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Wie man den Generationenwechsel meistert und Beziehungen stärkt

Großer Vermögensübergang, wirtschaftliche Herausforderungen und geopolitische Unsicherheiten verändern die Bedürfnisse vermögender Kunden.


Überblick

  • Proaktive Begleitung beim Vermögensübergang ist wichtig. 45 Prozent der wohlhabenden Deutschen fühlen sich unvorbereitet – Vertrauensgewinn ist der Schlüssel.
  • Künstliche Intelligenz ist notwendig, da 50 Prozent aller und 72 Prozent der VHNW-Kunden dies erwarten – Datenschutz ein Kernthema.
  • Interesse an alternativen Investments wächst: 32 Prozent der Kunden planen, mehr zu investieren, insbesondere VHNW-Kunden (44 Prozent).

Dies untermauert der aktuelle EY Global Wealth Research Report 2025, für den weltweit über 3.500 vermögende Kunden in 30 Nationen befragt wurden. Die deutsche Ausgabe fokussiert sich dabei auf die Besonderheiten der deutschen Kunden, insbesondere im Vergleich zum europäischen Durchschnitt. Hierzu werden neue Erkenntnisse und Marktchancen identifiziert, aber auch die Erkenntnisse aus den vergangenen deutschen Studien (2023 und 2021) weiterentwickelt und entsprechende Handlungsfelder aufgezeigt.

Die Studie zeigt, dass drei Handlungsfelder essenziell sind:

  1. Proaktive Begleitung der Kunden beim Vermögensübergang
    Ein Schlüssel für den langfristigen Erfolg ist die proaktive Begleitung der Kunden beim Vermögenstransfer. In den letzten Jahren sind nicht nur die vererbten und verschenkten Vermögenswerte stetig gestiegen, sondern auch die damit verbundenen Kundenansprüche. So fühlen sich 45 Prozent der vermögenden deutschen Kunden auf diesen Übergang unzureichend vorbereitet. Besonders signifikant ist dies bei Frauen mit 53 Prozent. Für Wealth-Manager und Privatbanken bietet dies eine Chance, weil sie die Kundenbedürfnisse durch transparente Gebührenstrukturen, personalisierte Finanzstrategien und offene Kommunikation besser berücksichtigen können, um das Vertrauen der Begünstigten zu gewinnen und die Kundenbindung zu stärken.
  2. Mehrwert durch künstliche Intelligenz
    Die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in die Produktangebote ist für Vermögensverwalter unerlässlich, da 50 Prozent der deutschen Kunden und insbesondere 72 Prozent der VHNW-Kunden („very high net worth“), diese Erwartung aktiv äußern. Datenschutz und Datensicherheit sind dabei grundlegende Voraussetzungen, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Zudem zeigt die Studie, dass insbesondere jüngere Generationen wie die Millennials hohe Erwartungen an den Einsatz von KI haben. Dies eröffnet Vermögensverwaltern neue Chancen, diese Kundengruppen gezielt anzusprechen. KI sollte dabei so implementiert werden, dass sie den größtmöglichen Kundennutzen schafft und gleichzeitig die persönliche Interaktion mit den Kunden stärkt, um eine ausgewogene Beziehung zwischen Technologie und menschlicher Beratung zu fördern.
  3. Zunehmende Wichtigkeit von Alternative Investments
    Das Interesse an alternativen Anlageklassen wächst, wobei 32 Prozent der Kunden planen, ihre Investitionen in diesen Bereich zu erhöhen, bei den VHNW-Kunden sind es sogar 44 Prozent. Wealth-Manager und Privatbanken sollten ihre Produktangebote diversifizieren und umfassende Dienstleistungen bereitstellen, um den steigenden Kundenbedürfnissen gerecht zu werden und sich von der Konkurrenz abzuheben.

Hohe Zufriedenheitswerte, jedoch keine Zeit, sich auszuruhen

Obwohl deutsche Wealth-Manager und Privatbanken weiterhin sehr hohe Zufriedenheitswerte erzielen, ist dies keinesfalls ein gegebener Zustand, auf dem man sich ausruhen sollte. Denn der Anteil der Kunden, die mehr als die Hälfte ihrer Vermögenswerte transferieren möchte, steigt nicht nur im europäischen Durchschnitt, sondern insbesondere in Deutschland.

