Frau analysiert Daten im Freien mit Laptop – moderne Technologie trifft urbanes Arbeitsumfeld.

GenAI im Finanzsektor – bereit für den Sprung in die Zukunft?

Unsere exklusive Branchenumfrage zeigt: Viele Unternehmen stehen an einem Wendepunkt. Sind Sie bereit, diesen Wandel mitzugestalten?


Überblick:

  • Die Finanzbranche ist sich des Potenzials generativer KI zunehmend bewusst, doch beschränkt sich die Nutzung bis dato meist auf Backoffice-Prozesse.
  • Viele Finanzunternehmen sind unzureichend auf die kommenden regulatorischen Anforderungen vorbereitet. Es fehlen Governance-Strukturen und geschulte Fachkräfte.
  • Unternehmen, die GenAI jetzt integrieren, Regulatorik aktiv angehen und Talente fördern, werden entscheidende Wettbewerbsvorteile erlangen.

In einer Ära, in der Effizienz, Produktivität und Innovationskraft über den Markterfolg entscheiden, setzen Finanzdienstleister zunehmend auf disruptive Technologien. Unsere exklusive GenAI-Umfrage liefert fundierte Einblicke in den aktuellen Stand der AI-Adoption in der deutschen Finanzwirtschaft – direkt aus den Führungsetagen von Banken, Versicherungen und Asset-Managern. Die Ergebnisse zeigen: Die Branche steht an einem Wendepunkt. Jetzt entscheidet sich, wer die Chancen von GenAI strategisch nutzt und dadurch einen Wettbewerbsvorteil erlangt – und wer den Anschluss verliert.

Zwischen Vision und Umsetzung: der Einsatz von GenAI im Finanzsektor

36 Prozent der im Rahmen der Erhebung Befragten sehen ihr Unternehmen bei der Einführung und Nutzung von KI im Vergleich zu Wettbewerben im Vorteil. 91 Prozent haben bereits erste Erfahrungen mit KI-Anwendungen gesammelt, jedoch befinden sich viele noch in der Pilot- oder Testphase. Zwischen Anspruch und Umsetzung besteht also noch eine Lücke – diese gilt es durch gezielte Anstrenungen auf strategischer und operativer Ebene zu schließen.


Regulierung trifft Kompetenzlücke: Führungskräfte unter Zugzwang

Nur 18 Prozent der Führungskräfte fühlen sich auf aktuelle und kommende KI-Regulierungen ausreichend vorbereitet. Gleichzeitig fehlen in vielen Unternehmen klare Governance-Strukturen und geschulte Fachkräfte, um GenAI verantwortungsvoll und skalierbar einzusetzen.


Die größten Herausforderungen bei der Integration von GenAI sind die Unerfahrenheit im Umgang damit und unzureichende Governance-Rahmen. Trotz des zunehmenden Drucks durch den EU AI Act und andere bevorstehende regulatorische Anforderungen sind nur etwa 20 Prozent der Unternehmen zuversichtlich, dass sie vollständig auf GenAI-Vorschriften vorbereitet sind.

Zögerlich im Kundenkontakt: KI-Einsatz bisher hauptsächlich in Backoffice-Bereichen

Der Fokus aktueller KI-Anwendungen liegt auf Backoffice-Prozessen wie Dokumentenverarbeitung oder Softwareentwicklung. Kundennahe Anwendungen – etwa in der Beratung oder im Service – entwickeln sich hingegen nur zögerlich.


Bei den aktuellen KI-Anwendungsfälle zeigt sich: Der Einsatz von KI konzentriert sich in erster Linie auf Middle- und Backoffice-Aktivitäten, während kundenorientierte Anwendungen im Frontoffice nach wie vor deutlich unterrepräsentiert sind.

Disruptionsfelder

Die Finanzbranche steht an einem Wendepunkt: GenAI entwickelt sich rasant vom vagen Zukunftsversprechen hin zu einer relevanten Größe für den künftigen Geschäftserfolg. Finanzunternehmen, die heute strategisch investieren, Talente sichern und regulatorische Weichen stellen, werden sich künftig mit höherer Wahrscheinlichkeit als Marktführer positionieren können. Doch der Handlungsdruck ist enorm: Während erste Vorreiter bereits GenAI-Anwendungen organisationsweit skalieren, kämpfen andere Unternehmen noch mit Kompetenzlücken, unklaren Verantwortlichkeiten und wachsendem regulatorischem Druck. Wer jetzt nicht handelt, riskiert den Anschluss – ökonomisch, technologisch, personaltechnisch und strategisch.

