6 Minuten Lesezeit 28 März 2018
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Wie ein anderes Denken über die Kundenbedürfnisse zu disruptiven Innovationen anregen kann

Von EY Global

Multidisciplinary professional services organization

6 Minuten Lesezeit 28 März 2018
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In erfolgreichen Unternehmen steht der Kunde stets im Mittelpunkt. Aber reicht das in Zeiten sich ständig ablösender Innovationen noch aus?

Wer erfolgreich sein will, hört auf seine Kunden und bietet passend zu ihren Bedürfnissen und Wünschen spezielle Funktionen, intuitivere Abläufe oder einfach einen besseren Kundenservice, um neue Produkte schnell auf den Markt zu bringen. Aber reicht es in Zeiten permanenter Innovation noch aus, sich auf die Bedürfnisse der Kunden zu konzentrieren?

Die innovativsten Unternehmen konzentrieren sich nicht mehr nur auf das, was ihre Kunden heute wollen, sondern lösen schon jetzt die künftigen Probleme ihrer Kunden und stellen damit gesamte Märkte auf den Kopf.

Ein gutes Beispiel innovativen Denkens ist der Amerikaner Henry Ford. „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt; schnellere Pferde“, sagte er und begegnete den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden auf ganz andere Weise. So gelang ihm eine wahrlich bahnbrechende – und damit disruptive – Innovation.

Ford baute nicht das erste Auto, aber er baute das erste Auto, das sich die amerikanische Mittelschicht leisten konnte. Dank Henry Ford wurde das Auto für die Menschen von der teuren, unerreichbaren Erfindung zum praktischen Transportmittel, das den Verkehr weltweit revolutionieren sollte.

Wer alternative Perspektiven auf Kundenwünsche verschläft, wird die Nachteile gegenüber anders denkenden Unternehmen auf dem Markt zu spüren bekommen.

Der Lebenslauf hat ausgedient

Recruiting ist einer der vielen Bereiche, in denen innovative Unternehmen den Markt grundlegend verändern werden. Sie haben erkannt, dass sie traditionelle Auswahlprozesse ändern müssen. Die zunehmende Automatisierung reduziert verfügbare Arbeitsplätze, was die Zahl der Bewerber in die Höhe treibt. Zudem werden Ausbildungswege immer individueller.

Das zwingt Personalverantwortliche dazu, anders über Auswahlprozesse nachzudenken, um Kandidaten mit den richtigen Fähigkeiten und der richtigen Einstellung für einen bestimmten Job zu finden. Unternehmen stecken im Kampf um die besten Arbeitskräfte viel Zeit und damit Geld in Bewerbungsprozesse und Weiterbildungsmaßnahmen. Umso wichtiger ist es, keine Zeit mit der Förderung von Mitarbeitern zu verschwenden, die nicht in das Unternehmen passen. Wie also finden Unternehmen neue, effektive Wege, um als attraktiver Arbeitgeber die besten Mitarbeiter anzuziehen und somit auch die Kundenerfahrung mit innovativen Maßnahmen zu verbessern?

Aufgrund individueller Ausbildungswege müssen Personalverantwortliche künftig umdenken, um die passenden Kandidaten mit den richtigen Kompetenzen und der richtigen Einstellung für einen bestimmten Job zu finden.

Um die besten Talente für einen Job zu finden, setzt das schwedische Unternehmen Sqore auf innovative Methoden, um talentierte Mitarbeiter anzulocken. In spielerischen Bewerbungsverfahren müssen diese zum Beispiel knifflige Denkaufgaben oder Rätsel lösen – eine einfache Möglichkeit, die Kandidaten mit den besten Voraussetzungen für den Job herauszufiltern.

Gleichzeitig bekommen auch die Bewerber eine Chance, die wegen ihres bisherigen Berufswegs oder Ausbildungsgrads in der ersten Runde durchfallen würden. Sie müssen lediglich die nötigen Fertigkeiten unter Beweis stellen. So wird Sqore den Bedürfnissen zweier Kundengruppen gerecht und bindet sie nachhaltig – eine Grundvoraussetzung für ein Unternehmen, das langfristig stabil wachsen möchte.

Statt nur an aktuelle Kundenwünsche zu denken, fokussiert Sqore auch auf deren zukünftige Erwartungen wie neue Funktionen oder effizienteren Kundenservice. So wirken sie einem Problem entgegen, das bald noch größer werden wird: Eine Flut von Bewerbungen gut ausgebildeter Arbeitskräfte, deren Lebensläufe sich stark ähneln, überfordert die Personalabteilungen. Damit wird es schwierig, anhand des Werdegangs eine gute erste Auswahl zu treffen. 

„Unser Ziel ist es, allen die gleichen Zugangschancen zu bieten“, sagt Sqore-Gründer und Chief Strategy Officer Robert Lyngman. „Heute sind immer mehr Menschen gut ausgebildet und können dank Internet auch außerhalb traditioneller Ausbildungswege Kompetenzen und Know-how erwerben. Wir versuchen daher, in Bewerbungsverfahren gleiche Voraussetzungen für alle zu schaffen.“

Lücken bei der Konkurrenz nutzen

Andere innovative Unternehmen finden neue Wege, sowohl Jobsuchende als auch Personalverantwortliche anzusprechen.

