- 26 Prozent der Befragten einer aktuellen EY-Studie sondieren den Arbeitsmarkt nach Angeboten
- Bei den jungen Angestellten zwischen 21 und 35 Jahren ist der Anteil mit 41 Prozent am höchsten
- In der Automobilbranche ist mehr als ein Drittel (35 Prozent) auf der Suche, im Finanzsektor nur jede Neunte
- Etwas mehr als ein Drittel (35 Prozent) schätzt den eigenen Arbeitsplatz aktuell als „sehr sicher“ ein – 2017 waren es noch 53 Prozent
Wechselbereitschaft auf Rekordhoch: Derzeit sucht mehr als jede und jeder Vierte (26 Prozent) aktiv oder gelegentlich nach einer neuen Stelle. Bei den jungen Angestellten zwischen 18 und 35 Jahren, den sogenannten Millennials, ist der Anteil mit 39 Prozent am höchsten. Der Blick auf die Branchen zeigt: Beschäftigte des Automobilsektors (35 Prozent) zeigen überdurchschnittliches Interesse an Alternativen zu ihrem aktuellen Arbeitgeber. Ähnlich hoch ist der Anteil der Wechselwilligen in den Bereichen Telekommunikation und IT (33 Prozent) sowie Maschinen- und Anlagenbau (32 Prozent). Im Gegensatz dazu sondieren Angestellte aus dem Bereich Banken und Versicherungswesen (11 Prozent) sowie aus der Konsumgüterindustrie (15 Prozent) deutlich seltener den Arbeitsmarkt. Insgesamt geben 33 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an, interessiert zu sein, wenn sich eine Jobalternative ergäbe. Nur etwas mehr als vier von zehn Befragten (41 Prozent) erklären, sich nicht mit einem neuen Job zu beschäftigen. Zum Vergleich: Vor der Corona-Pandemie 2019 waren es noch fast zwei Drittel der Angestellten (64 Prozent), 2017 sogar mehr als vier von fünf Beschäftigten (82 Prozent), für die ein Jobwechsel gar kein Thema war.
Die Gründe für die Wechselwilligkeit? Mehr als ein Drittel (35 Prozent) gibt an, wegen zu niedriger Bezahlung schon einmal den Arbeitgeber gewechselt zu haben, aus Unzufriedenheit mit dem Führungsverhalten ihrer Vorgesetzten haben fast drei von zehn Befragten (28 Prozent) schon einmal dem Arbeitgeber den Rücken gekehrt. Weitere Gründe sind eine schlechte Unternehmenskultur (23 Prozent), eine interessante Position bei einer anderen Firma (22 Prozent) oder private Gründe (20 Prozent). Die jüngste Generation im Arbeitsmarkt zwischen 18 und 35 Jahren (44 Prozent) wechselt dabei deutlich häufiger wegen eines als zu niedrig empfundenen Gehaltes, als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen (31 Prozent). Gleichzeitig kündigen Angestellte im Alter zwischen 18 und 35 Jahren (28 Prozent) im Vergleich zu Kolleginnen und Kollegen älterer Generationen (20 Prozent) häufiger, wenn die Unternehmenskultur nicht positiv ist. Das sind Ergebnisse der alle zwei Jahre durchgeführten EY-Jobstudie, für die 1.555 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland repräsentativ befragt wurden.
Jan-Rainer Hinz, Mitglied der Geschäftsführung, Leiter Personal und Unternehmenskultur bei EY: „In den vergangenen Jahren ist die Wechselwilligkeit der Angestellten stetig gestiegen und scheint sich aktuell auf einem sehr hohen Niveau einzupendeln. Es sollte den Unternehmenslenkern hierzulande zu denken geben, wenn durchschnittlich ein Viertel der Belegschaft Ausschau nach einer neuen Stelle hält. Zum einen, weil Fachkräfte und Leistungsträger auf dem Arbeitsmarkt trotz der aktuellen Wirtschaftslage offenbar weiter ansprechende Alternativmöglichkeiten sehen, zur Konkurrenz wechseln können und so im Unternehmen eine Lücke hinterlassen. Zum anderen kann die Produktivität des eigenen Unternehmens unter den Unzufriedenen leiden und sich negative Stimmung auch auf weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übertragen.“
Nicole Dietl, Partnerin Assurance und Talent Leaderin bei EY, ergänzt: „Geld ist ein wichtiger Hebel, ein gutes Gehalt allein motiviert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allerdings nicht. Auch die Stimmung im Team sowie das Führungsverhalten der Vorgesetzten sind entscheidend – für die jüngeren Generationen noch stärker als für die älteren. Gerade wegen der zahlreichen, auf den ersten Blick möglicherweise größer erscheinenden, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen, denen sich nahezu alle Unternehmen branchenübergreifend hierzulande widmen müssen, kann der Faktor Mensch leicht aus den Augen verloren oder hintenangestellt werden – sollte er aber nicht.“
Fast neun von zehn Befragten schätzen eigenen Arbeitsplatz als sicher ein
Fast neun von zehn Angestellten (86 Prozent) schätzen ihren Job aktuell als sicher ein. Am höchsten ist der Anteil im Öffentlichen Dienst, wo 94 Prozent der Befragten diese Aussage unterstützen. Schlusslicht bei der Frage der Jobsicherheit ist die Automobilindustrie: Nur 69 Prozent der Beschäftigten dieser Branche bewerten die eigene Jobsituation als sicher. Insgesamt sagt etwas mehr als ein Drittel (35 Prozent), dass der eigene Arbeitsplatz sogar „sehr sicher“ ist. Was nach einer hohen Zahl klingt, markiert allerdings den niedrigsten Wert seit Erhebungsbeginn 2015. Gleichzeitig schwindet der Anteil derer, die ein starkes Verbundenheitsgefühl gegenüber ihrem Arbeitgeber verspüren: Aktuell sagen lediglich 15 Prozent der Befragten von sich, dass sie sich mit ihrem Unternehmen sehr eng verbunden fühlen. 2017 sagte dies noch jede bzw. jeder dritte Beschäftigte (34 Prozent).
Hinz: „Ein Verbundenheitsgefühl mit seinem Arbeitgeber entsteht nicht von heute auf morgen, sondern muss aufgebaut werden. Firmen, die keine Maßnahmen, die auf die Loyalitätssteigerung abzielen, ergreifen, werden dies im Personalmanagement deutlich zu spüren bekommen. Auch, weil eine Verbundenheit, wie es sie zwischen Angestellten und Arbeitgebern beispielsweise in der Generation der Baby-Boomer noch oft gab, aus zahlreichen Gründen heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist.“
Laut Dietl gebe es aber keine Unternehmen, für die eine starke Verbundenheit mit dem Arbeitgeber nicht wichtig ist: „Für jeden Arbeitgeber ist es sinnvoll, Maßnahmen zur Stärkung der Verbundenheit durchzuführen. Es geht nicht nur darum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten, sondern auch darum, ein engagiertes und motiviertes Team zu schaffen, das bereit ist, die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu meistern – gerade in einer Zeit mit wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen und Umwälzungen, wie wir sie gerade erleben.“ Bei diesen Anliegen ganz vorne: Flexible Arbeitsmöglichkeiten, durch Teil- oder Gleitzeitarbeit, 4-Tage-Woche oder ähnlichen Maßnahmen wünschen sich mehr als sechs von zehn Befragten (62 Prozent). Dahinter folgen Überstundenkompensation (57 Prozent) und Weiterbildungsmöglichkeiten (52 Prozent).
Hier können Sie die Studie kostenlos bestellen.