4 Minuten Lesezeit 14 Januar 2020
Mitarbeiter schauen auf einen Bildschirm

Warum Mitarbeiter für den digitalen Wandel mehr Lernangebote brauchen

Autoren
Nelson Taapken

Partner People Advisory Services, EY Consulting GmbH | Deutschland

Berät zur Zukunft der Arbeit, den Herausforderungen an eine moderne Personalarbeit und zur Transformation von Talenten. Stützt sich dabei auf seine 20-jährige Beratungserfahrung im HR-Umfeld.

Katharina Luh

Partnerin, Change and Learning | Deutschland

Begleitet ihre Kunden bei Transformationsvorhaben mit Fokus auf digitalem Wandel. Der Stadt durch Familie und Freunde eng verbunden, lebt sie mit ihrem Lebensgefährten in Gießen.

4 Minuten Lesezeit 14 Januar 2020

Weitere Materialien

  • Wie digital-fit sind Deutschlands Arbeitnehmer?

Um mit der digitalen Arbeitswelt Schritt zu halten, müssen sich Mitarbeiter weiterbilden. Unternehmen können dabei wichtige Weichen stellen.

Die Digitalisierung krempelt einiges um – auch den Berufsalltag vieler Deutscher. Immer häufiger werden in Unternehmen digitale Technologien und automatisierte Prozesse eingesetzt. Die Folge: Arbeitnehmer müssen neue Kompetenzen erlernen. Dem „OECD Skills Outlook 2019” zufolge haben viele Erwachsene jedoch nicht die Fähigkeiten, die sie für die neuen Jobs eigentlich bräuchten.

Wie digitalfit sind Deutschlands Arbeitnehmer?

Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen hier ansetzen und ihren Mitarbeitern Möglichkeiten zur Fortbildung bieten. Denn nur ein Unternehmen, das am Puls der Zeit bleibt, ist auch wettbewerbsfähig. Doch wie sieht in deutschen Firmen das Weiterbildungsangebot derzeit aus? Und wozu sind Mitarbeiter im Rahmen der neuen Anforderungen bereit?

Unsere Umfrage „Wie digitalfit sind Deutschlands Arbeitnehmer?“ liefert Antworten. Dazu haben wir 1.000 Berufstätige aus unterschiedlichen Branchen befragt: Finanzwirtschaft, Automobilindustrie, Transport- und Logistikbranche, Maschinenbau und IT. 94 Prozent aller Befragten waren sich einig: Wer sich nicht lebenslang weiterbildet, wird abgehängt.

Angebote sind ausbaufähig

Schon jetzt machen sich Veränderungen im Berufsalltag bemerkbar. So spüren drei Viertel der Mitarbeiter, dass sich die Anforderungen gewandelt haben. Die Finanzbranche trifft es besonders: Über 80 Prozent gaben an, dass sich ihr Jobprofil bereits stark bzw. in Teilen verändert habe.

Mehr Weiterbildung

74 %

wünschen sich ein erweitertes Weiterbildungsangebot.

Dieses Ergebnis macht deutlich, wie notwendig Weiterbildung ist. Dennoch zeigt die Umfrage vor allem eines deutlich: Die vorhandenen Angebote sind noch ausbaufähig. Drei von vier Mitarbeitern wünschen sich ein erweitertes Weiterbildungsangebot. Besonders die Transport- und Logistikbranche scheint das zu benötigen: 64 Prozent berichten, dass Weiterbildung bisher nur vereinzelt möglich sei oder es erst gar kein nennenswertes Angebot gebe.

Zukünftige Anforderungen an Mitarbeiter

Obwohl sich viele Mitarbeiter mehr Weiterbildung wünschen, haben sie noch Fragezeichen im Kopf. So wissen nur wenige der Befragten, wie sich die eigene Karriere im Zuge der Digitalisierung verändern wird. Mitarbeiter aus der IT-Branche können sich das noch am besten vorstellen (38 Prozent). In der Finanzbranche sind es hingegen nur 30 Prozent und im Maschinenbau noch weniger: rund 25 Prozent. Dieses Ergebnis sollten Unternehmen ernst nehmen und mit ihren Mitarbeitern offen über neue Entwicklungen sprechen. Nur so können sie Angestellte ins Boot holen und gemeinsam in eine digitale Zukunft steuern.

