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Wie Unternehmen mit KI-Integration ihr Risikomanagement boostern

Effektives Cashflow-Management ist in Zeiten hoher Zinsen und Unsicherheit entscheidend für Liquidität, Stabilität und Vermögensaufbau.


Überblick

  • Das Aufsetzen einer effektive Cashflow -Steuerung bildet die Basis für eine ergebnismaximierende Organisation der Cashflows.
  • In wirtschaftlich unsicheren Zeiten und bei hohen Zinsen ist eine aktive Steuerung von Cashflows für Unternehmen besonders wichtig.
  • Das Aufsetzen einer effektiven Cashflow-Steuerung ist essenziell, um kurzfristige Cashflows zu steuern und die Liquidität zu sichern.

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und hoher Zinsen sind ein professionelles Cash-Management und eine vorausschauende Cashflow-Steuerung entscheidend, um die Liquidität zu sichern und den langfristigen Vermögensaufbau des Unternehmens zu fördern. Für Unternehmen empfiehlt es sich, eine umfassende Cash-Steuerung zu implementieren, die das Thema prominent in der Unternehmenssteuerung verankert. Zudem legt diese einen Fokus auf eine ganzheitliche, transparente Cash-Planung sowie ein Cash-Forecasting und -Reporting und forciert aktiv eine Cash-Kultur im Unternehmen.

Cash in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und hoher Zinsen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und hoher Zinsen spielt Cash eine besonders wichtige Rolle in der Unternehmenssteuerung. Folgende Sachverhalte verdeutlichen dies:

  • Hohe Zinsen bedeuten höhere Fremdkapitalkosten, denn die Kosten der Kreditaufnahme und der Fremdfinanzierung  sind höher. Das Halten ausreichender liquider Mittel sollte verstärkt im Fokus stehen, um nicht auf weiteres Fremdkapital angewiesen zu sein.
  • Hohe Zinsen gehen mit hohen Opportunitätskosten einher. Es ist „teurer“, Kapital ungenutzt zu lassen, denn jede nicht wahrgenommene Gelegenheit, liquide Mittel anzulegen oder Schulden zu reduzieren, bedeutet einen Verlust an potenziellem Einkommen, das durch Zinserträge oder eingesparte Zinskosten hätte generiert werden können. Liquide Mittel sollten effektiv eingesetzt werden, um die Opportunitätskosten minimal zu halten.
  • In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit gewinnt die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens zunehmend an Bedeutung für die Stakeholder, denn Investoren, Banken und Geschäftspartner achten verstärkt auf die finanzielle Gesundheit, um ihr eigenes Risiko zu minimieren.

Cash-Steuerungs-Framework

Aus den aufgeführten Gründen wird deutlich, dass es entscheidend ist, einerseits den kurzfristigen Cashflow zur Sicherung der Liquidität zu steuern und andererseits den langfristigen Cashflow zu managen, um nachhaltige Investitionen und Wachstum zu gewährleisten. Dies macht die Einführung eines effektiven Cash-Steuerungs-Frameworks unerlässlich.

Diagramm zeigt die Struktur und Elemente der Unternehmenssteuerung.

Das Framework setzt sich aus vier Hauptkomponenten zusammen:

  1.  das Steuerungsmodell, das die Steuerungskennzahlen und -verantwortlichkeiten definiert
  2. klar definierte Strukturen, Verantwortlichkeiten und Prozesse für Cash-Planung, ­Forecasting und ­Reporting
  3. eine aktiv forcierte Cash-Kultur, die darauf abzielt, das Thema Cash fest in der Organisation zu verankern
  4. Systeme, die eine effektive Cash-Steuerung ermöglichen und unterstützen

Cash als integraler Bestandteil einer ganzheitlichen Unternehmenssteuerung

Das Cash-Steuerungsmodell stellt eine essenzielle Komponente dar und bildet das Fundament für effektive Cash-Steuerung. Erster Leitsatz des Steuerungsmodells ist es, Cash[JC1]  als zentrale Kennzahl fest in der Finanzsteuerung zu etablieren und die Verantwortlichkeit für die Cash-Performance entsprechend zu verankern. Zur Bewertung der Liquidität eines Unternehmens wird typischerweise der indirekte Free Cashflow herangezogen. Dieser wird aus der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und der Bilanz abgeleitet und ist eine wesentliche Kennzahl für die Bewertung der operativen Fähigkeit, Cash zu generieren.

