- DAX-Unternehmen verzeichnen im zweiten Quartal 2025 einen Umsatzrückgang um knapp zwei Prozent
- Gewinn sinkt um 3,3 Prozent
- Umsatzentwicklung in Asien und den USA deutlich rückläufig, Europa leicht im Plus
- Mitarbeiterzahl sinkt um 0,9 Prozent – 30.000 Stellen abgebaut
- Deutsche Telekom und Allianz mit höchstem Gewinn
Kein Aufschwung für die DAX-Konzerne: Der Gesamtumsatz der DAX-Konzerne sank im zweiten Quartal um 8,2 Milliarden Euro bzw. 1,9 Prozent. Besonders deutlich fielen die Einbußen bei den Autokonzernen aus, die zusammen ein Umsatzminus von 5,8 Prozent verzeichneten. Insgesamt erwirtschafteten 20 Unternehmen einen höheren Umsatz als im Vorjahreszeitraum, bei 17 Unternehmen lagen die Umsätze unter dem Vorjahreswert. Der Gewinn schrumpfte ebenfalls: um 3,3 Prozent auf 46,9 Milliarden Euro. Immerhin 24 Unternehmen konnten ihren Gewinn steigern, 15 verzeichneten einen Gewinnrückgang.
Vor allem Nordamerika und Asien drücken die Umsatzentwicklung: Nachdem die DAX-Konzerne im ersten Quartal in Nordamerika noch ein Umsatzplus von vier Prozent erzielen konnten, wurde daraus im zweiten Quartal ein Umsatzminus von sechs Prozent. Auch in Asien laufen die Geschäfte schlecht: Nach einem leichten Plus von einem Prozent im ersten Quartal sanken die Umsätze im zweiten Quartal um sieben Prozent. In Europa hingegen entwickelten sich die Umsätze leicht positiv und stiegen um ein Prozent.
Bei der Beschäftigung zeigt der Trend weiter nach unten: Die Zahl der Beschäftigten schrumpfte um 0,9 Prozent auf 3,49 Millionen. Damit wurden bei den DAX-Konzernen im Vergleich zum Vorjahr etwa 30.000 Stellen abgebaut. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf Basis der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der derzeit im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.
„Die sehr schwierige politische wirtschaftliche Großwetterlage fordert zunehmend ihren Tribut,“ sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY. „Vor allem stark exportorientierte Industriekonzerne haben zu kämpfen und leiden unter Problemen auf den beiden wichtigen Auslandsmärkten USA und China.“ Auch Europa biete kaum Wachstumsdynamik, immerhin stiegen die Umsätze auf dem Heimatkontinent aber leicht, so Ahlers. „Die hohe Abhängigkeit deutscher Konzerne von den USA und China und vom Funktionieren eines regelbasierten internationalen Handelssystems erweist sich aktuell als Problem, nachdem der Standort Deutschland jahrzehntelang ein Globalisierungsgewinner war. Die Unternehmen müssen mit dieser neuen Realität umgehen.
Ahlers betont aber auch: „Immerhin konnte die Mehrheit der Unternehmen trotz der schwierigen Rahmenbedingungen und trotz Konjunkturflaute wachsen – einige Unternehmen sogar zweistellig“. Das stärkste Umsatzwachstum verzeichnete MTU Aero Engines mit einem Wachstum von 20 Prozent, gefolgt von Siemens Energy (plus elf Prozent). Die höchsten Einbußen meldeten die drei Autohersteller BMW, Mercedes-Benz und Porsche (minus acht, zehn bzw. elf Prozent) sowie der Energiekonzern RWE (minus 20 Prozent), bei dem der Umsatz allerdings nur eine eingeschränkte Aussagekraft hat.
