4 Minuten Lesezeit 25 Oktober 2021
Gewürze auf Löffeln

Was verschiedene Mitarbeitertypen von der neuen Arbeitswelt erwarten

Von Saskia Backhaus

Partnerin, PAS, EY Consulting GmbH | Deutschland

Saskia Backhaus unterstützt ihre Kunden dabei, ihre Beschäftigten mit Change-Management und Kommunikation durch jede Art von Transformation zu navigieren.

4 Minuten Lesezeit 25 Oktober 2021

Bei der Führung hybrider Teams sollten Vorgesetzte auf die unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter achten.

Überblick

  • EY hat fünf Arbeitnehmer-Typen ausgemacht, um Führungskräften die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter zu verdeutlichen.
  • Vom sicherheitsbewussten Familienmenschen zum innovativen Macher: Welcher Typ benötigt welche Unterstützung?
  • Wie Teamrituale helfen, die Herausforderungen der neuen hybriden Arbeitswelt gemeinsam zu meistern.

Kehren die Mitarbeiter zumindest zeitweise wieder aus dem Homeoffice in die Büros zurück, merken Führungskräfte schnell: Obwohl sich nahezu alle Beschäftigten eine hybride Zusammenarbeit wünschen, ist diese kein Selbstläufer. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Beschäftigte aufgrund ihrer Persönlichkeits- und Charakterausprägungen unterschiedliche Erwartungen an die neue Arbeitswelt haben und sich auch unterschiedlich gut darin zurechtfinden. Um Führungskräfte dafür zu sensibilisieren, hat EY aus den Ergebnissen einer Umfrage unter 1.000 Büroangestellten zwischen 20 und 50 Jahren fünf Arbeiternehmertypen herausgefiltert. Sie unterscheiden sich zum Beispiel darin, wie viel Ansprache sie sich auch im Homeoffice von ihrer Chefin oder ihrem Chef wünschen oder ob sie bei der Arbeit auf Distanz eher motiviert oder vor Selbstausbeutung bewahrt werden müssen. Für die Anwendung in der Praxis gilt: Die Typologie sollte keinesfalls als Anleitung verstanden werden, Mitarbeiter in Schubladen zu stecken. Vielmehr soll sie dabei unterstützen, hybride Teams so zu führen, dass alle Mitglieder ihre Fähigkeiten und Stärken bestmöglich einbringen können. Hier die fünf Mitarbeitertypen im Überblick:

Umweltorientierte Kümmerer: Zu den wichtigsten Kriterien dieses Typs zählt der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt. Auch übernimmt der umweltorientierte Kümmerer grundsätzlich gern Verantwortung und bringt sich in Innovationsprojekte ein. Was zunächst rundum positiv klingt, birgt auch Gefahren. So belastet die Arbeit im Homeoffice diese Leistungsträger, denen persönliche Beziehungen und Austausch besonders wichtig sind, von allen Typen am meisten. Oft stellt sich heraus, dass sie rund um die Uhr arbeiten und tendenziell Burnout-gefährdet sind.

Sicherheitsbewusste Familienmenschen: Die Familie ist diesem Typus wichtiger als seine Karriere, wodurch seine zeitliche Verfügbarkeit oftmals eingeschränkt ist. Auf der anderen Seite rücken Menschen dieses Typs berufliche Herausforderungen, auf die sich andere zuweilen zu stark fokussieren, immer wieder ins Verhältnis. Wiederkehrende Aufgaben erledigen sie hochwertig und effizient. Die Arbeit im Homeoffice kann ihnen helfen, Familie und Beruf besser zu vereinen. Sie kann aber aufgrund der stärkeren Präsenz der Familie auch zu innerer Zerrissenheit führen.

Ehrgeizige Individualisten: Mitarbeiter dieses Typs würden am liebsten ohne Chef oder Chefin selbstbestimmt an innovativen Projekten arbeiten. Sie suchen sich selbst immer wieder spannende Aufgaben und sind oftmals so darauf fixiert, dass sie vergessen, andere Beteiligte mitzunehmen. Weil sie furchtlos und mutig sind, stellen sich die ehrgeizigen Individualisten gern auf die Bühne. Während der Pandemie haben sie sich oftmals in den Social Media positioniert und in virtuellen Konferenzen mühelos in Szene gesetzt.