Disruptionsfeld: GenAI-Prioritäten und Kapitalallokation

Insgesamt sehen sich 36 Prozent der Befragten bei der KI-Adoption ihren Konkurrenten voraus oder ebenbürtig. Diese Zuversicht haben die restlichen Befragten nicht. Für sie gilt es daher, ihre Umsetzungsbemühungen deutlich zu beschleunigen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden.

Laut unserer Umfrage wird knapp jeder fünfte GenAI-Anwendungsfall in den nächsten sechs bis zwölf Monaten Realität, vor allem in Backoffice und der Produktentwicklung. Hier sind Dokumentenverarbeitung und Softwareentwicklung die Spitzenreiter, aber auch der Bedarf an kundenorientierten Anwendungen wächst weiter rasant.

Nur eine gezielte strategische (Neu-)Ausrichtung bietet die Chance, das volle Potenzial von GenAI-Anwendungen zu heben und die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken. Dies umfasst insbesondere die zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Geschäfts- und Bereichsstrategien, zum Beispiel mittels GenAI-Optimierung wesentlicher Prozessketten oder der gezielten Förderung der Innovationskraft einzelner Geschäftsbereiche. So positionieren Sie sich nicht nur als Vorreiter der GenAI-Integration, sondern sichern sich auch langfristige Marktanteile in einem zunehmend technologiegetriebenen Umfeld. Dies ist insbesondere auch vor dem Hintergrund wichtig, dass Finanzinstitute zunehmend als Technologieunternehmen wahrgenommen werden, weswegen die Erwartungen an deren Innovationskraft und Digitalisierung entsprechend groß sind.

Disruptionsfeld: Talent und Produktivität

64 Prozent der befragten Unternehmen erwarten signifikante Steigerungen der Produktivitätsraten, einige sogar transformative Effekte. Effizienzsteigerung und Prozessautomatisierung sind hierbei die Haupttreiber.

Doch der Mangel an GenAI-Kompetenzen ist offensichtlich – die Mehrheit der befragten Unternehmen zeigt sich hier nicht ausreichend vorbereitet. Der Bedarf an GenAI-Talenten ist enorm, besonders im Backoffice und im IT-Bereich. Der Druck auf die Personalplanung wird weiter zunehmen. Basierend auf den Ergebnissen unserer Umfrage gehen wir davon aus, dass GenAI-Anwendungen künftig ein Drittel der Rollen in einer Belegschaft nachhaltig verändern könnten.

Um den Herausforderungen des Fachkräftemangels im Bereich GenAI wirksam zu begegnen, sind gezielte und praxisnahe Schulungsinitiativen notwendig. So bereiten Sie Ihre Belegschaft nicht nur auf die Anforderungen der Zukunft vor, sondern steigern gleichzeitig die betriebliche Effizienz und sichern Ihre Wettbewerbsfähigkeit – nicht zuletzt durch den positiven Beitrag zur Arbeitgeberattraktivität. Eine zukunftsorientierte Personalplanung und die kontinuierliche Anpassung an die sich dynamisch entwickelnde GenAI-Landschaft sind dabei unerlässlich, um den wachsenden Bedarf an GenAI-Kompetenzen abzudecken und sich langfristig einen strategischen Vorteil im Markt zu sichern.


Disruptionsfeld: Risikomanagement und verantwortungsvoller Einsatz von GenAI

Mit dem zunehmenden Druck durch Regulierungen wie DORA, FIDA oder EU AI Act steigt auch die Umsetzungskomplexität in den Unternehmen: Nur ein Bruchteil der Unternehmen fühlt sich schon bereit, den Vorschriften im Umgang mit GenAI gerecht zu werden.

91 Prozent der Unternehmen erwarten, dass regulatorische Divergenzen ihre grenzüberschreitenden Aktivitäten erheblich beeinträchtigen werden. Dies betrifft insbesondere global agierende Unternehmen, die eine Vielzahl divergierender Regulierungen parallel in ihren Geschäftsabläufen, Compliance-Strategien und GenAI-Governance-Strukturen abbilden müssen. Regionale Akteure haben es hier auf den ersten Blick vermeintlich leichter, ihnen mangelt es jedoch oftmals noch an Erfahrung im Umgang mit GenAI und den geeigneten Strukturen, um komplexe regulatorische Anforderungen effizient umzusetzen.

