Bangkok, THAILAND - September 13, 2015 : Crane and modern building construction site in Thailand

Baugewerbe: Warum die Trendwende später kommt als gedacht

Die Hochbauprognose 2025 zeigt: Der Umschwung im Baugewerbe verzögert sich. Lesen Sie hier, welche Hintergründe das hat.


Überblick

  • Neubau und Renovierung schwächelten 2024 erneut.
  • Der Turnaround lässt auf sich warten: 2025 ist ein Übergangsjahr, und erst 2026 wird eine Erholung prognostiziert.
  • Mit einer Senkung der Bürokratiekosten ist substanzielles Einsparpotenzial verbunden.

Die Baukonjunktur bleibt 2025 abgespannt. Nach einem deutlichen Rückgang der Bauaktivität im Jahr 2024 und einem weiteren leichten Minus von 0,8 Prozent im Jahr 2025 wird erst ab 2026 eine Trendwende mit einem Wachstum von 1,2 Prozent erwartet. Unsicherheiten durch volatile Finanzierung, hohe Baukosten sowie geopolitische und wirtschaftliche Instabilität führten zuletzt zu Zurückhaltung bei den Investitionen – besonders im Wohnungsneubau und bei Renovierungen. Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Bedarf an Wohnraum hoch und die Rahmenbedingungen verändern sich schrittweise. Ab 2026 dürften stabilere Bauzinsen, ein positiverer Konjunkturausblick sowie politische Impulse – etwa Bürokratieabbau und geplante Infrastrukturinvestitionen – für eine nachhaltige Erholung sorgen.

Bauaktivität im Hochbau 2024 rückläufig

Ein Blick zurück zeigt einen neuerlichen Rückgang: Im Jahr 2024 verzeichnete der Hochbaumarkt ein reales Minus von 3,6 Prozent auf 281 Milliarden Euro. Zu den wichtigsten Gründen gehört eine Investitionszurückhaltung bei Neubauten aufgrund von gestiegenen Bauzinsen und -kosten, konjunktureller Unsicherheit, Reallohnverlusten sowie politischen Rahmenbedingungen wie Mietobergrenzen.

Besonders stark betroffen war der gewerbliche Wohnungsbau mit einem Rückgang der Baugenehmigungen um 22 Prozent. Trotz leichter Entspannung durch sinkende Bauzinsen und sich konsolidierende Baukosten wird ein positiver Effekt frühestens 2026 erwartet. Renovierungen, sonst stabilisierend, gingen ebenfalls zurück, vor allem bei energetischen Sanierungen. Die Baukosten blieben hoch, wobei der Preisanstieg zuletzt moderater ausfiel. Der Auftragsbestand schrumpfte im Wohnungsbau um 7,9 und im Wirtschaftsbau um 4,5 Prozent. Während der öffentliche Bau ein Plus von 7 Prozent verzeichnete, blieb der Wohnungsbau mit einem Rückgang der Auftragseingänge um 1,5 Prozent schwach. Insgesamt sank die Zahl der Baugenehmigungen im Hochbau um 11 Prozent. Eine reduzierte Bautätigkeit in den Folgejahren ist wahrscheinlich, auch wenn aufgeschobene Projekte aus Vorjahren noch realisiert werden könnten.

Hochbauprognose 2025: Trendwende verzögert sich

Warum 2025 ein Übergangsjahr ist und wann es wieder aufwärts geht.

Baugewerbe 2025 vor neuer Belastungsprobe – Trendwende für 2026 erwartet

Der Turnaround kommt später als avisiert: Zwischen 2025 und 2027 wird für Deutschland ein leichter gesamtwirtschaftlicher Aufschwung erwartet, begleitet von hoher Wohnraumnachfrage, stabileren Baukosten und leicht verbesserten Finanzierungsbedingungen. Nach einem schwachen Jahr 2025 wird ab 2026 mit einer Erholung der Hochbaunachfrage gerechnet (+1,2 Prozent). Momentan bleiben die Baukosten noch hoch, steigen aber moderat (+3,2 Prozent im Februar 2025). Die Bauzinsen sind volatil und liegen aktuell bei etwa 3,5 Prozent – eine deutliche Entspannung ist hier kurzfristig nicht zu erwarten.