Hier sind 19 Prozent der Kunden bereit, mindestens 50 Prozent ihrer Portfoliowerte in den nächsten drei Jahren zu transferieren. Bei unseren europäischen Nachbarn in der Schweiz und in Luxemburg ist diese Bereitschaft mit maximal 10 Prozent signifikant niedriger, wie die folgende Grafik zeigt.

Reallokation von Vermögenswerten
der Kunden möchten mehr als die Hälfte ihres Portfoliowertes innerhalb der nächsten drei Jahre transferieren.

Ein Hauptbeweggrund ist, dass Kunden die Verwaltung ihrer Vermögen als zunehmend komplex ansehen und die Fähigkeit und Ausstattung der deutschen Dienstleister, dem gerecht zu werden, stark variiert.

Die Abbildung zeigt eine Karte Europas mit Balkendiagrammen für Deutschland, Luxemburg, die Schweiz und Europa insgesamt. Sie stellt dar, welchen Anteil ihres Portfolios vermögende Kunden in den nächsten drei Jahren von ihrem primären Wealth-Management-Dienstleister zu anderen Anbietern übertragen möchten.

Was diese Reallocations-Bereitschaft deutscher Kunden für Wealth-Manager und Privatbanken bedeutet, lesen Sie in den folgenden drei Kapiteln. Wealth-Manager und Privatbanken müssen noch besser und detaillierter verstehen, was Kunden schätzen und was sie von ihren Beratern und den unterstützenden (digitalen) Lösungen der Dienstleister erwarten, um von diesem beispiellosen Vermögenstransfer über Generationen hinweg zu profitieren.

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Kapitel #1

Wealth Transition: Vermögen sichern, Beziehungen stärken

Der generationenübergreifende Vermögenstransfer ist eine Herausforderung – und eine Chance für nachhaltige Kundenbindung.

Der Übergang von Vermögen über Generationen hinweg ist eine der größten Herausforderungen für vermögende Familien – und für die Institute, die sie betreuen. Laut dem EY Germany Wealth Research Report 2025 fühlen sich 38,3 Prozent der vermögenden deutschen Kunden nur „etwas vorbereitet“, weitere 6,8 Prozent fühlen sich gar nicht vorbereitet – zusammen ergibt das fast die Hälfte aller Befragten.

Diese Unsicherheit zieht sich durch alle Kundensegmente: Von Mass Affluent bis UHNW („ultra high net worth“) zeigen sich ähnliche Muster – auch altersübergreifend gibt es keine signifikanten Unterschiede, nicht einmal bei den Babyboomern, obwohl diese Gruppe am häufigsten Vermögen überträgt.

Kunden fühlen sich unzureichend vorbereitet – und erwarten mehr Unterstützung

Nur 26 Prozent der deutschen Kunden sehen ihre Familie als gut vorbereitet, 31 Prozent haben eine dokumentierte Nachfolgeplanung und lediglich 21 Prozent berichten, dass ein Familienmitglied bereits mit einem Berater in einem adäquaten Austausch gestanden hat.

Besonders auffällig: Frauen fühlen sich signifikant weniger vorbereitet als Männer. 53 Prozent der weiblichen Befragten geben an, sich nicht oder nur teilweise vorbereitet zu fühlen.

Vorbereitung auf den Vermögenstransfer
der vermögenden deutschen Kunden fühlen sich nicht oder nur teilweise auf den Generationenwechsel vorbereitet.

Diese Zahlen zeigen: Die Lücke zwischen Relevanz und Vorbereitung ist groß. 62 Prozent der Befragten bewerten die Vorbereitung auf den Vermögenstransfer als „sehr wichtig“ oder „extrem wichtig“ – doch nur ein Bruchteil hat konkrete Maßnahmen ergriffen.

Ein weiteres Indiz für die zunehmende Komplexität: Die Zahl der Kunden, die die Nachfolgeplanung als „herausfordernder als früher“ empfinden, ist in den vergangenen drei Jahren deutlich gestiegen. Besonders Themen wie Steuerplanung, Vermögensstrukturierung und familiäre Kommunikation werden als belastend wahrgenommen. Wealth-Manager sind daher gefordert, nicht nur technische Expertise einzubringen, sondern auch empathische Beratungskompetenz.

