Ein Mann und eine Frau sitzen auf einem Tischstuhl und besprechen den Fortschritt.

Wie KI die Wertschöpfung in Private Equity nachhaltig verändert

Private Equity vor der nächsten Evolutionsstufe: Künstliche Intelligenz transformiert Investments, Portfolios und Geschäftsmodelle.


Überblick:

  • KI als neuer Werthebel im Private-Equity-Bereich: Neben Financial Engineering und operativer Exzellenz etabliert sich KI als dritte Säule der Wertsteigerung.
  • Von Deal Sourcing und Due Diligence bis hin zu Fundraising und Exit-Prozessen steigert KI Geschwindigkeit, Präzision und Wettbewerbsfähigkeit.
  • Generative KI, LLMs und datengetriebene Analysen eröffnen neue Erlösmodelle, verändern Wertschöpfungsketten und werden zum strategischen Wettbewerbsfaktor.

Private Equity (PE) steht an der Schwelle zu einem grundlegenden Wandel. Bisher dominierten zwei Werthebel: Die geschickte Kapitalstrukturierung durch Financial Engineering und operative Exzellenz, die Steigerung von Effizienz und Wachstum in Portfoliounternehmen, um den Wert der Private-Equity-Firma durch höhere EBITDA-Margen und verbesserte Markt-Multiples zu optimieren. Heute tritt Künstliche Intelligenz (KI) als eigenständiger dritter Werthebel hinzu. Sie ist mehr als ein Werkzeug der operativen Exzellenz, da sie datenbasierte Echtzeit-Analysen und autonome Entscheidungen ermöglicht und so Geschäftsmodelle grundlegend verändert. Laut einer aktuellen EY-Studie erwarten 84 Prozent der PE-Fonds, dass KI einen erheblichen bis transformativen Einfluss auf ihr Geschäft haben wird. KI ist damit nicht nur Bestandteil, sondern die nächste Evolutionsstufe der Wertsteigerung – mit dem Potenzial, die Branche nachhaltig zu transformieren. 

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Diese Entwicklung ist kein Zufall. Der rasante Fortschritt in der KI-Forschung, vor allem bei generativer KI (GenAI) und großen Sprachmodellen (Large Language Models, LLMs), hat die Möglichkeiten für Datenanalyse, Automatisierung und Entscheidungsfindung revolutioniert. Gleichzeitig wirken eine Reihe makroökonomischer und branchenspezifischer Faktoren auf die PE-Branche: Zum einen wächst der Margendruck in Kernindustrien, begleitet von steigenden Erwartungen der Limited Partners (LPs). Zum anderen steigt die Datenverfügbarkeit, die es ermöglicht, Investments schneller und qualitativ besser zu beurteilen – einhergehend mit Rekordvolumina an investierbarem Kapital (Dry Powder).

Einflussfaktor
der PE-Fonds erwarten laut einer aktuellen EY-Studie, dass KI einen erheblichen bis transformativen Einfluss auf ihr Geschäft haben wird.

Dieser Artikel beleuchtet, wie PE-Firmen diese doppelte Herausforderung adressieren: Einerseits optimieren sie ihre internen Abläufe und den Deal-Prozess durch KI-getriebene Technologien. Andererseits transformieren sie ihre Portfoliounternehmen umfassend, indem sie KI-basierte Lösungen in verschiedensten Bereichen einsetzen – von der Finanzfunktion über operative Prozesse bis hin zu Vertrieb und Marketing – und so auf die disruptiven Veränderungen reagieren, die KI in Geschäftsmodellen verursacht. Dabei wird deutlich, dass KI weit mehr als ein reines Technologie-Tool ist – sie stellt eine strategische Kraft dar, die alle Phasen vom Deal Sourcing über die Investitionsentscheidung bis zum Exit maßgeblich beeinflusst.

Im Folgenden werden wir die Rolle von KI in drei zentralen Bereichen analysieren:

  1. Fortschritt, Relevanz und Timing: LLMs und GenAI ermöglichen General Partners (GPs) schnellere Analysen, bessere Prognosen und effizientere Prozesse – und werden durch Margendruck, Datenflut, LP-Erwartungen und Rekordniveaus an Dry Powder zum strategischen Imperativ.
  2. Von Backoffice bis Exit: KI steigert Geschwindigkeit, Präzision und Wirkung im gesamten Deal-Prozess und verschafft GPs messbare Vorteile im Wettbewerb um Kapital und Deals.
  3. Wachstum und Disruption im Portfolio: KI optimiert Funktionen wie Finance, HR und Supply Chain und eröffnet Portfoliounternehmen völlig neue Erlös- und Skalierungsmöglichkeiten.