 

Nachfrage nach Wohnraum bleibt hoch, unter anderem durch Zuwanderung. 2025 wird allerdings noch ein leichter Rückgang im Wohnungsbau erwartet, doch ab 2026 sollte auch hier Erholung einsetzen, getragen durch Reallohnzuwächse, mehr Arbeitsplatzsicherheit und staatliche Impulse. Der private Wohnungsbau dürfte von gespartem Kapital und Ruhestandsinvestitionen profitieren, der gewerbliche Wohnungsbau von verbesserter Regulierung und Wirtschaftslage. Renovierungen werden voraussichtlich langsamer anziehen, dafür jedoch von Förderprogrammen profitieren.

 

Im Nichtwohnungsbau ist bis 2027 ein jährliches Wachstum von durchschnittlich 2,1 Prozent zu erwarten, vor allem durch Nachholeffekte ab 2026. Die Stimmung verbessert sich durch Regierungsmaßnahmen und Konjunkturaussichten. Der öffentliche Bau bleibt kurzfristig stabil, könnte aber durch das geplante Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro ab 2026/27 belebt werden. Die geopolitische Lage bleibt ein Unsicherheitsfaktor.

Bauvolumen
dürfte der Rückgang des preisbereinigten Hochbauvolumens in 2024 betragen und damit weniger stark ausfallen als im Vorjahr.

Bürokratiekosten im Bau senken – großes Einsparpotenzial durch Reformen

In Deutschland ist das Bauen teuer: Die Herstellungskosten für einen Quadratmeter Wohnfläche liegen bei etwa 4.500 Euro, wovon bis zu 15 Prozent auf Bürokratie entfallen. 2023 betrugen die Bürokratiekosten laut Bauindustrieverband Ost rund 15,3 Milliarden Euro, was knapp 243 Euro pro Quadratmeter entspricht. Vier zentrale Hebel könnten diese Kosten deutlich senken: Standardisierung, Vereinfachung, Beschleunigung und Digitalisierung.

Durch bundesweit einheitliche weniger restriktive Standards und vereinfachte Genehmigungsverfahren ließen sich Unterschiede zwischen Ländern und Kommunen reduzieren. Parallelisierte statt sequenzielle Prüfprozesse und praxisnähere Anforderungen, zum Beispiel bei Sicherheitsrichtlinien oder Berichtsauflagen, könnten Zeit und Geld sparen. Beispiele wie der Gebäudetyp E, ein Ansatz zum vereinfachten Bauen, oder die Reformen in Niedersachsen zeigen bereits Potenziale.

Auch die Beschleunigung durch feste Fristen bei Baugenehmigungen (wie in Mecklenburg-Vorpommern) und die Implementierung zentraler, digitaler Antragsplattformen bieten große Effizienzgewinne. Insgesamt ergibt sich ein Einsparpotenzial von 2,7 Milliarden Euro. Das entspricht etwa 40 bis 50 Euro pro Quadratmeter, beziehungsweise rund 3 Prozent der Baukosten. Bürokratieabbau würde nicht nur Kosten senken, sondern auch die Produktivität im Bauwesen steigern.

Fazit

Die Lage in der Baubranche bleibt vorläufig angespannt. Eine volatile Finanzierung, hohe Baukosten und geopolitische Unsicherheiten bremsen Investitionen. Besonders der Wohnungsneubau und Renovierungen litten 2024 stärker als erwartet. Die Nachfrage nach Wohnraum bleibt jedoch hoch. Für das Übergangsjahr 2025 wird dennoch ein leichter Rückgang prognostiziert. Eine Trendwende, gestützt durch stabilere Bauzinsen, verbesserte Konjunkturaussichten und geplante Investitionen wird ab 2026 erwartet. Hinzu kommt der geplante Bürokratieabbau durch die neue Bundesregierung, der vor allem dem öffentlichen Bau Impulse geben könnte.

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