Keine ungewöhnliche Situation in einer reifen Branche: Der Markt ist durchdrungen, die Kunden greifen nur gelegentlich zu Ersatzinvestitionen, das Wachstum ist begrenzt oder stagniert gar. Den Anbietern bleibt meist keine Wahl, als nach Auswegen zu suchen. Und oft greifen sie dabei auf Diversifizierung zurück. Leichter gesagt als getan, denn die Portfolio-Erweiterung muss passen – zum Produkt, zur Marke, zur Kundschaft.
Der Schweizer Telefonanbieter Swisscom steckt mitten in diesem Schritt. Er hat sein Angebot an Festnetzanschlüssen, Mobilfunkverträgen, Internetangeboten und TV-Verträgen jüngst deutlich ausgeweitet: auf Versicherungen. Für Swisscom-Kunden bedeutet das, dass sie für eine ganze Reihe von Policen nicht mehr den Versicherungsmakler bemühen müssen. Abschlüsse sind direkt über das Mobiltelefon möglich. Per Swisscom-App lassen sich Verträge auswählen, Prämien berechnen und bei Interesse Abschlüsse direkt vertraglich festmachen. Das Telekommunikationsangebot wird zur digitalen Versicherungsplattform erweitert.
Auf der Suche nach Wachstumschancen
Im traditionellen Geschäft steht Swisscom vor einem Dilemma, das auch viele andere Anbieter der Branche betrifft. Im Heimatmarkt Schweiz ist das Unternehmen mit einigem Abstand Marktführer, mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent. Die Wachstumschancen sind begrenzt, auch andere europäische Märkte gelten als gesättigt. Verbraucher fühlen sich bei der Kommunikation gut versorgt, sie sehen wenig Anlass, zusätzliche Verträge abzuschließen.
Die „Global Telecommunications CXO“-Studie 2024 von EY-Parthenon prognostiziert für die kommenden drei Jahre Wachstumsraten von 2 bis 3 Prozent in Europa. Die Schweiz gilt in Sachen Wachstum als besonders herausfordernd, der Markt bewegt sich seit zehn Jahren seitwärts. Derweil buhlt eine Reihe junger Anbieter aggressiv um Kunden.