Fortschritte in der KI und ihre Relevanz für Private Equity

Die jüngsten Durchbrüche im Bereich KI basieren maßgeblich auf der Entwicklung von großen LLMs sowie von GenAI. Modelle wie GPT-4 von OpenAI oder Googles PaLM sind in der Lage, Aufgaben in natürlicher Sprache zu verstehen und zu generieren, von Texten über Programmcode bis hin zu komplexen Datenanalysen. Die Möglichkeiten reichen von der automatisierten Dokumentenerstellung und der Analyse von Vertragswerken bis hin zur Generierung strategischer Szenarien. Etwa zwei Drittel unserer PE-Kunden haben 2024 mindestens eine KI-Initiative im Portfolio umgesetzt.

Für GPs eröffnet dies zahlreiche konkrete Vorteile. Zum einen ermöglicht KI eine erweiterte Datenanalyse: Sie kann immense Datenmengen aus verschiedenen Quellen wie Finanzberichten, Medien, Marktdaten und internen Systemen in Echtzeit auswerten, und so fundiertere und schnellere Investmententscheidungen ermöglichen.

Ein Beispiel hierfür ist EQT, das seit 2018 mit seiner internen Plattform Motherbrain automatisiert und im Zusammenspiel von KI und menschlicher Expertise öffentliche Datenquellen analysiert, um potenzielle Targets zu identifizieren.1 Auch Blackstone nutzt seit spätestens 2021 KI erfolgreich im Deal Sourcing: Eine interne KI-Plattform unterstützt die Pipeline Screenings und reduziert dabei die Bearbeitungszeit erheblich.

Zum anderen werden repetitive Aufgaben automatisiert, wodurch Standardprozesse in der Due Diligence, im Reporting oder im LP-Management effizienter gestaltet werden können. Die KI verbessert außerdem die Prognosefähigkeit, indem sie nicht nur historische Daten, sondern auch externe Einflussfaktoren wie makroökonomische Trends und Wettbewerbsentwicklungen berücksichtigt. Darüber hinaus ermöglicht KI eine personalisierte Kommunikation, indem sie LPs, Management-Teams und weitere Stakeholder mit maßgeschneiderten Inhalten zielgerichtet anspricht.


Für GPs eröffnet KI zahlreiche konkrete Vorteile. So kann sie immense Datenmengen aus verschiedenen Quellen in Echtzeit auswerten und so fundiertere und schnellere Investmententscheidungen ermöglichen. 


Generative KI (GenAI) in PE – Chancen und Anwendungen

Mit dem offiziellen Launch von GPT-5 am 7. August 2025 steht die nächste Generation großer Sprachmodelle zur Verfügung. Gegenüber GPT-4 bietet sie eine verbesserte Verarbeitung größerer und komplexerer Kontexte sowie erweiterte Möglichkeiten für mehrstufige Analysen – ein Vorteil für PE-Anwendungen wie automatisierte Screenings, Analysen oder Szenarioplanungen. Die Geschwindigkeit, mit der solche technologischen Fortschritte erfolgen, ist schwer vorhersehbar und setzt voraus, dass GPs technologische Entwicklungen kontinuierlich verfolgen, um Effizienz- und Wertsteigerungspotenziale frühzeitig zu nutzen. Angesichts eines wachsenden Wettbewerbs, steigender Investorenerwartungen und einer exponentiell zunehmenden Datenmenge wird der gezielte Einsatz solcher Technologien zu einem entscheidenden Faktor für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

Makroökonomische Rahmenbedingungen: Warum gerade jetzt?

Strukturelle Trends treiben den KI-Einsatz im PE-Bereich voran:

