Drohnenaufnahme zeigt ein kleines Boot am Rand eines roten Gewässers, umgeben von grüner Vegetation.

Naturpositive Zukunft durch Berichterstattung?

Das EY Global Nature Action Barometer ergibt, dass die naturbezogene Berichterstattung von Unternehmen noch nicht verlässlich genug ist.


Überblick:

  • 93 Prozent der Unternehmen veröffentlichen naturbezogene Angaben veröffentlichen, doch nur 26 Prozent folgen den Empfehlungen der TNFD.
  • Nur 13 Prozent der Unternehmen erstellen einen gesonderten TNFD-Bericht oder haben einen TNFD-Index in den Geschäfts- oder Nachhaltigkeitsbericht integriert.
  • Weniger als 3 Prozent der Unternehmen gaben Ziele an, die sich positiv auf die Natur auswirken.

Die Berichterstattung von Unternehmen ist noch nicht ausreichend detailliert, um darzulegen, wie sie mit naturbezogenen Risiken umgehen und naturbezogene Chancen nutzen. Die von unseren Teams durchgeführte Untersuchung zeigt, dass selbst Unternehmen mit relativ ausgereifter Nachhaltigkeitsberichterstattung möglicherweise nicht offenlegen, welche Maßnahmen sie ergreifen, um die Governance, Strategien, Kennzahlen und Ziele zur Verbesserung ihrer naturbezogenen Performance zu entwickeln.

Naturbezogene Berichterstattung: Bedeutung für Unternehmen

Das EY Global Nature Action Barometer zeigt, wie Organisationen naturbezogene Risiken erkennen, Chancen nutzen und nach den Empfehlungen der TNFD berichten können.

Die erste Ausgabe des EY Global Nature Action Barometer, bei dem es sich um eine eingehende Untersuchung des aktuellen Stands der naturbezogenen Berichterstattung von Unternehmen auf der ganzen Welt handelt, macht deutlich, dass zahlreiche Unternehmen die Natur nicht als wesentliches Thema für ihre Geschäftstätigkeit angeben und keine naturbezogene Strategie offenlegen. Eine fehlende Offenlegung bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass es keinen Plan gibt. Zuweilen halten Unternehmen diese Informationen womöglich absichtlich zurück, weil sie im Falle eines Scheiterns Rechtsstreitigkeiten befürchten oder keine sensiblen strategischen Details preisgeben möchten, die ihren Wettbewerbsvorteil gefährden könnten. Die Entscheidung, keine Angaben zu machen, könnte allerdings dazu führen, dass Risiken unentdeckt bleiben, die Resilienz geschwächt wird und Unternehmen wichtige Chancen zur Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle verpassen. Eine transparente Berichterstattung stärkt nicht nur das Vertrauen der Anleger:innen, sondern schafft auch mehr Klarheit in Bezug auf Risiken und Chancen, wovon letztlich sowohl das Unternehmen als auch seine Interessengruppen profitieren.

Naturbezogene Berichterstattung vs. Klimaberichterstattung

Unsere Teams befassen sich sowohl mit klima- als auch mit naturbezogener Berichterstattung. Das EY Global Nature Action Barometer zeigt, wie Unternehmen auf der ganzen Welt die Natur als wichtiges Thema erkennen, naturbezogene Kennzahlen und Ziele verfolgen, Risiken steuern, die Resilienz stärken und Chancen nutzen, indem sie die Natur in zentrale Geschäftsstrategien und Entscheidungsprozesse einbinden. Außerdem untersucht die Studie, welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen, um positive Ergebnisse für die Natur zu erzielen. Die Naturberichterstattung umfasst ein breites Spektrum an Umweltfaktoren wie biologische Vielfalt, Ökosysteme und natürliche Ressourcen.

Das EY Global Climate Action Barometer bietet einen Branchenstandard für die Bewertung der weltweiten Fortschritte hinsichtlich des Umfangs und der Qualität der klimabezogenen Angaben. Es befasst sich eingehend mit dem aktuellen Stand und der entscheidenden Rolle der Übergangsplanung für die Klimawende sowie mit dem Zusammenhang zwischen klimabezogenen Risiken und Finanzergebnissen. Die Klimaberichterstattung konzentriert sich auf Treibhausgasemissionen und den Klimaschutz.

Globaler Stand: Wie weit sind Unternehmen bei der naturbezogenen Berichterstattung?

Trotz der weit verbreiteten Offenlegung naturbezogener Angaben durch Unternehmen legen nur wenige eine ausreichend umfassende oder an den Empfehlungen der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) orientierte Berichterstattung vor.

Die überwiegende Mehrheit (93 Prozent) der 435 im Rahmen des EY Global Nature Action Barometer untersuchten Unternehmen bezieht in ihre Angaben mindestens einen naturbezogenen Aspekt ein. Doch nur 26 Prozent sorgen für Übereinstimmung ihrer Berichterstattung mit den Empfehlungen der TNFD, die den führenden Offenlegungsrahmen für naturbezogene Angaben darstellen. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass Unternehmen zwar in irgendeiner Weise über die Rolle der Natur in ihren Wertschöpfungsketten Bericht erstatten, diese Informationen aber möglicherweise nicht umfassend sind.

Obwohl
der Unternehmen naturbezogene Angaben veröffentlichen, folgt nur knapp ein Viertel den Empfehlungen der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD).

Darüber hinaus erstellen nur 13 Prozent der untersuchten Unternehmen einen gesonderten TNFD-Bericht oder haben einen TNFD-Index in ihren Geschäfts- oder Nachhaltigkeitsbericht integriert. Sofern Unternehmen nicht einen spezifischen TNFD-Bericht oder TNFD-Index veröffentlichen, erhalten ihre Interessengruppen, einschließlich der Investor:innen, die über die Kapitalallokation entscheiden, nicht unbedingt marktrelevante naturbezogene Informationen.

