3 Minuten Lesezeit 9 Dezember 2022
Blitzschlag hinter Strommast

Versorgungssicherheit und niedrige Preise wichtiger als Umwelt- und Klimaschutz

Von Andreas Siebel

Partner, Leiter Energy & Resources, Strategy and Transactions, EY-Parthenon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft | Deutschland

Ist seit mehr als 20 Jahren als Berater und Gutachter im internationalen, nationalen und kommunalen Umfeld tätig und dabei stets mit Herz bei der Sache.

3 Minuten Lesezeit 9 Dezember 2022

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Die Umfrage „Energiekrise 2022 aus Verbrauchersicht“ zeigt auf, wo Verbraucher derzeit ihre Prioritäten setzen.

Überblick
  • Der Gaspreisdeckel allein reicht nicht.
  • Energiesparen ist selbstverständlich geworden.
  • Beim Ausbauziel der erneuerbaren Energien herrscht Skepsis.

Für 48 Prozent der Bundesbürger steht die Versorgungssicherheit an erster Stelle, wenn es um die Energieversorgung geht. Niedrige Preise folgen mit 40 Prozent. Nur 12 Prozent stellen Umwelt- und Klimaschutz über Versorgungssicherheit und niedrige Preise. Die Umfrage zeigt zudem deutlich, dass die Menschen in Deutschland bereits Energie sparen, aber sich angesichts der explodierenden Energiepreise weitere Entlastungen wünschen. Das sind Ergebnisse der repräsentativen Umfrage „Energiekrise 2022 aus Verbrauchersicht“, für die rund 1.000 Personen befragt wurden.

Versorgungssicherheit, niedrige Preise und der Umwelt- und Klimaschutz bilden derzeit keinen Dreiklang. Die ökologischen Aspekte sind in der Prioritätensetzung weit nach unten gerutscht.
Andreas Siebel
Partner, Leiter Energy & Resources, Strategy and Transactions, EY-Parthenon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft | Deutschland

Gaspreisdeckel allein reicht nicht

45 Prozent der Befragten wünschen sich Entlastungen auch bei anderen Energieträgern als Erdgas. Nur 19 Prozent halten den Gaspreisdeckel für ausreichend. Nach weiteren relevanten Energieträgern gefragt, wünschen sich 87 Prozent der Umfrageteilnehmer Entlastungen bei den Strompreisen. Auch bei fossilen Brennstoffen sind Preisdeckel gewünscht: 62 Prozent plädieren für niedrigere Kraftstoffpreise, 41 Prozent für Entlastungen beim Heizöl. Entlastungen bei erneuerbaren Energien wie Holz bzw. Holzpellets möchten 8 Prozent.

Trotz Preisdeckel wird Energie gespart

Erfreulich ist die große Bereitschaft zum Energiesparen. Trotz Fördermaßnahmen wie dem Gaspreisdeckel wollen 77 Prozent der Befragten ebenso viel Energie sparen wie ohne. 23 Prozent wollen mehr Energie verbrauchen als ohne Deckel.

Preissubventionen können zu Fehlanreizen führen. Die Notwendigkeit, Energie zu sparen, wurde zwar erkannt, doch die Bereitschaft, diese Erkenntnis in die Tat umzusetzen, sinkt, wenn der Geldbeutel weniger belastet wird.
Andreas Siebel
Partner, Leiter Energy & Resources, Strategy and Transactions, EY-Parthenon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft | Deutschland
Blitzeinschlag in einen Strommast

EY Umfrage: Energiekrise 2022 aus Verbrauchersicht

Versorgungssicherheit und niedrige Preise wichtiger als Umwelt- und Klimaschutz

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Energiesparen ist selbstverständlich geworden

Wie groß die Bereitschaft zum Energiesparen ist, zeigt sich daran, dass bereits 83 Prozent der Befragten Maßnahmen ergriffen haben, um Energie zu sparen. Weitere 9 Prozent planen dies, nur 8 Prozent wollen keine Energieeinsparmaßnahmen ergreifen. Energiesparen ist in weiten Teilen der Bevölkerung selbstverständlich geworden.

Die meisten Befragten sparen bei der Heizung (87 Prozent), gefolgt von Maßnahmen beim Licht (83 Prozent). 70 Prozent sparen in Dusche und Bad und 56 Prozent schränken den Gebrauch elektronischer Geräte ein. Bei der Mobilität wird vergleichsweise wenig gespart: Nur 38 Prozent der Befragten ergreifen Maßnahmen mit Blick auf das Tanken.

Längere Laufzeiten der Atomkraftwerke mehrheitlich befürwortet

Befragt nach den längeren Laufzeiten der Atomkraftwerke befürworten 57 Prozent eine Verlängerung über den April 2023 hinaus. 30 Prozent sind für eine Verlängerung bis dahin, nur 13 Prozent lehnen eine Verlängerung ab. Dieses Ergebnis spiegelt die hohe Priorisierung der Versorgungssicherheit und den Wunsch nach niedrigen Preisen wider.

Skepsis beim Ausbauziel der erneuerbaren Energien

Ob erneuerbare Energien kurz- und mittelfristig zur Versorgungssicherheit beitragen können, sieht die Mehrheit der Befragten kritisch. 65 Prozent der Befragten glauben nicht, dass 2030 mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden können. Lediglich 35 Prozent halten dieses Ziel für erreichbar.

In den erneuerbaren Energien schlummert ein großes Potenzial. Information auf Verbraucherebene ist der Schlüssel, um Vertrauen in die erneuerbaren Energien zu stärken und die Menschen bei der notwendigen Energiewende mitzunehmen.
Andreas Siebel
Partner, Leiter Energy & Resources, Strategy and Transactions, EY-Parthenon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft | Deutschland

Informationsdefizit bei Energiepreisen

Welche Relevanz eine nutzerorientierte Information bei den Energiepreisen hat, zeigt sich auch daran, dass sich 54 Prozent der Befragten nicht über die steigenden Energiepreise und deren Auswirkungen informiert fühlen. Trotz allgegenwärtiger Berichterstattung in den Medien sehen sich nur 46 Prozent ausreichend informiert.

Fazit

Die Prioritäten bei den Verbrauchern haben sich verschoben: Versorgungssicherheit und niedrige Preise liegen weit vor Umwelt- und Klimaschutz. Allen Energiesparmaßnahmen zum Trotz reicht der Gaspreisdeckel allein nicht aus. Um die aktuelle Krise zu meistern, sind weitere Maßnahmen notwendig. Wenn die Energiewende gelingen soll, muss das Vertrauen in die erneuerbaren Energien gestärkt werden.

Weitere Informationen zur internationalen Energiekrise sowie der geplanten Gaspreisobergrenze der Europäischen Union erhalten Sie unter „Weitere Materialien”.

Über diesen Artikel

Von Andreas Siebel

Partner, Leiter Energy & Resources, Strategy and Transactions, EY-Parthenon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft | Deutschland

Ist seit mehr als 20 Jahren als Berater und Gutachter im internationalen, nationalen und kommunalen Umfeld tätig und dabei stets mit Herz bei der Sache.