3 Minuten Lesezeit 24 November 2022
IT-Ingenieur in Aktion Konfiguration von Servern

Wie können alle Bürger:innen zu einem Glasfaseranschluss kommen?

Autoren
Olaf Riedel

Leiter des Sektors Technologie, Medien & Telekommunikation, EY-Parthenon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft I Deutschland, Schweiz, Österreich

Ist passionierter Berater, Hiker, Segler, Skifahrer und Hobbykoch. Zudem Wahlhamburger. Brennt dafür, Tech-, Media- und Telco-Kunden bei ihren Transformationen in sicherem Fahrwasser zu leiten.

Korbinian Kraus

Director TMT Sector, Digital Infrastructure, EY Consulting GmbH | Deutschland

Erfahrener Experte für Strategie und Organisation im Bereich Telekommunikation (FTTH sowie 5G-Mobilfunk)

3 Minuten Lesezeit 24 November 2022

Der Glasfaserausbau in Deutschland schreitet voran – besonders relevant ist die aktive Koordination von Förderung und eigenwirtschaftlichem Ausbau.

Überblick
  • Die Breitbandkoordinatoren der Kreise sind sich einig: Nur flächendeckende echte Glasfaser ist zukunftsfähig. Mit der aktuellen Lage sind sie aber unzufrieden.
  • Je nach Verwaltungsstruktur sind die Breitbandkoordinatoren bei der Nutzung von Förderprogrammen wie auch in der Koordination des eigenwirtschaftlichen Ausbaus unterschiedlich aktiv.
  • Eine neue EY-Studie beleuchtet nun den Status des Ausbaus im Bundesgebiet und zeigt Wege zur Verbesserung auf.

Der Breitbandausbau in Deutschland ist seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema. Um den Fortschritt des Ausbaus zu überprüfen, hat EY eine Umfrage durchgeführt, bei der die Stimmungslage bei den Breitbandkoordinatoren auf Kreisebene untersucht wurde. Dabei ging es in erster Linie um die Koordination des geförderten Ausbaus der Bundesregierung, die Nutzungspräferenzen bezüglich der Förderprogramme und die aktive Koordination des eigenwirtschaftlichen FTTH-Ausbaus. Die Umfrage hatte das Ziel, Probleme und Präferenzen der öffentlichen Verwaltung zu analysieren und Handlungsempfehlungen für die Beteiligten in Bezug auf die Nutzung und Umsetzung eines flächendeckenden Glasfaserausbauvorhabens abzuleiten. Insgesamt wurden Personen aus 111 Breitbandkoordinationsstellen befragt.

Jedes Bundesland hat seinen eigenen Ansatz zur Erfüllung der Bundesvorgaben

Der Breitbandausbau in Deutschland ist Ländersache. Das hat Vorteile, haben die Verantwortlichen für den Ausbau doch häufig einen lokaleren Blick auf die genauen Bedürfnisse der betroffenen Landkreise und Kommunen. Jedoch entstehen zwangsläufig auch Schwierigkeiten, denn die Organisation der Breitbandkoordination unterscheidet sich je nach Bundesland deutlich und wird teils mehr, teils weniger intensiv betreut. Die Funktionsweise ist bundesweit vergleichbar: In den meisten Ländern gibt es eine Koordinationsstelle oder Mitarbeitende auf Landkreisebene, die sich um den Breitbandausbau, seine Organisation und die Finanzierung kümmern. Die öffentliche Verwaltung übernimmt hier wichtige Aufgaben: Häufig ist sie dafür zuständig, die Ausbauvorhaben der verschiedenen Telekommunikationsunternehmen zu koordinieren, und verwaltet die vom Bund bereitgestellten Förderprogramme. Das Ziel: die flächendeckende Umsetzung der Breitbandziele.

Verfügbarkeit und Konnektivität deutlich ausbaufähig

Mit der aktuellen Glasfaseranschlussdichte belegt Deutschland bekanntermaßen regelmäßig einen der hinteren Plätze in den Vergleichsrankings. Dennoch gaben in der Umfrage über 50 Prozent der Koordinatoren an, dass die Breitbandverfügbarkeit in ihren Augen gut oder sehr gut ist. Nicht so gut schneiden jedoch erwartungsgemäß die Glasfaserquote und die Gigabitfähigkeit ab. So bezeichnen fast sieben von zehn Befragten (68 Prozent) den Glasfaseranteil in ihrem Landkreis als schlecht oder sehr schlecht. Dabei ist allen die Notwendigkeit bewusst: Neun von zehn Befragten stimmen der Aussage zu, dass Glasfaser die einzig ausreichende Technologie sei.

