Grundsätzlich ist das Potenzial für Bezahlfernsehen nicht ausgeschöpft. 26 Prozent aller deutschen Befragten sind bereit, Geld für werbefreies Fernsehen auszugeben. Der Trend ist hier eindeutig. Während bei den deutschen Verbrauchern, die 66 Jahre oder älter sind, lediglich 6 Prozent bereit sind, mehr Geld für TV ohne Werbung auszugeben, sind es bei den 18- bis 24-Jährigen 53 Prozent. Diese Tendenz lässt sich einfach erklären: Jüngere Leute haben öfter Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Prime abonniert und sind es gewöhnt, ihre Lieblingsserien ohne Werbeunterbrechung oder Reklame-Pop-up zu sehen.
Der monatliche Fixpreis entscheidet
Die grundsätzliche Bereitschaft, zusätzlich für werbefreie Inhalte zu bezahlen, bedeutet natürlich nicht, dass die Zahlungsbereitschaft dafür ins Unendliche schießt. Der fixe monatliche Betrag, den die Pay-TV- oder Streamingdienst-Anbieter verlangen, ist der entscheidende Faktor, wenn es darum geht, welchen Service die Menschen nutzen. Weiterhin relevant ist die Auswahl der Filme, Serien und Shows. Dabei spielt weniger die Exklusivität eine Rolle, sondern dass die Genres und Stile mit den jeweiligen persönlichen Präferenzen übereinstimmen. Eine riesige Filmdatenbank oder originale, selbst produzierte Filme spielen daher keine große Rolle. Auch die User Experience ist für die Deutschen bei Pay-TV- und Streaming-Anbieter nicht so wichtig. Zwar sagen einige Befragte, dass die Bedienung einfach sein sollte, neuartigen Produktfunktionen oder einem hochwertigen User Interface messen sie allerdings kaum Bedeutung bei.
Weil es mittlerweile aber viele verschiedene Streaming-Dienste gibt – große Medienunternehmen wie Apple und Disney sind mittlerweile auch auf dem Markt vertreten –, steigt auch der Bedarf nach Meta-Streaming-Plattformen. Diese Plattformen verschaffen dem User Zugang zum Content verschiedener Anbieter unter einem Login. Tatsächlich fällt es besonders jungen Leuten schwer nachzuverfolgen, wo ihre Lieblingsserie tatsächlich läuft. 38 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 35 Prozent der 25- bis 34-Jährigen sehen das als Problem an. Bei den über 66-Jährigen betrachten es noch 19 Prozent als schwierig – die geringe Zahl lässt sich wohl damit erklären, dass ältere Menschen tendenziell weniger Pay-TV oder Streaming-Dienste nutzen.
Kunden haben klare Vorstellungen
Die Ergebnisse zeigen: Traditionelles Fernsehen ist nach wie vor die am meisten verbreitete Form von Fernsehen. Anbieter von Pay-TV und Streaming-Diensten stehen vor einer zentralen Herausforderung: Sie sollten alles daransetzen, ihre Bestandskunden weiter zu begeistern und potenzielle Neukunden anzuwerben. Diese Kunden haben klare Vorstellungen, welches Angebot sie sich wünschen. Dabei stehen weniger exklusive oder eigens produzierte Filme und Serien im Vordergrund als vielmehr ein attraktiver, monatlicher Preis sowie eine Auswahl an Inhalten, die ihren Interessen nahekommt.
Fazit
Die meisten Deutschen schauen nach wie vor klassisches, lineares Fernsehen. Doch 48 Prozent der Befragten in der EY Digital Household Study geben an, auch Pay-TV- und Streaming-Angebote zu nutzen. Vor allem für Sport zahlen die deutschen Verbraucher zusätzlich, wünschen sich bei der Auswahl der Dienste in erster Linie einen guten Preis und legen weniger Wert auf exklusive Produktionen. Die Herausforderung für Anbieter lautet, den Wünschen und Anforderungen der Bestands- und potenziellen Neukunden gerecht zu werden.