auszuprobieren. Das gilt nicht nur für jedes Unternehmen, sondern auch für den Standort Deutschland. Ich glaube, dass diese Risiko- und Fehlerkultur in vielen Familienunternehmen noch nicht genug etabliert ist. Häufig fehlt der „Hallo-wach-Moment“. Und das kann dazu führen, dass man weitermacht wie bisher – und plötzlich abgehängt ist, weil das Geschäftsmodell überholt ist.
Mit Ihrem Direct-to-Consumer-Modell schaffen Sie eine direkte Verbindung zwischen Markenartikler und Konsument. Ist das der Trend der Zukunft? Und welche Vorteile hat das D2C-Modell gegenüber dem B2C-Modell?
Djordjevic: Beim klassischen B2C-Modell steht zwischen dem Produzenten und dem Kunden immer der Händler, der bestimmt, wie und sogar ob die Ware zum Kunden gelangt. Vor allem fehlt dem Markenartikler beim B2C-Modell das direkte Feedback des Kunden, von dem er lernen kann. Der D2C-Ansatz gibt dem Hersteller die Möglichkeit, seinen Kunden direkt zu erreichen, seine Produkte zu testen und zu verbessern. All das, was in den anderen Branchen längst üblich ist, fängt jetzt im Food-Bereich an. Ich sehe den Direct-to-Consumer-Ansatz ganz klar als Trend der Zukunft. Und ich finde es wahnsinnig spannend, dass wir hier ganz vorne mitmischen.
Sie geben Ihren Kunden ein großes Versprechen: „We create the most inspiring online shopping platform for food trends.“ Wie lösen Sie dieses Versprechen ein? Was ist die größte Herausforderung dabei?
Djordjevic: Das ist eine doppelte Herausforderung: Zum einen braucht es ein klares, überschaubares und zugleich inspirierendes Sortiment, in dem sich der Kunde wohlfühlt und intuitiv zurechtfindet. Er muss schnell bestellen können, seine Lieferung umgehend erhalten und die Möglichkeit haben, Feedback zu geben und eventuell auch Einspruch zu erheben. Es muss alles ganz einfach sein. Das verlangt zum anderen aber auch eine Technologie, die all dies ermöglicht. Und das ist die weitaus größere Herausforderung. Um hier State of the Art zu sein und dem Kunden ein optimales Einkaufserlebnis zu garantieren, investieren wir in unsere IT jetzt wieder einen massiven Betrag. Die Kunden müssen sicher sein, dass sie bei uns nicht nur ausgesuchte Premium-Food-Produkte erhalten, sondern auch beim Einkaufs- und Lieferprozess in besten Händen sind. Das ist eine Frage des Vertrauens.