Viel Hardware war zu sehen: Zulieferer, aber auch die Schweizer Ideenschmiede Rinspeed, präsentierten Fahrwerkskonzepte, sogenannte Skateboards, die mit verschiedenen Aufbauten kombiniert werden können. Sie lassen sich schnell zu einem Shuttle-Bus, einer mobilen Arztpraxis, einem Bio-Tante-Emma-Laden oder einer Paketstation umrüsten. Zwar noch mit menschlichem Fahrer und nicht voll vernetzt, aber immerhin elektrisch betrieben, sind solche Ideen schon heute umsetzbar und in abgeschlossenen Zonen zum Teil auch schon autonom realisiert. Wenn die Kommunen aktiv werden und ihre Infrastruktur für diese Mobilitätslösungen bevorzugt öffnen, ließen sich viele Verkehrsprobleme in Metropolen, adressieren. Denn diese Modelle können zu einer deutlichen Reduktion des innerstädtischen Verkehrs beitragen. Ein Beispiel: Der Paketdienst kommt nicht mehr fünfmal am Tag in die gleiche Straße zur Auslieferung der Waren. Seine Aufgabe übernimmt die mobile Packstation in einem gewissen Zeitfenster.
Wenn das Fahrwerk aus dem 3-D-Drucker kommt
Mehr Evolution als Revolution gab es auch bei der Produktion mit 3-D-Druck zu sehen. Obgleich es durchaus beeindruckend ist, welch‘ komplexe Teile damit heute in kurzer Zeit und ohne den Zwang zu großen Stückzahlen herstellbar sind. Die individuelle Fertigung feiert vor allem in der Medizin Erfolge, etwa für Implantate, ist aber auch für Autohersteller interessant. So stammen viele Innen- und Außenteile des MetroSnap von Rinspeed – einem Fahrwerk mit austauschbaren Aufsätzen – aus dem 3-D-Drucker. Soviel steht fest: In puncto Gewicht und technische Spezifikationen ist das Potenzial dieser Fertigungstechnik noch längst nicht ausgeschöpft.
Wie realistisch sind voll vernetzte Städte wirklich?
Selbst in Sachen Software stand bei der CES das Machbare im Vordergrund: Sei es bei der Mensch-Maschine-Interaktion, also der Steuerung über Sensoren und Touchscreens, beim Thema Datensicherheit oder bei Softwareupdates im Auto. Auch wenn die Konzepte zu voll vernetzten Städten mit autonomen Taxis und wenig Individualverkehr auf viel Interesse stoßen, stellen sich viele die Frage, wie realistisch diese tatsächlich sind. Mag man das in China, Indien oder Japan noch rigoros mit neu konzipierten Städten auf der grünen Wiese angehen, ließe sich das in Köln, Freiburg oder Münster nur schwer umsetzen.
Es ist also Realismus in Sachen Mobilität eingekehrt. Bei den Autoherstellern und Zulieferern, aber auch bei den Technologieunternehmen und Start-ups, die angetreten sind, den alteingesessenen Branchenriesen das Fürchten zu lehren. Viele fragen sich angesichts der massiven Investitionen, die in die Zukunftstechnologien nötig sind, wie viel sich tatsächlich noch im Kerngeschäft verdienen lässt und wie viel Träumerei man sich angesichts der nüchternen Fakten erlauben kann.