3 Minuten Lesezeit 6 Februar 2023

Die Treibhausgasemissionen nehmen wieder zu, die Wertschöpfung wird nicht realisiert, volkswirtschaftliches Einkommen entgeht.

Stadt Skyline bei Abenddämmerung, Frankfurt am Main

Fortschrittsmonitor: Energie- und volkswirtschaftliche Betrachtung

Autoren
Metin Fidan

Partner, Europe West Green Transformation Leader and Europe West Mining & Metals Leader, EY Consulting GmbH | Deutschland

Sieht in der Dekarbonisierung, Digitalisierung, in der Dezentralisierung sowie in der Konvergenz vor allem Chancen für die Energiewirtschaft. Wandel ist für ihn eine Gestaltungsaufgabe.

Ferdinand Pavel

Director, Leiter Volkswirtschaftliche Beratung für den öffentlichen Sektor, EY Strategy & Transactions GmbH | Deutschland

Leitet den Bereich Volkswirtschaftliche Beratung in Deutschland. Seine Kunden kommen aus dem öffentlichen Sektor und der privaten Wirtschaft.

Thomas Herkner

Fachgebietsleiter Energie- und Wasserwirtschaftliche Analysen, Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)

3 Minuten Lesezeit 6 Februar 2023

Die Treibhausgasemissionen nehmen wieder zu, die Wertschöpfung wird nicht realisiert, volkswirtschaftliches Einkommen entgeht.

Überblick
  • Um die gesteckten Ziele der Bundesregierung bis 2030 zur erreichen bedarf es Investionen vor allem für den Netzausbau, der Erzeugung Erneuerbarer Energien, klimaneutraler Gase sowie in der Mobilität.
  • Einen kleinen Anteil der Investionssumme von rund 498 Milliarden Euro bis 2030 kann zum Teil für direkte und indirekte Wertschöpfung auch in Deutschland sorgen.
  • Profitieren können Anlagenbauer,  sowie die Hersteller von Investitionsgütern.

Nach einem Rückgang in der Pandemie nehmen die Treibhausgasemissionen wieder zu, die Ziele der Energiewende sind gefährdet. Der langsame Fortschritt ist aber nicht nur schlecht für das Klima. Er bedeutet auch, dass mögliche Wertschöpfung nicht realisiert wird. Der deutschen Volkswirtschaft entgeht auf diese Weise Einkommen.

Um die von der Bundesregierung für 2030 gesteckten Ziele zu erreichen, sind umfangreiche Investitionen erforderlich. Ein Großteil dieser Ausgaben umfasst:

  • EE-Erzeugung: PV (Dach und Freifläche), Onshore- und Offshore-Wind und Biomasse (insgesamt 351 Milliarden Euro),
  • Netzausbau (Strom): HGÜ und Hochspannung (Zubau und Netzverstärkung), HGÜ-Konverter, Höchstspannungs-Trafos sowie Offshore-Netzanbindung (einschl. Anlagen; insgesamt 126 Milliarden Euro),
  • klimaneutrale Gase: Elektrolyseure und Biogasanlagen (insgesamt 12 Milliarden Euro) und
  • E-Mobilität: öffentliche Ladeinfrastruktur (Normal- und Schnelllader; insgesamt 9 Milliarden Euro).

Zusammen addieren sich diese Investitionsausgaben auf 498 Milliarden Euro, verteilt auf 54 bis 57 Milliarden Euro pro Jahr bis 2030.

In jedem Jahr würden diese Ausgaben direkt für Wertschöpfung sorgen. Profitieren würden Anlagenbauer sowie die Hersteller von Investitionsgütern wie etwa Windturbinen, Solarpanels, Netzkomponenten (beispielsweise HGÜ-Konverter und Höchstspannungs-Trafos) oder Prozessanlagen für Elektrolyse. Weitere Wertschöpfung würde darüber hinaus indirekt bei den Herstellern der notwendigen Komponenten wie beispielsweise Getriebe für Windräder oder Steuergeräte, Leistungselektronik und Sensoren für Elektrolyseur-Stacks angestoßen werden. Die so angestoßene direkte und indirekte Wertschöpfung würde in Teilen in der deutschen Volkswirtschaft, in Teilen im Ausland realisiert werden.

Das Potenzial der auf diese Weise durch Investitionen – ohne Berücksichtigung der Effekte aus dem Betrieb – insgesamt ausgelösten Wertschöpfung wird für Deutschland auf durchschnittlich 32,7 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Das entspräche 1 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung (BWS) in Deutschland[1] beziehungsweise dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den zurückliegenden zehn Jahren.

Die Höhe der im Jahr 2021 tatsächlich realisierten Investitionen kann auf der Basis der in diesem Fortschrittsmonitor vorgestellten KPIs abgeschätzt werden. In den betrachteten Bereichen blieben die Investitionen 2021 deutlich hinter den erforderlichen Ausgaben zurück. Im Ergebnis konnten daher durch die auf dieser Basis geschätzten tatsächlichen Investitionen im Jahr 2021 auch nur 8,6 Milliarden Euro an Wertschöpfung realisiert werden. Das entspricht nur etwas mehr als einem Viertel (26 Prozent) des beschriebenen Potenzials von 32,7 Milliarden Euro.

  • Quellen

    1. Die BWS 2021 betrug 3.258,6 Mrd. Euro; vgl. Destatis: „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Inlandsproduktberechnung, Vierteljahresergebnisse“, 2. Vierteljahr 2022.

     

 

Fortschrittsmonitor Energiewende Ergebnisdokument

Um die Fortschritte zu messen und sichtbar zu machen, haben der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) und EY gemeinsam einen Fortschrittsmonitor entwickelt.

Jetzt das Ergebnisdokument herunterladen

 

Fazit

Nach einem Rückgang in der Pandemie nehmen die Treibhausgasemissionen wieder zu: die Energiewende ist gefährdet. Diese Entwicklung ist nicht nur schlecht fürs Klima, sondern bedeutet auch, dass eine mögliche Wertschöpfung nicht realisiert wird. Der deutschen Volkswirtschaft entgeht auf diese Weise Einkommen.

Über diesen Artikel

Autoren
Metin Fidan

Partner, Europe West Green Transformation Leader and Europe West Mining & Metals Leader, EY Consulting GmbH | Deutschland

Sieht in der Dekarbonisierung, Digitalisierung, in der Dezentralisierung sowie in der Konvergenz vor allem Chancen für die Energiewirtschaft. Wandel ist für ihn eine Gestaltungsaufgabe.

Ferdinand Pavel

Director, Leiter Volkswirtschaftliche Beratung für den öffentlichen Sektor, EY Strategy & Transactions GmbH | Deutschland

Leitet den Bereich Volkswirtschaftliche Beratung in Deutschland. Seine Kunden kommen aus dem öffentlichen Sektor und der privaten Wirtschaft.

Thomas Herkner

Fachgebietsleiter Energie- und Wasserwirtschaftliche Analysen, Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)