Klar wird: Der flächendeckende Ausbau ist aus Sicht der Breitbandkoordinatoren der wichtigste Faktor. Es folgen die Zukunftsfähigkeit des Netzkonzeptes und die Zuverlässigkeit des Anbieters. Weniger wichtig ist langjährige Expertise. Bei der Vorvermarktung ist man sich im bundesweiten Vergleich uneins: Für manche ist die Abhängigkeit der tatsächlichen Umsetzung eines FTTH-Ausbaus von einer Vorvermarktung ein relevanter Faktor bei eigenwirtschaftlichen Ausbauanfragen, für andere gar nicht.

Förderprogramme für schnelleres Netz

Um die Geschwindigkeit beim Glasfaserausbau zu erhöhen, hat die Bundesregierung bereits das zweite Förderprogramm aufgesetzt: Nach der Weiße-Flecken-Förderung läuft nun die Graue-Flecken-Förderung.  Über 95 Prozent der Befragten haben in der Vergangenheit das Weiße-Flecken-Programm für die Verbesserung der Breitbandverfügbarkeit genutzt. Das Förderprogramm für die grauen Flecken wird von einem Großteil der Breitbandkoordinatoren ebenfalls genutzt: Sieben von zehn Befragten planen eine Teilnahme am Programm, 60 Prozent wollten zum Zeitpunkt der Umfrage auf den 1. Januar 2023 warten, wenn die Aufgreifschwelle für die Programmteilnahme steigt. Dann könnte auch, wie von der in der Politik als Wunsch formuliert, die Zahl der Betreibermodelle in Deutschland im Graue-Flecken-Programm steigen – um bis zu 20 Prozent.

Es zeigt sich: Der Glasfaserausbau in Deutschland kämpft noch mit einigen Schwierigkeiten. Es hakt an mehreren Ecken und Enden, auch wenn die Koordinatoren an manchen Stellen positiv in die Zukunft blicken. Insbesondere die Verfügbarkeit von wirklich schnellem Internet mit FTTH ist in Deutschland – im wahrsten Sinne des Wortes – ausbaufähig.

Co-Autor:innen: Felix Hasse, Johannes Rothert

IT Engineer in Action Configuring Servers

EY Studie: Einblicke in die deutsche Breitbandkoordination

Die Hälfte der Breitbandkoordinationsstellen (BBK) in Deutschland sind der Ansicht, dass die Breitbandversorgung in den Landkreisen ausreichend ist. Anders sieht es beim Glasfaseranteil aus: Diesen bewerten 68 Prozent der befragten BBK als schlecht bis sehr schlecht. Dazu kommt, dass ganze 75 Prozent der Haushalte in Deutschland über gar keinen Glasfaseranschluss verfügen. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie von EY zum Glasfaserausbau in Deutschland.

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Fazit

Der Glasfaserausbau in Deutschland ist noch keine Erfolgsgeschichte. An zu vielen Stellen mangelt es an Verfügbarkeit von schnellem Internet und an der Konnektivität. Die EY-Studie deckt die Schwachstellen aus Sicht der Verantwortlichen auf – aber auch, wo es bereits gut läuft.

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Olaf Riedel

Leiter des Sektors Technologie, Medien & Telekommunikation, EY-Parthenon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft I Deutschland, Schweiz, Österreich

Ist passionierter Berater, Hiker, Segler, Skifahrer und Hobbykoch. Zudem Wahlhamburger. Brennt dafür, Tech-, Media- und Telco-Kunden bei ihren Transformationen in sicherem Fahrwasser zu leiten.

Korbinian Kraus

Director TMT Sector, Digital Infrastructure, EY Consulting GmbH | Deutschland

Erfahrener Experte für Strategie und Organisation im Bereich Telekommunikation (FTTH sowie 5G-Mobilfunk)