Pressemitteilung

7 April 2024 Eschborn/Frankfurt (Main), DE

Gewinn europäischer Großbanken steigt auf 10-Jahres-Hoch von knapp 100 Mrd. Euro

Frankfurt, 07.04.2024. Sowohl in den USA als auch in Europa erreichten vier der jeweils zehn analysierten Institute ein Ergebnis von mehr als zehn Milliarden Euro.

  • Zehn größten europäischen Banken verzeichneten Gewinnwachstum von 29 Prozent im Jahr 2023, US-Großbanken erreichten nur 4 Prozent
  • US-Banken weiterhin deutlich vor europäischen Wettbewerbern beim Gesamtgewinn
  • Kumulierte Bilanzsumme steigt in Europa und sinkt in den USA im abgelaufenen Jahr

Im Jahr 2023 konnten sowohl die US-Großbanken als auch Europas Top-Institute weiter steigende Nettogewinne verbuchen: Der Nettogewinn der europäischen Top-Banken erreichte 2023 mit fast 100 Milliarden Euro den mit Abstand höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre; er übertraf den Vorjahreswert um immerhin 29 Prozent. Die zehn größten US-amerikanischen Banken erzielten einen kumulierten Nettogewinn von rund 146 Milliarden Euro, ein Plus von rund vier Prozent im Jahresvergleich und der zweithöchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Noch höher hatte er mit rund 184 Milliarden Euro nur 2021 gelegen. In allen Jahren der letzten Dekade übertraf der Nettogewinn der amerikanischen Top 10 den der europäischen Top Banken.

Bei der Profitabilität (Return-on-Equity, RoE) konnten die europäischen Großbanken zum ersten Mal gleichziehen. Während die Eigenkapitalrentabilität der amerikanischen Banken im Jahr 2023 unverändert bei 11 Prozent lag, konnten die europäischen Banken diese Quote 2023 erneut auf 10,9 Prozent steigern; das sind 1,8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Damit erreichte der RoE der europäischen Top-Institute den mit Abstand höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre.

Eine Angleichung ist im Jahr 2023 auch bei den Konzernergebnissen zu beobachten. Sowohl in den USA als auch in Europa erreichten vier der jeweils zehn untersuchten Geldinstitute ein Konzernergebnis von mehr als zehn Milliarden Euro. Absoluter Spitzenreiter in den USA war JPMorgan Chase mit knapp 45 Mrd. Euro; in Europa lag die UBS mit etwa 26,3 Mrd. Euro vorn. Das sind die Ergebnisse einer EY-Analyse der Bilanzen der jeweils nach Bilanzsumme zehn größten Banken in den Vereinigten Staaten und Europa.

„Die europäischen Großbanken haben bei einigen Schlüssel-Kennzahlen deutlich aufgeholt im Vergleich zu ihren US-Peers“, resümiert Ralf Eckert, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY. „Sie konnten vom deutlichen Anstieg und der Normalisierung der Zinsen überdurchschnittlich profitieren und ihren Gewinn deutlich stärker erhöhen als amerikanische Institute.“

Auch die US-Banken verzeichneten zwar steigende Zinseinnahmen; bei ihnen spielt aber das Geschäft mit IPOs sowie Übernahmen und Fusionen eine deutlich größere Rolle als bei ihren europäischen Wettbewerbern. Dementsprechend haben sie stärker als die europäischen Banken unter dem Einbruch bei Börsengängen und dem rückläufigen M&A-Geschäft gelitten, so Gunther Tillmann, Partner und Leiter Banking & Capital Markets bei EY. Er betont aber: „Insgesamt sind die großen US-Banken immer noch marktführend beim absoluten Gewinn wie die kumulierten Zahlen von 146 Mrd. (USA) vs. 100 Mrd. Euro (Europa) belegen. Gleiches gilt beim Blick auf die Marktkapitalisierung, hier kommen die zehn größten US-Banken immer noch auf einen drei Mal höheren Wert als die zehn europäischen Institute.“

Uneinheitliche Gewinnentwicklung

 

„Banken auf beiden Seiten des Atlantiks haben 2023 trotz einiger Herausforderungen gut gemeistert“, bilanziert Ralf Eckert. „Zwar verzerrt der starke Anstieg des UBS-Gewinns die Zahlen in Europa, aber auch ohne diesen Sondereffekt haben Europas Banken sich in einem volatilen Marktumfeld achtbar geschlagen.“

Generell haben positive Marktentwicklungen wie der Zinsanstieg oder die Erholung der (US-)Wirtschaft die negativen Effekte – beispielsweise steigende Risikovorsorge, Zahlungsausfälle – ausgeglichen.

„Besonders die Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Resilienz haben die Banken 2023 in hohem Maße beschäftigt“, so Tillmann. „Der Einsatz neuer Technologien, das Zusammenspiel von Inflation und Zins, die geopolitische Lage sowie die Entwicklung der Risiken werden auch in diesem Jahr weiterhin im Fokus stehen.“

Herausforderungen 2024

Die Herausforderungen für die Bankenbranche bleiben auch 2024 vergleichbar mit dem abgelaufenen Jahr. „Die konjunkturelle Entwicklung sieht in den USA deutlich besser aus als in Europa, was der Gewinnentwicklung der US-Banken einen weiteren Schub verleihen dürfte“, konstatiert Eckert. „In Europa hingegen wirkt die Konjunkturerwartung eher als Bremse, das Marktumfeld wird hier volatil bleiben.“

„Gleichzeitig müssen Banken auf beiden Seiten des Atlantiks damit rechnen, dass die Zinserträge perspektivisch zurückgehen werden, denn sowohl die Fed als auch die EZB haben Zinssenkungen in Aussicht gestellt,“ ergänzt Tillmann.

In den Bereichen Compliance und regulatorische Vorgaben bleibe weiterhin der Handlungsbedarf hoch, so Tillmann: „Anpassungen in der Kostenstruktur sind eine notwendige Pflichtübung. Besonders mit Blick auf Cloud- und KI-Nutzung ist derzeit jede Bank in der Analyse, ob und wo diese Technologien Potenzial haben. Einsparungen von Kosten spielen dabei ebenso eine Rolle wie der mögliche Beitrag, neue Erlöse zu generieren; wir sehen, dass die Banken sich sehr intensiv damit beschäftigen.“

Q1 2024: Börsenwerte steigen in den USA stärker als in Europa

Seit Jahresbeginn bis Mitte März 2024 konnten die US-Banken ihre europäischen Peers deutlich abhängen. Während letztere nur um zwei Prozent auf insgesamt 560 Milliarden Euro zulegen konnten, wuchs der Börsenwert der US-Banken im gleichen Zeitraum um acht Prozent auf 1,43 Billionen Euro. Der Abstand in der Marktkapitalisierung ist damit nochmal größer geworden.

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