Sie haben andere Gase angesprochen. Wir haben gerade eine aufwendige Studie durchgeführt, die zeigt, dass Wasserstoff eher bei den großen Konzernen auf der Agenda steht. Bei den Stadtwerken und kommunalen Unternehmen schaut sich das Thema zwar jeder an, doch die dezentrale Erzeugung von Wasserstoff steht ebenso wenig auf der Prioritätenliste wie das Thema Netze für Wasserstoff. Wie ist es bei Ihnen im Unternehmen?
Da sind wir hier in Südwestfalen ganz stark getrieben durch unsere Kundenstruktur, also durch den Mittelstand. Die Kirchhoff-Gruppe, die die ganze Automobilindustrie beliefert, hat da eigene Projekte. Die bräuchten uns dann nur für den Transport. Das wäre aber für uns ein bisschen wenig in der Wertschöpfungskette. Also müssen wir schauen, ob wir selbst in das Thema Erzeugung einsteigen können, also Elektrolyse. Zum Beispiel quartiersmäßig: Wir wollen Gewerbegebiete von Anfang an klimaneutral entwickeln und dort auch über Elektrolyse im Quartier Wasserstoff nutzen. Also nicht für die gesamte Stadt. Wir glauben an einen Mix unterschiedlicher Energieträger.
Wo es um behördliche Verfahren geht, wo sehen Sie da Potenziale, schneller zu werden?
Wir haben hier vor Ort ein Windprojekt der Gelsenwasser, das seit zwei Jahren aus solchen Gründen ruht. Und wir haben eine Flächen-Photovoltaikanlage, die wir jetzt auch nach zwei Jahren endlich in die Umsetzung bringen. Was wir feststellen, ist, dass auf allen Ebenen von Kommune bis Landkreis der Wille da ist. Die Priorisierung ändert sich. Aber diese Verfahren haben halt ihre Schritte. Das ist auch ein Gewinn unserer Gesellschaft, dass wir eine hohe Beteiligung haben und alle Aspekte betrachten. Die Verfahren an sich sind also nicht das Problem, es geht eher um die Prioritätensetzung. Also wie schnell wird eine Akte bearbeitet, wo setzt ein Landrat seine begrenzten Ressourcen ein?
Eine interessante Beobachtung! Das hört man kaum mal so positiv formuliert. Es wird im Moment viel geschimpft, viel Bashing betrieben …
Ja, wir haben mit dem BDEW jetzt jede Woche Krisenstab, aber immerhin: Jetzt haben wir eine Politik, die reagiert und etwas tut. Daher sage ich: Wir müssen auch mal das Positive sehen und nicht so viel jammern! Wenn ich permanent denke, ich schaffe es nicht oder es sind andere schuld, mit welcher Motivation gehe ich da ran?