Der Anfang 2018 im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlichte 2018 Global Risks Report[1] hebt hervor, wie Klimarisiken im Laufe der Jahre an Bedeutung gewonnen haben. Der Bericht verweist darauf, dass die Risiken von extremen Wetterereignissen, Naturkatastrophen und dem Versagen der Klimaschutzpolitik bezogen auf ihre Wahrscheinlichkeit und ihre Auswirkungen alle zu den fünf bedeutendsten globalen Risiken gezählt werden.
Diese Ergebnisse sind nicht überraschend. Wir erleben schon seit einiger Zeit, wie die Politik ihre Anstrengungen zur Eindämmung des Klimawandels weiter verstärkt – sowohl auf globaler Ebene (z. B. über das Pariser Klimaabkommen) als auch auf regionaler Ebene (z. B. über den Emissionsrechtshandel in China). Dennoch wird bei der Bewältigung von Klimarisiken den Unternehmen immer mehr Verantwortung zugewiesen.
Treiber hierfür sind regulatorische Entwicklungen, häufigere Shareholder-Beschlüsse, Gerichtsverfahren, Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) des Financial Stability Board und nicht zuletzt die Forderungen von Investoren. Investoren verlangen immer häufiger nach nicht-finanziellen Informationen zur Beurteilung des langfristigen Wertschöpfungspotenzials von Portfoliounternehmen.
Daher sollten Unternehmen fundiertere Informationen darüber besitzen, wie sie mit Klimarisiken, einschließlich finanzieller Klimarisiken, umgehen. Auf diese Weise können sie besser auf die steigenden Forderungen der Investoren antworten und eine nachhaltige, langfristige Wertschöpfung betreiben.
Dieser Artikel befasst sich mit der Frage, weshalb mehr Transparenz über die Konsequenzen von Klimarisiken gerechtfertigt ist und welche Chancen diese Berichterstattung eröffnet.
Die Finanzbranche fordert die Offenlegung von Klimarisiken
Die Finanzbranche betrachtet die Risiken des Klimawandels (einschließlich physischer Risiken und Übergangsrisiken) als ein systemisches Finanzrisiko für die Wirtschaft (einschließlich des plötzlichen Verlusts von Vermögenswerten), das von den Unternehmen nicht angemessen thematisiert wird. Dies spiegelt sich auch in der jährlichen Investorenbefragung von EY[1] wider, nach der verlorene Vermögenswerte für die Mehrheit der Investoren weiterhin ein Thema sind.
Und dieser Sektor, einschließlich der Investoren und Vermögensverwalter, die sie vertreten, wird zunehmend ungeduldig. Das bestätigt auch, was uns die Investoren weltweit in unserer Investorenbefragung berichten: Mehr als ein Viertel der Investoren fordern erhebliche Verbesserungen bei der unternehmerischen Berichterstattung über Klimarisiken und ihre Bewältigung.
Aber auch unabhängig davon berücksichtigen Investoren Klimarisiken schon jetzt bei ihren Entscheidungen und Maßnahmen. 62 Prozent gaben an, ihre Anteile aufgrund möglicher Vermögensverluste zu reduzieren oder genau zu beobachten. Beispiele für unmittelbare Investorenmaßnahmen gegen den Klimawandel umfassen den eine Billion US-Dollar schweren staatlichen Pensionsfonds von Norwegen, auch bekannt als Ölfonds, der 1,5 Prozent des gesamten weltweiten Aktienbestands hält. Im November 2017 wurde der Plan verkündet, vollständig aus Öl und Gas auszusteigen (nachdem der Fonds bereits die meisten seiner Kohleaktien verkauft hatte).3 Und im Dezember 2017 kündigte die Weltbank an, sich nach 2019 aus der Finanzierung von Upstream-Investitionen bei Öl und Gas zurückzuziehen.
Über den Finanzsektor hinaus sprechen weitere wichtige Faktoren für Verbesserungen bei Management und Berichterstattung im Bereich Klimarisiken. Diese sind unter anderem:
- Steigende Forderungen der Shareholder nach Unternehmensberichten über klimabedingte Finanzrisiken und Maßnahmen für den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft.
- Ein Börsen und Effektenhandel, der in seinen Notierungen mehr Transparenz bei Klimarisiken anregen oder anordnen könne.
- Rating-Agenturen, die beginnen, Klimarisiken in die Kreditratings von Ländern einzubeziehen.
Für die betroffenen Unternehmen hat dies vielfältige Auswirkungen – einschließlich der Bewertung von Aktiva und Passiva, der Kapitalaufnahme und der Finanzierung (siehe Abbildung 1 unten). Diese Verschiebungen in der Marktdynamik beeinflussen nicht nur die Bewertung von Risiken, sie eröffnen auch neue Chancen und ebnen den Weg für Innovation und Disruption.