  • Margen- und Wettbewerbsdruck: GPs sehen sich in einem wirtschaftlich angespannten Umfeld zunehmend Margendruck ausgesetzt – bedingt durch steigende Zinsen, volatile Märkte und hohe Bewertungserwartungen. 2024 erwarteten zwei von drei GPs, dass die Operational Value Creation in den kommenden fünf Jahren wichtiger für die Wertsteigerung wird als Financial Engineering. Die meisten dieser GPs erwarten zudem, dass KI-gestützte Automatisierung und Prozessbeschleunigung insgesamt den Ressourcenbedarf reduzieren, was laut unseren Erfahrungen mittelfristig eine Margensteigerung von über zehn Prozent bei steigendem Umsatz ermöglicht – und so die Bewertung des Zielunternehmens stärkt.
  • Verfügbarkeit großer Datenmengen: ERP-Systeme, CRM-Daten, digitale Plattformen und öffentlich zugängliche Datenbanken schaffen eine nie dagewesene Datenbasis. Ohne KI wäre die Auswertung dieser Datenmengen ineffizient oder schlicht unmöglich. 2024 nutzte nur noch jeder zehnte unserer PE-Kunden keine Datenanalytik und KI für Due Diligence und Zielgruppenerkennung. Etwa ein Drittel sieht Data Analytics sogar als den wichtigsten Bereich für digitale Investitionen.
  • Steigende LP-Erwartungen: Der Druck auf GPs, sich technologisch weiterzuentwickeln, steigt. Transparenz, Geschwindigkeit im Reporting und der Nachweis digitaler Kompetenz sind heute zentrale Anforderungen im Fundraising und in der laufenden Investorenkommunikation. Rund drei Viertel aller GPs planen deshalb Investitionen in die digitale Transformation – sei es zur Modernisierung der eigenen Organisation oder zur operativen Weiterentwicklung ihrer Beteiligungen. Besonders Reporting und ESG-Themen stehen im Fokus: Nahezu die Hälfte unserer PE-Kunden nennt gestiegene ESG-Anforderungen als zentralen Aspekt im Dialog mit ihren LPs. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, setzen führende GPs zunehmend auf KI-basierte Tools – Anbieter wie Chronograph ermöglichen mit Realtime-Dashboards und automatisierter Analyse datengetriebenes, effizienteres LP-Reporting.
  • Buyout Dry Powder auf Rekordniveau: Nach Angaben von Preqin erreichte das globale Buyout Dry Powder im Jahr 2024 den historischen Höchststand von rund 1,2 Billionen USD. Diese enormen Kapitalreserven erzeugen erheblichen Investitionsdruck auf PE-Firmen, sodass schnelle und präzise Entscheidungen unerlässlich sind, um attraktive Chancen zu nutzen. KI-gestützte Bewertungstools unterstützen diesen Prozess effektiv.

Die Kombination aus strukturellen Branchentrends, steigendem Wettbewerbsdruck und wachsender Datenverfügbarkeit erhöht die Notwendigkeit im PE-Bereich, neue Wertsteigerungshebel zu erschließen. Die technologische Demokratisierung von KI – also der heute deutlich einfachere, kostengünstigere und flexiblere Zugang zu KI-Lösungen – ermöglicht es GPs, transformative Technologien systematisch und in der Breite einzusetzen. Damit wird KI zum entscheidenden Faktor, um in einem zunehmend datengesteuerten Umfeld Wettbewerbsvorteile zu sichern und nachhaltige Wertschöpfung zu realisieren.


Die technologische Demokratisierung von KI ermöglicht es GPs, transformative Technologien systematisch und in der Breite einzusetzen. KI wird zum entscheidenden Faktor, um in einem zunehmend datengesteuerten Umfeld Wettbewerbsvorteile zu sichern und nachhaltige Wertschöpfung zu realisieren.


KI im Private-Equity-Kontext: Einordnung und Beobachtungen aus der Praxis

Die zunehmende Integration von KI in die Organisationen von GPs stellt eine der bedeutendsten Transformationen innerhalb der Branche dar. Durch die Anwendung von KI-Technologien in internen Prozessen können GPs ihre operative Effizienz und Effektivität substanziell steigern. Im Folgenden erläutern wir den Einsatz von KI, den wir im Markt und bei unseren Kunden beobachten.

KI als Enabler: Potenziale und Handlungsfelder in der GP-Organisation

KI gewinnt für GPs zunehmend an Bedeutung, da sie dazu beiträgt, Geschäftsprozesse effizienter und effektiver zu gestalten. Dabei steht nicht die technische Innovation im Vordergrund, sondern der pragmatische Einsatz von KI als Werkzeug zur Optimierung bestehender Abläufe. KI automatisiert manuelle Tätigkeiten wie Datenverarbeitung, Reportanalyse oder Dokumentenerstellung und ermöglicht so signifikante Effizienzsteigerungen. Darüber hinaus unterstützt KI die datenbasierte Entscheidungsfindung durch die Analyse großer Datenmengen und die Bereitstellung relevanter Erkenntnisse in Echtzeit. Die Implementierung von KI erfolgt dabei schrittweise und baut auf bestehenden Prozessen auf, um diese gezielt zu verbessern. Ziel ist es, pragmatische Lösungen zu etablieren, die kurzfristig Mehrwert schaffen und langfristig flexibel an neue Anforderungen angepasst werden können. Im folgenden Abschnitt werden die zentralen Anwendungsbereiche von KI bei GPs detailliert dargestellt und durch praxisnahe Beispiele ergänzt.

