- Umsatzanstieg der DAX-Unternehmen im ersten Quartal 2025 um 3,3 Prozent, Gewinn sinkt um acht Prozent
- Rheinmetall und MTU mit stärkstem Umsatzplus
- Umsatzentwicklung in den USA mit plus vier Prozent am besten – Umsätze in Asien legen nur um ein Prozent zu
- Mitarbeiterzahl sinkt um 1,0 Prozent – 32.000 Stellen abgebaut
Die DAX-Konzerne bekommen zunehmend die Konjunkturflaute und den verschärften internationalen Wettbewerb zu spüren: Im ersten Quartal stieg der Gesamtumsatz der DAX-40-Unternehmen zwar, immerhin zehn Unternehmen verzeichneten aber einen Umsatzrückgang, darunter die Schwergewichte BMW, Mercedes-Benz, BASF und Bayer.
Sogar 16 Unternehmen erwirtschafteten einen niedrigeren Gewinn als im Vorjahr, darunter alle Autokonzerne sowie die beiden Rückversicherer, die außerordentliche Belastungen aufgrund der Waldbrände rund um Los Angeles zu Jahresbeginn schultern mussten. Insgesamt schrumpfte der Betriebsgewinn der DAX-Konzerne um acht Prozent. Bereits 2024 und 2023 war der Gesamtgewinn der DAX-Konzerne gegenüber dem jeweiligen Vorjahr deutlich zurückgegangen. Noch am besten liefen die Geschäfte der DAX-Konzerne in Nordamerika, wo ein Umsatzplus von vier Prozent erzielt wurde. In Europa stieg der Umsatz um drei Prozent, in Asien um ein Prozent.
Bei der Beschäftigung zeigt der Trend inzwischen nach unten: Die Zahl der Beschäftigten schrumpfte um 1,0 Prozent – von 3,20 auf 3,17 Millionen. Damit wurden insgesamt im Vergleich zum Vorjahr etwa 32.000 Stellen abgebaut. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf Basis der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der derzeit im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.
„In Anbetracht der anhaltend schwachen Konjunktur und der schwierigen geopolitischen und handelspolitischen Lage zeigten sich viele DAX-Konzerne im ersten Quartal bemerkenswert resilient,“ sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY. Zwar spürten immer mehr Unternehmen die Konjunkturkrise, aber die deutliche Mehrheit der Unternehmen schaffte dennoch ein Umsatzplus.
Ahlers betont allerdings, dass sich die Zuspitzung der Handels- und Zollstreitigkeiten zwischen den USA und den Handelspartnern noch kaum in den Bilanzzahlen widerspiegele: „Die Handelspolitik der US-Regierung hatte bislang unterschiedliche und teils gegenläufige Effekte. Viele Unternehmen haben in Erwartung hoher Zölle ihre Bestände in den USA aufgestockt, zudem haben US-Kunden Käufe vorgezogen, um noch von niedrigeren Preisen zu profitieren. Die tatsächlichen Auswirkungen der neuen Zölle werden wir erst mit einer gewissen Verzögerung sehen. Ein realistisches Bild der Lage werden wir erst im zweiten Halbjahr haben.“
Zudem sei vieles noch im Fluss, Verhandlungen liefen, die endgültigen Kompromisslösungen könnten stark abweichen von den drastischen Ankündigungen, so Ahlers. Allerdings: „Die aktuelle Unsicherheit ist eine Riesen-Herausforderung gerade für die stark exportorientierten deutschen Industrieunternehmen. Zum einen müssen sie Schritt halten mit den gerade geltenden Regelungen. Zum anderen sind mittel- und langfristige Investitionsplanungen derzeit kaum möglich. Diese Volatilität ist Gift für das Investitionsklima.“
Die Gesamtlage sei ohnehin schon so schwierig wie selten zuvor, ergänzt Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY in Deutschland: „Die Herausforderungen für die deutsche Industrie sind gigantisch: Neue Wettbewerber gerade aus Asien sorgen für einen enormen Innovations- und Preisdruck, die Konjunktur auf dem europäischen Heimatmarkt ist und bleibt vorerst schwach, der Krieg in der Ukraine sorgt für zusätzliche Belastungen.“
Immerhin: Bei den Innovationsinvestitionen sparen die meisten Unternehmen trotzdem nicht. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung kletterten – wenn auch nur leicht – um 1,3 Prozent. 12 der 20 Unternehmen, die entsprechende Angaben machen, erhöhten ihre F&E-Ausgaben.
