3 Minuten Lesezeit 14 September 2021
Arbeitskollegen diskutieren im Büro

Wie Projektmanagement Kommunen besser ans (Klima-) Ziel bringt

Von Metin Fidan

Partner, Europe West Green Transformation Leader and Europe West Mining & Metals Leader, EY Consulting GmbH | Deutschland

Sieht in der Dekarbonisierung, Digitalisierung, in der Dezentralisierung sowie in der Konvergenz vor allem Chancen für die Energiewirtschaft. Wandel ist für ihn eine Gestaltungsaufgabe.

3 Minuten Lesezeit 14 September 2021

Vier Beispiele zeigen, welche Instrumente Stadtwerken und Kommunen für eine effektivere Zusammenarbeit zur Verfügung stehen.

Überblick
  • Die Befragten der Stadtwerkestudie 2021 wünschen sich bessere Kommunikation und Kooperation bei der Umsetzung von Energiewendeprojekten auf kommunaler Ebene.
  • Auf dem Weg zur Dekarbonisierung treffen verschiedene Sektoren und Interessen aufeinander. Hier muss klar sein, wer für welche Schritte verantwortlich ist.
  • Projektmanagement bietet großes Potenzial für die Kooperation von Stadtwerken und Kommunen, wie Beispiele aus Trier, Mühlheim, Duisburg und Darmstadt zeigen.

Deutschlands Kommunen haben sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Auf dem Weg zu Klimaneutralität ist die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken unerlässlich. Doch diese läuft nicht immer reibungslos. Die Stadtwerkestudie 2021 von EY und dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigt, dass es vor allem an den Schnittstellen knirscht: Bessere Kommunikation, die Definition gemeinsamer Ziele und eine engere Zusammenarbeit unter Einbeziehung aller Entscheidungsträger stehen weit oben auf der Wunschliste der Studienteilnehmer.

Ein gutes Beispiel dafür ist das komplexe Feld Smart City: Hier greifen viele verschiedene Sektoren und Interessen ineinander, sodass es kaum verwundert, dass Versorger genau hier den starken Wunsch nach strafferem Projektmanagement sehen. Um die Smart City zu organisieren, verlangen sie nach „klarer Zuweisung eines Verantwortlichen (in der Kommune, im Energieunternehmen oder extern) mit entsprechenden Ressourcen“.

Wind turbines near Berlin/ Germany with colorful sunset

Download: Stadtwerkestudie 2021

Zusammen in die Zukunft: Wie Stadtwerke und Kommunen gemeinsam klimaneutral und erfolgreich werden können.

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Aufgaben und Verantwortung klar verteilen

Wie aber kann eine solche institutionalisierte Zusammenarbeit aussehen? Zunächst müssen die Beteiligten alle Aufgaben und Verantwortungen eindeutig zuweisen. Das kann in Form von Kooperationsvereinbarungen, einer Ertüchtigung bestehender Aufgabenträger oder der Gründung neuer Aufgabenträger geschehen.

Welche Form gewählt wird, hängt stark von verschiedenen Stellschrauben ab:

  • Art und Umfang der Aufgaben,
  • erforderlicher Verbindlichkeitsgrad in der Zusammenarbeit,
  • vergaberechtliche Erfordernisse für eine gegenseitige Beauftragung.

Es gibt viele positive Beispiele, wie die Dekarbonisierung gemeinsam erfolgreich umgesetzt werden kann. Die Potenziale müssen systematisch erschlossen werden, nur so können Stadtwerke und Kommunen eine Wertschöpfung im Stadtkonzern erreichen. Aktuelle Beratungsfälle legen mindestens vier Wege nahe, Projekte besser zu steuern. Diese Auswahl ist nicht erschöpfend. Je nach lokalen und regionalen Anforderungen werden Stadtwerke und Kommunen eigene Wege finden, wie folgende Beispiele zeigen.