Innovative Macher: Innovative Macher möchten ihren Arbeitgeber mit neuen Ideen voranbringen und sich durch ihre Mitarbeit an Innovationsprojekten für das Unternehmen engagieren. Dabei übernehmen sie gern Verantwortung, bevorzugen aber auch klare Aufgabenstellungen. Digitale Kommunikationsformen sind für sie selbstverständlich. Beschäftigte dieses Typs sind innovativ, aber im Vergleich zu den ehrgeizigen Individualisten wünschen sie sich mehr Aufmerksamkeit von der Führungskraft und legen großen Wert auf den Austausch im Team.

Technikaffine Phlegmatiker: Sie bevorzugen klare, von der Führungskraft vorgegebene Aufgabenstellungen und können sicher mit digitalen Kommunikationsformen umgehen. Sie zeigen im Vergleich zu den anderen Typen weniger Engagement für ihr Unternehmen. Oftmals werden sie als Herausforderung betrachtet, können aber für das Team durch ihre Unaufgeregtheit sehr wertvoll sein. Das Technikinteresse dieses Typs lässt sich sehr gut nutzen, indem man ihm die Verantwortung für Projekte zur digitalen Zusammenarbeit überträgt. 

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Download: Studie Arbeitswelt der Zukunft

Die Arbeitswelt ist bedingt durch die Pandemie, aber auch völlig unabhängig davon durch die Möglichkeiten der Digitalisierung im Umbruch. Ziel der Umfrage war es, die Wünsche, Sorgen und Erwartungen von Angestellten der Generationen X, Y und Z zu erfassen, um ein Bild davon zu erhalten, wie sie künftig arbeiten wollen und welche Rahmenbedingungen sie erwarten.

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Wie geht eine Führungskraft nun mit dem Wissen um diese unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen um? Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern sollte sie die persönlichen Herausforderungen bei der hybriden Zusammenarbeit identifizieren und Lösungen entwickeln, und das nicht nur in Einzelgesprächen, sondern auch im gesamten Team. So lohnt es sich auf jeden Fall – wie immer, wenn sich das Arbeitskonzept einschneidend ändert – zu besprechen: Was ist das Konzept von jedem von euch? Was reizt euch? Wo liegen eure persönlichen Herausforderungen? Sehr gut bewährt haben sich auch regelmäßige Meetings zum Thema Zusammenarbeit, bei denen darauf geachtet werden sollte, dass jedes Teammitglied seine Redezeit bekommt. 

Laut einer aktuellen Umfrage von EY zur Arbeitswelt der Zukunft begrüßen nahezu alle Mitarbeiter deutscher Unternehmen hybride Formen der Zusammenarbeit. Allerdings verbinden sie damit je nach Persönlichkeits- und Charakterausprägung unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse.
Saskia Backhaus
Partnerin, PAS, EY Consulting GmbH | Deutschland

Um einen Austausch über Einstellungen, Werte sowie persönliche und berufliche Herausforderungen zu ermöglichen, muss eine Führungskraft in Vorleistung gehen – persönliche Dinge von sich preisgeben, eigene Probleme thematisieren und auch Fehler zugeben. Wenn sie vorlebt, dass Gefühle und Unsicherheiten in den Meetings in einem sicheren Rahmen geäußert werden können, öffnen sich auch die Teammitglieder. Dadurch wird es möglich, Absprachen zu treffen, die das Wohlbefinden und die Leistung der Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Anforderungen und Bedürfnissen fördern.

Fazit

Laut einer aktuellen Umfrage von EY zur Arbeitswelt der Zukunft begrüßen nahezu alle Mitarbeiter deutscher Unternehmen hybride Formen der Zusammenarbeit. Allerdings verbinden sie damit je nach Persönlichkeits- und Charakterausprägung unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse. Das sollten Führungskräfte berücksichtigen, um Konflikte im Team zu vermeiden und ihre Mitarbeiter dabei zu unterstützen, ihr Potenzial bestmöglich zu entfalten. Im Idealfall werden die unterschiedlichen Vorstellungen und Werte regelmäßig im Team besprochen. In der Studie wurden fünf Mitarbeitertypen ausgemacht, die in erster Linie die unterschiedlichen Bedürfnisse verdeutlichen sollen.

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Von Saskia Backhaus

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