Weiterhin fehlt es den meisten Unternehmen im Zusammenhang mit GenAI an klar abgegrenzten Verantwortungsbereichen in der Geschäftsleitung . Fast die Hälfte der Befragten hat demnach keinen zentralen Bestand an GenAI-Systemen oder ist sich dessen nicht bewusst – hier besteht dringender Handlungsbedarf zur Erfüllung des EU AI Act und zur optimalen Vorbereitung auf die technologische Zukunft der Finanzdienstleistungsbranche.

Die Einführung von GenAI stellt Unternehmen vor strategische, operative, personelle und regulatorische Herausforderungen, die ein entschlossenes Handeln erfordern. Ein strukturierter Governance-Rahmen, um Risiken frühzeitig zu identifizieren und die Kontrolle über den Einsatz von GenAI zu behalten, bildet hierfür die Grundlage. Auch die Compliance-Strategie ist vorausschauend anzupassen, um regulatorischen Anforderungen nicht nur gerecht zu werden, sondern Risiken konsequent zu vermeiden. Insbesondere im internationalen Kontext ist es essenziell, Ihre grenzüberschreitenden Aktivitäten gezielt anzupassen – nur so sichern Sie die Resilienz und Skalierbarkeit Ihrer globalen Geschäftsmodelle.


KI ist längst im Alltag vieler Menschen angekommen, über 50 Prozent der Deutschen nutzen bereits aktiv KI-Anwendungen, insbesondere Sprachassistenten, Texterstellungstools und Empfehlungssysteme. Auch das EY European AI Barometer 2024 bestätigt, dass bereits knapp 40 Prozent der Europäer:innen KI privat nutzen.

 

Laut dem aktuellen EY AI Sentiment Index 2025 geben 80 Prozent der deutschen Nutzer:innen an, dass KI-Anwendungen ihre Bedürfnisse präzise erfassen – ein Spitzenwert im internationalen Vergleich. Dieses Ergebnis unterstreicht, wie stark KI bereits im Alltag angekommen ist und als wertvolles, unterstützendes Werkzeug wahrgenommen wird.

 

Diese Entwicklung verändert die Kundenerwartungen an Banken grundlegend: Privatkunden wünschen sich personalisierte Beratung, transparente Kommunikation und relevante Empfehlungen – bei Bedarf unterstützt durch KI. Banken können durch den gezielten Einsatz von KI in der Kundenkommunikation und -beratung nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Kundenzufriedenheit spürbar erhöhen. So erwarten diverse Finanzdienstleister in Europa, dass KI künftig eine zentrale Rolle bei der Beschleunigung von Systemen und Anwendungen spielen wird, um personalisierte Angebote in Echtzeit zu ermöglichen.

 

Banken stehen damit vor der Herausforderung, kundennahe KI-Anwendungen nicht nur zu entwickeln, sondern auch vertrauenswürdig und empathisch zu gestalten. Wer hier frühzeitig investiert, kann sich als Innovationsführer positionieren und die Kundenzufriedenheit nachhaltig steigern.

Co-Autoren: Michael Günster, Jonas Nadolski, Felix Dadt, Ante Vucenovic

Fazit

Obwohl GenAI-Anwendungen bereits in viele Geschäftsprozesse bei deutschen Finanzdienstleitstern Einzug gefunden haben, befinden sich die meisten Unternehmen noch am Anfang ihrer Adoptionsphase. Die Regulierungskomplexität im globalen Kontext, Kompetenzlücken, unzureichende Governance-Strukturen und mangelnde strategische Positionierung sind potenzielle Risiken für die künftige Positionierung im Markt.

Die Umsetzung von GenAI-Anwendungsfällen beschränkt sich zumeist noch auf Bereiche im Middle- oder Backoffice beziehungsweise auf Prozessketten, während es die Kundenschnittstelle noch zu erschließen gilt.

Finanzunternehmen in Deutschland müssen jetzt proaktiv handeln. Durch gezielte Investitionen in GenAI können sie ihre Produktivität und Kundenzufriedenheit nachhaltig steigern und sich auch künftig Marktanteile sichern.

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