Es gibt viele positive Beispiele, wie die Dekarbonisierung gemeinsam erfolgreich umgesetzt werden kann. Die Potenziale müssen systematisch erschlossen werden, nur so können Stadtwerke und Kommunen eine Wertschöpfung im Stadtkonzern erreichen.
Metin Fidan
Partner, Europe West Green Transformation Leader and Europe West Mining & Metals Leader, EY Consulting GmbH | Deutschland

Beispiel 1: Aufgaben an die Stadtwerke übertragen

Ein gutes Beispiel für die Ertüchtigung eines bestehenden Aufgabenträgers sind die Stadtwerke Trier. Die Stadt Trier hat in den vergangenen Jahren sukzessive mehr Aufgaben an ihre Tochter übertragen, die heute zwölf Sparten vereint. So können die Stadtwerke Trier systematisch Potenziale zur Dekarbonisierung erschließen oder Kosten senken, indem Infrastrukturen mehrfach genutzt werden. Zuletzt haben die Stadtwerke Trier eine Kooperationsvereinbarung mit der Stadt geschlossen, um den kommunalen Immobilienbestand zu dekarbonisieren.

Beispiel 2: Kooperationsgesellschaften

In Mülheim an der Ruhr wurde die eMHergie als Kooperationsgesellschaft der Wohnungsunternehmen SWB und MWB sowie des Mülheimer Energieversorgers medl gegründet, um die Wärmewende im Wohnungsbestand voranzutreiben. Solche Vorhaben gibt es in anderen Städten auch unter Einbeziehung der kommunalen Liegenschaften.

Beispiel 3: Beteiligungsholding

Die DVV (Beteiligungsholding der Stadt Duisburg) hat ein Innovationscenter Smart City errichtet. Sie betreibt das Center als Ort für Innovation und Projektentwicklung rund um die Smart City. So stärkt sie die Institutionalisierung der Kooperation zwischen Stadt, städtischen Aufgabenträgern, Wissenschaft und anderen.

Beispiel 4: Erweitertes Aufgabenspektrum

In Darmstadt hat die Stadt einen Großteil ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten in privatrechtlicher Organisationsform gebündelt. Die dazu gegründete HEAG Holding leistet zudem das Beteiligungsmanagement der Stadt Darmstadt. Dabei nimmt sie deutlich strategischere Aufgaben wahr als eine klassische Finanzholding. So leistet die HEAG zum Beispiel interne Unternehmensberatung für die Stadtwirtschaft. Sie betreibt auch das Stadtwirtschaftsportal als Querschnittsportal aller städtischen Aufgabenbereiche mit Kundenbezug. Zu den finanzwirtschaftlichen Aufgaben einer solchen Gesellschaft kommen also strategische und operative Aufgaben hinzu.

Fazit

Ob eine Kooperationsgesellschaft für die Wärmewende wie in Mülheim an der Ruhr oder ein Innovationscenter einer Beteiligungsholding wie in Duisburg – es gibt viele positive Beispiele, wie Stadtwerke und Kommunen die Dekarbonisierung gemeinsam erfolgreich angehen können.

Die Potenziale müssen systematisch erschlossen werden. Das kann besonders gut gelingen, wenn innerhalb des Stadtkonzerns die Akteure hierfür zusammenfinden. Die Infrastruktur bleibt dann im Zugriff der Stadt und kann gemeinschaftlich auch über die kommenden Jahrzehnte optimiert betrieben werden. Geschäftsmodelle und damit Wertschöpfung entstehen gemeinschaftlich. Ressourcen können gemeinsam optimal aufgebaut und genutzt werden. Hierfür müssen Aufgaben und Verantwortlichkeiten klar definiert sein und dort liegen, wo Ressourcen verfügbar sind. Das passende Projektmanagement hilft dabei.

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Von Metin Fidan

Partner, Europe West Green Transformation Leader and Europe West Mining & Metals Leader, EY Consulting GmbH | Deutschland

Sieht in der Dekarbonisierung, Digitalisierung, in der Dezentralisierung sowie in der Konvergenz vor allem Chancen für die Energiewirtschaft. Wandel ist für ihn eine Gestaltungsaufgabe.