Erster Schritt dafür ist die Definition eines einheitlichen Berechnungsmodells zur Ableitung des Free Cashflows und weiterer Kennzahlen.

Grafik zeigt die Transformation von EBIT in Free Cash Flow.

Die Free Cashflow Bridge stellt die detaillierte Überleitung vom EBIT zum Free Cashflow dar. Sie beginnt mit dem EBIT, zu dem nicht zahlungswirksame Posten wie Abschreibungen und Amortisationen addiert werden. Anschließend werden Anpassungen für Veränderungen im Net Working Capital (Veränderungen in Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, Vorräte sowie Veränderungen in anderen Vermögenswerten) durchgeführt. Zur Ermittlung des operativen Cashflows müssen noch die gezahlten Steuern und Zinsen abgezogen werden. Von diesem werden dann Investitionen in das Anlagevermögen abgezogen, um zum Free Cashflow zu gelangen.

Auf der Basis der Free Cashflow Bridge können verschiedene Cash-Kennzahlen ermittelt werden, die für die Steuerung und das Reporting von Bedeutung sind. Zu den wichtigsten gehören die folgenden:

  • Operating Cashflow (OCF) ist das Cash, das ein Unternehmen durch seine operativen Geschäftstätigkeiten generiert.
  • Free Cashflow (FCF) ist das Cash, das nach Abzug aller operativen Ausgaben und Investitionen verbleibt.
  • Cash Conversion Rate (CCR) ist der Anteil des EBIT, der als Free Cashflow zur Verfügung steht.
  • Net Working Capital (NWC) ist die Differenz zwischen kurzfristigen Vermögenswerten und kurzfristigen Verbindlichkeiten und spiegelt die Liquidität eines Unternehmens wider.
  • Days Sales Outstanding (DSO) ist die durchschnittliche Anzahl Tage, die ein Unternehmen benötigt, um seine Forderungen einzutreiben.
  • Days Payables Outstanding (DPO) ist die durchschnittliche Anzahl Tage, die ein Unternehmen benötigt, um seine Verbindlichkeiten zu begleichen.
  • Days Inventory Outstanding (DIO) ist die durchschnittliche Lagerdauer von Waren, bevor diese verkauft werden.
  • Cash Conversion Cycle (CCC) ist die Zeit, die Cash benötigt, um durch den gesamten Cash-Zyklus zu fließen, vom Rohstoffeinkauf bis zum Zahlungseingang.

Jede Komponente der Free Cashflow Bridge kann als Kennzahl im Steuerungsmodell verankert und mit klaren Verantwortlichkeiten hinterlegt werden. Diese Verantwortlichkeiten sind typischerweise über eine Kaskade definiert, wobei die Gesamtverantwortung für indirekte Cash-Positionen gemäß dem übergreifenden Umsatz und der Ergebnisverantwortung festgelegt und die operative Verantwortung auf die Geschäftsbereiche übertragen wird, die einen direkten Einfluss auf das Cash-Ergebnis ausüben können. Zur Gewährleistung der Verantwortlichkeitskaskade sind klar definierte Zielvorgaben zwischen den verantwortlichen Geschäftsbereichen essenziell (zum Beispiel Ziele für NWC, DSO, DPO, DIO etc.).

Ergänzung der Cash-Steuerung durch die direkte Cash-Sicht

Die indirekte Methode hat sich für mittel- bis langfristige Finanzplanungen über Zeiträume von drei Monaten bis drei Jahren bewährt, stößt jedoch bei kurzfristigen Planungen aufgrund ihres relativ hohen Aufwands und typischerweise langer Planungs- und Berichtszyklen an Grenzen. Für eine effektive Steuerung sollte die indirekte Cash-Planung und -Berichterstattung um eine direkte Cash-Sicht ergänzt werden. Diese geht von tatsächlichen Transaktionen auf den Bankkonten aus und eignet sich daher für eine kurzfristige Liquiditätssteuerung durch kürzere Planungs- und Berichtszyklen.

Zusammenspiel der Cashflow-Methoden für die Steuerung

Obwohl sich die Logik und die Zyklen der direkten und indirekten Cashflow-Planung und des Forecastings unterscheiden, sollten die Werte beider Methoden überleitbar sein. Der Abgleich der geplanten direkten und indirekten Cashflows kann zur gegenseitigen Validierung herangezogen werden. Zudem können die kürzeren Planungs- und Forecasting-Zyklen des direkten Cashflows als effektives Cash-Frühwarnsystem dienen.