„Zurück an den Küchentisch“ – Vertrauen entsteht vor dem Erbfall

Die Studie zeigt: Nur 73 Prozent der deutschen Erben geben an, wahrscheinlich beim Wealth-Manager des Erblassers zu bleiben – im europäischen Durchschnitt sind es immerhin 79 Prozent. Diese Zahl klingt zunächst positiv, doch sie täuscht über die Realität hinweg: Die tatsächliche Kundenbindung nach einem Erbfall ist oft deutlich geringer.

Warum? Weil viele Berater keine aktive Beziehung zu den Erben aufgebaut haben. Die Studie zeigt, dass Vertrauen und persönliche Nähe entscheidend sind – und dass beides vor dem Erbfall entstehen muss. Nur dann gelingt es, die Beziehung über Generationen hinweg zu sichern.

Was erwarten Erben konkret? Die drei wichtigsten Faktoren, um die Beziehung fortzusetzen:

  1. eine klare und transparente Gebührenstruktur (54 Prozent)
  2. eine personalisierte und maßgeschneiderte Finanzstrategie (50 Prozent)
  3. Vertrauen durch offene und ehrliche Kommunikation (43 Prozent)

Die Daten zeigen zudem, dass Millennials mit 80 Prozent die höchste Bereitschaft zeigen, beim Berater des Erblassers zu bleiben – bei den Babyboomern liegt dieser Wert nur bei 60 Prozent. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, frühzeitig enge, generationenübergreifende Beziehungen aufzubauen.

Ein weiterer Aspekt: Nur 28 Prozent der Erben wünschen sich einen neuen Berater – das bedeutet im Umkehrschluss, dass 72 Prozent offen dafür sind, die bestehende Beziehung fortzuführen, sofern sie Vertrauen und Relevanz erleben.

Die Botschaft ist klar: Wer als Berater nicht nur mit dem Vermögensinhaber, sondern auch mit Ehepartnern und Kindern spricht, erhöht die Chancen auf langfristige Kundenbindung erheblich.

Strategische Chance – Vermögenswerte sichern, neue Beziehungen aufbauen

Der Generationenwechsel ist nicht nur ein Risiko – er ist auch eine strategische Chance. Wer es schafft, sowohl Schenkende und Erblasser als auch Beschenkte und Erben mit einem integrierten Beratungsansatz zu begleiten, kann nicht nur Assets sichern, sondern auch neue Kundenbeziehungen aufbauen.

Im Rahmen der Befragung konnten die Teilnehmenden auf mehrere Einzelfragen zum künftigen Umgang mit geerbtem Vermögen antworten. 55 Prozent äußerten den Wunsch, das Vermögen mit einer anderen Anlagestrategie zu behalten, 34 Prozent bevorzugen die Fortführung der bisherigen Strategie und 43 Prozent planen Investitionen in größere Vermögenswerte wie Immobilien (Mehrfachnennungen waren möglich; die Prozentangaben beziehen sich jeweils auf die Zustimmung zu einer einzelnen Option).


Fehlt der enge Kontakt zu den Erben, besteht die Gefahr, dass geerbte Vermögenswerte nicht im Bestand bleiben, sondern für andere Zwecke wie größere Investitionen oder Konsumverhalten abfließen.

Gelingt es jedoch, die Beziehung zu den Erben frühzeitig aufzubauen und zu festigen, zeigt sich ein deutlich anderes Bild: Kunden, die nach einem Vermögensübergang beim bestehenden Berater bleiben, nutzen sogar überdurchschnittlich häufig zusätzliche Services – ein klares Signal für gestiegene Erwartungen an die Beratungsleistung.

Um diesen Erwartungen gerecht zu werden und die Bindung langfristig zu festigen, ist ein ganzheitliches Serviceangebot entscheidend. Dazu zählen nicht nur klassische Nachfolgeplanung und Steuerberatung, sondern auch Leistungen, die auf die individuellen Lebenssituationen der Familien zugeschnitten sind – etwa Multi-Generationen-Planung, Beratung zu alternativen Investments oder Services rund um Gesundheit, Pflege und Philanthropie.

Gerade in komplexen Familiensituationen – etwa bei Patchwork-Konstellationen, internationalen Wohnsitzen oder generationenübergreifenden Vermögensstrukturen – wird ein breites, integriertes Beratungsangebot zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal.

Ergänzend zeigt sich: Kunden, die bereits eine strukturierte Nachfolgeplanung begonnen haben, sind signifikant loyaler gegenüber ihrem Wealth-Manager. Dies legt nahe, dass proaktive Beratung nicht nur Vertrauen schafft, sondern auch die Abwanderungswahrscheinlichkeit reduziert.

