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Wandel in unsicheren Zeiten: Wie deutsche Banken Risiken managen

Die EY-Kreditmarktstudie 2025 zeigt: Banken sehen zunehmend Risiken und sollten zugleich mutig in Zukunftstechnologien investieren.


Überblick:

  • Die EY-Kreditmarktstudie 2025 belegt: Steigende Kreditrisiken, schwache Konjunktur und unklare Zinsentwicklungen belasten die deutschen Banken.
  • Institute rechnen mit mehr Kreditausfällen, besonders gewerbliche Immobilien gelten weiter als problematisch.
  • Viele Banken vergeben neue Kredite strenger und reagieren auf notleidende bestehende Kredite mit Lockerungen bei den Konditionen.

Deutsche Banken vollführen einen Balanceakt zwischen Risiko und Aufbruch. Während gesunkene Zinsen auf Investitionen hoffen lassen, drücken geopolitische Auseinandersetzungen, die anhaltende Rezession und steigende Kreditrisiken auf die Stimmung. Die aktuelle EY-Kreditmarktstudie 2025 belegt: Die Geldhäuser müssen selektiver vorgehen als je zuvor, Risiken konsequent überwachen, Portfolios gezielt steuern und bei Bedarf schnell reagieren. Gleichzeitig müssen sie mit Investitionen in KI, Prozessautomatisierung und ESG-Integration beherzt die Weichen für künftiges Wachstum stellen. Bankmanager:innen verraten, was das für die Kreditpraxis bedeutet.

Die Mehrheit der befragten 120 Führungskräfte der Kreditwirtschaft blickt mit Sorge auf die kommenden zwölf Monate: 38 Prozent erwarten keine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, ebenso viele rechnen gar mit einem Rückgang. Wirklich Licht am Ende des Tunnels vermag nur eine Minderheit zu erkennen. Verantwortlich für die trüben Aussichten sind geopolitische Konflikte, hohe Energiekosten, Fachkräftemangel und eine schwache Exportnachfrage. Es wird nur zurückhaltend investiert, während die regulatorischen Anforderungen weiter steigen.

Kreditmarktstudie 2025

Deutsche Banken zwischen Unsicherheit, Risiken und Margendruck – wie die Institute damit umgehen und was künftiges Wachstum sichert

Kreditvergabe: leichter Optimismus, aber strengere Vergaberichtlinien

Trotz der angespannten Lage erwartet eine Mehrheit der Banken einen leichten Anstieg der Kreditvergabe. Gleichzeitig rechnen sie jedoch mit höheren Ausfallquoten und verschärfen daher ihre Vergaberichtlinien. Sorgenkinder bleiben die gewerblichen Immobilienfinanzierungen. Steigende Bau- und Finanzierungskosten führen hier zu sinkender Nachfrage und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Kreditverlusten – insbesondere bei Büro- und Einzelhandelsimmobilien. Auch Konsumkredite und Unternehmensdarlehen geraten zunehmend in den Fokus der Risikosteuerung.

Steigen oder fallen die Zinsen? Kein klarer Trend

Hinsichtlich der Zinsentwicklung gehen die Erwartungen auseinander: Ein Teil der Banken rechnet mit moderaten Rückgängen, andere erwarten einen Anstieg. Das spiegelt die Unsicherheit wider, die durch Inflationsdruck, steigende Staatsverschuldung und geldpolitische Weichenstellungen geschürt wird. Rund jede zweite Bank erwartet entsprechend eine leicht steigende, die übrigen eine gleich bleibende Nachfrage nach Krediten.

Kreditrisiken steigen – Fokus auf Forbearance-Maßnahmen

Mehr als die Hälfte der Institute rechnet mit einem Anstieg notleidender Kredite (Non-Performing Loans, kurz NPLs). Besonders betroffen sind gewerbliche Immobilien, Konsumkredite und Unternehmensfinanzierungen. Um Zahlungsausfälle zu vermeiden, setzen Banken verstärkt auf flexible Forbearance-Maßnahmen wie Laufzeitverlängerungen, Anpassungen von Zins- und Tilgungsmodalitäten oder befristete Stundungen. Mitunter werden Ausfälle dadurch nur verzögert. Denn ohne eine bessere wirtschaftliche Lage der Kreditnehmenden bieten die Maßnahmen zwar kurzfristig Entlastung, lösen aber die zugrunde liegenden Probleme nicht.

Wirtschaftswachstum
der Bankmanager erwarten keine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, ebenso viele rechnen gar mit einem Rückgang.

Refinanzierung und Rentabilität: stabile Basis, aber Margendruck

Die Refinanzierungsmöglichkeiten schätzen die meisten Banken stabil ein. Einlagen, Interbankengeschäfte und EZB-Refinanzierungen bieten ein verlässliches Fundament. Bei der Rentabilität erwartet knapp die Hälfte der Institute eine stabile Entwicklung, ein Drittel rechnet sogar mit besseren Geschäften. Gestiegene Finanzierungskosten und erhöhte Risikovorsorge drücken jedoch auf die Margen.
 

Digitalisierung und Nachhaltigkeit als strategische Imperative

Die digitale Transformation und die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) gewinnen weiter an Bedeutung. Für effizientere Abläufe und um dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen, investieren viele Banken in Automatisierung und KI-basierte Lösungen. Gleichzeitig bleibt die Umsetzung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) eine zentrale Herausforderung. Der Aufwand für die Integration nachhaltiger Standards ist hoch, doch die strategische Bedeutung ist allen klar.
 

Vorsicht und Wandel prägen den Kreditmarkt

Der deutsche Kreditmarkt bleibt von Unsicherheit geprägt. Besonders die gewerblichen Immobilienfinanzierungen gelten als neuralgischer Punkt, aber auch Konsum- und Unternehmensdarlehen rücken stärker in den Fokus der Risikosteuerung. Dennoch bieten Digitalisierung, KI und Nachhaltigkeit Chancen, die Weichen für künftiges Wachstum zu stellen. Entscheidend wird es sein, Risiken konsequent zu überwachen, Portfolios gezielt zu steuern und die Transformation entschlossen voranzutreiben.


Fazit

Die EY-Kreditmarktstudie 2025 zeigt: Deutschlands Banken blicken in ein Jahr voller Unsicherheiten. Steigende Kreditrisiken, eine schwache Konjunktur und unsichere Zinsentwicklungen belasten die Institute. Besonders gewerbliche Immobilien gelten weiter als problematisch, doch auch Konsum- und Unternehmenskredite werden inzwischen stärker beobachtet. Viele Banken reagieren mit strengeren Vergaberichtlinien für Kredite und mehr Forbearance-Maßnahmen. Trotz stabiler Refinanzierung stehen die Institute unter Margendruck. Gleichzeitig investieren sie verstärkt in KI, Automatisierung und ESG, um effizienter zu werden und Wachstumsperspektiven zu sichern.

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