Diagramm zeigt Entwicklung und Prognose des Unternehmens-Cashflows.

Der indirekte Cashflow wird dabei in der Regel in relativ langen Zyklen geplant (quartalsweise/jährlich), während für den direkten Cashflow typischerweise kurzfristigere Forecasts erstellt werden (wöchentlich/monatlich). Diese direkten Cashflow-Forecasts ermöglichen eine frühzeitige Sicht auf Abweichungen zum initialen Plan. Eine strukturelle Überleitbarkeit ist essenziell, um bei solchen Abweichungen zeitnah geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Die daraus resultierende Fähigkeit, schnell auf Veränderungen zu reagieren, ist für Unternehmen von großem Wert. 

Steuerungselemente

Die indirekte Cash-Planung wird durch die Anwendung historischer Datenanalysen zur Steigerung der Prognosegenauigkeit optimiert und vereinfacht. Die Planung des indirekten Cashflows findet, da es sich um eine Ableitung der GuV und der Bilanz handelt, im Rahmen der regulären Planungs- und Forecasting-Zyklen statt. Typischerweise ist es allerdings nicht empfehlenswert, alle Komponenten des indirekten Free Cashflows (siehe Free Cashflow Bridge) gemäß den sonstigen Planungsvorgaben bezüglich Granularität, Zeitscheibe etc. zu planen, da dies mit hohem Zusatzaufwand verbunden ist. Daher sollten Analysemethoden und fundierte Annahmen angewandt werden. Statt einer aufwendigen Detailplanung aller Komponenten empfiehlt es sich, vergangene Trends und Muster zu analysieren und in die Planung zu integrieren.


Direkte Cashflow-Planungen haben häufig eine geringe Genauigkeit und Aussagekraft. Um die Planung systematisch zu verbessern, sind einige Erfolgsfaktoren zu beachten.


Je besser diese Analysemodelle sind und je besser sich das Geschäftsmodell vorausplanen lässt, desto mehr Komponenten des Cashflows können auf diese Weise geplant werden. So kann in Marktumfeldern und Branchen, die gut vorausplanbar sind, eine einfache historische Analyse der Cash Conversion Rate (CCR) bzw. der Cash Conversion Cycles (CCC) dazu beitragen, die Cashflow-Planung signifikant zu verbessern.

Typische Erfolgsfaktoren für die direkte Cashflow-Planung

In der Praxis sehen wir häufig, dass direkte Cashflow-Planungen eine geringe Genauigkeit und Aussagekraft haben. Um die Planung systematisch zu verbessern, sind folgende Erfolgsfaktoren zu beachten:

  • Klare Verantwortlichkeiten sind im Planungsprozess wesentlich, um die Bereitstellung notwendiger Daten durch die jeweiligen Abteilungen zu gewährleisten und deren aktive Beteiligung zu sichern.
  • Eine kontinuierliche Abstimmung und Validierung der Planungsdaten und ­annahmen ist kritisch, weshalb ausreichend Zeit für den Abgleich der direkten und indirekten Cashflow-Planung eingeplant werden muss.
  • Die Schaffung einer Kultur der kontinuierlichen Verbesserung, die regelmäßige Reflexion und das Lernen aus Fehlern umfasst, ist für die laufende Optimierung der Arbeitsprozesse unerlässlich.
  • Die leichte Zugänglichkeit und eine hohe Qualität von Datenquellen und Systemen sind entscheidend. Eine weitreichende Automatisierung ist anzustreben, um die Datengenauigkeit zu erhöhen und Fehler zu reduzieren. Zudem sind regelmäßige Validierungen zur Sicherstellung der Datenqualität notwendig.

Cash-Dashboard für die Berichterstattung über die Cash-Performance

Da Cash ein integraler Bestandteil der Gesamtsteuerung ist, findet es auch im übergreifenden Management-Reporting Berücksichtigung. Hier stehen neben den Steuerungskennzahlen ergänzende Metriken, die detaillierte Einblicke geben und die Interpretation der Steuerungskennzahlen unterstützen.