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Kapitel #2

KI im Wealth-Management: Erwartungen und Herausforderungen

Die aktive Integration von KI in die Angebote von Vermögensverwaltern wird von vielen deutschen Kunden erwartet.

Die aktuelle Studie zeigt, dass deutsche Kunden eine proaktive Nutzung von KI durch ihre Vermögensverwalter fordern. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Zeichen des Wandels in der Branche, sondern auch eine Antwort auf die steigenden Erwartungen der Kunden, die zunehmend auf innovative Technologien setzen, um ihren individuellen Nutzen zu maximieren.

Sebastian Schäfer, Director und Leiter Wealth & Private Banking Consulting bei EY Financial Services Deutschland, erläutert: „Das Thema KI macht auch vor dem Wealth-Management nicht halt. Global beobachten wir, dass die Erwartungen der Kunden steigen, dass Vermögensverwalter und Privatbanken KI in ihre Prozesse integrieren, um Kundennutzen zu schaffen. In Deutschland liegt dieser Wert bereits bei 50 Prozent, in Asien sogar über 70 Prozent. Dies verdeutlicht die Richtung, in die sich die Branche entwickeln muss.“ Besonders ausgeprägt sind die Erwartungen in der Generation der Millennials (72 Prozent) und der Generation X (48 Prozent).

Integration von KI im Wealth-Management
der vermögenden Kunden in Deutschland erwarten, dass ihre Privatbanken und Wealth-Manager KI in ihre Produktangebote einbeziehen.

Hohe Erwartungen, unmittelbare Chancen

Die hohen Erwartungen der Kunden bieten Vermögensverwaltern die Möglichkeit, ihre Wertversprechen durch den Einsatz von KI zu stärken. Während 25 Prozent der Mass-Affluent-Kunden in Deutschland eine aktive Integration von KI in die Produktangebote erwarten, sind die Erwartungen unter VHNW-Kunden mit 72 Prozent signifikant höher. Diese Diskrepanz könnte Vermögensverwalter überraschen, die ihre Investitionen in KI hauptsächlich auf die unteren Vermögenssegmente konzentrieren.

Demografische Unterschiede zeigen jedoch, dass insbesondere die Babyboomer-Generation (24 Prozent unsicher gegenüber dem Einsatz von KI) möglicherweise das Potenzial von KI zur Wertschöpfung unterschätzt. Wealth-Manager sollten daher gezielt auf diese Bedenken eingehen und die Vorteile von KI klar und präzise kommunizieren, um das Vertrauen dieser Klientel zu stärken.

Vertrauen in KI: eine ausgewogene Perspektive

Obwohl das Vertrauen in KI moderat wächst, variiert die Bereitschaft der Kunden, diese in bestimmten Aspekten der Vermögensverwaltung zu akzeptieren, je nach Anwendungsfall. So stoßen assistierende Anwendungen, die den menschlichen Berater unterstützen, auf weniger Widerstand als der vollständige Ersatz menschlicher Funktionen durch KI. Dies wird durch die Bedenken der Kunden untermauert: 50 Prozent äußern Sorgen bezüglich des Datenschutzes und der Datensicherheit, 48 Prozent erachten die Genauigkeit der KI-Ergebnisse als kritisch. Weitere Bedenken betreffen den Missbrauch von Daten (44 Prozent) und den fehlenden menschlichen Kontakt (38 Prozent), was darauf hinweist, dass viele Kunden den persönlichen Austausch für unverzichtbar halten.

Die Frage, wie Vermögensverwalter mit Kunden umgehen sollten, die möglicherweise KI-gestützte Entscheidungen bevorzugen, wird zunehmend relevant. Um das Vertrauen der Kunden zu erhalten, müssen Vermögensverwalter sowohl deren Erwartungen als auch ihre Bedenken sorgfältig managen. So sehen 35 Prozent der Kunden eine Abhängigkeit von Technologie als potenzielles Risiko, während 23 Prozent den fehlenden emotionalen Kontext als problematisch empfinden.

