3 Minuten Lesezeit 25 März 2022
Lachende junge Frau, die auf der Couch sitzt und fernsieht

Streaming & Pay-TV: Vor diesen Herausforderungen steht das Bezahlfernsehen

Autoren
Olaf Riedel

Leiter des Sektors Technologie, Medien & Telekommunikation, EY-Parthenon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft I Deutschland, Schweiz, Österreich

Ist passionierter Berater, Hiker, Segler, Skifahrer und Hobbykoch. Zudem Wahlhamburger. Brennt dafür, Tech-, Media- und Telco-Kunden bei ihren Transformationen in sicherem Fahrwasser zu leiten.

Florian Dickgreber

Leiter Consulting für den Sektor Technologie, EY Consulting GmbH | Deutschland, Schweiz, Österreich

Ist ein passionierter Berater, der mit den EY-Kunden den Fortschritt gestaltet und in die Zukunft denkt. Mit seiner Familie lebt er in Düsseldorf, ist Mountainbike-Fan und Tennisspieler.

3 Minuten Lesezeit 25 März 2022

Deutschland schaut linear. Doch Pay-TV und Streaming haben Potenzial. Verbraucher verlangen passende Auswahl und gute Preise.

Überblick
  • Lineares Fernsehen ist in Deutschland nach wie vor sehr verbreitet, doch Pay-TV- und Streaming-Anbieter haben noch Potenzial.
  • Am ehesten bezahlen die Deutschen zusätzlich für exklusive Sportinhalte. Hier hat Pay-TV gegenüber Streaming die Nase vorn. Bei Serien und Filmen liegt Streaming vorn.
  • Entscheidend bei der Auswahl des Pay-TV- und Streaming-Anbieters sind nicht exklusive oder eigene Produktionen, sondern lediglich eine passende Auswahl und ein guter monatlicher Festpreis.

Die Digitalisierung stellt jede Branche vor Herausforderungen – so auch die Medien- und Fernsehbranche. Während vor einigen Jahren das lineare Kabelfernsehen das Nonplusultra auf dem TV-Markt war, haben die Verbraucher mittlerweile die Wahl zwischen zahlreichen Fernseh- und Streaming-Paketen. Die Digital Household Study von EY hat sich der Frage nach der Präferenz angenommen – und kommt zu einem interessanten Ergebnis: Die Deutschen schauen immer noch am liebsten traditionell fern.

Allerdings geben 48 Prozent der Befragten an, dass sie auch Pay-TV oder andere Premiumpakete für ihr Fernseherlebnis nutzen. Doch diese Zahl ist mit Vorsicht zu genießen: Betrachtet man die Daten genauer, sind es im linearen Fernsehen viele verschiedene Kategorien – während sich die Kategorien, die Nutzer im Pay-TV schauen, auf wenige beschränken. Geht es darum, welche Inhalte im linearen und welche im Bezahlfernsehen angeboten werden, fällt Pay-TV weit zurück. Die Herausforderung für Anbieter von Pay-TV ist eindeutig: Nutzer wollen begeistert und mit relevanten Inhalten unterhalten werden.

Für Sport bezahlen die Deutschen

Die am meisten genutzte Kategorie im Bezahlfernsehen ist Sport. 15 Prozent der Nutzer von Pay-TV konsumieren Sportsendungen. Andere beliebte Kategorien sind Filme sowie Comedy – die eher gestreamt werden. Vergleicht man die verschiedenen Kategorien, liegt Pay-TV bei Sport vor den Streaming-Anbietern. Doch bei den anderen Kategorien haben Streaming-Dienste bereits die Führung übernommen. Die Umfrageergebnisse legen nahe, dass Sport im Pay-TV weiter erfolgreich sein dürfte: 21 Prozent der Befragten gaben an, dass sie bereit sind, für Sportübertragungen in guter Qualität auch Geld auszugeben.

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Grundsätzlich ist das Potenzial für Bezahlfernsehen nicht ausgeschöpft. 26 Prozent aller deutschen Befragten sind bereit, Geld für werbefreies Fernsehen auszugeben. Der Trend ist hier eindeutig. Während bei den deutschen Verbrauchern, die 66 Jahre oder älter sind, lediglich 6 Prozent bereit sind, mehr Geld für TV ohne Werbung auszugeben, sind es bei den 18- bis 24-Jährigen 53 Prozent. Diese Tendenz lässt sich einfach erklären: Jüngere Leute haben öfter Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Prime abonniert und sind es gewöhnt, ihre Lieblingsserien ohne Werbeunterbrechung oder Reklame-Pop-up zu sehen.