Marktbeispiele für KI-Nutzung in PE-Firmen

KI verändert zentrale GP-Aufgaben grundlegend. Von der effizienten Betreuung bestehender LPs über präzisere Fundraising-Prognosen bis hin zu Reporting, Talentgewinnung und Due Diligence – intelligente Anwendungen steigern Geschwindigkeit, Genauigkeit und strategische Schlagkraft im Private-Equity-Alltag spürbar.

Das Management bestehender LPs gehört zu den Kernaufgaben von GPs. KI analysiert Präferenzen, Informationsbedarfe und Kommunikationshistorien und steuert so die Interaktion gezielt. Sie automatisiert und personalisiert Berichterstattung, Quarterly Reporting, Update Calls, Kommunikationsschreiben und Announcements. Ardian nutzt hierfür ein eigenes KI-basiertes Tool, das individualisierte Statusberichte erstellt, Fragen zur Portfolioentwicklung automatisiert beantwortet und den Dialog mit LPs deutlich effizienter und konsistenter gestaltet.2


Ob präzisere Fundraising-Prognosen oder Reporting, Talentgewinnung und Due Diligence – KI-basierte intelligente Anwendungen verändern zentrale Aufgaben im Private-Equity-Alltag grundlegend.


Im Fundraising-Kontext setzen GPs zunehmend auf KI-gestützte Prognosemodelle, um die Effizienz und Planungssicherheit zu erhöhen. Machine-Learning-Modelle (ML-Modelle) analysieren historische Fundraising-Daten, Marktindikatoren und Investorenverhalten, um die Wahrscheinlichkeit von Kapitalzusagen zu prognostizieren. Dies ermöglicht eine gezieltere Ressourcenallokation und fundierte Szenarioanalysen. Ein Beispiel liefert Blackstone: Seit spätestens 2021 setzt das Unternehmen ML-Modelle zur Simulation von Fundraising-Quoten und zur Berechnung von Commitment Probabilities ein.3 So lassen sich Prozesse im Fundraising strategisch besser steuern und auf erwartbare Entwicklungen ausrichten.

Die Finanzabteilungen von GPs stehen unter hohem Druck, präzise und zeitnahe Berichte für Investoren und Aufsichtsgremien zu liefern. KI erleichtert diese Aufgabe erheblich. So nutzt EQT seit 2022 ein KI-basiertes Cashflow-Prognosemodell für das Liquiditätsmanagement. Dynamische KPI-Dashboards ermöglichen in Echtzeit die Darstellung wichtiger Kennzahlen wie IRR, Multiple, EBITDA-Entwicklung oder Bewertungsveränderungen. Ein nordamerikanischer Mid-Cap-Fonds konnte durch solche KI-Dashboards die Reporting-Zeit von vier Personentagen auf unter eine Stunde senken. Zudem kommen generative KI-Tools wie GPT-4 zum Einsatz, um standardisierte und individuelle Berichte mit kommentierenden Analysen automatisch zu erstellen. C Partners nutzt beispielsweise die Plattform iLEVEL zur teilautomatisierten Erstellung von Portfolio-Reviews und Dashboard-Berichten.

Der Zugang zu erfahrenen Management-Talenten bleibt entscheidend für den Erfolg von Portfoliounternehmen. KI schafft hier echten Mehrwert: Sie ermöglicht ein zielgerichtetes Matching von Talenten auf die Anforderungen der Beteiligungen. Für andere HR-Themen wie die Bewertung von Teamdynamiken, die Erkennung von Entwicklungspotenzial und die Ableitung gezielter Maßnahmen kommen KI-basierte Anwendungen zum Einsatz. Anbieter wie CultureAmp bieten automatisierte Feedback-Auswertungen zur objektiven Beurteilung der Teamleistung in Unternehmen an. Darüber hinaus profitieren PEs bei Onboarding-Prozessen und im Bereich Wissensmanagement von KI-Anwendungen: LLM-basierte Assistenten unterstützen beispielsweise New Hires mit kontextrelevanten Informationen und automatisieren Standard- und Routineanfragen.


Bei der Rekrutierung von erfahrenen Management-Talenten schafft KI für Portfoliounternehmen einen echten Mehrwert: Die Technologie ermöglicht ein zielgerichtetes Matching von Talenten auf die Anforderungen der Beteiligungen. 


Die Nutzung von LLMs als interne Thought Partner entwickelt sich im PE-Umfeld schnell zum Standard. Diese Technologien automatisieren die Erstellung von Deal-relevanten Dokumenten wie Verträgen, Investmentmemoranden oder Due-Diligence-Fragelisten und passen diese individuell an die spezifischen Anforderungen jedes Deals an.
 