Der Aufbau robuster Datengrundlagen und ethischer Leitlinien für den Einsatz von KI ist entscheidend. Dies umfasst die Entwicklung ethischer Prinzipien, Richtlinien, Governance-Modelle sowie Sicherheits- und Datenkontrollen. Angesichts der Tatsache, dass nur 5 Prozent der Kunden keine Bedenken hinsichtlich des Einsatzes von KI im Wealth-Management haben, ist es unerlässlich, proaktiv Maßnahmen zu ergreifen, um das Vertrauen der Klienten zu gewinnen und zu erhalten. Die Herausforderung besteht darin, die Vorteile von KI zu kommunizieren und gleichzeitig die berechtigten Sorgen der Kunden ernst zu nehmen, um eine vertrauensvolle Beziehung zu fördern.


Der Weg zur erfolgreichen Integration von KI

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass eine signifikante Anzahl Kunden bereit ist, KI-gestützte Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. So würden es 62 Prozent der Befragten begrüßen, wenn ihr Wealth-Manager KI für Prozesse wie Reporting und Monitoring einsetzte. 57 Prozent empfänden die Integration von KI als zentralen Bestandteil der Anlageberatung als positiv. Diese Zahlen zeigen, dass das Vertrauen in KI und die Akzeptanz ihrer Nutzung in der Vermögensverwaltung stetig wachsen.

Darüber hinaus sind 48 Prozent der Kunden offen dafür, dass ein KI-Tool ihre Gespräche mit dem Wealth-Manager mithört, um in Echtzeit Rückmeldungen zu geben. Dies deutet darauf hin, dass viele Kunden die Vorteile von KI in der Verbesserung der Kommunikation und der Entscheidungsfindung erkennen. Interessanterweise können sich 44 Prozent der Befragten vorstellen, eine KI-gestützte Plattform für die Finanzplanung zu nutzen, ohne auf menschliche Beratung zurückzugreifen. Dies steht im Kontrast zu den Bedenken, die viele Kunden hinsichtlich des fehlenden menschlichen Kontakts äußern, verdeutlicht aber auch, dass Kunden sowohl die Vorteile der Technologie als auch die Bedeutung des persönlichen Austauschs erkennen.

Eigenständige Nutzung von KI
der Befragten würden eine KI-gestützte Plattform für ihre Finanzplanung in Betracht ziehen, ohne auf menschliche Beratung zurückzugreifen.

Die Integration von KI in die Vermögensverwaltung ist somit nicht nur eine technologische Herausforderung, sondern auch eine bedeutende Chance, um den sich wandelnden Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Wealth-Manager und Privatbanken müssen proaktiv handeln, um die bestehenden Erwartungen zu erfüllen und das Vertrauen ihrer Klienten zu gewinnen. Nur so können sie von den sich bietenden Chancen profitieren und sich im zunehmend wettbewerbsintensiven Markt behaupten. Die Bereitschaft der Kunden, KI-gestützte Lösungen zu akzeptieren, zeigt, dass die Branche an einem Wendepunkt steht, an dem Innovation und Kundenorientierung Hand in Hand gehen müssen.

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Kapitel #3

Alternative Investments, Produktangebot und Services

Kunden wollen Vielfalt und mehr Zugang zu alternativen Anlageklassen, innovativen Produkten und Services über die Investmentberatung hinaus.

Alternative Investments sind in Deutschland längst kein Nischenthema mehr – sie gehören für viele Vermögende zum festen Bestandteil ihrer Anlagestrategie. Für 67 Prozent der im Rahmen der Studie Befragten sind alternative Anlageklassen ein wichtiges Gesprächsthema mit ihrem Berater. Besonders ausgeprägt ist das Interesse bei den VHNW- (92 Prozent) und den UHNW-Kunden (100 Prozent).

Hohe Nachfrage bei geringem Beratungsangebot

Gleichzeitig zeigt sich eine deutliche Lücke in der Beratung: Nur 13 Prozent der Befragten berichten, dass ihr Berater das Thema aktiv angesprochen hat. Hier verlieren viele Institute wertvolle Cross-Selling-Chancen und riskieren, dass Kunden sich an spezialisierte Anbieter wenden, die solche Produkte proaktiv in ihr Beratungsspektrum integrieren.

Bedürfnis nach mehr Informationen zu Alternative Investments
der Kunden, die bereits in alternative Anlagen investiert haben, möchten mehr über die Produkte und Anlageklasse erfahren. Dieses Potenzial ist bislang von Beratern zur Hälfte ungenutzt.

Für Wealth-Manager ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag: Alternative Investments müssen fester Bestandteil einer vorausschauenden Kundenansprache werden. Die Bandbreite reicht von Private Equity über Infrastrukturfonds bis hin zu digitalen Assets – alles Anlageklassen, die nicht nur Performancepotenzial bieten, sondern auch strategisch zur Kundenbindung beitragen können.