Auch die kommenden Monate werden sehr herausfordernd, erwartet Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY in Deutschland: „Die konjunkturellen und politischen Unsicherheiten bleiben groß. Mehr Klarheit herrscht inzwischen aber bei den US-Zöllen. Es ist zwar nicht das Horrorszenario von 30-Prozent-Zöllen eingetreten, aber auch die 15-Prozent Zölle stellen eine massive Verschlechterung im Vergleich zur bisherigen Situation dar und werden bei vielen deutschen Konzernen das US-Geschäft erheblich belasten. Das wird zu Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe führen.“
Allerdings gebe es auch Unternehmen, die kaum oder gar nicht negativ betroffen sind, betont Brorhilker: „Industrieunternehmen mit Produktionsstätten in den USA oder Dienstleister, die nicht oder kaum auf grenzüberschreitenden Warenverkehr angewiesen sind, können deutlich besser mit der US-Zollpolitik leben als Unternehmen, die aus Deutschland in die USA exportieren. Es wird wohl in den kommenden Jahren verstärkt Investitionen deutscher Konzerne in den USA geben, was ganz im Sinne der US-Regierung sein dürfte.“ Brorhilker folgert daher: „Für den Industriestandort Deutschland wird die Lage dadurch noch ernster, die Probleme werden noch größer.“
Autobranche steckt in der Krise
Im zweiten Quartal hat sich die Krise der Automobilhersteller weiter vertieft. Insgesamt verbuchten die Unternehmen bei einem Umsatzrückgang von sechs Prozent einen Gewinneinbruch von 43 Prozent. Der in Nordamerika und in Asien erwirtschaftete Umsatz schrumpfte sogar jeweils um 14 Prozent.
„Die Autoindustrie befindet sich mitten in einem Sturm. Neben dem stotternden Hochlauf der Elektromobilität sorgen einbrechende Umsätze in den wichtigen Absatzmärkten China und USA für Probleme. In den USA sorgen die Zölle für ein Absatzminus, während auf dem chinesischen Markt verstärkt einheimische Elektroautos gefragt sind und kaum noch deutsche Verbrenner. Dieser Wandel hat die deutsche Autoindustrie auf dem falschen Fuß erwischt – und deutliche Besserung der Lage ist vorerst kaum zu erwarten. Die deutsche Autoindustrie muss jetzt sehr rasch wieder Tritt fassen und an Wettbewerbsfähigkeit zulegen – das ist enorm wichtig für den Industriestandort Deutschland. Wir werden eine Reduzierung der Produktionskapazitäten sehen bis hin zu Werkschließungen und Stellenabbau in größeren Umfang“, prognostiziert Brorhilker.
Abwärtstrend bei der Beschäftigung: Zahl der Mitarbeiter sinkt um ein Prozent
Heute schon sinkt die Beschäftigung bei den DAX-Konzernen: Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sank im zweiten Quartal dieses Jahres um gut 30.000 bzw. 0,9 Prozent. Aber: 20 von 34 Unternehmen, die entsprechende Angaben machen, haben die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass einige große Konzerne ambitionierte Kostensenkungsprogramme mit Abfindungsangeboten aufgesetzt haben, die sich erst mit Verzögerung in den Zahlen der Unternehmen widerspiegeln werden, betont Ahlers: „Der Rückgang der Beschäftigtenzahl wird anhalten und sich sogar verstärken. Gerade die großen Industriekonzerne müssen sich schlanker aufstellen. Stellen in der Verwaltung werden abgebaut, Managementebenen reduziert. Hinzu kommt der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz, der auch im Bereich Forschung und Entwicklung für eine höhere Geschwindigkeit, aber gleichzeitig auch für einen sinkenden Bedarf an Beschäftigten sorgen wird. All das stellt eine echte Bewährungsprobe für den Standort Deutschland dar. Umso wichtiger ist, dass nun rasch mit weiteren Impulsen und Strukturreformen das Wachstum in Deutschland und Europa gefördert wird.“
Telekom erwirtschaftet den mit Abstand höchsten Gewinn
Das gewinnstärkste Unternehmen unter den DAX-Konzernen war wie schon im ersten Quartal die Deutsche Telekom, die einen operativen Gewinn von 6,6 Milliarden Euro erwirtschaftete – vor allem dank eines starken US-Geschäfts. Dahinter liegt der Versicherungskonzern Allianz mit einem operativen Gewinn von 4,4 Milliarden Euro. Beide Unternehmen konnten ihren Gewinn im zweistelligen Prozentbereich steigern. Das stärkste Gewinnwachstum schafften Siemens Energy (plus 1553 Prozent) und die Deutsche Bank (plus 489 Prozent), gefolgt von SAP (plus 101 Prozent). Die stärksten Gewinneinbußen verzeichneten Bayer (minus 98 Prozent), die Porsche AG (minus 86 Prozent) und Mercedes-Benz (minus 69 Prozent).