Der monatliche Fixpreis entscheidet

Die grundsätzliche Bereitschaft, zusätzlich für werbefreie Inhalte zu bezahlen, bedeutet natürlich nicht, dass die Zahlungsbereitschaft dafür ins Unendliche schießt. Der fixe monatliche Betrag, den die Pay-TV- oder Streamingdienst-Anbieter verlangen, ist der entscheidende Faktor, wenn es darum geht, welchen Service die Menschen nutzen. Weiterhin relevant ist die Auswahl der Filme, Serien und Shows. Dabei spielt weniger die Exklusivität eine Rolle, sondern dass die Genres und Stile mit den jeweiligen persönlichen Präferenzen übereinstimmen. Eine riesige Filmdatenbank oder originale, selbst produzierte Filme spielen daher keine große Rolle. Auch die User Experience ist für die Deutschen bei Pay-TV- und Streaming-Anbieter nicht so wichtig. Zwar sagen einige Befragte, dass die Bedienung einfach sein sollte, neuartigen Produktfunktionen oder einem hochwertigen User Interface messen sie allerdings kaum Bedeutung bei.

Weil es mittlerweile aber viele verschiedene Streaming-Dienste gibt – große Medienunternehmen wie Apple und Disney sind mittlerweile auch auf dem Markt vertreten –, steigt auch der Bedarf nach Meta-Streaming-Plattformen. Diese Plattformen verschaffen dem User Zugang zum Content verschiedener Anbieter unter einem Login. Tatsächlich fällt es besonders jungen Leuten schwer nachzuverfolgen, wo ihre Lieblingsserie tatsächlich läuft. 38 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 35 Prozent der 25- bis 34-Jährigen sehen das als Problem an. Bei den über 66-Jährigen betrachten es noch 19 Prozent als schwierig – die geringe Zahl lässt sich wohl damit erklären, dass ältere Menschen tendenziell weniger Pay-TV oder Streaming-Dienste nutzen.

Kunden haben klare Vorstellungen

Die Ergebnisse zeigen: Traditionelles Fernsehen ist nach wie vor die am meisten verbreitete Form von Fernsehen. Anbieter von Pay-TV und Streaming-Diensten stehen vor einer zentralen Herausforderung: Sie sollten alles daransetzen, ihre Bestandskunden weiter zu begeistern und potenzielle Neukunden anzuwerben. Diese Kunden haben klare Vorstellungen, welches Angebot sie sich wünschen. Dabei stehen weniger exklusive oder eigens produzierte Filme und Serien im Vordergrund als vielmehr ein attraktiver, monatlicher Preis sowie eine Auswahl an Inhalten, die ihren Interessen nahekommt.

Fazit

Die meisten Deutschen schauen nach wie vor klassisches, lineares Fernsehen. Doch 48 Prozent der Befragten in der EY Digital Household Study geben an, auch Pay-TV- und Streaming-Angebote zu nutzen. Vor allem für Sport zahlen die deutschen Verbraucher zusätzlich, wünschen sich bei der Auswahl der Dienste in erster Linie einen guten Preis und legen weniger Wert auf exklusive Produktionen. Die Herausforderung für Anbieter lautet, den Wünschen und Anforderungen der Bestands- und potenziellen Neukunden gerecht zu werden.

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Olaf Riedel

Leiter des Sektors Technologie, Medien & Telekommunikation, EY-Parthenon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft I Deutschland, Schweiz, Österreich

Ist passionierter Berater, Hiker, Segler, Skifahrer und Hobbykoch. Zudem Wahlhamburger. Brennt dafür, Tech-, Media- und Telco-Kunden bei ihren Transformationen in sicherem Fahrwasser zu leiten.

Florian Dickgreber

Leiter Consulting für den Sektor Technologie, EY Consulting GmbH | Deutschland, Schweiz, Österreich

Ist ein passionierter Berater, der mit den EY-Kunden den Fortschritt gestaltet und in die Zukunft denkt. Mit seiner Familie lebt er in Düsseldorf, ist Mountainbike-Fan und Tennisspieler.