4 Minuten Lesezeit 28 Mai 2021
Eine berufstätige Mutter, die gleichzeitig ihre Büroarbeit und ihre Kinder managt

Blick in die Zukunft: Wie die Arbeitswelt nach Corona aussieht

Autoren
Nelson Taapken

Partner People Advisory Services, EY Consulting GmbH | Deutschland

Berät zur Zukunft der Arbeit, den Herausforderungen an eine moderne Personalarbeit und zur Transformation von Talenten. Stützt sich dabei auf seine 20-jährige Beratungserfahrung im HR-Umfeld.

Markus Heinen

Partner People Advisory Services, EY Consulting GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft | Europe West

Ist Innovationstreiber und Technologie-Enthusiast. Sieht Purpose, Leidenschaft und Innovation als wesentliche Faktoren für nachhaltigen und wirtschaftlichen Erfolg.

4 Minuten Lesezeit 28 Mai 2021

Eine EY-Studie zeigt, dass viele Arbeitnehmer weiterhin flexibel und ortsunabhängig arbeiten wollen. Was bedeutet das für Unternehmen?

Überblick

  • Der Großteil der Berufstätigen ist derzeit zufrieden mit dem eigenen Arbeitsplatz.
  • Homeoffice-Regelungen sind längst keine Corona-bedingte Übergangslösung mehr. 
  • Unternehmen sollten sich auf veränderte Bedürfnisse einstellen: Digitalisierung und mobiles Arbeiten gehören zu einer modernen Arbeitswelt.

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt – und unzählige Bürogebäude leergefegt. Die Digitalisierung ist mit aller Macht vorgeprescht. Homeoffice und Videokonferenzen gehören längst zum Alltag. Morgens pünktlich um 9 Uhr physisch in der Firma erscheinen? Das klingt mittlerweile fast wie aus einer anderen Welt.

Wie geht es Arbeitnehmern mit dieser neuen beruflichen Situation? Und wie möchten sie zukünftig arbeiten? EY hat in einer Studie bei 1.000 Angestellten nachgefragt – und zieht daraus Schlüsse, wie Unternehmen sich in Zukunft neu erfinden und aufstellen sollten.

Studie belegt: Viele Arbeitnehmer wollen nicht zurück in alte Arbeitsformen

Die größte Erkenntnis der Studie gleich vorweg: Der überwiegende Teil der Befragten – nämlich 89 Prozent – ist derzeit zufrieden mit dem eigenen Arbeitsplatz. Vier von fünf Arbeitnehmern gefällt es im Homeoffice so gut, dass sie künftig gern zumindest phasenweise in dieser Form weiterarbeiten möchten; das gilt für Fach- und Führungskräfte gleichermaßen. Fast jeder zweite Befragte geht außerdem davon aus, dass er zukünftig vollkommen ortsunabhängig arbeiten kann.

Zufriedenheit im Job

89 %

der Befragten sind mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden. Garanten für diese hohen Werte sind neben klassischen Kriterien wie Vergütung und Arbeitszeiten insbesondere die Sinnhaftigkeit der Arbeit und der Teamgeist im Unternehmen.

Ist dieser Wunsch nach Flexibilität realistisch? Das ist eine von vielen Fragen, die sich Unternehmen bereits jetzt und spätestens nach der Corona-Pandemie stellen müssen. Können wir alle zu digitalen Nomaden werden? Pauschal beantworten lässt sich das nicht. Fest steht aber: Möchte ein Unternehmen zukunftsfähig sein und qualifizierte Mitarbeiter langfristig halten, darf es die Zeit nicht zurückdrehen. Wer Homeoffice-Regelungen noch immer als Übergangslösung betrachtet, denkt zu kurz.

Veränderte Tatsachen akzeptieren – und handeln

Unternehmer und Führungskräfte müssen der Tatsache ins Auge blicken, dass Menschen auf mehr Flexibilität, Eigenverantwortlichkeit und ortsunabhängiges Arbeiten drängen. Unternehmen sollten diese Bedürfnisse, die eine völlig neue Arbeitskultur mit sich bringen, sehr ernst nehmen. Anderenfalls dürften sie sich sehr schwer damit tun, künftig junge und innovative Mitarbeiter für sich zu gewinnen.

Wer also zu spät reagiert, produziert Frust. Doch Unternehmen brauchen das Gegenteil: Sie sind angewiesen auf zufriedene Mitarbeiter, die ein maßgeblicher Erfolgsfaktor sind. Wer seine Angestellten glücklich macht, bindet Talente an sich und stellt sein Unternehmen erfolgreich auf.

Zufriedenheit ist ein maßgeblicher Erfolgsfaktor. Wer seine Angestellten glücklich macht, bindet Talente an sich und stellt sein Unternehmen erfolgreich auf.
Nelson Taapken
Partner People Advisory Services, EY Consulting GmbH | Deutschland

Wie die EY-Studie zeigt, wollen Mitarbeiter den Wandel: Dreiviertel der Befragten stehen den Veränderungen, die sie für die Zukunft erwarten, positiv gegenüber. Unternehmen sollten die Chancen nutzen, die sich aus der hohen Veränderungsbereitschaft und Motivation ergeben, und die Mitarbeiter in den Wandel einbeziehen. Sie sollten aber auch wissen, was ihre Angestellten für ihre hohe Veränderungsbereitschaft einfordern.