Autobranche mit starkem Gewinnrückgang
Während einige DAX-Konzerne sehr gute Zahlen vermelden konnten – etwa Rheinmetall mit einem Umsatzplus von 46 Prozent und MTU Aero Engines mit einem Wachstum von 28 Prozent –, befinden sich gerade die Autokonzerne im Rückwärtsgang: Insgesamt verbuchten die Unternehmen bei einem Umsatzrückgang von 2,5 Prozent einen Gewinneinbruch von 42 Prozent.
Und eine kurzfristige deutliche Besserung der Lage sei kaum zu erwarten, sagt Brorhilker: „Die deutsche Autoindustrie muss sich an völlig veränderte Rahmenbedingungen anpassen. Der langsame Hochlauf der Elektromobilität, die massiv sinkende Nachfrage auf dem chinesischen Markt nach deutschen Premium-Autos und die anhaltend niedrigen Verkaufszahlen in Europa führen dazu, dass die Unternehmen schmerzhafte Konsequenzen ziehen müssen: Einerseits wird es einen drastischen Sparkurs und Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz geben. Darüber hinaus werden die Unternehmen ihre Kapazitäten an die gesunkenen Produktionszahlen anpassen – das heißt konkret: Werksschließungen und eine Reduzierung der Beschäftigtenzahlen in Deutschland. Denn die Zeiten, in denen in Deutschland produzierte Autos in großem Stil in Überseemärkte exportiert werden, gehören der Vergangenheit an. Die Produktion wird zunehmend vor Ort, also verstärkt in Nordamerika und den USA stattfinden. Die goldenen Zeiten für den Automobilstandort Deutschland sind vorerst vorbei.“
Die Folgen dieser Transformation für die deutsche Wirtschaft werden erheblich sein, so Brorhilker: „Autohersteller und Zulieferer sind in vielen Teilen Deutschlands das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Sie haben jahrzehntelang für eine hohe Beschäftigung, eine starke Nachfrage nach Fachkräften und ein hohes Steueraufkommen gesorgt. Jetzt sehen wir eine Insolvenzwelle bei den Zulieferern und ein Gesundschrumpfen bei den Herstellern. Dieser Strukturwandel wird uns in den kommenden Jahren noch intensiv beschäftigen.“
Trendwende bei der Beschäftigung: Zahl der Mitarbeiter sinkt um 1,0 Prozent
Nachdem die Zahl der Beschäftigten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen war, brachte bereits das vergangene Jahr die Trendwende, und der Rückgang hält an: Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sank im ersten Quartal dieses Jahres um 32.400 bzw. 1,0 Prozent. 12 von 27 Unternehmen, die entsprechende Angaben machen, haben die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr reduziert. Da etliche große Konzerne ambitionierte Kostensenkungsprogramme aufgesetzt haben, dürfte der Rückgang der Beschäftigtenzahl im Jahresverlauf anhalten und sich voraussichtlich sogar verstärken.
Telekom erwirtschaftet den mit Abstand höchsten Gewinn
Das gewinnstärkste Unternehmen war im ersten Quartal die Deutsche Telekom, die einen operativen Gewinn von 6,8 Milliarden Euro erwirtschaftete. Der Telekommunikationskonzern löste dank eines Gewinnwachstums von 19 Prozent im Gewinnranking Volkswagen als gewinnstärkstes Unternehmen ab. Der Autokonzern kam im ersten Quartal dieses Jahres auf einen operativen Gewinn von 2,9 Milliarden Euro, ein Rückgang um 37 Prozent. Ein DAX-Unternehmen – die Porsche Holding – wies einen operativen Verlust aus.