Auch EY nutzt KI und insbesondere LLMs aktiv, um Due-Diligence-Prozesse effizienter und präziser zu gestalten. Dabei kommen KI-gestützte Tools zur automatisierten Sichtung und Analyse großer Dokumentenmengen zum Einsatz. So unterstützt EY PE-Firmen dabei, Risiken schneller zu identifizieren und fundierte Entscheidungen zu treffen – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil in einem zunehmend datengetriebenen Markt.
 

KI entlang des Transaktionsprozesses

KI ist im Investmentprozess inzwischen ein zentraler Werttreiber und somit für PE-Gesellschaften in sämtlichen Phasen des Deal Lifecycles unverzichtbar:

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Damit reicht der Einsatz von KI im PE-Sektor weit über Prozessautomatisierung hinaus. Entscheidend bleibt, wie gezielt KI-Lösungen integriert und weiterentwickelt werden. Nur so lassen sich nachhaltige Effizienz, bessere Investitionsentscheidungen und eine starke Positionierung gegenüber LPs erzielen. Ohne klare strategische Verankerung bleibt jedoch viel Potenzial unausgeschöpft – der Wettbewerbsvorteil entsteht erst durch das Zusammenspiel von Technologie, Organisation und Kompetenz.

KI in Portfoliounternehmen: Transformation zentraler Funktionen und Geschäftsmodelle

KI entfaltet in Portfoliounternehmen zunehmend strategische Wirkung. GPs sollten systematisch Potenziale identifizieren und in zentralen Funktionen einsetzen:

  • Finance: Automatisierte Analysen verbessern Planung und Reporting
  • HR: KI-gestützte Tools beschleunigen Recruiting und Matching
  • Einkauf und Supply Chain: Datenbasierte Modelle steigern Effizienz und Transparenz
  • Legal und Compliance: Contract Analytics automatisieren Routineaufgaben
  • Customer Support: KI senkt Kosten durch intelligente Automatisierung
  • IT: Harmonisierung und Cybersecurity durch KI-Lösungen

Vorreiter wie Vista Equity setzen auf bereichsübergreifende KI-Systeme – ein Modell, das zunehmend zum Standard wird.

Geschäftsmodell-Disruption: KI verändert Wertschöpfung

KI stellt nicht nur Prozesse, sondern ganze Geschäftsmodelle infrage. Disruptionen erfolgen entlang dreier Dimensionen:

  1. Produktlogik: KI ersetzt kreative und manuelle Leistungen – zum Beispiel die Vertragsprüfung durch Legal Tech
  2. Erlösmodelle: Plattform- und Abo-Modelle verdrängen klassische Content-Angebote
  3. Wertschöpfungskette: KI automatisiert kognitive Arbeit – zum Beispiel voll digitale Versicherungsprozesse

Neue KI-native Wettbewerber agieren mit Plattformlogik, niedrigen Grenzkosten und hoher Skalierbarkeit. Klassische Marktanalysen reichen nicht mehr – GPs benötigen Adjacency Scans, Open Source Monitoring und Tech Radars.

Strategische Leitfragen für Portfoliounternehmen:

  a)  Welche wertstiftenden Prozesse sind durch KI unterstütz- oder substituierbar?
  b)  Wo entsteht neue Zahlungsbereitschaft?
  c)  Welche Rolle spielt mein Unternehmen in der KI-Wertschöpfungskette?
  d)  Welche Angebote lassen sich durch KI skalieren?
  e)  Wie sieht mein defensives Szenario aus?

Risiken, Gefahren und Herausforderungen durch KI – und wie GPs ihnen begegnen können

Die Integration von KI in PE bringt nicht nur Effizienzgewinne, sondern auch komplexe Risiken mit sich – von algorithmischen Verzerrungen und mangelnder Transparenz über Wissensverlust bis hin zu Datenschutz- und Systemrisiken. GPs begegnen diesen Herausforderungen durch vielfältige Datenquellen, erklärbare KI, gezielte Weiterbildung, robuste Sicherheitsmaßnahmen und klare Governance-Strukturen.

Fazit

KI ist längst ein strategischer Pfeiler im Private-Equity-Bereich geworden. Unternehmen, die sie nicht nur als Tool, sondern als integralen Bestandteil ihres Geschäftsmodells verstehen, können Chancen frühzeitig erkennen, Risiken aktiv steuern und nachhaltige Wettbewerbsvorteile sichern. Um Wert zu schaffen, gilt es die Technologie zu beherrschen.


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