Die Studie hat folgende Wünsche und Anforderungen ermittelt:

  • 94 Prozent der 1.000 Befragten erwarten, im Homeoffice mit der nötigen Infrastruktur ausgestattet zu werden beziehungsweise halten sie für wünschenswert.
  •  90 Prozent legen Wert auf regelmäßige Online-Teamkonferenzen.
  • 86 Prozent erwarten weiterhin geregelte Arbeitszeiten.
  • Knapp 40 Prozent möchten ihre Arbeitszeit am liebsten auf 80 Prozent reduzieren.
  • 84 Prozent wünschen sich flexible beziehungsweise zeit- und ortsunabhängige Weiterbildung, die in erster Linie digital stattfindet.
  • 30 Prozent wünschen sich eine starke Flexibilisierung der Arbeitszeit.
  • 25 Prozent der Befragten erklären, sie würden am liebsten an einem beliebigen Ort arbeiten – etwa an ihrem bevorzugten Urlaubsziel.

Vertrauen schenken, mutig sein

Die Zahlen zeigen: Unternehmen sind gefordert. Sie müssen ihre Mitarbeiter dort abholen, wo sie stehen – und ihnen mit entsprechenden Prozessen, Technologien und zielgerichteten Strategien den Weg ins digitale Arbeiten ebnen. Doch ist maximale Freiheit auch mit den unternehmerischen Zielen vereinbar? Wie gelingt einem Unternehmen dieser Spagat?

Zeiten, in denen sich Führungskräfte als Aufpasser ihrer Mitarbeiter sahen, sind vorbei. Corona hat bewiesen: Flexible Arbeitszeiten und ortsungebundenes Arbeiten funktionieren.

In erster Linie, indem Unternehmen ihren Angestellten vertrauen. Die Zeiten, in denen sich Führungskräfte als Aufpasser ihrer Mitarbeiter sahen, sind vorbei. Corona hat bewiesen: Flexible Arbeitszeiten und ortsungebundenes Arbeiten funktionieren. Die Management-Denkweise kann und muss sich also verändern, um zukünftig am Markt erfolgreich bestehen zu können. Und: Mut zur Transformation ist gefragt. Unternehmen sollten spätestens jetzt digital denken und alle Voraussetzungen für „Remote Work“ – also mobiles Arbeiten – schaffen.

Eine große Herausforderung – vor der jedoch niemand zurückschrecken muss. Trotz Kostendruck und der Verpflichtung zu höchstmöglicher Effektivität lassen sich nachhaltige und flexible Lösungen finden, die digitales und ortsunabhängiges Arbeiten nicht als Übel betrachten, sondern als gewinnbringende neue Arbeitsform.

Veränderung gestalten mit Change Management

Digitalisierung ist ein Prozess – ein Weg, den Unternehmer und Führungskräfte gemeinsam mit ihren Mitarbeitern gehen müssen. Digitale Transformation geht nicht spurlos an allen Beteiligten vorbei. Die gute Nachricht ist: Ein großer Teil der Berufstätigen ist dazu bereit, wie die Studie gezeigt hat. Nun heißt es, diese Motivation zu nutzen. Ziele können gesteckt, müssen aber von allen verstanden, verinnerlicht und umgesetzt werden. Ob strategische, organisatorische, kulturelle oder IT-Veränderungsprozesse – ein individuelles Change Management sorgt für passende Kommunikationsstrategien und Stakeholder-Engagement-Konzepte und begleitet Unternehmen vom ersten Schritt bis zum gewünschten zukünftigen Zustand.

Fazit

Die Corona-Pandemie hat viele Berufstätige zu digitalen Nomaden gemacht. Plötzlich ist Arbeit nicht mehr an das Büro gebunden – oder an feste Uhrzeiten. Was als großes Experiment begann, ist längst zum gängigen Arbeitsmodell geworden. Wie geht es Arbeitnehmern in ihrer neuen Situation? EY hat 1.000 Berufstätige gefragt. Das Ergebnis der Studie: Viele erwarten auch nach der Krise flexible Arbeitsmodelle. 

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Nelson Taapken

Partner People Advisory Services, EY Consulting GmbH | Deutschland

Berät zur Zukunft der Arbeit, den Herausforderungen an eine moderne Personalarbeit und zur Transformation von Talenten. Stützt sich dabei auf seine 20-jährige Beratungserfahrung im HR-Umfeld.

Markus Heinen

Partner People Advisory Services, EY Consulting GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft | Europe West

Ist Innovationstreiber und Technologie-Enthusiast. Sieht Purpose, Leidenschaft und Innovation als wesentliche Faktoren für nachhaltigen und wirtschaftlichen Erfolg.