Switch, ein Unternehmen aus New York City, nutzt dasselbe Prinzip wie die Dating-App Tinder und ermöglicht Arbeitgebern und Jobsuchern, sich bei gleichen Interessen zu „matchen“. Von dieser Lösung profitieren beide Seiten, da sie sich über die App schneller vernetzen können. Mit ihrem neuen, attraktiven Ansatz möchte Switch auch Menschen ansprechen, die perfekt für eine bestimmte Position wären, aber gerade nicht aktiv auf Jobsuche sind – anders als traditionelle Headhunter dies vielleicht tun würden.

„Recruiter versuchen, an [Menschen] heranzukommen, die gefragt sind, aber gerade vielleicht nicht so aktiv – an Menschen, die nicht täglich Jobbörsen durchsuchen und Bewerbungen schicken“, sagt CEO Yarden Tadmor. „Wir durchbrechen die Norm, um genau diese Menschen anzusprechen.“

Dank Switch kommen Personalbeauftragte direkt an die besten Kandidaten heran und zahlen nur dann die Gebühr von 5.000 US-Dollar, wenn einer dieser Kandidaten den Job bekommt. Damit stellt Switch die Bedürfnisse seiner Kunden klar in den Mittelpunkt. Über 6 Millionen US-Dollar hat sich das in New York und San Francisco tätige Unternehmen bereits an Förderungen gesichert und Zehntausende Jobsuchende und Personalbeauftragte zählen zu seinen Nutzern.

„In den meisten Fällen zeigt sich, dass Recruiter von der Qualität der Kandidaten und der schnellen Jobvergabe begeistert sind“, so Tadmor.

Ein Mitarbeiter meldet sich für Online-Schulungen an

Schnelligkeit zählt

Ein weiteres schwedisches Start-up namens SelfieJobs ermöglicht es Jobsuchenden, neben ihrem klassischen Werdegang und ihren Fähigkeiten auch ihre Persönlichkeit in Videos und Bildern zum Ausdruck zu bringen. Das Unternehmen setzt auf Geschwindigkeit. „Für Unternehmen muss es heute vor allem schnell gehen“, sagt CEO Martin Tall. „Unserer Meinung nach bewerben sich mehr Menschen auf einen Job, wenn wir den Bewerbungsprozess einfach und unkompliziert gestalten. Bei uns dauert er ein bis zwei Minuten.“

SelfieJobs, das sich bisher knapp 671.000 US-Dollar (ca. 600.000 Euro) von schwedischen Investoren und über Risikokapital sicherte, hebt sich auch mit seiner Location-Funktion von anderen Apps ab. Laut Tall verfüge die API der Android-App über Google Travel, sodass sich Recruiter auf Jobsuchende in der Nähe konzentrieren können und diese wiederum gleich wissen, wie lang ihr neuer Arbeitsweg wäre.

Beim EY Global Job Creation Survey, einer internationalen Umfrage zu diesem Thema im Jahr 2016, gaben 40 Prozent der Unternehmer an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten mehr Jobs als erwartet vergeben hätten. Dies zeigt, wie schnell wachstumsstarke Unternehmen heute agieren müssen.

Anbieter wie SelfieJobs und Sqore lösen Herausforderungen, denen sich Kunden auch in Zukunft weltweit stellen müssen. Wenn wachstumsstarke Unternehmen immer mehr Arbeitskräfte einstellen, müssen sich auch ihre Recruiting-Prozesse der Geschwindigkeit der Zukunft anpassen.

Innovation als Wegbereiter

Sqore-Gründer Lyngman erzählt, dass sie als rasch wachsendes, schwedisches Start-up kreativ sein mussten, um die Bedürfnisse ihrer weltweiten Kunden zu erfüllen. Technologie, Skalierbarkeit und Produktqualität standen dabei ganz oben auf der Prioritätenliste seines Unternehmens. „Wir sitzen in Stockholm und helfen Firmen in Indonesien, die richtigen Talente für einen Job zu finden, ohne dafür vor Ort sein zu müssen“, sagt er. „Dasselbe können wir auch für Firmen in New York oder Seattle tun.“

Wirklich innovativ ist Sqore aber dank seines einzigartigen Blickwinkels auf die Wünsche und Bedürfnisse seiner Kunden.  So revolutioniert das Unternehmen eine in die Jahre gekommene Branche und ihre langwierigen, oft ineffizienten oder sogar ausschließenden Prozesse.

„Indem wir den Prozess spielerisch gestalten, locken wir mehr Kandidaten an und erweitern so den Pool von Bewerbern. Gleichzeitig sprechen wir genau die Menschen an, die Unternehmen in ihren Teams haben möchten“, erklärt Lyngman. „Mit uns wählen Unternehmen künftige Arbeitskräfte auf Basis von Fähigkeiten, die die Kandidaten unter Beweis gestellt haben – unabhängig von Werdegang, Geschlecht, Alter oder Name.“

Fazit

Die innovativsten Unternehmen lösen die großen Probleme der Zukunft und sorgen so schon heute für grundlegende Veränderungen am Markt.

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