Zusätzlich zum Reporting ist die Erstellung eines Cash-Dashboards empfehlenswert. Dieses lässt sich für verschiedene Stakeholder-Anforderungen anpassen und erlaubt über interaktive Analyse- und Filterfunktionen eine Auswertung und Visualisierung aller verfügbaren Cash-Daten. Das Dashboard ist typischerweise in drei Hauptsektionen gegliedert:

  • Das „Cash Cockpit“ enthält die wichtigsten Kennzahlen zum Cashflow. Es bietet einen schnellen Überblick über die Cashflow-Situation.
  • Der „Detailed Cash Performance Report“ bietet einen detaillierten Einblick in den tatsächlichen direkten und indirekten Cashflow sowie in die Treiber, die zu Abweichungen zwischen Planung und Ist-Zustand führen.
  • Der „Forecast Accuracy Report“ zeigt die Genauigkeit der Cashflow-Forecasts mit einem Ranking der planenden Geschäftseinheiten nach ihrer Forecasting-Genauigkeit.

Cash-Kultur

Um eine aktive Steuerung und einen bewussten Umgang mit Cash im Unternehmen herzustellen, sollte eine gelebte Cash-Kultur etabliert werden. Diese zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Bedeutung von Cash in der gesamten Organisation zu verankern. Maßnahmen zur Förderung dieser Kultur und zur Maximierung des Bewusstseins sollten auf allen Geschäftsebenen ergriffen werden:

  • explizite Integration von Cash in alle Steuerungsabläufe über die prominente Aufnahme von Cash in Management-Berichten, die Diskussion der Cash-Performance in entsprechenden Management-Meetings und die Einbindung der Cash-Performance in die Incentivierungsstruktur
  • Schulung relevanter Mitarbeitender über Trainings und Informationsveranstaltungen, um ein tiefgreifendes Verständnis für die Cash-Performance und deren Verbindung zum gesamten Geschäftserfolg zu fördern und ein einheitliches Verständnisses für Cash-Steuerung im Unternehmen zu schaffen
  • aktiver Aufbau einer Cash-Community als Plattform für den Austausch von Best Practices, um die interne Kommunikation und eine kontinuierliche Sensibilisierung für Cash-relevante Themen zu fördern
  • organisatorische Verankerung von Cash im Finanzbereich wie auch im Gesamtunternehmen über die Schaffung expliziter Rollen und Funktionen, die für die Cash-Steuerung verantwortlich sind; prominentes Beispiel: die Position des Cash-Officers, der dezidiert für die Organisation der Cash-Steuerungsprozesse und -strukturen verantwortlich ist und das Top-Management bei Analysen und Entscheidungen unterstützt

Systemlandschaft

Eine effektive Cash-Steuerung wird über eine entsprechende Systemlandschaft ermöglicht. Sie ist für eine effektive Cash-Steuerung unerlässlich, da sie die Automatisierung und Konsolidierung von Cash-Daten erleichtert und umfangreiche Analysefunktionen ermöglicht. Die Systeme beziehen, verarbeiten und visualisieren Daten aus diversen Quellsystemen.

Diagramm visualisiert dreischichtige Datenarchitektur und Datenfluss.

Um ein zuverlässiges und konsistentes Datenmanagement zu gewährleisten, ist die Implementierung eines zentralen Datenmodells unerlässlich, das auf den konzeptionellen Anforderungen des Reportings basiert. Dieses Modell wird in einem Data-Warehouse umgesetzt, das als zentrales Speichersystem fungiert. Das Data-Warehouse vereint Daten aus verschiedenen Quellsystemen und etabliert sich als verlässliche Single Source of Truth für sämtliche relevante Cashflow-Informationen, wodurch eine konsistente Datenbasis für Analyse und Berichterstattung geschaffen wird.

Für die regelmäßige Analyse und das Standard-Reporting kommen Dashboards zum Einsatz, die eine effiziente und umfassende Auswertung der Cashflow-Daten ermöglichen. Dashboards erleichtern nicht nur die Visualisierung von Kennzahlen, sondern erlauben auch interaktive Analysen der Daten im Gesamtkontext des Unternehmenserfolgs. Zusätzlich sollten für flexible Ad-hoc-Analysen weitere Optionen bereitstehen, die eine detaillierte Datenmanipulation und -auswertung direkt in Excel unterstützen.

Co Authors:

Fazit

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und steigender Zinsen ist eine effektive Cash-Steuerung entscheidend, um die kurzfristige Liquidität zu sichern und die langfristige Cash-Performance zu optimieren. Ein präzise definiertes Steuerungsmodell, strukturierte Prozesse, die Förderung einer ausgeprägten Cash-Kultur und der Einsatz leistungsfähiger Systeme sind dabei die Schlüssel zum Erfolg.

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