Von den vier Säulen der TNFD-Offenlegung (Governance, Strategie, Risiko- und Auswirkungsmanagement sowie Kennzahlen und Ziele) schneidet die Governance-Säule sowohl in Bezug auf Einbeziehung (87 Prozent) als auch auf Übereinstimmung (31 Prozent) am besten ab. Governance ist oft der erste Schritt in Richtung naturbezogener Maßnahmen, wobei Unternehmen spezielle Lenkungsausschüsse und andere Verfahren zur Überwachung des Fortschritts einrichten.

In Hinblick auf die Säule „Kennzahlen und Ziele“ stimmen die Angaben von Unternehmen am wenigsten mit den TNFD-Empfehlungen überein (76 Prozent Einbeziehung und 22 Prozent Übereinstimmung). Dies spiegelt wahrscheinlich potenzielle Datenzugriffsprobleme, unterschiedliche Bewertungsansätze und die finanzielle Bedeutung der Natur für die Geschäftstätigkeit wider.

Auf Sektorebene weisen die Angaben von Unternehmen aus der Konsumgüterbranche (33 Prozent) und dem Sektor Extraktive und Mineralienverarbeitung (32 Prozent) die höchste Übereinstimmung mit den TNFD-Empfehlungen auf. Dies spiegelt möglicherweise die für diese Sektoren größere Bedeutung der naturbezogenen Auswirkungen, Abhängigkeiten, Risiken und Chancen wider.

Trotz der dringenden Notwendigkeit, zu einer naturpositiven Wirtschaft überzugehen, gaben nur 3 Prozent der Unternehmen Ziele an, die sich positiv auf die Natur auswirken. Vielversprechend ist jedoch, dass die bewerteten Unternehmen beginnen, Strategien wie wasserpositive Betriebsabläufe und den verstärkten Einsatz regenerativer Landnutzungsverfahren anzuwenden.

Diese Feststellungen deuten darauf hin, dass Unternehmen möglicherweise nicht alle Maßnahmen, die sie zum Erreichen von Naturpositivität ergreifen, offenlegen.

Fünf Schritte zur TNFD-konformen, naturpositiven Berichterstattung

Die naturbezogene Berichterstattung spielt eine entscheidende Rolle bei strategischen Geschäftsentscheidungen. Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, dass Unternehmen die Naturberichterstattung nutzen, um strategische Entscheidungen zu fundieren und ihre eigenen Maßnahmen zum Schutz der Natur wie auch die anderer Interessengruppen zu verstärken. So tragen sie dazu bei, den potenziellen Verlust der Biodiversität zu mindern und das Unternehmen zukunftssicher zu machen.
 

Um die Natur besser in ihre Strategie zu integrieren und ihren Initiativen mit einer optimierten Berichterstattung mehr Durchschlagskraft zu verleihen, sollten Verantwortliche in Unternehmen insbesondere die folgenden fünf Maßnahmen ergreifen:

  1. Entwickeln Sie ein solides Verständnis der Auswirkungen des Geschäfts auf die Natur beziehungsweise der Abhängigkeiten des Geschäfts von der Natur entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Verankern Sie die Natur in Ihrer Unternehmensstrategie und Entscheidungsfindung, auch hinsichtlich der Steuerung von Klimarisiken.
  2. Bauen Sie Fähigkeiten und Kapazitäten auf, um Auswirkungen des Geschäfts auf die Natur beziehungsweise Abhängigkeiten des Geschäfts von der Natur sowie naturbezogene Risiken und Chancen zu überwachen. Investieren Sie in neue Technologien, zum Beispiel in Instrumente zur Beurteilung von Auswirkungen und Abhängigkeiten und zur Überwachung von Ökosystemen. Arbeiten Sie mit anderen zusammen, um Herausforderungen anzugehen.
  3. Verbessern Sie die Qualität der offengelegten Angaben und stellen Sie entscheidungsrelevante Informationen zur Verfügung, um die Anforderungen der Interessengruppen zu erfüllen. Lassen Sie sich nicht vom Perfektionismus ausbremsen – unvollständige Angaben sind besser als gar keine.
  4. Bitten Sie Interessengruppen (zum Beispiel Lieferanten, Finanzinstitute, Datenanbieter), Ihnen genauere naturbezogene Informationen zur Verfügung zu stellen. Dies wird zu einer allgemeinen Verbesserung der Berichterstattung beitragen.
  5. Beobachten Sie das regulatorische Umfeld in Bezug auf Natur und Naturberichterstattung. Die Natur wird in diesem sich schnell wandelnden regulatorischen Umfeld in den kommenden Jahren wahrscheinlich eine wichtige Rolle spielen. Deshalb sollten Sie die neuen regulatorischen Entwicklungen verfolgen und die Auswirkungen auf Ihr Geschäft bewerten.

Fazit

Wenn die Welt die Herausforderung des untrennbar mit der Klimakrise verbundenen Verlusts an biologischer Vielfalt bewältigen will, müssen Unternehmen schnell handeln. Eine naturbezogene Berichterstattung gemäß den TNFD-Empfehlungen ist ein entscheidender Wegbereiter für eine naturpositive Zukunft. Sie trägt dazu bei, Transparenz zu erhöhen, Verantwortungsübernahme zu fördern, Lernprozesse zu beschleunigen und Unternehmen zum sofortigen Handeln zu ermutigen, um den Verlust der Biodiversität aufzuhalten und umzukehren.



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