Smart Meter sind die bisher fehlende Schnittstelle zum dritten D, der Demokratisierung.
3. Demokratisierung
Vor allem aber sind die Smart Meter die bisher fehlende Schnittstelle zum dritten D, der Demokratisierung der Energieerzeugung. Sie werden Millionen kleiner und großer Stromerzeugungsanlagen direkt mit dem Strommarkt verbinden – durch einen Aggregator, der dadurch etwa in der Lage ist, wie ein Großerzeuger am Strommarkt mitzuspielen oder aber eine Strom-Community aufzubauen, die sich untereinander mit Strom versorgt. Solche Modelle gibt es zwar schon seit einigen Jahren, sie krankten jedoch bisher an proprietären Messlösungen – der Smart Meter mit seiner Standardisierung behebt dieses Hindernis und ist daher die Bedingung für das Massengeschäft.
4. Dezentralität
Auch das vierte D, die Dezentralität, bietet eine Vielzahl von Geschäftspotenzialen. Deshalb können auch kleine Stadtwerke überall im Land mitspielen – ähnlich, wie sie das schon vor 100 Jahren getan haben, als es überall im Land kleine Wasserkraftwerke gab. Weil allerdings Personalkapazitäten und Know-how begrenzt sind, sollten kleinere und mittlere Unternehmen Kooperationen mit anderen lokalen und regionalen Energieversorgern eingehen; auch eine Spezialisierung und Aufteilung von Aufgaben innerhalb der Kooperationen macht in diesem Zusammenhang Sinn.
Stromversorger, die noch ihr eigenes Stromnetz betreiben, profitieren vom Ausbau auch mittelbar: Erzeugungsanlagen, die neu angeschlossen werden, bedingen vielfach den Ausbau der Netze; für deren Bau und Betrieb legt die Bundesnetzagentur auskömmliche Renditen fest. Das ist zwar Geschäft im regulierten Bereich, dafür bietet es Investitionssicherheit über Jahrzehnte. Eine ähnliche Wirkung könnte auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge entfalten. Denn die heutigen Netze sind auf hohe Ladeleistungen nicht vorbereitet – je mehr Elektrofahrzeuge auf die Straße kommen, desto häufiger werden deshalb renditeträchtige Netzverstärkungen notwendig werden.
5. Degression der Kosten
Bleibt schließlich das fünfte D, die Degression der Kosten. Die hohen Haushaltsstrompreise in Deutschland verstellen den Blick darauf, dass Wind- und Solaranlagen dank jahrzehntelanger Entwicklungsausgaben inzwischen die günstigsten Stromlieferanten sind – teilweise liefern neue Anlagen Strom zu Vollkosten, die unter den Grenzkosten abgeschriebener alter fossiler Kraftwerke liegen. Dieser Verdrängungswettbewerb – und nicht Klimaschutz – ist in vielen Ländern der Welt der Grund dafür, dass erneuerbare Energien stark ausgebaut und Kohlekraftwerke abgeschaltet werden.
Es ist absehbar, dass die Kostendegression bei den erneuerbaren Energien weitergeht und auch den Bereich der Stromspeicher erfasst. Zum einen, weil ausgediente Akkus aus Elektroautos ein zweites Leben bei der Stabilisierung von Stromnetzen finden, zum anderen, weil die rasante Entwicklung von Speichertechnologie im Automotive Bereich Rückwirkungen auf die Kosten stationärer Großspeicher hat. Damit rückt die kostengünstige und großtechnische Speicherung von Erneuerbare-Energien-Strom zumindest für ein, zwei Tage nahe – und damit der heilige Gral der Energiewende.
Fazit
Die traditionellen Geschäftsmodelle der Energiewirtschaft – Strom produzieren, transportieren und verkaufen – kommen an ihre Grenzen. Aus den technologischen, wirtschaftlichen und politischen Megatrends – den 5 Ds – erwachsen unzählige neue Geschäftsmöglichkeiten für etablierte, aber auch für neue Player am Energiemarkt. Jetzt gilt es, die richtigen Felder zu identifizieren und strategisch zu entwickeln. Damit lassen sich neue Potenziale ausschöpfen, welche die Energiewende zum Erfolg führen.