Produktvielfalt entscheidet – Standardangebote reichen nicht mehr aus
 

Die Studie zeigt deutlich: Vermögende Kunden erwarten mehr Vielfalt, Tiefe und Individualisierung bei der Produktauswahl. Während klassische Assetklassen nach wie vor ihre Berechtigung haben, steigt die Nachfrage nach ESG-Investments, digitalen Assets und spezialisierten Anlageprodukten rasant.
 

32 Prozent der Befragten in Deutschland planen, ihre Allokation in Alternative Investments zu erhöhen – bei VHNW-Kunden sind es sogar 44 Prozent. Gleichzeitig fühlen sich viele von ihrem Wealth-Manager nicht ausreichend über neue Produktmöglichkeiten informiert. Die Erwartungshaltung ist klar: Berater sollen Innovationspotenziale proaktiv ansprechen.

Für etablierte Anbieter bedeutet das: Der Zugang zu einer breiten Produktpalette wird zur Basisanforderung. Differenziert wird nicht mehr nur über das Was, sondern über das Wie – Relevanz, Zukunftsfähigkeit und die aktive Einbindung des Kunden sind entscheidend. Die Studienergebnisse machen deutlich, dass eine systematische Lücke zwischen Kundeninteresse und Berateransprache besteht – und dass diese Lücke zügig geschlossen werden muss, um Marktanteile zu sichern.

Services als neue Differenzierung: Finanzplanung, Steuern und Generationenberatung im Aufwind

Mit dem vereinfachten Zugang zu Investments allein lässt sich heute kein Wettbewerbsvorteil mehr erzielen. Die Differenzierung im Wealth-Management findet zunehmend über ergänzende Serviceleistungen statt – sowohl finanzieller als auch nichtfinanzieller Art.

Im Fokus stehen dabei die folgenden Themen:

  • Steuerberatung
  • Trust- und Nachlassplanung
  • Gesundheits- und Vorsorgeservices
  • Family Governance

Diese Leistungen entwickeln sich zu entscheidenden Hebeln für die Kundenwahrnehmung von Wert. Während Investmentberatung als Grundvoraussetzung gilt, entscheiden diese Services darüber, wie langfristig und intensiv Kunden einem Anbieter verbunden bleiben.

Die Studie identifiziert zusätzlich Basis-Finanzplanung, Managed Accounts und strukturierte Familien-Governance als Felder mit hohem Potenzial. Auffällig ist: Pläne, die schwer verständlich oder durch Markt- beziehungsweise Lebensereignisse obsolet geworden sind, werden als wenig hilfreich empfunden – und untergraben die Beratungsbeziehung.

Viele dieser Services sind noch nicht flächendeckend etabliert, was einen strategischen Vorteil für Anbieter bedeutet, die hier gezielt ausbauen. In einem Markt, in dem sich Produkte zunehmend angleichen, werden Qualität und Relevanz der begleitenden Dienstleistungen zum entscheidenden Faktor für langfristige Kundenbeziehungen.


Fazit

Unsere neueste Erhebung zeigt, dass Wealth-Manager und Privatbanken die folgenden Aspekte berücksichtigen müssen, um den aktuellen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen und die sich ergebenden Chancen zu nutzen:

  1. enge Begleitung der Kunden beim Vermögenstransfer und Entwicklung personalisierter Finanzstrategien zur Erfüllung individueller Bedürfnisse
  2. Nutzung von KI und digitalen Werkzeugen zur Effizienzsteigerung und Maximierung des Kundennutzens
  3. Etablierung transparenter Gebührenstrukturen zur Stärkung des Kundenvertrauens
  4. Schulung der Kunden zu alternativen Anlageklassen5. Bereitstellung umfassender Serviceangebote wie Vermögensplanung und Steuerberatung zur Differenzierung

Wenn Sie mehr über unsere Studie erfahren möchten oder Unterstützung bei der Umsetzung der neuesten Erkenntnisse in Ihrem Unternehmen benötigen, kontaktieren Sie uns gerne. Unser erfahrenes „Wealth & Private Banking“-Team steht Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung, um Ihnen weitere Einblicke zu gewähren und maßgeschneiderte Lösungen für Ihr Unternehmen auszugestalten.

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