Die Mehrheit der befragten Arbeitnehmer ist bereit, auch privat in Weiterbildung zu investieren.

Bereitschaft der Arbeitnehmer

Die Motivation der Arbeitnehmer zeigt sich auch an anderer Stelle: Bisher steckt die Mehrheit der befragten Arbeitnehmer weniger Zeit in ihre Weiterbildung, als sie es gern tun würde. Bei 46 Prozent sind es weniger als eine Stunde pro Woche. Die gute Nachricht ist: Laut unserer Umfrage sind 60 Prozent bereit, auch privat in Weiterbildung zu investieren und sogar ihre Freizeit oder ihren Urlaub für entsprechende Angebote zu nutzen. 51 Prozent würden sich daran sogar auch finanziell beteiligen.

Inhaltlich wollen viele Mitarbeiter nicht nur technisches Know-how, sondern auch Softskills erlernen. Als besonders wichtig empfinden sie etwa Persönlichkeitsentwicklung und Innovationskompetenz.

Flexible Weiterbildung

Eine mögliche Lösung für ausgebaute Lerninhalte stellen Online-Angebote dar. Der große Vorteil ist die zeitliche und räumliche Flexibilität, die gerade jüngere Mitarbeiter zu schätzen wissen. Für Unternehmen heißt das: Sie können schnell auf neue Entwicklungen reagieren und müssen nicht erst auf einen Seminarstart warten. Und: Es können mehrere Mitarbeiter gleichzeitig und relativ kostengünstig weitergebildet werden.

Um die Inhalte nicht selbst erstellen zu müssen, können Firmen auch auf Online-Lernplattformen wie Udacity oder Udemy zurückgreifen. Noch fortschrittlicher sind Chatbots, die sich firmenspezifisch programmieren lassen. Insgesamt zeigen 60 Prozent der Befragten Interesse am Online-Lernen: Ihnen macht diese Art der Weiterbildung oder die Wissensvermittlung per Avatar wenigstens ein bisschen Spaß.

Jobwechsel

70 %

sind bereit, für bessere Weiterbildungsangebote den Arbeitgeber zu wechseln.

Was ergibt sich daraus für Unternehmen?

Die Digitalisierung schreitet voran und weitet sich auf alle Branchen aus. Verpassen Unternehmen es, ihre Mitarbeiter darauf einzustellen und ihnen digitale Fähigkeiten zu vermitteln, steht nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel, sie können auch wichtige Mitarbeiter verlieren. So macht die Umfrage deutlich, dass 70 Prozent der Befragten bereit sind, für bessere Weiterbildungsangebote den Arbeitgeber zu wechseln. Vor allem bei Leistungsträgern dürfte das ein schwerer Verlust sein.

Unternehmen sollten folglich die Motivation ihrer Angestellten nutzen und Lernangebote ausbauen. Zunächst gilt es jedoch zu ermitteln: Welche Fähigkeiten werden gebraucht? Und was können die Mitarbeiter bereits? Nur so können sie passende Angebote finden – und damit die notwendigen Weichen für eine digitale Arbeitswelt stellen.

Fazit

Unsere Umfrage zeigt, dass sich Deutschlands Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Zuge der Digitalisierung ein umfangreicheres Lernangebot wünschen. Unternehmen sollten diese Motivation nutzen und in Weiterbildung investieren. So machen sie sowohl die eigene Organisation als auch ihre Angestellten digitalfit.

Über diesen Artikel

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Nelson Taapken

Partner People Advisory Services, EY Consulting GmbH | Deutschland

Berät zur Zukunft der Arbeit, den Herausforderungen an eine moderne Personalarbeit und zur Transformation von Talenten. Stützt sich dabei auf seine 20-jährige Beratungserfahrung im HR-Umfeld.

Katharina Luh

Partnerin, Change and Learning | Deutschland

Begleitet ihre Kunden bei Transformationsvorhaben mit Fokus auf digitalem Wandel. Der Stadt durch Familie und Freunde eng verbunden, lebt sie mit ihrem Lebensgefährten in Gießen.